Sportboden: Robust und vielseitig

Der überwiegende Anteil der Sporthallen wird für die Mehrzwecknutzung in verschiedenen Sportarten gebaut. Und bei hoher Nutzungsintensität im Trainings- und Wettkampfbetrieb auf unterschiedlichstem Niveau ist es zuallererst der Boden, der die Voraussetzungen hierfür schafft.

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Sollen auch Kulturveranstaltungen in einer Halle stattfinden können, ist ebenfalls zuallererst die Eignung des Bodens zu prüfen. Die Minimierung des Verletzungsrisikos, insbesondere die Schonung der Gelenke, gehört aber heutzutage selbstverständlich zu den wichtigsten Anforderungen an den Sportboden in Mehrzweckhallen. Und er muss den bestmöglichen Kompromiss zwischen verschiedensten sportartspezifischen Anforderungen bieten – zwischen Ballsprungverhalten, Rutschsicherheit, Trittfestigkeit und weiteren Faktoren, die in den meisten Fällen zur Frage der Elastizität des Untergrundes führen. Ferner geht es um die Tauglichkeit für die Belastung, die durch Rollen entsteht, etwa durch Rollhockey, den Rollstuhlsport und auch durch Teleskoptribünen und Materialwagen.

Alles geregelt

Für Sporthallen generell ist der Normenkatalog der DIN 18032 maßgeblich. Sie legt die Anforderungen und Prüfungen für den Bau und die Ausstattung von Sporthallen sowie Räume für den Sport und die Mehrzwecknutzung fest. Die DIN 18032-1 behandelt die Planung, die DIN V 18032-2 (Vornorm, aktuelle Ausgabe von 2001) definiert die Anforderungen für Sportböden, deren gesamten Aufbau sowie die Prüfung. Die weiteren Teile behandeln unter anderem Trennvorhänge, die Ballwurfsicherheit, ausziehbare Tribünen und Sportgeräte.

Für Bodenbelagsarbeiten gilt die DIN 18365. Jedes Kapitel dieses Normen-Werks impliziert weiterführende Themenbereiche mit Normen, so bleibt beim Sportboden auch der Brandschutz nicht außen vor, das gestiegene Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein verlangt darüber hinaus eine Minimierung der Risiken durch unbedenkliche Inhaltsstoffe. Aussagen über die Öko-Bilanz von Produkten sind unter Umständen kritisch zu betrachten. Selbst wenn ein Belag als recyclebar deklariert ist, bedeutet dies nicht, dass eine Verwertungskette in der Praxis tatsächlich existiert. Unter anderem die Tatsache, dass ein Belag immer mit dem jeweiligen Kleber behaftet ist, kann solche Prozesse unwirtschaftlich bis undurchführbar machen. Dennoch: Umwelt-Zertifikate haben ihre Berechtigung wie auch der Umstand, dass kontrollierte Herstellungsprozesse und Nachweise über Inhaltsstoffe den Verbraucher schützen und den Markt regulieren – auch dahingehend, dass die strengen deutschen Auflagen den Import dubioser Produkte eindämmen. Nicht zuletzt kann es ein auch Auswahlkriterium für ein Sportbodensystem sein, ob dieses geeignet ist, eine Bodenheizung aufzunehmen.

Darüber hinaus haben die Entwickler zudem einen Blick auf die Schall-Emissionen, die ihre Produkte verursachen und damit auf die Trittschalldämmung. Auch die elektrostatische Aufladung sowie die hygienischen Eigenschaften (Stichwort: „Bakteriostatik“) werden berücksichtigt, darüber hinaus soll ein Boden für die Sportler, Zuschauer und Kameras störende Licht-Reflexionen nicht fördern. Jedwede Kriterien müssen vereinbar sein mit den Postulaten nach extremer Strapazierfähigkeit und Langlebigkeit.

Die richtige Wahl

Jede Eigenschaft jedes Bodentyps ist in allen Details beschrieben – einerseits von Seiten des Normen- und Verordnungs-Pakets, andererseits von Seiten der Hersteller. Wer sich als Interessent auf die Suche nach dem geeigneten Produkt für seine Halle macht, stößt früher oder später auf tabellarische Übersichten, in denen die Anbieter aufführen, welche Produkte mit welchen sport- und schutzfunktionellen Eigenschaften in welchem Maße für welche Sportarten geeignet sind – ein Großteil aller Böden ist für die meisten Sportarten beziehungsweise Tätigkeiten verschiedener Altersgruppen geeignet und können ohne Bedenken in jeder Mehrzweckhalle verlegt werden. Jedoch gibt es Ausnahmen. Insbesondere, wenn Sport auf Rollen ausgeübt werden soll, sind bestimmte Aufbauarten von Böden kaum geeignet. Auch mag die Bezeichnung „doppelter Schwingboden“ fälschlicherweise zu der Annahme führen, dieser Aufbau sei besonders komfortabel – im Gegenteil: Er bietet unter allen Sportboden-Typen die geringste Stoßabsorption und ist damit für Ballspiele und Gymnastik bei Kindern und Senioren nicht geeignet.

