Grundlagenwissen: Das Wichtigste zum Thema Kunstrasen

Damit ein Betreiber von den Vorteilen eines Kunstrasenspielfeldes wirklich langfristig profitieren kann, müssen in der Planung, im Bau und im Betrieb einige Voraussetzungen erfüllt werden.

Der Kunstrasen – bzw. Kunststoffrasen, so der korrekte Fachbegriff, hat in den vergangenen Jahren eine immer größere Verbreitung erfahren. Er ist insbesonde dort stark nachgefragt, wo Fußballvereine sich angesichts ihrer alten Tennenplätze in ihrer Entwicklung gehemmt sehen, wo das Naturrasenspielfeld zum „Acker“ verkommen ist oder der Naturrasen wegen der periodisch erforderlichen Nutzungseinschränkung nicht ausreichend Trainingszeiten ermöglicht. Bei vergleichsweise geringem Pflegeaufwand jederzeit gute Trainings- und Spielbedingungen vorzufinden und auch im Winter in den Abendstunden auf dem Platz Sport treiben zu können und hiermit für alte und neue Vereinsmitglieder attraktiv zu sein, dies sind die wesentlichen Beweggründe zum Neubau von Kunstrasenfeldern oder die Umwandlung bestehender Anlagen in solche.
Die mittlerweile langjährige Praxis zeigt, dass die genannten Erwartungen durchaus erfüllt werden können. Aber: Es muss eine ganze Reihe von Bedingungen erfüllt bzw. müssen Missverständisse ausgeräumt sein.

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K.o.-Kriterien kennen!

Ein solches synthetisches System kann von Einflüssen der unmittelbaren Umgebung stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Eine angrenzende Laufbahn mit Tennenbelag ist ebenso ungeeignet wie eine Sprungrube, aus der Sand auf den Kunstrasen gelangt. Sehr ungünstig ist es auch, eine Kunstrasenfeld unmittelbar aneinen Baumbestand grenzen zu lassen. Jeglicher Eintrag von systemfremden organischen oder nichtorganischen Komponenten führt zu Problemen. Und ein großer Anteil der regelmäßigen Erhaltungsmaßnahmen zielt darauf, ebensolche Einträge wieder zu entfernen, da die Fremdkörper zur Moosbildung führen oder zu Verhärtungen im Schichtaufbau des Systems und damit die sportfunktionellen Eigenschaften beeinträchtigen sowie den Lebenszyklus verkürzen.

Auch aus diesen Gründen ist der Bau eines Kunstrasenfeldes nie isoliert zu betrachten und kann unter Umständen nicht 1:1 in ein bestehendes Sportfeld eingepasst werden. Zu dieser Betrachtung zählt auch, dass die gewünschten vielen Nutzungsstunden nur mit einer Flutlichtanlage realiserbar sind, die gegebenfalls noch neu installiert werden muss. Auch muss vielleicht eine aufwändigere Zaun- und Tor- Anlage eingebaut werden, wenn die „wilde Nutzung“ oder Vandalismus verhindert werden muss.

Welches Produkt für welchen Wettbewerb? Die Anforderungen der Fußballverbände
Wenn ein Kunststoffrasen in offiziellen Wettbewerben eingesetzt werden soll, muss zuvor geklärt werden, ob der jeweilige Typus zugelassen ist. Auf internationaler Ebene lässt die FIFA den Kunststoffrasen zu. Bedingung: Das Produkt muss vom Weltverband zertifiziert sein.
In Deutschland gelten strenge Normen und zusätzlich sind Prüfzertifikate einzuholen. Hiermit ist ein anspruchsvolles Niveau definiert. Ein Bauherr in Deutschland kann sich an einen „FIFA Preferred Producer“ wenden, um eine optimale und nachhaltige Qualität zu erhalten – andere namhafte Hersteller müssen allerdings keineswegs weniger qualifiziert sein. Das FIFA-Zertifikat ist nicht gleichbedeutend ist mit der DIN-Konformität.
In FIFA-Endrunden sind Produkte des Typs „FIFA RECOMMENDED 2 STAR“ erforderlich, in den Vorrunden reicht „1 STAR“ aus. In den UEFA-Topwettbewerben muss ebenfalls „2 STAR“ verwendet werden, während in allen anderen UEFA-Wettbewerben „1 STAR“ den Anforderungen entspricht.
Im deutschen Profi-Fußball gibt es zwischen DFB und DFL die Verabredung, dass bis hinab in die Regionalliga nur Naturrasen zugelassen ist.
Im deutschen Amateur-Fußball von der Regionalliga bis in die Landesliga sind Belagstypen B, D, E und G laut DIN 18035-7 zugelassen, in tieferen Spielklassen auch der Belagstyp A.

