Der Eigenbetrieb Sportstätten Dresden im Porträt

Mit ihrer vielfältigen Breitensportlandschaft und erfolg- und traditionsreichen Profisport-Vereinen in verschiedenen Sportarten ist die Landeshauptstadt Dresden nicht nur politisches, sondern auch sportliches Zentrum Sachsens.

Große Stadien und Arenen, moderne Sportstätten für den Schul- und Breitensport sowie viele informelle Sportangebote für Jung und Alt: In Dresden ist für jeden der rund 555.000 Einwohner etwas dabei. Die Geschicke dieser vielfältigen Vereins- und Sportstättenlandschaft werden dabei vom einst als Sportamt Dresden bekannten Verwaltungsapparat geleitet, der in den vergangenen 20 Jahren einige organisatorische Umstrukturierungen erfahren hat: Die Gründung des Dresdner Sportstätten- und Bäderbetriebs im Jahr 2001 legte den Grundstein für die heutigen Verwaltungsstrukturen. Bis zum Jahr 2013 war unter dem Dach des Dresdner Sportstätten- und Bäderbetriebs auch der Betrieb der Dresdner Schwimm- und Freizeitbäder organisiert – mit der Ausgliederung des Bäderbetriebs erfolgte dann auch die Umbenennung zum heutigen Eigenbetrieb Sportstätten Dresden (EBS).

Zahlreiche organisierte und informelle Sportangebote erwarten die Dresdner im neuen Sportpark Ostra.
Zahlreiche organisierte und informelle Sportangebote erwarten die Dresdner im neuen Sportpark Ostra. Bild: flightseeing.de

Eine organisatorische Umstrukturierung, die vom Erfolg geprägt ist, wie Ralf Gabriel, seit 2016 Leiter des Eigenbetriebs Sportstätten Dresden, erklärt: „Meine erste Aufgabe war eine Organisationsuntersuchung mit der Prüfung, ob der Eigenbetrieb Sportstätten nach aktuellen Maßstäben und insbesondere nach der Ausgliederung der Bäder 2013 gut organisiert ist. Dies wurde uns nach Abschluss der Untersuchung positiv bestätigt.“

Mit Gabriel obliegt die Leitung des Eigenbetriebs seit 2016 einem echten Profi in Sachen Sportstättenplanung und -bau, wie der 62-Jährige erklärt: „Ich bin seit 2016 Leiter des Eigenbetrieb Sportstätten Dresden. Zuvor war ich knapp 25 Jahre Abteilungsleiter Technik und zuständig für die Planung und den Bau von Sportstätten.“

Bild: EBS Dresden/Sportplatzwelt
Zu den satzungsmäßigen Aufgaben des kommunalen Eigenbetriebs zählen in erster Linie die Planung, der Bau und die Sanierung kommunaler Sportstätten in Dresden, der Betrieb, die Vermietung und die Vermarktung von derzeit 95 kommunalen Sportstätten, von denen derzeit insgesamt 60 Stück an Vereine vermietet sind. Darüber hinaus befassen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Eigenbetriebs Sportstätten Dresden mit der Sportentwicklungsplanung in den Bereichen Sportstätten und Bäder, der Vergabe von Nutzungszeiten in kommunalen Sportstätten und der begleitenden Organisation von Sportveranstaltungen in der Landeshauptstadt. „Von den Beschäftigten arbeiten etwa ein Drittel in der Verwaltung und zwei Drittel in der Betreibung, Pflege und Instandhaltung der Sportstätten“, so Gabriel. „Aktuell sind 146 Stellen von insgesamt 150 mit MitarbeiterInnen besetzt. Das entspricht dem notwendigen Personalumfang aus der Organisationsuntersuchung. Damit haben wir aktuell noch eine gute und konstante Personalsituation.“

Mit Blick auf die Zukunft befürchtet Gabriel allerdings negative Entwicklungen, die sich auch in vielen anderen kommunalen Verwaltungen in Deutschland seit Jahren beobachten lassen: „Aktuell ist auch bei uns die Personalgewinnung ein großes Thema. Die Anzahl der Bewerbungen auf ausgeschriebene Stellen ist rückläufig. Der Fachkräftemangel kommt auch bei uns an und konkurriert mit dem freien Arbeitsmarkt. Die mit der Betreibung von Sportstätten benötigte Bereitschaft zu Schichtdiensten und Arbeiten an Wochenenden nimmt ab. Oft stehen sich Flexibilität und öffentlicher Dienst entgegen.“ Eine der größten Herausforderungen seien daher die Betriebskonzepte für größere Sportstätten, bei denen familienfreundliche Arbeitszeiten und ein notwendiges Maß an Flexibilität unabdingbar seien.

Das Heinz-Steyer-Stadion ist das Herzstück des Sportpark Ostra und wird derzeit umfassend umgebaut.
Das Heinz-Steyer-Stadion ist das Herzstück des Sportpark Ostra und wird derzeit umfassend umgebaut. Bild: ZECH Sports GmbH/O+M ARCHITEKTEN/phase 10

Traditionsstadion in neuem Gewand

Eine große Herausforderung stellt aber nicht nur der Betrieb dieser großen Sportstätten dar, derer es in Dresden aufgrund der zahlreichen professionellen Sportvereine zahlreiche gibt – von Fußball und Volleyball über Eishockey und American Football bis hin zu Basketball und Handball. Vor allem der Umbau, Ausbau und die Instandhaltung der jeweiligen Sportstätten stellt seit Jahren eine der Hauptaufgaben des EBS dar, wie Gabriel erklärt: „Eine der zentralen Aufgaben des EBS seit Beginn meiner Amtszeit ist der Um- und Ausbau des über 100 Jahre alten Heinz-Steyer-Stadions. Es ist neben dem Rudolf-Harbig-Stadion eines der beiden namhaften Stadien in Dresden. Hier wurde reichlich Sportgeschichte geschrieben, unter anderem 17 Weltrekorde aufgestellt und das erste Flutlichtspiel in einem deutschen Stadion durchgeführt. Anders als aktuell bei Stadionumbauten üblich soll es weiterhin als Leichtathletikstadion genutzt werden und nach der Fertigstellung im Jahr 2023 eine der wenigen Arenen in Deutschland sein, die den Ansprüchen für nationale und internationale Leichtathletikmeisterschaften erfüllt.“

