Das Amt für Bildung und Sport Konstanz im Porträt

Nach einer Umstrukturierung arbeiten die Konstanzer Sport- und Schulverwaltung Hand in Hand. Sanierungsstau, Wandel des Sportverhaltens und ein Großbauprojekt fordern indes die enge Zusammenarbeit mit weiteren Ämtern.

Der organisierte Sport am Bodensee kann in Konstanz auf eine vielfältige Sportstättenlandschaft zurückgreifen, deren stetige Verbesserung und Erweiterung eines der Hauptaufgabenfelder des Amts für Bildung und Sport darstellt. Auf Basis eines regelmäßig erscheinenden Sportberichts ermitteln die Verantwortlichen in der Konstanzer Sportverwaltung den Ist-Zustand der kommunalen Sportstätteninfrastruktur und erstellen Prioritätenlisten für Bau- und Sanierungsvorhaben. Auch der allgemeine Wandel des Sportverhaltens findet in Konstanz bereits seit einigen Jahren vermehrt Berücksichtigung.

„Die Energiekrise macht sich bemerkbar“Im Interview sprechen Frank Schädler, Leiter des Amts für Bildung und Sport, und Patrick Glatt, Leiter der Abteilung Sport im Amt für Bildung und Sport, über aktuelle Herausforderungen für die Konstanzer Sportverwaltung.

Bis vor rund fünf Jahren waren sämtliche Belange des organisierten Breitensports und die Verwaltung der kommunalen Sportstätten in der Stadt am Bodensee noch Aufgabe eines klassischen Sportamts. Im Jahr 2017 erfolgte dann eine organisatorische Umstrukturierung, im Rahmen derer das Sportamt mit dem Amt für Schule, Bildung und Wissenschaft zusammengelegt wurde.

Patrick Glatt, von 2015 bis zur Umstrukturierung im Jahr 2017 noch stellvertretender Leiter des damaligen Sportamts, fungiert seitdem als Leiter der Abteilung Sport im Amt für Bildung und Sport. Auch wenn sich die Organisationsform dadurch geändert hat, die Aufgaben bleiben für ihn die altbekannten, wie Glatt erklärt: „Unsere zentralen Aufgaben unterscheiden sich nicht von den klassischen Aufgaben der Sportämter: Sportförderung, Sportentwicklung, Unterstützung von Sportveranstaltungen in Konstanz, Sportstättenmanagement.“

Die größte und prominenteste Außensportanlage in Konstanz: Das Bodenseestadion.
Die größte und prominenteste Außensportanlage in Konstanz: Das Bodenseestadion. Bild: Stadt Konstanz

Unterstützt wird Glatt dabei von 1,5 weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, zwei Dual-Studierenden und zahlreichen Hallen- und Platzwarten, die in Konstanz maßgeblich für den Betrieb der städtischen Sportanlagen verantwortlich zeichnen.

Durch die Zusammenlegung des Schul- und Sportamts und die daraus resultierende, enge Zusammenarbeit von Glatt und seinem Team mit den Kolleginnen und Kollegen des Schulbereichs, ist in den vergangenen Jahren noch ein weiterer wichtiger Baustein zum Aufgabenfeld des neuen Amts für Bildung und Sport, dessen Leitung Frank Schädler unterliegt, hinzugekommen – die Bewegungsförderung von Kindern. Glatt: „Neben Kita-Sportprogrammen planen wir aktuell auch ein spezielles Förderprogramm für den Schwimmsportunterricht an den Konstanzer Grundschulen mit dem Ziel, dass jedes Kind in Konstanz nach dem Verlassen der Grundschule sicher schwimmen kann. Das in diesem Jahr neu eröffnete Schwaketenbad bietet dafür perfekte Bedingungen und ergänzt die Konstanzer Bäderlandschaft perfekt.“

Die Konstanzer Bäderlandschaft wird durch das neu eröffnete Schwaketenbad perfekt ergänzt.
Die Konstanzer Bäderlandschaft wird durch das neu eröffnete Schwaketenbad perfekt ergänzt. Bild: Stadt Konstanz

Sport in Konstanz

Derzeit sind mit insgesamt 25.421 Mitgliedern in den 101 Sportvereinen im Konstanzer Stadtgebiet 29,2 % der Bürgerinnen und Bürger in einem Sportverein organisiert – 31,7 % davon Kinder und Jugendliche. Auch wenn die Stadt am Bodensee damit insgesamt hinter dem durchschnittlichen Organisationsgrad des Bundeslands Baden-Württemberg liegt (35,03 %), können die Konstanzer Bürgerinnen und Bürger auf eine vielfältige Vereinslandschaft zurückgreifen.

