Projekt Sporthalle: Worauf Bauherren achten sollten

Bauherr einer neuen Sporthalle zu sein, bedeutet, viele Hausaufgaben zu erledigen und Anforderungen zu erfüllen. Mit Hinblick auf die späteren Nutzergruppen ist die Gestaltung einer optimalen Halle aber auch eine sehr interessante Aufgabe.

Die wesentlichen Schritte beim Bau einer Sporthalle.
Die wesentlichen Schritte beim Bau einer Sporthalle.
Der Bau einer Sporthalle ist in der Regel ein langwieriger Prozess. Vom Tag der Idee bis zum Baubeginn und der letztlich alles entscheidenden Fertigstellung vergehen meist viele Jahre, wenn es sich um einen konventionellen Bau handelt und nicht um die Erstellung einer Leichtbauhalle, die auf wesentlich unkompliziertere Weise zu bekommen ist. Im gesamten Planungsprozess stellt die Bedarfsermittlung den ersten und zugleich fundamentalen Schritt dar.

Hierbei sollte immer klar sein, dass ein solches Projekt fast immer im Sinne einer Interessengemeinschaft realisiert wird. Mithilfe von Experten und der Meinung von potenziellen Benutzergruppen gilt es, den Bedarf zu erläutern. In diesem Rahmen müssen Fragen über die spätere Art der Nutzung (Sportarten, Mehrzwecknutzung etc.) und Belegungsdichte (Nutzungsintensität) beantwortet werden. Man sollte, wo die Lage nicht eindeutig ist, sich darauf einstellen, viele Meinungen zu hören, sich viele Argumente bereitzulegen und sicher auch, möglichst viele Interessenvertreter ein-zubinden, um zu einem politischen Konsens zu gelangen.

Höhere Auslastung durch Trennvorhänge.
Höhere Auslastung durch Trennvorhänge.

Trends aufgreifen

Es sollte zunächst kein Standard-Hallentypus als gegeben angenommen werden. Der Vereinssport befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, die Konkurrenz durch kommerzielle Angebote und den nicht institutionalisierten Sport wächst nach wie vor. Wenn Kommunen Fitness-Parcours sowie Soccer- und Skate-Anlagen im öffentlichen Raum anbieten, kommen sie damit ihren Aufgaben nach.

Aber auch Vereine und Sportanlagen müssen sich den Herausforderungen stellen, Trends aufgreifen und sich bemühen, über den Katalog der klassischen Sportarten und Strukturen hinaus attraktiv zu sein. Inwieweit dies zur Etablierung regeloffener Sportanlagen führen muss, wird in Fachkreisen schon länger diskutiert. Es ist auch davon auszugehen, dass Experten für Sportanlagen interessante Lösungen anbieten können. Ob im Umfeld der Sporthalle ein Parcours Sinn macht, ob innen oder außen eine Kletterwand integriert wird – diese und vergleichbare Ansätze sind immer eine Überprüfung wert.

Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wird im Projekt die konzeptionelle Ausrichtung festgehalten. Dies beinhaltet unter anderem Aspekte wie die Standortabklärung, die infrastrukturelle Erschließung und die Definition der späteren Benutzergruppen. Aus einer Analyse des späteren Bedarfs heraus wird dabei auch die Entscheidung über die Größe der Sporthalle und die sportartspezifische Ausstattung gefällt.

Die Sportgeräte-Ausstattung sollte immer in Abhängigkeit vom Nutzungskonzept gewählt werden.
Die Sportgeräte-Ausstattung sollte immer in Abhängigkeit vom Nutzungskonzept gewählt werden.

In diesem Zusammenhang werden die gewünschten Sportgeräte, der Sportboden und weitere Baudetails bestimmt. Die Entscheidung über die Größe der Halle ist jedoch nur zu treffen, wenn man weiß, wofür man die Halle später nutzen möchte. Handelt es sich bei der Sporthalle um eine reine Schulsporthalle oder wird sie auch von Vereinen genutzt? Findet nur Breiten- oder auch Wettkampfsport mit Publikum statt? Diese und die Fragen nach den auszuführenden Sportarten sind früh zu klären. Denn für den Spielbetrieb von Hallensportarten sind die Spielfeldmaße und die entsprechende Sicherheitszone vorgegeben. Und Zuschaueranlagen wirken sich deutlich auf die Dimensionierung des Gebäudes aus.

Die Praxis zeigt, dass die klassische Schulsporthalle mit einem Boden mit Mehrfeldmarkierung und einer multifunktionellen Sportausrichtung die Breite des Schulsports gut abdeckt. Um jedoch in allen Bereichen die Sportmöglichkeiten zu optimieren, ist eine genaue Anforderungsanalyse in der Planungsphase dringend erforderlich.

Darüber hinaus ist ggf. auch eine Mehrzwecknutzung abseits des Sports geplant. Weitere Punkte, die aus der Machbarkeitsstudie hervorgehen, sind infrastrukturelle Aspekte sowie ein grober Finanzierungsplan und ein Rahmenterminplan. Bereits zu diesem Zeitpunkt ist der Einsatz einer kompetenten Planungskommission unabdingbar.

Linoleum-Sportboden.
Linoleum-Sportboden.