Ferner ist das Kuntrasenspielfeld zwingend auf eine konsequent durchgeführte Unterhaltspflege angewiesen sowie in bestimmten Abständen intensivere Maßnahmen. Auch das Verhalten der Sportler (keine Stollenschuhe, kein Zurücklassen von Abfall etc.) gehört zur sachgemäßen Nutzung.
Zur größtmöglichen Zufriedenheit mit dem Kunstrasenplatz führt freilich auch die Auswahl des am besten geeigneten Produktes – und dies auch in der wirtschafltichen Betrachtung. Währdem allerdings der Fußballverein in erster Linie die obere Nutzschicht optisch wahrnimmt und auch hinsichtlich der Spieleigenschaften in den Vordergrund rückt, verbirgt sich darunter jedoch ein Schichtaufbau, der maßgeblich zum Spielkomfort und der Langlebigkeit des Platzes beiträgt. Um das optimale Gesamtergebnis zu erzielen – von der Produktauswahl über die Ausschreibung und den Einbau bis in die Pflege und Erhaltung – ist unbedingt ein ausgewiesener Fachmann als kompetenter Partner des Bauherren und dessen Vetreter im gesamten Prozess einzubinden. Beispielsweise ist ein typisches Problem von Kunstrasenplätzen ein zu gering kalkulierte Menge an Einfüllmaterial. Die zu niedrige Füllhöhe kann auch zustandekommen, indem beim Bau beteiligte Unternehmen auf diese unlautere Weise ihre Niedrigpreisangebote kompensieren. Nur ein im Sportplatzbau erfahrener Projektpartner ist in der Lage, derartige Defizite zu verhindern.

Bevor der Bauherr beziehungsweise Hauptnutzer des zu erstellenden Kunstrasenplatzes ein Bauprojekt mit Kunststoffrasenplatz in die Wege leitet, sollte er seine Hausaufgaben gemacht und ein Nutzungskonzept erstellt haben, aus dem hervorgeht, in welchen Sportarten das Spielfeld wie intensiv und auf welchem Wettkampf-Niveau genutzt wird. Im Sinne der Vollkostenrechnung und Kalkulation mit allen Variablen muss über die Anfangsinvestition hinaus auch ein Budget für die laufenden Pflege- und Reparaturarbeiten bereitstehen – und zu guter letzt muss man schon zu Beginn an das Ende denken und den Betrag einplanen, der in etwa anfallen wird, um das Kunststoffrasensystem nach Ende seines Lebenszyklus wieder zu entfernen. Auch die Flutlichtanlage gehört zur Vollkostenrechnung sowie der Wasserverbrauch, wenn Wässerungen (wie empfohlen) durchgeführt werden.

Welches Produkt passt?

Ohne die eigenen Anforderungen zu haben ist es nicht sinnvoll, sich für ein Kunstrasenprodukt zu entscheiden. Ein auf höchste Ansprüche im Fußball zugeschnittenes System ist nur bedingt mehrzwecktauglich beziehungsweise im Unterhalt zu anspruchsvoll, um es für eine wenig kontrollierte Nutzung ohne Zugangsbeschränkung freizugeben. Um andererseits ein Sport- und Freizeitangebot etwa im öffentlichen Raum, für Schulen oder als Zusatzattraktion auf dem Vereinsgelände zu schaffen, also Betätigungen aller Art für jedermann zu ermöglichen, sind einfacher strukturierte Installationen besser geeignet. Die optimierten Spieleigenschaften, die ein System bietet, das für den Profi-Fußball entwickelt wurde, können nur mit einem Pflege- und Erhaltungsaufwand aufrecht erhalten werden, der dem für einen Naturrasen unter Umständen schon recht nahekommt. Wird der Platz tatsächlich so sorgfältig behandelt, ist er eben keine frei verfügbare Spielwiese mehr, die jederzeit für alle Interessenten und alle Arten von Aktivitäten bereitsteht.

