Hintergrundwissen: Laufbahn- und Spielfeldbeläge für Außensportanlagen

Der Begriff „Tartanbahn“ hat sich für Kunststofflaufbahnen jedes Typs eingebürgert - dabei ist es eigentlich ein Markenname aus den 1960er Jahren
Der Begriff „Tartanbahn“ hat sich für Kunststofflaufbahnen jedes Typs eingebürgert - dabei ist es eigentlich ein Markenname aus den 1960er Jahren Bild: Stadionwelt

Mag für den Laien eine Laufbahn von der anderen kaum zu unterscheiden sein, verbirgt sich in einem Bodensystem doch eine Menge an sportplatzbaulichem Know-how und funktioneller Eigenschaften.

Außer im Wurfring aus Beton und der sandgefüllten Sprunggrube ist auf einer modernen Leichtathletik- und Mehrzweck-Sport-Anlage heutzutage standardmäßig die Kunststoffbahn als Bodenbelag verbaut; auf Spielplätzen dient dasselbe Material in anderer Zusammenstellung als Fallschutz.
Bei Laufbahnen und Mehrzweckböden für Leichtathletik-Hallen gelten, bis auf Produkteigenschaften, die auf äußere Wettereinflüsse hin eingestellt sind, im Wesentlichen dieselben Eigenschaften.

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Die rote „Asche“ aus Ziegelmehl (offizielle Bezeichnung: Tennen-Plätze bzw. -Bahnen) ist auch heute noch in Deutschland anzutreffen, jedoch wird sie nach und nach fast vollständig vom Kunststoff verdrängt. Hierbei hat sich das Synonym „Tartanbahn“ für Kunststofflaufbahnen jedes Typs eingebürgert. Es handelt sich aber um einen Markennamen eines US-amerikanischen Herstellers, mit dessen Erfindung seit den 1960er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Kunststofflaufbahn ihren Siegeszug um die Welt antrat. Während der Olympischen Sommerspiele 1968 in Mexiko stieg die Zahl der Rekorde in den Sprint- und Sprung-Disziplinen rapide an – beflügelt wurden die Athletendurch die technische Revolution unter ihren Füßen. Die aus vielen Gründen – so die Sicherheit für die Athleten, die der einfachen Pflege und der Schaffung gleicher Wettkampfbedingungen – vorteilhafte Erfindung wurde schnell von anderen Herstellern aufgegriffen, die rote Farbgebung und körnige Oberflächenstruktur der Kunststoffbahn vermittelt nach wie vor das historische Erscheinungsbild. In der Tat können aber sowohl der Boden wie auch die Linierung grundsätzlich farblich frei gestaltet werden.

Im Gegensatz zu vielen anderen sportspezifischen Technologien und Baumaterialien, etwa die vergleichsweise rasante Entwicklung des Kunstrasens, hat sich das Produkt seit Jahrzehnten kaum verändert – und eine fachmännisch eingebaute und gepflegte Kunststofflaufbahn wahrt ihre Qualität über Jahrzehnte. Der Unterbau – nicht sichtbar aber spürbar unabhängig von tieferen Schichten des Unterbaus (zum Beispiel dem Schotter) beginnt das System der Kunststoffbahn gemäß DIN 18035-6 mit einer unteren und einer oberen Asphaltschicht, gefolgt von einer Elastikschicht und schließlich der Nutzschicht.

Die Elastikschicht bilden Styrol-Butadien-Kautschuk-Granulat (SBR-Granulat) und Polyurethan (PUR) als Bindemittel. Die Nutzschicht besteht aus Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk-Granulat (EPDM) und wiederum PUR. Die typische Körnung der Oberfläche entsteht durch das Einschütten oder EPDM Granulats, dessen Kanten nach der Einbindung in das PUR herausstehen. Bei bestimmten Belagstypen entfällt die Elastikschicht, deren Funktion von einer stärker aufgetragenen Nutzschicht übernommen wird.

Die unterschiedlichen Eigenschaften verschiedener Produkttypen und Marken gehen aus der Stärke der Materialschichten hervor sowie der Verarbeitung des Materials. Die Zusammenstellung seiner Komponenten beeinflusst zudem Eigenschaften wie die Unempfindlichkeit gegen UV-Strahlung sowie Kälte und Hitze und die allgemeine Strapazierfähigkeit.

Bei Kunststoffbelägen sind die Anforderungen an den Baugrund und den Aufbau besonders hoch. Oberstes Ziel ist es, eine völlig plane Fläche ohne Dellen zu bauen. Entsprechende Vorgaben für den Aufbau macht eine DIN-Tabelle, deren Felder mit denen der jeweilgen Belagstypen korreliert. Zu beachten ist immer auch ein Gefälle, das über alle Flächen eingearbeitet wird, um den Ablauf von Regenwasser zu ermöglichen.

Insitu- und Hybrid-Bauweise

Fünf verschiedene Vorgehensweisen sind beim Einbau zu unterscheiden: die Insitu- sowie Hybrid- Bauweise und eine solche, bei der alle Komponenten vorgefertigt sind und vor Ort nur noch verlegt werden. Eine vierte Option bietet sich gegebenenfalls bei Sanierungen, die einen Teil des Bestands weiterverwenden, indem die neue Bahn über einer alten gebaut wird (Retopping). Die fünfte Bauweise besteht in der Verlegung eines ab Werk komplett auf Rollen gelieferten Systems, das sich auch das Material unterscheidet – hier ist von Kautschuk die Rede.

Im Insitu-Verfahren werden alle Schichten vor Ort angemischt und aufgetragen und auf die gewünschte Schichtstärke verdichtet. Schon die Elastikschicht geht auf diese Weise eine dauerhafte Verbindung mit dem Asphalt ein. Bei der Hybrid-Bauweise wird die ab Werk gelieferte Elastikschicht auf dem Asphalt verklebt und die Nutzschicht im Anschluss an die Verteilung einer Schicht für den Porenschluss flüssig aufgebracht, indem das EPDM-Granulat in die PU-Schicht gegeben wird.

Je nachdem, ob die Nutzfläche struktur-, spritz-, schütt oder gießbeschichtet ist, erkennt das geschulte Auge die Unterschiede anhand der Oberflächenbeschaffenheit. Während bei der Spritzbeschichtung das Granulat wie in einer Glasur gebunden ist, treten bei im Schütt- der Gießverfahren entstandenen Nutzflächen die einzelnen Körner deutlicher hervor.

Vollständig anders, auch hinsichtlich des Materials und des höheren Preises, stellt sich der komplett vorgefertigte Boden dar, der als Bahnenware installiert wird. Auf die mit einer Gitterstruktur geprägte Unterlage wird synthetischer und gewalzter Kautschuk vulkanisiert. Die wasserdichte Oberflächenstruktur ist hier nicht mehr körnig, sie gleicht eher einer grob geknüpften Matte.

In Deutschland hat sich dieses System nicht durchgesetzt, da hier die traditionelle, zuvor beschriebene Bauart eindeutig dominiert. Allerdings ist das Produkt von der Rolle fester Bestandteil bei Premium-Veranstaltungen wie den Olympischen Spielen und auch eine feste Größe unter anderem bei IAAF-Leichtathletik-Weltmeisterschaften.

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