Schwimmbad: Funktionsräume

Umkleiden, Duschen und Sanitärbereiche werden anhand von konkreten Richtlinien geplant. Der Gestaltungsspielraum ist immer noch groß. Hierbei kommt es aber darauf an, nicht am Nutzungskonzept vorbei zu planen.

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In dieser typischen Anordnung mit den WCs und Waschbecken an den Stirnseiten der Duschräume wird in der Tiefe des Gebäudekörpers Fläche gespart. Es ist jeweils eine 1,20m breite Duschkabine abgetrennt.
In dieser typischen Anordnung mit den WCs und Waschbecken an den Stirnseiten der Duschräume wird in der Tiefe des Gebäudekörpers Fläche gespart. Es ist jeweils eine 1,20m breite Duschkabine abgetrennt. Bild: Stadionwelt

Um die Wasserflächen ordnen sich in Hallenbädern unverzichtbare Funktionsbereiche an. Die Umkleiden, Duschen und Sanitärbereiche für die Besucher sind stets gestaffelt angeordnet, sodass der Zugang zum Schwimmbecken immer durch diese Zonen führt. In Freibädern oder Kombi-Bädern kann die Anordnung anders sein – die Betrachtung von Hallenbädern ist insofern aufschlussreicher, als hier im Rahmen der Objektplanung enge Zusammenhänge zwischen Wasserfläche, Nutzflächen und Gebäudevolumen bestehen.

Typisches Beispiel für die Kombination von Einzel- und Sammelkabinen . Gegenüber einer reinen Kabinen-Lösung ist diese Version platzsparend.
Typisches Beispiel für die Kombination von Einzel- und Sammelkabinen . Gegenüber einer reinen Kabinen-Lösung ist diese Version platzsparend. Bild: Stadionwelt
Ein Grundprinzip für die Anordnung der genannten Zonen ist, vergleichbar mit Sporthallen, seit eh und je eine auf die Hygiene und funktionale Zuordnung optimierte Anordnung: Der Besucher betritt die Halle mit Straßenschuhen und voll bekleidet und kommt, nachdem er zunächst die Zutrittskontrolle passiert hat, im Wasser barfuß oder mit Badeschlappen und in Badekleidung an. Aus diesem profanen Sachverhalt können sich unterschiedliche Anordnungen ergeben. Wichtig ist immer die Trennung von „Schuhgängen“ vs. „Barfußgängen“ und „Trockenzonen“ vs. „Nasszonen“. Ein Grundprinzip ist ferner, dass zwischen Eingang bzw. Haupterschließungsgang,  Schuhgang/Trockenzone und Schwimmbecken bzw. Nasszone Durchgangszonen liegen, die von zwei Seiten aus betreten und verlassen werden. Im Sinne der Hygiene ist es dabei untersagt, mit Straßenschuhen in den Barfußbereich zu treten.

In der Regel sind der Schwimmhalle dieselben Sanitäranlagen zugeordnet, die auch auf dem Weg von und zur Umkleide erreichbar sind. Dies macht in funktionaler Hinsicht Sinn und ist auch in baulicher Hinsicht ein Vorteil, weil Leitungen und Ausbauleistungen gebündelt werden. Objekte mit komplexerer räumlicher Gliederung, etwa solche mit nebeneinander angelegten aber räumlich separierten Wettkampf-, Trainings- und Sprungbecken und/oder zweigeschossig gegliederte Objekte mit separatem Zugang zu Zuschaueranlagen und und/oder Umkleiden, erfordern eine andere Anordnung als das Standard-Bad.

So werden hier auch nur aus dem Beckenbereich heraus schnell erreichbare WCs angeboten. Sport-Brausen, die nicht der Körperpflege dienen, sondern den Sportlern zur Temperierung, befinden sich ebenfalls in der Nähe des Beckens. Für Freizeitbäder, in denen die Besucher weniger mit Routinen vertraut sind als im Sport-Umfeld, gilt die Empfehlung, die Duschen so an die Wegeführung zu koppeln, dass es naheliegt und angeregt wird, die Dusche vor dem Betreten des Schwimmbeckens zu benutzen.

Sportbad oder Freizeitbad? Der Schlüssel unterscheidet sich

An Umkleiden sind verschiedene Typen zu unterscheiden: Sammelumkleiden, Wechselkabinen, Familienkabinen, Umkleiden für Menschen mit Behinderungen und Lehrerkabinen. Auch sind die entsprechenden Gangbreiten, Abstände, Breiten und Höhen beschrieben, wobei zum Teil der Verweis auf die Versammlunggstättenverordnung hinsichtlich der Flucht- und Rettungswege stattfindet.Diese Bereiche können also weitgehend im Baukastenprinzip und im Raster geplant werden.

Bedarf an Umkleideplätzen nach KOK-Richtlinie.
Bedarf an Umkleideplätzen nach KOK-Richtlinie. Bild: Stadionwelt

Bedarfsermittlung gemäß KOK-Richtlinie.
Bedarfsermittlung gemäß KOK-Richtlinie. Bild: Stadionwelt
Aber wie lässt sich der Bedarf an Umkleideflächen und Spinden ermitteln sowie der an WCs und Duschen? Grundsätzlich gilt, dass Sportbäder einfacher ausgestattet werden können als Freizeitbäder, in denen sich unterschiedliche Benutzergruppen aufhalten. Vor allen Dingen Familien haben einen hohen Bedarf an spezifischer Ausstattung. So ist hier die Umkleidekabine von Vorteil, in denen Eltern Kleinkinder besser betreuen können. Es sind immer funktionale Zusammenhänge zu beachten: Wenn z. B. Kabinen, Duschen und WCs für Rollstuhlfahrer eingerichtet werden, müssen diese auch über die angebotenen barrierefreien Zugänge und Erschließungswege erreichbar sein – und von ihnen aus auch das Schwimmbecken, sodass wiederum die Bodenhygiene zum Thema wird.

Planer orientieren sich bei der Bedarfsermittlung an Handbüchern und Formeln, die recht genaue und zutreffende Festlegungen ermöglichen. Freilich muss hierfür ein auch eine zutreffende Beschreibung der Nutzung und Besuchergruppen zugrunde liegen. Der „Koordinierungskreis Bäder“ in der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen e. V. gibt Publikationen heraus, in die gesammelte Erfahrungswerte und bewährte Standards einfließen, so u. a. die „KOK-Richtlinien für den Bäderbau“. Es sind alle gängigen Einrichtungen und Ausbaumerkmale beschrieben, so verschiedene Schließfach-Typen mit ihren Abmessungen, aber auch Bänke, Duschen, WCs, Urinale, Deckenhöhen und Bodenbeschaffenheiten etc.
Eine Bemessungsgrundlage für alle Ausstattungen in den Umkleiden und Sanitärbereichen ist die Wasserfläche in m².  Darüber hinaus wird, wie angedeutet, in den Richtlinien zwischen dem Typus Hallenbad und dem Typus Freizeitbad unterschieden, das aus den genannten Gründen umfangreicher ausgestattet wird.

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