Fallbeispiel: Bewegungs-Parcours in Köln

Bewegungsparcours sprießen derzeit in vielen Städten aus dem Boden – auch in Köln. Die rheinische Metropole setzt seit einigen Jahren auf die Bewegungsangebote im kommunalen Raum. Stadionwelt gibt einen Überblick über die städtischen Maßnahmen und die Vorreiterrolle der Stadt Köln.

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Wer an einem gewöhnlichen Sommerabend durch die Stadt streift, sieht an den üblichen Joggingstrecken und in den Parks der Stadt Ansammlungen von Sportlern. Dort wird gesprungen, hantiert, Jung und Alt führen allenthalben Klimmzüge, Sit-ups und Hocksprünge aus. Die Sportler haben ganz offensichtlich die öffentlichen Räume erobert.

Und dies ist auch so gewollt. In der Metropole am Rhein wird Sport im Freien inzwischen groß geschrieben und mit gezielten Projekten gefördert. Der Grund: Millionenstädte wie Köln konkurrieren mit anderen Großstädten um junge Menschen, unternehmen und Familien. Durch derlei Maßnahmen sollen diese angelockt und gehalten werden. Daher etablieren Städte wie Köln immer häufiger sportliche Bereiche, die zum Joggen und weiteren sportlichen Übungen animieren. Die Parcours sind kurz gesagt Bewegungsparks im öffentlichen Raum, die mit ihren Sportgeräten verschiedenen Zielgruppen offen stehen und damit zur Gesundheit und zum Wohlbefinden der Bevölkerung dienen sollen. Sinn und Zweck der Angebote liegen auf der Hand. „Für die Großstadtbewohner bietet Sport im öffentlichen Grün einen enormen Mehrwert“, erklärt Simone Winkelhog vom Presseamt der Stadt Köln gegenüber Stadionwelt. In Köln finden sich solche Anlagen zum Beispiel am inneren und äußeren Grüngürtel, die sich als langer Streifen und als grüne Lunge rund um die City ziehen. Die Bewegungsparcours sind inzwischen fester Bestandteil des Stadtbilds. Doch das war noch nicht immer so.

Neuer Bewegungs-Parcours ersetzt Trimm-Dich-Pfad

Man muss in den Geschichtsbüchern nicht allzu weit zurückblättern, um die ersten Kölner Gehversuche in diesem Bereich zu identifizieren, nachdem die alten Trimm-Dich-Pfade aus den 1970er Jahren vom Stadtwald verschluckt wurden. Die Anfänge gab es im Jahr 2009. Damals wurden seitens der Stadt die ersten Multifunktionsgeräte, sogenannte „Trimm-Fit-Zonen“ an bereits vorhandenen Joggingstrecken im Blücherpark und im Inneren Grüngürtel errichtet. Der erste große Bewegungsparcours folgte 2012. Im Zuge der Stadtwalderweiterung wurde der Parcours in der Nähe des Adenauer Weihers eingeweiht. Dieses Angebot profitierte von einer Spende des gemeinnützigen Vereins Scherz e.V. (Initiator ist der ehemalige Profi des 1. FC Köln Matthias Scherz).

Insgesamt gibt es im Kölner Stadtgebiet bereits sechs größere Bewegungs-Anlagen und fünf kleinere dieser Art. Die kleineren Anlagen bestehen aus ein bis zwei Kombigeräten. Die Stadt versucht bei der Standortwahl, die Anlagen sinnvoll ins bestehende Stadtbild zu integrieren und diese dadurch aufzuwerten.

„Die Bewegungsparcours werden vornehmlich zur Ergänzung von bereits vorhandener Sportnutzung angeboten: An viel genutzten Laufstrecken und zum Beispiel am Adenauer Weiher als Ersatz für den gern genutzten aber veralteten Trimm-Dich-Pfad aus den 1970er Jahren“, sagt Winkelhog. „Die Standorte orientieren sich am Kölner Grünsystem, insbesondere am Inneren und Äußeren Grüngürtel“, so Winkelhog weiter.

Wichtiger Teil im Kölner Konzept ist der Mehrgenerationen-Trimm-Dich-Pfad. Die Idee dahinter: An einem zentralen Ort im Inneren Grüngürtel, der bereits als Sportschwerpunkt genutzt wird, gibt es nun ein Bewegungsangebot, das sowohl Senioren als auch ambitionierte Sportler anspricht. Konkret bedeutet dies, dass für den Bereich Motorik Geräte bereit stehen, die die Mobilisierung des Oberkörpers und der Hüftgelenke trainieren und gern von älteren Menschen genutzt werden. Geräte, die die Koordination und das Gleichgewicht trainieren, sprechen hingegen alle Altersgruppen an. In dem Bereich Athletik finden vornehmlich ambitionierte Sportler Betätigung, und an den Trimmfit-Zonen können alle Altersgruppen Kraft mit dem eigenen Körpergewicht aufbauen – je nach eigener Leistungsfähigkeit. Die Planung und Koordination der Geräte und Muskelgruppen erfolgte in Köln mithilfe wissenschaftlicher Unterstützung. Sportwissenschaftler unterstützten zum Beispiel die Entwicklung der ersten Bewegungsparcours in Köln. Die ersten Bewegungsparcours sollten ursprünglich alle Freizeitsportler ansprechen – mit Geräten für den Kraftaufbau mit dem eigenen Körpergewicht, Mobilisation und Koordination. Inzwischen hat sich die Szene weiter professionalisiert und ausdifferenziert. So werden nun auch spezielle Angebote für Trendsportarten wie Calisthenics und Parkour für ambitionierte Sportler geplant.