Für Projekte in der Größenordnung einer Sporthalle ist zudem die breite Akzeptanz in der Bevölkerung und diversen Interessensgruppen wichtig. Auf Grundlage der Machbarkeitsstudie gilt es in einem ersten Planungsschritt, die Umsetzbarkeit des Konzeptes zu überprüfen. Bei einer Gegenüberstellung des erwünschten und dem machbaren Konzept werden dem Fachplaner einige Entscheidungen abgenommen, andere hingegen müssen unter sozio-ökonomischen Gesichtspunkten noch getroffen werden.

Eine gute Hilfe bei der Erstellung eines endgültigen Konzeptes ist die Besichtigung vergleichbarer Anlagen und der Austausch mit erfahrenen Sporthallenbetreibern. Ein weiterer Punkt in der Planung ist die Festlegung des Kostenrahmens und einer Prognose hinsichtlich der Betriebskosten. Dabei gilt der Einbezug sämtlicher finanzieller Mittel, sei es durch Eigenkapital, Sponsorengelder oder Fördermittel.

PVC-Sportboden.
PVC-Sportboden.

Ist der finanzielle Rahmen gesteckt und das Konzept erstellt, geht es in einem nächsten Schritt dazu über, sich an aus-führende Unternehmen zu wenden. Die Begleitung des Projekts durch einen Sportfachspezialisten ist dringend angeraten. Neben der Überwachung des Projektes aus sporttechnischer Sicht und der Beratung bei Bau und Betrieb zählt dazu auch die Unterstützung bei der Umsetzung der gesetzten Ziele und der gesetzliche Vorgaben.

Die allgemeinen Anforderungen sind unter anderem die gesetzlichen Vorgaben zu Brandschutz, Sicherheit, Fluchtwegen, Umweltverträglichkeit, Energiekonzept und eine behindertengerechte Konzipierung. Zu den sportartspezifischen Anforderungen zählen die richtige Auswahl der Sportgeräte, des Bodens und des benötigten Materials sowie Angaben zum Betriebskonzept.

Unterkonstruktion und Belag sind entscheidend für die sportfunktionellen Eigenschaften.
Unterkonstruktion und Belag sind entscheidend für die sportfunktionellen Eigenschaften.

Ausstattung nach Nutzungskonzept

Die Auswahl der Sportgeräte richtet sich nach dem späteren Nutzungsprofil der Sporthalle. Vor allem die Auswahl der Sportgeräte, die im Betrieb fixiert werden müssen (Tore, Körbe etc.), sollte schon frühzeitig getroffen werden. Denn zur Befestigung der Gerätfundamente werden Bodeneinbauten erforderlich. Auch bei der Wahl des Sportbodens kommt es auf die spätere Nutzung an.

Weitere Baudetails, die zu klären sind, betreffen die Konstruktionsweise des Gebäudes, die Statik, das Dach, die elektrische Ausstattung sowie das Energie- und Bewässerungskonzept. Generell gilt es bei der Konstruktion einer Sporthalle alle Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen.

In energetischer Hinsicht ist das Konzept des Passivhauses zukunftsweisend. Bei einer häufigen und vielseitigen Nutzung einer Sporthalle liegt ein besonderes Augenmerk zudem auf der Elektronik. Neben der Beleuchtung, der Anzeigetafel und der Beschallung fallen darunter unter anderem die Sprachalarmanlage und die Bedienung von automatisch regulierbaren Trennwänden sowie ausfahrbaren Basketballkörben oder Toren. In den modernen Hallen funktioniert dies mithilfe von zentral steuerbaren Eingabesystemen, mit denen beispielsweise die Beleuchtung von den Nutzern gesteuert werden kann. Die Gebäudeüberwachung und die Energieoptimierung können mit einem modernen Management-System über Bedien-Schnittstellen oder automatisiert gesteuert werden.

Entscheidungsgrundlagen bei der Auswahl von Sportbodensystemen

Detailliertes Nutzungskonzept der Halle – mit langfristiger Perspektive zu klären:
- Welche Sportarten/welche Mehrzwecktauglichkeit?
- welche Nutzerkreise mit welcher Gewichtung?
- Wie hoch wird jeweils die Auslastung?
            - Ausübung auf welchem Trainings-/Wettkampfniveau
            - Sind Anforderungen der jeweiligen Verbände zu berücksichtigen
            - Muss für bestimmte Events ein Spezialboden verlegt werden?
- Wird Sport auf Rollen (z.B. Hockey) ausgeübt?
- Werden Teleskop- oder mobile Tribünen verwendet?

- Welche weitere Nutzung neben Sport (Multifunktionalität)?
            - Welche Auslastung z.B. mit Kongress/Kultur/Konzerte/Party?
            - Sollen schwere Aufbauten (z.B. Bühnen) möglich sein?
            - Sollen schwere Lasten auf dem Boden bewegt werden?
            - Findet Gastronomie etc. statt (Ausschank in der Halle)?


Unterkonstruktion und Oberbelag müssen geeignet sein, ggf. muss zusätzlich ein Schutzboden angeschafft werden.

Im Dialog mit einem Fachberater klären, welche Nutzungsaspekte auf welcher Prioritätsstufe liegen. Zum Beispiel kann beim Schwerpunkt auf einer Sportart die Bodenmarkierung entsprechend gestaltet werden oder aber auch eine spezielle Ausstattung mit Bodenhülsen erforderlich sein (z.B. beim Geräteturnen).

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