Die Vielfalt an Kunstrasen-Produkten ist heute schon groß – und weiterhin präsentieren die Anbieter fortwährend Innovationen sowie Verbesserungen im Detail, die den Unterbau, die Verfüllung, das Filament oder die Gesamtkonstruktion betreffen können. Bei den renommierten Anbietern, die schließlich zahlreiche Referenzen vorweisen können, kann der Kunde sich darauf verlassen, dass die geprüften und zertifizierten Produkte einwandfrei und von hoher Qualität sind. Und auf Gütesiegel sollte er bei den erheblichen Investitionen auch achten angesichts der bis zu 15 Jahre, die der neue Sportplatz bei entsprechender Pflege im Einsatz sein soll.

Bei Niedrigpreis-Angeboten ist Skepsis angesagt. In der Tat befindet sich derzeit in Deutschland eine signifikante Anzahl von Sportplätzen im Rückbau. Hier sind zum Teil Materialien zum Einsatz gekommen, die mindestens im Verdacht stehen, gesundheitsgefährdend zu sein, die mit Blick auf den Umweltschutz bedenklich sind oder schlicht minderwertig. Für den Laien und selbst den Fachmann ist der Unterschied nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Zu den Bestandteilen des Materials gehören unter anderem UV-Stabilisatoren. Werden diese nicht in ausreichender Menge beigemischt, macht zwar der Hersteller Einsparungen, jedoch nicht der Kunde. Während sich das Produkt anfangs vielleicht nicht von einem höherwertigen unterscheidet, treten die Probleme jedoch mit fortwährender Sonneneinstrahlung auf – die Farbe verblasst, und auch die funktionellen Eigenschaften lassen schnell nach. Ferner ist nicht die Kunstrasen-Deckschicht allein zu betrachten, sondern auch die Elastikschicht und der Schicht-Unterbau im Erdreich. Alle Komponenten sind aufeinander angewiesen und bilden ein Gesamtsystem, bei dem jeder Bestandteil seinen Anteil an der Funktion und Lebensdauer hat. In sofern lassen sich Einsparpotenziale sinnvoller in Anbetracht der gesamten Konstellation herausarbeiten als nur am Belag. Und selbst die zertifizierte Qualität eiwandfreier Produkte kann nicht realisert werden, wenn ein mangelhafter Einbau stattfindet.

Optimal ist es darüber hinaus immer, sich bei verschiedenen Stellen zu informieren und mehrere Meinungen einzuholen. Letzen Endes aber liegt „die Wahrheit auf dem Platz“. So sollte man die Gelegenheit nutzen, mit einigen Spielern verschiedene Plätze zu testen, sich nach deren Aufbau und Hersteller zu erkundigen, um auf diese Weise eine subjektive Einschätzung zu finden, welcher Belag am angenehmsten ist und den Spielern am meisten zusagt.

Der Kunstrasen bedeutet ohne Frage eine hohe Anfangsinvestition und turnusmäßige hohe Folgeinvestitionen sind vorprogrammiert, insbesondere beim Recycling des alten und Neu-Einbau des neuen "Teppichs". Die Wirtschaftlichkeitsberechnung führt in aller Regel über die Nutzungsstunden (außer bei Sportvereinen, bei denen die Aufrechterhaltung des Trainings- und Spielbetriebs oberste Priorität hat und den Preis rechtfertigt, also auch ein höheress Budget vorliegt.) Werden die 800 Stunden im Jahr, für die ein Naturrasen gut ist, deutlich überschritten? Sind die möglichen 2.000 Stunden auf dem Kunstrasen angesichts der örtlichen Vereine annähernd erreichbar und ist eine intakte Flutlichtanlage vorhanden, die diese Nutzung abends und im Winter überhaupt ermöglicht? Vor dem Start eines Kunstrasen-Projekts ist durchaus ein ganzer Katalog an Fragen ehrlich zu beantworten.

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