Das Sportamt Remscheid im Porträt

Der Fachdienst Sport und Freizeit der Stadt Remscheid beschäftigt rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auf der Agenda stehen unter anderem die Kunstrasen-Umrüstung sowie die Digitalisierung – aber auch ein „Jahrhundertprojekt“.

„Viele Maßnahmen in Eigenregie durchführen“ – Im Interview spricht Martin Sternkopf, Leiter des Fachdienstes Sport und Freizeit der Stadt Remscheid, über aktuelle Herausforderungen, Großprojekte, digitale Initiativen, Nachwuchs – und Yoga.

Remscheid ist mit rund 110.000 Einwohnern – nach Wuppertal und Solingen – die drittgrößte Stadt des Bergischen Landes. „Vielfältige Freizeitangebote und soziale Einrichtungen machen das Leben in Remscheid lebens- und liebenswert“, verspricht die Stadt. Zur Freizeit gehört selbstredend auch die körperliche Betätigung. „Sport und Bewegung spielen in unserer Gesellschaft eine immer größere Rolle“, erklärt die Stadt. „Sie erfüllen eine wichtige soziale Funktion in den Stadtteilen für Behinderte und Nichtbehinderte, für Junge und Ältere, für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, für Frauen und Männer.“

Wie aus der Remscheider Sportentwicklungsplanung von 2016 hervorgeht, organisiert der Großteil der Remscheider Bürgerschaft sein Sporttreiben am liebsten selbständig (70,2 %). Dieses Resultat basiert auf einer Datengrundlage einer repräsentativen Bürgerbefragung im September 2014 beziehungsweise Februar 2015. Rund 13,5 % der Befragten nehmen demnach am Vereinssport teil. Ein interessanter Aspekt: Der Anteil derer, die kommerzielle Sportanbieter nutzen, ist beinahe so hoch wie der Anteil der Vereinssportler – bei den Frauen sogar schon höher. Der größte Anteil der Vereinssportler findet sich noch unter den 10-19 Jährigen (s. Tabelle).

Organisation des Sporttreibens nach ausgesuchten Merkmalen.
Organisation des Sporttreibens nach ausgesuchten Merkmalen. Bild: Remscheider Sportentwicklungsplanung

Der Fachdienst Sport und Freizeit unterhält zwei Stadien mit Naturrasenplätzen, das Röntgenstadion sowie das Stadion Reinshagen. Darüber hinaus gibt es acht städtische Kunstrasenplätze und drei Ascheplätze. Für den Freizeitsport stellt der Fachdienst sechs Beach-Volleyballfelder, eine beleuchtete Laufstrecke, einen ausgewiesenen Lauf- & Nordic-Walking-Park, einen Outdoor-Fitness-Parcours, eine Skater- Halle und ein Freibad zur Verfügung.

Für den Schul- und Vereinssport unterhält die Stadt Remscheid an gedeckten Räumen fünf Dreifach-Sporthallen, zwei Zweifach-Sporthallen, eine Groß-Sporthalle, 21 Einfach-Sporthallen, elf Gymnastikhallen und drei Bewegungsräume.

Organigramm des Fachdienstes Sport und Freizeit der Stadt Remscheid.
Organigramm des Fachdienstes Sport und Freizeit der Stadt Remscheid. Bild: Remscheider Sportentwicklungsplanung
Im Verwaltungsbereich des Fachdienstes Sport und Freizeit sind aktuell sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie eine Auszubildende beschäftigt. Der Fachdienst Sport und Freizeit beschäftigt unbefristet 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den Sportanlagen inklusive des Freibades. Hinzu kommen zwei Auszubildende für die Bäderbetriebe. Weitere 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden im Rahmen des Teilhabechancengesetzes Zug um Zug befristet auf den Sportanlagen und im Freibad beschäftigt.

„Durch die zusätzlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat sich die personelle Situation zuletzt verbessert“, sagt der Fachdienstleiter Martin Sternkopf. Er berichtet: „Der Fachdienst Sport und Freizeit wird seit einigen Jahren wieder als eigenständiger Fachdienst mit einem eigenen politischen Ausschuss geführt.

