Das Sport- und Bäderamt Augsburg im Porträt

Sportplatzwelt wirft einen Blick hinter die Kulissen der Augsburger Sportverwaltung: Die Stadt Augsburg verfügt über eine traditionsreiche und in vielen Bereichen leistungsorientierte Sportlandschaft, die allerdings von einem erheblichen Sanierungsstau geprägt ist.

Mit einer Einwohnerzahl von rund 300.000 ist die im bayerischen Schwaben gelegene Großstadt Augsburg nach München und Nürnberg die drittgrößte Stadt des Freistaats. Mit ihrer rund 2.000 Jahre alten Stadthistorie zählt die „Fuggerstadt“ zu den ältesten Städten Deutschlands. Auch der Sport verfügt in der bayerischen Metropole über eine lange Tradition: Vom ersten Eislaufverein Deutschlands, dem 1878 gegründeten Augsburger EV, aus dem später die Augsburger Panther hervorgehen sollten, eines der Gründungsmitglieder der DEL, über den SV Augsburg, Gründungsmitglied der 1969 ins Leben gerufenen Deutschen Wasserball-Liga, und die 1991 gegründete Skater Union Augsburg, der erste Inline-Skaterhockey-Club Bayerns und Gründungsmitglied der Bundesliga, bis hin zum Post SV Augsburg, Gründungsmitglied der 1966 gegründeten Tischtennis-Bundesliga. Seit der Saison 2011/12 verfügen die Fuggerstädter mit dem FC Augsburg zudem über eine Fußballmannschaft in der Bundesliga.

„Gerade erst von der letzten Krise erholt“ – Im Interview mit Sportplatzwelt sprechen Petra Keller und Ulrike Greiffenberg, die Leiterinnen des Sport- und Bäderamts der Stadt Augsburg, über die aktuellen Herausforderungen, mit denen sich der Breitensport in Augsburg derzeit konfrontiert sieht.
 

Der jährliche Halt des Kanu-Weltcups am Augsburger Eiskanal, der ältesten Wildwasser-Anlage Deutschlands und Bundesleistungszentrum für Kanuslalom, runden das traditionsreiche Angebot und die Bedeutung als Standort des Leistungssports in Bayern ab.

Bild: Sportplatzwelt/Stadt Augsburg
Die Leitung des Sport- und Bäderamts der Stadt Augsburg, das im Wesentlichen für die Verwaltung der zahlreichen städtischen Sportstätten und Schwimmbäder verantwortlich zeichnet, obliegt dabei einer Doppelspitze: Seit August 2019 verantworten Petra Keller und Ulrike Greiffenberg die Geschicke des Augsburger Sports. Unmittelbar nach ihrem Amtsantritt sahen sich die beiden Leiterinnen direkt mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert, wie Keller erklärt: „Der baulich in die Jahre gekommene Zustand der städtischen Sportinfrastruktur war einer der ersten nachhaltigen Eindrücke. Der enorme Sanierungsstau in nahezu allen Anlagen ist eine der größten Herausforderungen für die kommenden Jahre.“

Viel Zeit, sich mit dem enormen Sanierungsstau zu befassen, blieb den beiden allerdings nicht, wie Greiffenberg ergänzt: „Das Angehen dieser Thematik wurde dann durch den seither bestehenden Krisenmodus – erst die Corona-Pandemie, jetzt die Energiekrise – unterbrochen. Durch die hierdurch erschwerte Finanzsituation der Kommunen wird der Abbau des Sanierungsstaus zu einer noch größeren Herausforderung.“

1) z. B. Rettungsschwimmer, Hallenwarte
1) z. B. Rettungsschwimmer, Hallenwarte Bild: Sportplatzwelt/Stadt Augsburg
Unterstützt werden die beiden Leiterinnen in ihrer täglichen Arbeit von insgesamt 24 Verwaltungsangestellten und zahlreichen weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die überwiegend mit der Betreuung der insgesamt 9 Schwimmbäder, 4 Bezirkssportanlagen, 2 Eishallen und 4 Sporthallen betraut sind – alleine im Bäderbetrieb der Stadt Augsburg sind insgesamt 63 Personen beschäftigt. Die Verwaltung der insgesamt 45 Schulsporthallen, die zu großen Teilen auch vom Augsburger Vereinssport genutzt werden, obliegt in erster Linie dem Schulverwaltungsamt – das Sport- und Bäderamt organisiert hauptsächlich die Belegungsplanung und Sportstättenvergabe.