Das neu eröffnete Schwaketenbad von innen.
Das neu eröffnete Schwaketenbad von innen. Bild: Stadt Konstanz

Turnen und Gymnastik zählen dabei in Konstanz zu den mitgliederstärksten und somit beliebtesten Sportarten, gefolgt vom Fußball. Allein schon geographisch bedingt hat aber vor allem der Segelsport als drittbeliebteste Sportart eine hohe Bedeutung in der direkt an den Ufern des Bodensees gelegenen Sportstadt – 2020 waren mehr als 3.000 Bürgerinnen und Bürger in einem der örtlichen Segelsportvereine organisiert.

Die besonderen geographischen Verhältnisse spiegeln sich deshalb auch in der Konstanzer Sportstättenlandschaft wider – neben insgesamt vier Strandbädern verfügt die Stadt über insgesamt 28 Wassersport- und Steganlagen. Sportlich erfolgreich ist in Konstanz aber vor allem der Handball: Der mit rund 600 Mitgliedern größte Handballverein, die HSG Konstanz, spielt seit Mitte der 1990er Jahre konstant mindestens in der dritthöchsten Spielklasse und konnte im vergangenen Jahr sogar den Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga meistern.

Das Schänzle-Freisportareal mit der angrenzenden Schänzle-Halle.
Das Schänzle-Freisportareal mit der angrenzenden Schänzle-Halle. Bild: Stadt Konstanz

Sportstätten in Konstanz

Ihre Heimspiele trägt die HSG Konstanz in der städtischen Schänzle-Halle aus, die in den kommenden Jahren einige erhebliche infrastrukturelle Upgrades erfahren soll.

Basis für diese und alle anderen städtischen Bau- und Sanierungsmaßnahmen in Konstanz bildet dabei der bereits erwähnte, regelmäßig überarbeitete Sportbericht. Glatt: „Die Maßnahmen aus dem Konstanzer Sportbericht werden in der jährlichen Prioritätenliste Sporthallen und Sportplätze festgehalten. Diese werden mit der Politik und dem Stadtsportverband als Vertreter der Konstanzer Sportvereine abgestimmt. Mit dem Neubau Schänzle-Halle V steht bereits die erste wichtige Maßnahme in den Startlöchern und soll im Zeitraum 2023 bis 2024 umgesetzt werden.“

Die Schänzle-Halle in ihrer aktuellen Form (links) und nach der geplanten Erweiterung (rechts).
Die Schänzle-Halle in ihrer aktuellen Form (links) und nach der geplanten Erweiterung (rechts). Bild: Stadt Konstanz

Derzeit besteht die Schänzle-Halle aus einer Dreifachhalle mit Platz für bis zu 1.500 Zuschauer inklusive erweiterten Ausstellflächen für Zusatztribünen, einer separaten Einfachhalle, einem Foyer, einem Konferenz- bzw. Schulungsraum, der Vereinsinfrastruktur der HSG Konstanz sowie entsprechender Gastronomieeinrichtungen.

Der geplante zweistöckige Anbau soll die Sporthalle künftig um eine kleinere Gymnastikhalle im Erdgeschoss und eine größere Einfachhalle für den Schul- und Vereinssport im Obergeschoss erweitern – inklusive Sanitäranlagen und Cateringbereich. Durch diese Ausstattung und eine Glasverbindung zur bestehenden Haupthalle soll die rund 8 Meter hohe Halle im Obergeschoss künftig auch als Erweiterung des Zuschauerbereichs genutzt werden können. Für das insgesamt 7,95 Mio. Euro teure Projekt erhält die Stadt Konstanz Zuschüsse in Höhe von 420.000 Euro vom Land Baden-Württemberg, weitere 334.500 Euro kommen von der KfW.

Auch in Sachen Umwelt- und Klimaschutz setzt die Stadt Konstanz mit dem Erweiterungsbau der Schänzle-Halle neue Maßstäbe: Der Neubau erreicht den Standard EG-40 EE – es werden nur 40 % des gesetzlich geforderten Mindestenergiebedarfs benötigt. Im Vergleich zum GEG-Standard werden so 78.410 kWh pro Jahr und 15.641 kg CO2 pro Jahr eingespart.

Die Sporthalle Petershausen: Eine von insgesamt 51 Sport-, Turn- und Gymnastikhallen in Konstanz.
Die Sporthalle Petershausen: Eine von insgesamt 51 Sport-, Turn- und Gymnastikhallen in Konstanz. Bild: Stadt Konstanz

Im Sportbericht 2020 kamen in Konstanz um Schnitt 2.333 Einwohnerinnen und Einwohner auf eine Sporthalleneinheit. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 waren es noch 2.268 pro Anlageneinheit. Und auch im Bereich des Schulsports ergab der Sportbericht 2020 eine Unterdeckung von fünf Anlageneinheiten.