Die Position als Leiter des Fachdienstes bekleide ich seit fünf Jahren. Die Aufgabe ist äußerst vielseitig und interessant und ist mit einem normalen Schreibtischjob nicht zu vergleichen.“

Finanzielle und personelle „Mammutaufgabe“

Insgesamt befindet Sternkopf die Sportstätteninfrastruktur in Remscheid als „allgemein gut“. Die Stadt hatte bereits in 2008 in Kooperation mit der Bergischen Universität Wuppertal einen ersten Band zu den Grundlagen der Sportentwicklung in Remscheid herausgegeben. „Die Fortschreibung der Sportentwicklungsplanung erfolgte in 2016 durch das gleiche Team. Die darin enthaltenen Handlungsempfehlungen sind durch den Fachdienst Sport und Freizeit konsequent angegangen worden“, sagt Sternkopf. „Insbesondere im Bereich der Kunstrasenspielfelder nimmt Remscheid mit einer derzeitigen Quote von über 60% eine Vorreiterrolle ein.“ Das Thema Kunstrasen – insbesondere die Umwandlung bestehender Tennen-Spielfelder – sei „schon seit über einem Jahrzehnt beherrschendes Thema in Remscheid“, sagt Sternkopf. Die Stadt Remscheid habe hier „auch erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Anforderungen an moderne Sportstätten nachzukommen“.

Als zentrale Herausforderung zu Beginn des neuen Jahrzehnts macht der Amtsleiter jedoch die Pflege und den Erhalt der in Remscheid befindlichen Hallen und Sportanlagen aus – „angesichts knapper Ressourcen sowohl in finanzieller als auch personeller Hinsicht eine Mammutaufgabe“. Sternkopf räumt ein: „Wie in vielen Städten ist auch in Remscheid ein Sanierungsstau bei den Sportstätten entstanden.“

In Kooperation mit dem Gebäudemanagement werde regelmäßig ein Masterplan abgestimmt und aktualisiert, um diesen Sanierungsstau in den kommenden Jahren „Zug um Zug zu minimieren“, so Sternkopf.

Auch die Energiefrage beschäftigt die Verantwortlichen. So stellt das Gebäudemanagement schon seit geraumer Zeit im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten auf LED-Technik um. „Dadurch konnten schon erhebliche Einsparungen bei der Energie erzielt werden“, konstatiert Sternkopf.

„Jeder Euro, der in den Sport geht, ist Förderung“

Ein wesentlicher Gesichtspunkt liege derzeit bei der Konzentration auf die großen Sportanlagen im Stadtgebiet, sagt der Fachdienstleiter. Trotzdem sei „der allgemeine Zustand als zufriedenstellend anzusehen“.

In den letzten zwei Jahren wurde ein Neubau einer Dreifach-Sporthalle in Stadtteil Remscheid-Lennep realisiert. Es ist darüber hinaus geplant, einen weiteren Ersatzbau im Stadtgebiet Alt Remscheid mit Hilfe der politischen Gremien auf den Weg zu bringen. Prinzipiell sei „jeder Euro, der von der Stadt Remscheid in den Sport geht, im erweiterten Sinne Sportförderung“, sagt Sternkopf – „egal, ob etwas neu gebaut oder saniert wird, ob Sportmaterialien angeschafft werden oder ob es Kosten sind für das Personal, das die Anlagen pflegt oder verwaltet.“

Für die Vereine existiert im Haushalt zudem ein separater Topf „Sportförderung“ mit 130.000 Euro per annum. „Das Geld wird nach Beschluss des Ausschusses für Sport unter den Vereinen verteilt, zum Beispiel für die Unterhaltung von Vereinssportstätten, Übungsleiterzuschüsse, Zuschüsse für Schwimmvereine usw.“, erläutert Sternkopf. „Darüber hinaus können von den Vereinen pro Jahr noch insgesamt 10.000 Euro als Zuschuss zu Sanierungsarbeiten an ihren vereinseigenen Sportstätten abgerufen werden, die aus der Sportpauschale stammen.“

Freizeitattraktion für bis zu 3.500 Personen: das Freibad Eschbachtal.
Freizeitattraktion für bis zu 3.500 Personen: das Freibad Eschbachtal. Bild: Geodatenportal der Stadt Remscheid

In den letzten zwölf Monaten wurde unter anderem der Hallenboden in der Sporthalle Hackenberg erneuert, was rund 250.000 Euro kostete. „Der alte Boden war irreparabel und da dort das Zentrum des Rollschuhsports in Remscheid ist, wurde ein entsprechend strapazierfähiger Boden eingebaut“, berichtet Sternkopf. Zusätzlich wurde eine neue Rollhockeybande für 50.000 Euro und für die Funbox eine neue Skater-Anlage für 50.000 Euro angeschafft.