Der in vielen kommunalen Verwaltungen in Deutschland beobachtete Nachwuchs- und Fachkräftemangel mache sich indes auch in Augsburg bemerkbar, wie Keller erklärt: „Insgesamt spüren wir dies auf verschiedenen Ebenen: Schon seit längerem bemerkbar gemacht hat sich der Fachkräftemangel speziell bei Saisonbeschäftigten – z. B. Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer –, aber auch im Bereich der Verwaltung. Starre Vorgaben aus dem Bereich des Arbeitsrechts in Form vereinzelter tarifvertraglicher Regelungen erschweren hier die Personalsuche zusätzlich.“ Greiffenberg ergänzt: „Die größte Herausforderung neben dem Personalmangel ist aber sicherlich die Sanierung der Sportstätten und Bäder – aktuell die Erhard-Wunderlich-Sporthalle und das Spickelbad.“

Noch in diesem Jahr sollen die Sanierungsarbeiten am knapp 50 Jahre alten Spickelbad beginnen.
Noch in diesem Jahr sollen die Sanierungsarbeiten am knapp 50 Jahre alten Spickelbad beginnen. Bild: Ruth Plössel/Stadt Augsburg

Zwischen Leistungs- und Breitensport

Wie eingangs erwähnt, macht auch der von vielen Experten beklagte und vom DOSB deutschlandweit auf rund 30 Mrd. Euro bezifferte Sanierungsstau an deutschen Sportstätten auch vor der Stadt Augsburg keinen Halt. Keller: „Wir haben, wie viele andere Kommunen auch, einen erheblichen Sanierungsstau. Nahezu alle Sportstätten und Bäder stammen aus den 1970er Jahren, im Unterhalt wurde gerade in haushaltsschwachen Jahren versäumt, diese ausreichend zu erhalten.“ Auch die Förderprogramme der vergangenen Jahre, mit denen Bund und Länder versuchen, diesem Sanierungsstau Herr zu werden, hätten nicht zu einer Verbesserung der Situation beigetragen, wie Greiffenberg ergänzt: „Die Unterstützung durch den Bund durch Zusatzprogramme wie das Bundesprogramm zur Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur ist im Grundsatz gut, leider dauerhaft überzeichnet und die Stadt Augsburg ist ‚nur‘ mit einem Teilsanierungsprojekt berücksichtigt worden. Es wäre wünschenswert, wenn derartige Förderprogramme erneut bzw. weiter aufgelegt würden – gerade auch im Bereich der Bäderlandschaften.“

Nichtsdestotrotz hat die Stadt Augsburg in den vergangenen Jahren einige mehr oder weniger umfangreiche Sanierungsprojekte in Angriff genommen – allen voran die im vergangenen Jahr pünktlich zur Kanu-WM 2022 abgeschlossene Sanierung des traditionsreichen Eiskanals. Der Eiskanal wurde im Zuge der olympischen Spiele 1972 errichtet und ist nicht nur ein fester jährlicher Stopp im Weltcup-Kalender, sondern vor allem auch Herzstück des Bundesleistungszentrums für Kanusport und Wildwasser. Der Eiskanal steht unter Denkmalschutz und wurde 2019 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen.

Der umgebaute Eiskanal während der Kanu-WM 2022.
Der umgebaute Eiskanal während der Kanu-WM 2022. Bild: Michael Neumann

Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurde nicht nur der Eiskanal generalüberholt, um den aktuellen Anforderungen als internationale Wettkampf- und Trainingsstrecke zu entsprechen, sondern neben einer Erneuerung der technischen Infrastruktur – hier wurden unter anderem eine neue Beleuchtung, neue Werbebanden, neue Zeitmesssysteme und neue Elektronik installiert – auch das gesamte Areal des umliegenden Olympiaparks renoviert. In den Außenbereichen wurde eine neue Stehstufentribüne gebaut, Zuwegungen und Straßen saniert, neue Sanitär-, Aufenthalts-, Sport- und Umkleideräume im Vereinsbootshaus geschaffen, neue Büroräume und Bootslager realisiert und eine ehemalige Gaststätte zu einem modernen Veranstaltungszentrum umfunktioniert. Der vom Sport- und Bäderamt betriebene Olympiapark samt Eiskanal ist dabei zugleich Trainingsstätte für den Spitzensport als auch Anlaufpunkt für den Individualsport. Gefördert wurde das 20 Mio. Euro teure Projekt unter anderem vom Bund und dem Freistaat Bayern.

