Das Amt für Sport Leipzig im Porträt

Mit zahlreichen Bauprojekten versucht die Stadt Leipzig, dem allgemeinen Sanierungsstau zu begegnen. Hinzu kommen internationale Großveranstaltungen, an deren Organisation die städtischen Mitarbeiter maßgeblich beteiligt sind.

Die Stadt Leipzig ist mit rund 625.000 Einwohnern nicht nur die größte Stadt Sachsens, sondern auch das sportliche Rückgrat des Freistaats. Zahlreiche im Profi- und Leistungssport erfolgreiche Vereine, Bundesstützpunkte und Hauptsitze verschiedener Landesverbände machen die Großstadt zum Dreh- und Angelpunkt des Sports in Sachsen. So sind in Leipzig neben den traditionsreichen Fußballvereinen BSG Chemie Leipzig und VfB Leipzig bzw. seinem Nachfolger 1.FC Lokomotive Leipzig, einem der fünf Gründungsmitglieder des DFB, sowie dem Herren- und ab kommender Saison auch Damen-Bundesligisten RB Leipzig mit dem SC DHfK Leipzig Handball (1. Handball-Bundesliga), dem RC Leipzig (Rugby-Bundesliga), den L.E. Volleys (2. Volleyball-Bundesliga), dem HC Leipzig (2. HBL Frauen) und dem Basketball-Verein Leipzig (zeitweise Damen-BBL) auch in anderen Sportarten erfolgreiche Vereine ansässig.

Darüber hinaus haben vor allem der Rad-, Wasser- und Schwimmsport sowie Judo eine lange Tradition und die entsprechenden Vereine brachten bereits zahlreiche international erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler bis hin zu Olympioniken hervor. Katja Büchel, Leiterin des Amts für Sport der Stadt Leipzig: „Eine Besonderheit in Leipzig ist der vergleichsweise große Anteil des Wassersports, der sich auf der Vielzahl von Steh- und Fließgewässern im Stadtgebiet und in der unmittelbaren Umgebung begründet. Leipzig überzeugt mit seinen Freiräumen und Gewässern.“ Doch auch abseits des Profi- und Leistungssports verfügt Leipzig über eine bunte und vielfältige Breitensportlandschaft, die das Amt für Sport durch regelmäßige Neubau- und Sanierungsprojekte weiter zu fördern versucht. Hinzu kommen zahlreiche (Groß-)Veranstaltungen, bei deren Organisation die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Leipziger Amts für Sport regelmäßig unterstützen.

„Wir können die Vereine gezielt unterstützen“
Im Interview mit Sportplatzwelt spricht Katja Büchel, Leiterin des Amts für Sport der Stadt Leipzig, über aktuelle Herausforderungen für die kommunale Sportverwaltung und den organisierten Vereinssport in der sächsischen Großstadt.

Zwischen Amateursport und EM

Bei ihrem Amtsantritt im April 2021 sah sich Büchel unmittelbar mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert: „Zu Beginn meiner Tätigkeit in Leipzig war alles noch ‚überschattet‘ vom großen Thema Corona-Pandemie. Viele Sitzungen fanden nur digital statt, Home-Office war die Regel. Mein Einstieg war die Corona-bedingte Absage des Internationalen Deutschen Turnfestes 2021 in Leipzig. Das Treffen von Sportvereinen und wichtigen Stakeholdern war erschwert.“

Neben den klassischen Amtsaufgaben sei vor allem die Zusammenstellung des Organisationsteams für die UEFA EURO 2024, im Rahmen derer auch Spiele in der Leipziger Red Bull Arena stattfinden werden, sowie für das Internationale Deutsche Turnfest 2025 eine der ersten Amtsaufgaben für Büchel gewesen: „Im Bereich der Sport- und Großveranstaltungen unterstützen wir die Vereine und Veranstalter finanziell und sind oftmals erster Ansprechpartner. Bei großen Sportformaten wie der UEFA EURO 2024 oder dem Internationalen Deutschen Turnfest sind wir selbst mit einem Team an der Organisation beteiligt. In Leipzig finden jährlich ca. 11 große und 117 kleinere Sportveranstaltungen statt.“

Deutsche Hallen-Leichtathletikmeisterschaften 2019 in der städtischen QUARTERBACK Immobilien ARENA.
Deutsche Hallen-Leichtathletikmeisterschaften 2019 in der städtischen QUARTERBACK Immobilien ARENA. Bild: Amt für Sport Stadt Leipzig