Das Gebäude der neuen Skater-Anlage wurde obendrein für 25.000 Euro saniert. In den kommenden zwölf Monaten wird überwiegend die Umsetzung des Ratsbeschlusses zur Umwandlung des unteren Tennenplatzes im Stadion Reinshagen – Heimstätte des Remscheider Sportverein 1897 e. V. – den Investitionshaushalt beeinflussen. Rund 1,1 Mio. Euro werden aufgewendet. Zudem wird für rund 100.000 Euro die Beregnungsanlage auf dem Naturrasenspielfeld im selbigen Stadion erneuert. Mit dem Freibad Eschbachtal – das einzige Freibad, das die Stadt verwaltet – wird außerdem das älteste Freibad mit künstlicher Wasserzufuhr für rund 275.000 Euro saniert. Die zwei übrigen Anlagen wurden vor gut 20 Jahren an die Stadtwerke ausgelagert.

Der Plan zur Errichtung eines Freibades ging auf die Initiative der Remscheider Wassersportfreunde zurück. Die technischen Voraussetzungen waren gegeben, das Bad unterhalb der Pumpstation im Eschbachtal anzulegen. Von der Pumpstation konnte täglich eine ausreichende Menge heißes Wasser abgegeben werden.

Nach mehrjähriger Bauzeit wurde das städtische Strandbad am 29. Juni 1912 in Betrieb genommen. Es gab einen mit Sand aufgeschütteten Badestrand. „Das Wasser für die Schwimmbecken wurde, wie geplant, von der Pumpstation im Eschbachtal zugeführt und konnte unter Benutzung der Dampfkesselanlage bei Bedarf erwärmt werden“, so Sternkopf. „Das war einzigartig in Deutschland und machte das Remscheider Strandbad zum ersten Freibad Deutschlands mit künstlicher Wasserzufuhr.“

Bei einem Bombenangriff auf Remscheid im Juli 1943 wurde das Strandbad teilweise zerstört, sodass es 1947 geschlossen wurde. Die Wiedereröffnung fand nach umfangreichenden Sanierungsmaßnahmen zu Pfingsten 1949 statt. Nur rund zehn Jahre später stand das Freibad Eschbachtal dann abermals kurz vor dem Aus. „Das Schwimmbecken war undicht, die Filteranlage überaltert und auch aus hygienischen Gründen war ein Weiterbetrieb der Anlage nicht zu verantworten“, erklärt die Stadt. Schließlich wurde für rund 1,7 Mio. DM ein Neubau errichtet.

„Das Freibad existiert bis heute in nahezu unveränderter Form und ist in den Sommermonaten ein regional aber auch überregional beliebtes Bad insbesondere für Familien und Jugendliche und ein wichtiger Bestandteil der Daseinsfürsorge für große Teile der Remscheider Bevölkerung“, berichtet Sternkopf, der jedoch auch anmerkt: „Aktuell müsste das Freibad dringend saniert werden, es ist auf dem Stand der Technik aus den 1960er-Jahren – erfreut sich aber trotz des fortgeschrittenen Alters großer Beliebtheit bei der Remscheider Bevölkerung aber auch umliegenden Städten.“

150 Mio. Euro für „Jahrhundertprojekt“

Im Stadtteil Lennep, dem zweitgrößten Stadtbezirk Remscheids, steht aktuell das größte Projekt auf der Agenda. Die Stadt selbst spricht von einem „Jahrhundertprojekt“.

Planskizze: Sportzentrum Hackenberg.
Planskizze: Sportzentrum Hackenberg. Bild: Geo3 GmbH
Dort wurde ein Standort für ein Designer-Outlet-Center (DOC) identifiziert, für das unter anderem das dortige Röntgen-Stadion weichen soll. Es soll eine Verkaufsfläche von bis zu 20.000 m2 entstehen. Bis zu 1.500 m2 Geschossfläche sind für gastronomische Nutzungen, eine Tiefgarage und ein Parkhaus vorgesehen.

„Das Großprojekt DOC Remscheid mit einem Investment von ca. 150 Mio. Euro ist ein Projekt zur Stärkung der Stadt und der Region, des lokalen Arbeits- und Ausbildungsmarktes, der örtlichen Wirtschaft und des regionalen Tourismus“, beschreibt Sternkopf. Die Baugenehmigung für das DOC war am 21. April 2017 erteilt worden. Mit der Rücknahme der Klagen der Stadt Wuppertal im Dezember 2019 wurde „ein weiterer wichtiger Schritt zur Realisierung erreicht“.

Der Fachdienst Sport und Freizeit steht außerdem in der Pflicht und hat den Auftrag erhalten, aus einem großen Teil des Verkaufserlöses der geplanten DOC-Fläche eine Neukonzeption für eine Sportanlage zu erarbeiten und zu realisieren.

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