Um auf den steigenden Bedarf an Sporthallen für den Schul- und Vereinssport zu reagieren, will die Stadt Konstanz neben der Schänzle-Halle in den kommenden Jahren auch in andere Sporthallenprojekte investieren. Glatt: „Die Planungen für eine Dreifachsporthalle in der Kernstadt und einer weiteren Dreifachsporthalle im entstehenden neuen Stadtteil ‚Hafner‘ sollen ebenfalls im Jahr 2023 starten.“  

Und auch im Außenbereich soll sich in den kommenden Jahren einiges tun. Derzeit stehen den Bürgerinnen und Bürgern in Konstanz insgesamt 25 Groß- und Kleinspielfelder zur sportlichen Betätigung zur Verfügung – 19 davon mit Naturrasen. Vor allem die insgesamt sechs Kunstrasenspielfelder seien inzwischen aber teils stark sanierungsbedürftig, wie Glatt erklärt: „Im kommenden Jahr wird eine Sanierungsoffensive im Kunstrasenbereich gestartet. Zwei Anlagen müssen aufgrund ihres Alters komplett saniert werden. Auf vier weiteren Anlagen muss das Infill wegen Granulat-Verklumpungen ausgetauscht werden.“

Das Schwaketensportzentrum bietet zahlreiche, teils aber sanierungsbedürftige Sport- und Bewegungsangebote.
Das Schwaketensportzentrum bietet zahlreiche, teils aber sanierungsbedürftige Sport- und Bewegungsangebote. Bild: Stadt Konstanz

Die seit 2018 auch im Zusammenhang mit einem möglichen EU-Verbot in der Diskussion stehenden Kunststoffgranulate sollen dabei künftig nicht mehr zum Einsatz kommen. Glatt: „Seitens der Stadt haben wir uns, auch im Zuge der Ausrufung des Klimanotstands 2019, dazu bekannt, dass wir keine Kunstrasenplätze mehr mit Kunststoffgranulat bauen werden. Die künftigen Plätze werden alle mit natürlichen und nachwachsenden Materialien befüllt. Sei es Kork oder auch andere Varianten. Hier werden wir auch die technische Entwicklung berücksichtigen.“

Die Leichtathletik-Infrastruktur steht indes deutlich besser da – zumindest aus Bedarfssicht: Das im Juni 2021 veröffentlichte Leichtathletikkonzept für die Stadt Konstanz ergab – auch unter Berücksichtigung einer Parallelnutzung durch die zahlreichen Schulen in Konstanz – bei derzeit insgesamt drei städtischen Leichtathletik-Anlagen einen Überschuss von 1,19 bzw. 1,49 Leichtathletikanlagen in den Sommermonaten. Das ermittelte leichte Defizit von 0,31 Anlagen im Winter könne künftig beispielsweise durch die Nachrüstung von Laufbahnbeleuchtungen behoben werden, heißt es im Leichtathletikkonzept.

Sorgen bereitet Glatt dabei eher der mangelhafte Zustand, dem die Stadt Konstanz allerdings zeitnah begegnen will: „Ein weiterer Sanierungsschwerpunkt wird im Bereich der leichtathletischen Anlagen liegen. Von unseren drei Anlagen sind zwei Anlagen in sanierungsbedürftigem Zustand und müssen baldmöglichst angegangen werden.“

So wurde die Laufbahn auf dem Schänzle-Freisportareal zuletzt 2003 saniert, die Laufbahn im Sportzentrum Wollmatingen zuletzt 2007. Die mit acht Rundlaufbahnen größte Anlage im 1935 erbauten Bodenseestadion hat nach einer Kernsanierung im Jahr 1991 zuletzt 2017 ein Retopping erhalten.

Derzeit sind die Leichtathletik-Anlagen nur für Schüler und Vereinsmitglieder zugänglich, die Nachfrage nach frei zugänglichen Laufbahnen für das informelle Sporttreiben sei laut Leichtathletikkonzept in den vergangenen Jahren aber deutlich gestiegen.