Es dürfte kein Sportboden-System geben, das unter allen Umständen für jeden Nutzungsweck die volle Punktzahl erreicht. Es sind aber alle auf dem Markt angebotenen Produkte mindestens für eine ganze Reihe von Einsatzbedingungen sehr gut geeignet. Ein Bauherr sollte sich durch die Vielfalt nicht verunsichern lassen. Die Normen und Zertifikate sorgen dafür, dass nur hohe Qualität angeboten werden können. Und die typischen Produktgruppen sind sich bei den diversen Herstellern trotz unterschiedlicher Markennamen wegen des hohen Standardisierunggrades sehr ähnlich. Der zukünftige Betreiber ist gut beraten, sein Nutzungskonzept möglichst präzise zu definieren und sich von einem Fachmann durch die Auswahl leiten zu lassen – für den Laien sind viele der verfügbaren Oberbeläge schlicht nicht zu unterscheiden, und dies gilt erst recht für die Eigenschaften der Unterkonstruktionen.

Entscheidungsgrundlagen bei der Auswahl von Sportbodensystemen

Detailliertes Nutzungskonzept der Halle – mit langfristiger Perspektive zu klären:
•    Welche Sportarten/welche Mehrzwecktauglichkeit?
•    Welche Nutzerkreise mit welcher Gewichtung?
•    Wie hoch wird jeweils die Auslastung?
    – Ausübung auf welchem Trainings- und Wettkampfniveau?
    – Sind Anforderungen der jeweiligen Verbände zu berücksichtigen?
    – Muss für bestimmte Events ein Spezialboden verlegt werden?
•    Wird Sport auf Rollen oder z. B. Hockey ausgeübt?
•    Werden Teleskop- oder mobile Tribünen installiert?
    – Eignung des Bodens muss gewährleistet sein
•    Welche weitere Nutzung neben Sport (Multifunktionalität) ist wahrscheinlich?
    – Welche Auslastung z. B. mit Kongress/Kultur/Konzerte/Party
    – Sollen schwere Aufbauten (z. B. Bühnen) möglich sein?
    – Sollen schwere Lasten auf dem Boden bewegt werden?
    – Findet eine mechanische Belastung des Bodens statt (z. B. Kratzer durch Tische/Stühle)
    – Findet Gastronomie etc. statt (Ausschank in der Halle?)
Unterkonstruktion und Oberbelag müssen geeignet sein, ggf. muss zusätzlich ein Schutzboden angeschafft werden. Im Dialog mit einem Fachberater klären, welche Nutzungsaspekte auf welcher Prioritätsstufe liegen. Zum Beispiel kann beim Schwerpunkt auf einer Sportart die Bodenmarkierung entsprechend gestaltet werden (Handball) oder aber auch eine spezielle Ausstattung mit Bodenhülsen erforderlich sein (Geräteturnen).

Schwerpunkt-Sportarten und Merhrzwecktauglichkeit

Sollten Schwerpunkte auf einer oder mehreren Sportarten liegen, lassen sich diese sehr gut bei der Produktauswahl berücksichtigen. Die vorgegeben Kriterien fließen schließlich in die Ausschreibung beziehungsweise das Beratungsgespräch mit einem Fachplaner ein. Ein Experte mit viel Erfahrung im Sporthallenbau weiß dann auf Anhieb, in welche „Schublade“ das Projekt gehört und kann die am besten geeigneten Optionen anbieten.

Sofern im Betriebskonzept einer Halle Wettkämpfe nach internationalen Standards oder andere, die einen Spezialboden erfordern, vorgesehen sind, hilft der Fachplaner auch bei der Erarbeitung von Lösungen, mit denen der Mehrzweckbelag in Einklang mit den Bestimmungen der jeweiligen Verbände zu bringen ist oder für mobile Bodensysteme, die bei Bedarf über den Mehrzweckboden gelegt werden. Auch die Mehrzwecknutzung im Sinne kultureller Veranstaltungen wie Feiern oder Konzerte sollte, sofern sie angedacht ist, beim Sportboden explizit Berücksichtigung finden. Der größte Fehler bei einem Projekt wäre es, wegen unzureichender Nutzungskonzeption in eine Sackgasse zu geraten. Wer schon in der Planungsphase alle Szenarios durchgespielt hat, gerät hingegen nicht in diese Gefahr.

Bei Ausschreibungen öffentlicher Bauträger ist davon auszugehen, dass das günstigste den Zuschlag erhält, und private Investoren tendieren selbstverständlich auch zur Entscheidung über den Vergleich der Zahlen. Dennoch ist es angeraten, nicht allzu kurzfristig zu denken. Ein guter Sportboden ist auf einen Lebenszyklus von mehreren Jahrzehnten angelegt. Um ein solches Alter bei starker Beanspruchung zu erreichen, ist allerdings auch die Einhaltung der Richtlinien für die Unterhaltspflege entscheidend. Und vor allen Dingen kommt es darauf an, dass die Verlegung normenkonform und durch erfahrene Fachleute erfolgt. Angesichts einer Investition für Jahrzehnte hat noch kein Bauherr wirklich Einsparungen durch den Billig-Import zweifelhaften Materials und ungeschulte oder unmotivierte Handwerker gemacht – ein weiterer guter Grund, nicht allein das Zahlenwerk eines Angebots zu beachten, sondern auch die Referenzen der Bieter und deren Leistungsfähigkeit unter die Lupe zu nehmen.

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