Die denkmalgeschützte Erhard-Wunderlich-Sporthalle wurde 1965 eröffnet.
Die denkmalgeschützte Erhard-Wunderlich-Sporthalle wurde 1965 eröffnet. Bild: Siegfried Kerpf/Stadt Augsburg

Weitere längerfristige Sanierungsprojekte, mit denen sich die Stadt Augsburg in diesem Jahr befassen will, konzentrieren sich hingegen auf die Sporthallen- und Bäderlandschaft der bayerischen Metropole. So soll in diesem Jahr mit der Sanierung der bereits erwähnten Erhard-Wunderlich-Sporthalle begonnen werden: Hier sollen nicht nur die Heizungs- und Lüftungsanlagen auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden, sondern auch die Sanitärbereiche teilsaniert werden. Die Sanierung der Erhard-Wunderlich-Sporthalle ist laut Keller „ein wichtiges Projekt im Stadtentwicklungskonzept“ und wesentlicher Bestandteil der „Handlungsstrategie für den Bereich Grünflächen und Sport, die unter anderem eine Profilierung Augsburgs als Sportstadt“ vorsieht. Die Erhard-Wunderlich-Sporthalle ist dabei eine der am vielfältigsten genutzten Sportstätten in Augsburg, wie Greiffenberg erklärt: „Die Halle dient seit ihrem Bestehen in erster Linie den Schulen und Vereinen als Trainings- und Wettkampfstätte. Auf dem Spielfeld wird beispielsweise Hallenfußball, Handball, Basketball, Hockey und Volleyball gespielt. Aber auch Tanzsport, Badminton und Fechten gehören dort zum Nutzungsspektrum. Im Keller trainieren Kraft- und Kampsportlerinnen und -sportler sowie Bogenschützen.“

Die Erhard-Wunderlich-Sporthalle soll saniert werden.
Die Erhard-Wunderlich-Sporthalle soll saniert werden. Bild: Michael Hochgemuth/Stadt Augsburg

Ebenfalls für 2023 geplant ist der Beginn der Sanierungsarbeiten am bereits erwähnten Spickelbad, dessen Generalsanierung im Rahmen des städtischen Bädermasterplans die nächste auf der Liste ist. Keller: „Vom Hochbauamt werden derzeit die Voruntersuchungen durchgeführt, die noch in diesem Quartal zu einer Weiterführung in die nächste Planungsphase führen werden. So wie auch das Hallenbad Göggingen und das Hallenbad Haunstetten stammt auch das Spickelbad aus den 1970er Jahren und ist sanierungsbedürftig. Die neue Bädertechnik wird auch Energieeinsparungen erzeugen, die derzeit auf allen Sportstätten mit Hochdruck erarbeitet werden.“

Die in vielen deutschen Großstädten und vor allem im urbanen Raum immer beliebter werdenden, durch aktuelle Debatten rund um Mikroplastik und Feinstaub aber zeitgleich mancherorts in der Diskussion stehenden Kunststoffrasenplätze sucht man in Augsburg indes vergebens – zumindest bislang. Keller: „Die Stadt Augsburg verfügt selbst nicht über Fußball-Kunstrasenplätze.

Neuer Pumptrack im Mehrgenerationenpark: Niedrigschwellige Sportangebote spielen auch in Augsburg eine immer größere Rolle.
Neuer Pumptrack im Mehrgenerationenpark: Niedrigschwellige Sportangebote spielen auch in Augsburg eine immer größere Rolle. Bild: Ruth Plössel/Stadt Augsburg

Der zunächst in 2019/2020 geplante Bau eines solchen Feldes wurde zum einen aus haushaltstechnischen Gründen, zum anderen aber wegen der Unwägbarkeiten auf EU-Ebene zunächst verschoben.“ Die Errichtung von Kunstrasenspielfeldern sei aber ein Großprojekt, das die Stadt Augsburg langfristig ins Auge gefasst habe – insbesondere aufgrund der deutlich höheren Nutzungsintensität, die Kunstrasensysteme im Vergleich zu Naturrasenspielfeldern bieten. Künftig soll jede der vier Bezirkssportanlagen in Augsburg mit mindestens einem Kunstrasenspielfeld ausgestattet werden, da man bei den bestehenden Naturrasenspielfeldern vielerorts bereits an der Kapazitätsgrenze angekommen sei – oder diese teilweise sogar schon überschritten habe. Keller: „Bisher konnten diese als neue Projekte jedoch nicht bei der Haushaltsaufstellung berücksichtigt werden.“ Entsprechende Förderrichtlinien habe die Stadt Augsburg im Zuge der aktuellen Mikroplastikdebatte und einem drohenden EU-weiten Verbot von Kunststoffgranulaten als Infill für Kunstrasenspielfelder (noch) nicht überarbeitet. (Sportplatzwelt, 02.06.2023)

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