Für die nächstjährige Fußball-Europameisterschaft wurde ein eigenes Projektteam im Amt für Sport eingerichtet. Büchel: „Aktuell besteht das ‚Host City Projektteam‘ aus 10 Personen, die den direkten Austausch zur EURO 2024 GmbH pflegen. Darüber hinaus sind zum aktuellen Zeitpunkt in der gesamten Stadtverwaltung bis zu 50 Personenin den unterschiedlichsten Fachbereichen für das Großevent im nächsten Jahr im Einsatz.“ Hierzu zählen beispielsweise Sicherheit und Ordnung, Mobilität und Verkehr, Nachhaltigkeit und CSR, Veranstaltungen und Rahmenprogramm, Rechteschutz und (Werbe-)Flächen, Besucher und Volunteers sowie Fan Zone.

In ihrer täglichen Arbeit wird Büchel von einem 120-köpfigen Team unterstützt, das die zahlreichen sportorganisatorischen Aufgaben in Leipzig übernimmt. Büchel: „Grundsätzlich sehen wir uns für Sport und Bewegung in der Stadt verantwortlich. Dazu gehören neben der Vereinsbetreuung und -förderung sowie der Sportstättenvergabe auch die Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur für das Sporttreiben in der Stadt.“ Dies stelle auch eine der aktuell größten Herausforderungen für das Amt für Sport dar – vor allem im Hinblick auf aktuelle Themen wie Stadtverdichtung, Klimawandel und Energiekrise bis hin zu neuen Anforderungen des organisierten und informellen Sports.

Sportinfrastruktur in Leipzig

So haben die Verantwortlichen in der Leipziger Sportverwaltung in den vergangenen Jahren weder Kosten noch Mühen gescheut und erhebliche Anstrengungen unternommen, um dem Leistungs- und Breitensport in der sächsischen Großstadt eine entsprechend moderne, nachhaltige und vor allen Dingen umfangreiche Sportstättenlandschaft zur Verfügung zu stellen. Die zahlreichen Neubau- und Sanierungsprojekte, die die Stadt Leipzig in den vergangenen Jahren im Sportbereich realisieren konnte, zeugen davon. Büchel: „Mit Rückenwind der kommunalen Sport- und Sportstättenplanung ‚Sportprogramm 2015‘ und ‚Sportprogramm 2024‘, des Bundeskonjunkturpakets 2009-2011, der Leistungssportsonderförderungen von Bund und Land, den Städtebauförderprogrammen von Bund und Land, des kommenden Schulhausbauprogramms und schlussendlich der Eigeninitiative der Sportvereine ist es in den letzten Jahren gelungen, erhebliche quantitative und qualitative Aufwertungen des Sportstättenbestands zu erzielen.“

Allein im vergangenen Jahr 2022 konnten insgesamt acht neue Sporthallen „ans Netz gehen“.
Allein im vergangenen Jahr 2022 konnten insgesamt acht neue Sporthallen „ans Netz gehen“. Bild: Amt für Sport Stadt Leipzig

So konnten alleine im vergangenen Jahr insgesamt 8 neue Schulsporthallen (darunter 2 Dreifeldsporthallen), die nach Unterrichtsschluss auch vom Vereinssport genutzt werden, fertiggestellt werden. Um den traditions- und erfolgreichen Schwimmsport in Leipzig weiter zu fördern, wurde mit dem Bau einer neuen städtische 25-Meter-Schwimmhalle im Leipziger Osten begonnen, die Anfang 2025 fertiggestellt wird und das bestehende Schwimmangebot in den insgesamt 8 kommunalen Hallenbädern und 5 Freibädern weiter ergänzen soll. Am Bundesstützpunkt Fechten wurde eine bestehende Mehrzweckhalle in eine moderne Fechthalle umgebaut und die ersten Planungsschritte eines neuen Projekts für die Leichtathletinnen und -athleten am Bundesstützpunkt Leichtathletik auf der Leipziger Nordanlage in die Wege geleitet. Das 2018 eröffnete Leipziger Eishallenprojekt am „Kohlrabizirkus“ wurde organisatorisch und finanziell auf sichere Füße gestellt und soll nun Schritt für Schritt ausgebaut werden. Hinzu kommen zahlreiche Neubau- und Sanierungsprojekte der Leipziger Sportvereine, die das Amt für Sport umfassend begleitet und unterstützt – beispielsweise die Umwandlung eines Naturrasenspielfelds in ein Kunstrasenspielfeld auf der von städtischen und vom Leipziger Sportclub 1901 gepachteten Sportanlage sowie Bauprojekte auf dem Leipziger Schützenhof und auf der Leipziger Radrennbahn.