Im Trend: Mit dem Bau von Calisthenics-Anlagen und anderen niedrigschwelligen Sportangeboten im öffentlichen Raum reagiert die Stadt Konstanz auf den Wandel des Sportverhaltens.
Im Trend: Mit dem Bau von Calisthenics-Anlagen und anderen niedrigschwelligen Sportangeboten im öffentlichen Raum reagiert die Stadt Konstanz auf den Wandel des Sportverhaltens. Bild: Stadt Konstanz

Diese Entwicklung sei keine Überraschung, handele es sich dabei doch um einen langfristigen und sportartenübergreifenden Trend, wie Glatt erklärt: „Diese Zahlen liegen uns in Konstanz bereits seit 2012 und dem damaligen Sportbericht durch die Universität Koblenz vor. Über 80 % der Konstanzer Bürgerinnen und Bürger treiben regelmäßig Sport. Insgesamt sind aber nur knapp 29 % Mitglied in einem Sportverein. Der individuelle Sport spielt somit schon viele Jahre eine immense Rolle.“

Seitdem hat die Stadt Konstanz in verschiedene niedrigschwellige Sportangebote im öffentlichen Raum investiert. Glatt: „Im Bereich Calisthenics haben wir bereits zwei Anlagen, eine weitere soll entstehen. Mehrere ‚Mini-Spielfelder‘ mit Kunstrasen wurden in den vergangenen Jahren errichtet.“

Auch die Sportart Mountainbiking erfreue sich in Konstanz, genauer gesagt den umliegenden Wäldern, zunehmender Beliebtheit. Glatt: „Hier konnten wir uns erst kürzlich das positive Signal aus der Politik einholen und wollen zeitnah mit der Umsetzung des Konstanzer Mountainbike-Konzepts starten. Das bedeutet, dass in den Wäldern bis zu 30 Trails entstehen können, auf denen die Bürgerinnen und Bürger ihrem Sport nachgehen können.“

Bislang sind die diesbezüglichen Zuständigkeiten in Konstanz noch auf die Schultern mehrerer Ämter verteilt. Während das Amt für Stadtplanung und Umwelt für die öffentlichen Freiräume verantwortlich zeichnet und das Amt für Bildung und Sport in der Regel nur für den organisierten Sport und seine Sportstätten zuständig ist, fallen Sport- und Bewegungsangebote (z.B. Kurse) im öffentlichen Raum eher in den Zuständigkeitsbereich des Bürgeramtes. Eine enge, ämterübergreifende Zusammenarbeit ist deshalb unabdingbar. Glatt: „Gemeinsam mit unserem Amt für Stadtplanung und Umwelt versuchen wir bestmöglich, auch Bewegungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum zu schaffen.“ (Sportplatzwelt, 23.11.2022)

Weitere News - Sportämter im Porträt

Sportämter im PorträtContent+

Das Amt für Sport Leipzig im Porträt

Mit zahlreichen Bauprojekten versucht die Stadt Leipzig, dem allgemeinen Sanierungsstau zu begegnen. Hinzu kommen internationale Großveranstaltungen, an deren Organisation die städtischen Mitarbeiter maßgeblich beteiligt sind. mehr

Sportämter im PorträtContent+

Das Sport- und Bäderamt Augsburg im Porträt

Sportplatzwelt wirft einen Blick hinter die Kulissen der Augsburger Sportverwaltung: Die Stadt Augsburg verfügt über eine traditionsreiche und in vielen Bereichen leistungsorientierte Sportlandschaft, die allerdings von einem erheblichen Sanierungsstau geprägt ist. mehr

Sportämter im PorträtContent+

Dorsten: Sport und Bewegung als Teil einer integrierten Stadterneuerung

Mit „Wir machen MITte“ hat die Stadt Dorsten ein integriertes Stadterneuerungsprogramm realisiert, das nicht nur von einer engen ämterübergreifenden Zusammenarbeit, sondern vor allem von der intensiven Beteiligung der Bürger und Sportvereine geprägt ist. mehr

Weitere News - Architekten / Fachplanung

AllgemeinContent+

Bauvorhaben und Infrastruktur-Investitionen

Stadionwelt/Sportplatzwelt veröffentlicht Bau-Planungen und Investitionen in die Infrastruktur von Sportstätten. Wer plant eine neue Tribüne oder ein neues Flutlicht und wo wird das Payment-System umgestellt: Neue Tribüne für städtisches Stadion + Stadionneubau auf den Weg gebracht + mehr... mehr

Architekten / Fachplanung

KOMPENDIUM SPORTHALLE: Neuauflage erscheint im Juni

Nach der Veröffentlichung des neuen KOMPENDIUM SPORTPLATZ erscheint im Juni 2024 auch die überarbeitete Neuauflage des KOMPENDIUM SPORTHALLE – das Standardwerk rund um die Planung, den Bau und die Ausstattung von Sporthallen. mehr

Nachhaltigkeit

2. Deutscher Sportstättentag: Zentrale Forderungen

Rund 180 Teilnehmer aus Sport und Politik debattierten auf dem 2. Deutschen Sportstättentag am 25. Oktober 2023 über die Zukunft von Sport- und Bewegungsräumen und formulierten politische Forderungen für die nachhaltige Weiterentwicklung dieser Räume. mehr