Die Domstadt ging in Sachen Bewegungsparcours in Deutschland als eine der ersten Städte voran. „Köln hat in diesem Bereich eine Vorreiterrolle“, unterstreicht Pressesprecherin Winkelhog. Sie berichtet, dass es auch immer wieder Anfragen anderer Städte gebe, die sich an den Kölner Erfahrungen orientieren möchten. Der Mehrgenerationen-Parcours im Inneren Grüngürtel wurde anlässlich der Messe FSB 2015 sogar einem breiten Fachpublikum vorgestellt.

Die Kosten für einen Bewegungsparcours seien realistisch betrachtet bei mindestens 50.000 Euro zu veranschlagen, sagt Winkelhog. Die Preise für verschiedene Anlagen variieren freilich, je nach Größe und Ausstattung. Der „Mehrgenerationenparcours“ in Köln habe beispielsweise 112.000 Euro gekostet, konnte aber durch eine Spende der Kölner Grün Stiftung umgesetzt werden. Interessierte Städte können bei der Umsetzung unter verschiedenen Geräte-Anbietern wählen. Nach Angaben von Winkelhog ist die Anbieterauswahl jedoch schnell eingegrenzt.

Sie formuliert die Ansprüche an die Geräte wie folgt: „Die Geräte für Outdoor-Fitness müssen hohen Belastungen im öffentlich Raum standhalten, sollen möglichst Vandalismussicher sein und verschiedenen DIN-Normen gerecht werden.“ Im Vordergrund stehen bei den Bewegungsparcours die Sicherheit und Funktionsfähigkeit. Daher rücken städtische Mitarbeiter regelmäßig an. Alle Standorte mit Parcours und Multifunktionsgeräte werden einmal wöchentlich kontrolliert, zudem gibt es vierteljährliche und eine jährliche Funktionsprüfung.

Boom? „Auf jeden Fall!“

Das Austoben an den Geräten steht jedermann frei – ab einem gewissen Alter. Die öffentlichen Anlagen sind für alle Interessierten ab 14 Jahren frei und ohne Zugehörigkeit zu einem Verein nutzbar. So lautet auch die städtische Definition der Anlagen in Abgrenzung zu anderen städtischen Sport- oder Spielplätzen. In den vergangenen Jahren ist hinsichtlich der neuen Bewegungsangebote ein regelrechter Boom zu verzeichnen.

„Auf jeden Fall!“, stimmt Winkelhog zu und verweist auf die jüngste Vergangenheit in Köln. „Die Kölner Freizeitsportler nutzen die Bewegungsparcours intensiv und geben in aller Regel ein sehr positives Feedback zu den bestehenden Anlagen“, ist sich Winkelhog sicher. Dabei verlässt sich die Stadtverwaltung nicht nur auf das Bauchgefühl, sondern horcht vor Ort bei den Freizeitsportlern nach: „Stichprobenartige Befragungen an den vorhandenen Parcours liefern Anregungen und neue Impulse für die nächsten Planungen.“

Die Nachfrage ist demnach vorhanden, genauso wie der politische und institutionelle Wille, weitere Bewegungsparcours zu bauen. Die Stadt plant, im inneren Grüngürtel und in weiteren Stadtteilen, wie in Nippes, vielfältige Bewegungsangebote zu entwickeln. „Die Pläne befinden sich aktuell in der politischen Beratung“, so Winkelhog. Mit finanziellen Mitteln aus dem Stadtverschönerungsprogramm und Bürgerhaushalt sind neue Angebote in drei weiteren Parks bewilligt worden, Pläne sehen zudem Bewegungsangebote im rechtsrheinischen Grüngürtel vor. Bei der Planung gibt es auch die Möglichkeit, auf EU-Fördermittel zurückzugreifen. Aktuell laufen in Köln Förderanträge für Bewegungsparcours im Äußeren Grüngürtel auf der rechtsrheinischen Seite. Bislang wurde jedoch ein Großteil der Bewegungsparcours durch Spenden von Vereinen (Bürgervereinen, Scherz e.V.) sowie der Kölner Grün Stiftung finanziert. Der Siegeszug der Bewegungsparcours wird demnach auch in der kommenden Zeit weitergehen. Es bewegt sich also viel in Köln – auch in Zukunft.

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