Der allgemeine Wandel des Sportverhaltens und die zunehmende Nachfrage nach informellen Angeboten zum selbstorganisierten Sporttreiben abseits klassischer, organisierter Vereinsstrukturen macht sich indes auch in Leipzig bemerkbar. Büchel: „Umfragen zufolge ist mehr als die Hälfte der Leipzigerinnen und Leipziger sport- und bewegungsaktiv – in den 400 Leipziger Sportvereinen findet das verstärkt im Kindes-, Jugend- und Seniorenalter statt. Berufstätige organisieren ihr Sporttreiben oft selbst oder nutzen auch private Sportangebote.“

Wassersport hat in Leipzig Tradition.
Wassersport hat in Leipzig Tradition. Bild: Amt für Sport Stadt Leipzig

Deshalb investiert die Stadt seit einiger Zeit zudem vermehrt in die hierfür benötigte Infrastruktur. Im Jahr 2022 konnte der moderne, 2.500 m² große Skatepark Grünau in Betrieb genommen werden, auf dem in diesem Jahr die ersten Deutschen Meisterschaften im Skateboarden stattfinden werden, seitdem die Sportart olympisch geworden ist. Hinzu kommen zahlreiche kleinere Sport- und Bewegungsangebote im öffentlichen Raum, die Jahr für Jahr neugebaut oder saniert werden – beispielsweise Calisthenics-, Streetball oder weitere Skateanlagen. Zur (Teil-)Finanzierung dieser Projekte hat die Stadt Leipzig einen speziellen Haushaltsfonds für Sport und Bewegung im öffentlichen Raum geschaffen.

Selbstverständlich können diese zahlreichen Projekte nicht vollständig „aus der eigenen Tasche“ finanziert werden, wie Büchel erklärt: „Wir sind auch in Zukunft auf die finanzielle Unterstützung von Bund und Land angewiesen, um die baulichen Maßnahmen in Leipzig umzusetzen. Hier setzen wir auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Fördermittelgebern. Wir schauen auch immer wieder, ob nicht auch andere Fördertöpfe für unsere Maßnahmen in Frage kommen – beispielsweise bei Fragen der Klimaanpassung oder alternativer Energieerzeugung.“

Die Betreuung dieser zahlreichen Sportstätten sowie Sport- und Bewegungsangebote mit teils stark differierenden Nutzungskonzepten erfordere eine über die Maßen enge Zusammenarbeit verschiedenster Ämter, um den Erfolg von Bau- und Sanierungsprojekten sowie einen reibungslosen Betrieb zu garantieren.

Büchel: „Die kommunale Sportstätteninfrastruktur teilt sich auf drei Ämter auf: Die Schulsporthallen und die Schulsportfreianlagen, die verpachteten Vereinssportstätten sowie die Veranstaltungssporthallen.“ So zeichnet das Amt für Sport für insgesamt rund 70 Sportplatzanlagen, 27 Sporthallenobjekte, die zum Teil in mehrere Hallen unterteilt sind, sowie 12 Sondersportstätten verantwortlich. Unter letztere fallen beispielsweise die Radrennbahn, das Motodrom und der Leipziger Schützenhof.

Die traditionsreiche Leipziger Radrennbahn wird seit 2011 schrittweise modernisiert.
Die traditionsreiche Leipziger Radrennbahn wird seit 2011 schrittweise modernisiert. Bild: Karsten Rabas / MC-Bauchemie

Die insgesamt 8 Schwimmhallen und 5 Freibäder werden seit 2004 von der städtischen Sportbäder Leipzig GmbH betreut. „Dazu betreut die Stadtverwaltung die Sport- und Bewegungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum, wie zum Beispiel Ballspielplätze und Calisthenics-Anlagen“, so Büchel. Vor allem die Planung, Konzeption, Realisierung und schlussendlich auch Betreuung solcher öffentlich zugänglichen Sport- und Bewegungsangebote erfordere eine konstruktive, ämterübergreifende Zusammenarbeit, wie Büchel erklärt: „In Leipzig betrifft das Thema eine Vielzahl an Ämtern: Das Amt für Stadtgrün und Gewässer, das Verkehrs- und Tiefbauamt, das Stadtplanungsamt, das Amt für Schule und das Amt für Sport. Dabei müssen die Perspektiven der Leipzigerinnen und Leipziger stets mitbdacht werden. Das Miteinander zwischen den Ämtern ist aus unserer Sicht der Schlüssel für das Gelingen der Projekte.“ (Sportplatzwelt, 28.07.2023)

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