„Die Nachfrage nach Sportangeboten ist ungebrochen hoch“ – Im Interview mit Sportplatzwelt spricht Ralf Gabriel, Leiter des Eigenbetriebs Sportstätten Dresden über den Digitalisierungsstand der Sportverwaltung sowie weitere aktuelle Trends und Herausforderungen.

 

Ein großes Augenmerk habe man dabei sowohl auf die Eignung für den Leistungs-, Breiten- und Freizeitsport, als auch auf die Multifunktionalität des Traditionsstadions gelegt: „Herzstück des Stadions ist die multifunktionale Südtribüne. In diesem etwa 140 Meter langen Bauwerk entstehen auf vier Etagen unter anderen eine neue Fechthalle, fünf Squashcourts, ein zentraler Fitnessbereich, diverse Sport- und Bewegungsräume sowie ein Multifunktionsbereich für Sport und Bildung. In Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Dresden soll auch die Leistungsdiagnostik integriert werden.“ Außerdem soll das umgebaute Heinz-Steyer-Stadion auch Sitz der Geschäftsstellen und Vereinsräumlichkeiten mehrerer Vereine und Verbände sein – neben Räumen für kommerzielle Sportanbieter und Gastronomiebetriebe.

Der Um- und Ausbau des Traditionsstadions stellt gleichzeitig Startschuss und Herzstück eines Mammutprojekts in unmittelbarer Nähe zur weltberühmten Dresdner Altstadt dar: Der Sportpark Ostra. Gabriel: „Die aktuell hauptsächlich durch Sportvereine genutzten 17 Sport- und Freizeitanlagen sollen in ihrer Angebotsvielfalt insbesondere für den informellen Sport erweitert werden und dem Sportpark so den Charakter eines innerstädtischen Naherholungsgebiets für Freizeit- und Bewegungsparks verleihen.“

Die JOYNEXT Arena soll zeitnah für einen Spielbetrieb in der DEL fit gemacht werden.
Die JOYNEXT Arena soll zeitnah für einen Spielbetrieb in der DEL fit gemacht werden. Bild: wunderwaldphoto.com

Sport und Bewegung für alle

Ein Projekt, von dem also in erster Linie die sportbegeisterte Dresdner Bevölkerung profitieren soll. Gabriel: „Die Nachfrage nach Sportangeboten ist ungebrochen hoch. Im Ergebnis der Sportverhaltensstudie in der Landeshauptstadt Dresden konnte festgestellt werden, dass über 60 % aller Dresdnerinnen und Dresdner sich sportlich fit halten. In meiner täglichen Arbeit werden durch die Sportvereine, Interessengruppen oder Bürgerinnen und Bürger immer wieder Bedarfe vorgetragen, Kapazitäten zu erweitern oder neue Sportangebote zu entwickeln.“

Um dieser steigenden Nachfrage nach organisierten – rund 109.000 Sportlerinnen und Sportler sind Mitglied in den 396 Sportvereinen im Dresdner Stadtgebiet – und informellen Sportangeboten nachkommen zu können, hat die Landeshauptstadt Dresden jüngst und in den vergangenen Jahren viel Geld in die Hand genommen und durch ihre Investitionen den Weg für eine bedarfsgerechte moderne Sportstadt geebnet hat. Gabriel: „Uns beschäftigt vor allem der Abbau des Sanierungsstaus von 300 Mio. Euro bis 2030 auf Grundlage des unter Leitung des EBS erarbeiteten Strategiepapiers ‚Sportstrategie 2030‘. Zur nachhaltigen und innovativen Weiterentwicklung von Sport und Bewegung in der Landeshauptstadt Dresden sind in diesem Dokument gemeinsam mit Sportnetzwerkpartnerschaften die Grundausrichtung und die wesentlichen Meilensteine über mehrere Jahre hinweg definiert worden und bilden den Rahmen für die kommunale Sportpolitik der nächsten Jahre.“ Das Strategiepapier umfasst dabei sowohl die Breiten- als auch Spitzensportentwicklung sowie Sanierungs- und Entwicklungskonzepte, Standortbewertungen und das Bäderkonzept.

Seit 2021 betreibt der EBS auch die Margon Arena.
Seit 2021 betreibt der EBS auch die Margon Arena. Bild: EBS Dresden

Kommunale Bauprojekte

So konnte die Stadt Dresden allein im vergangenen Jahr drei Kunstrasenplätze, drei Funktionsgebäude und einen Naturrasenplatz sanieren oder neu bauen – für insgesamt rund 6,3 Mio. Euro. Gabriel: „Die Fußballbegeisterten können auf nunmehr ca. 30 Kunstrasenplätzen spielen. Auch die verbliebenen vier Tennenplätze werden in den nächsten Jahren in moderne und umweltgerechte Kunstrasenplätze umgewandelt.“ Dabei habe die Landeshauptstadt bereits frühzeitig mögliche Auswirkungen eines EU-Verbots von Kunststoffgranulaten in seine Planungen miteinbezogen und bereits 2020 vier unbefüllte Kunstrasensysteme in Betrieb genommen. Gabriel: „Mit der aufgekommenen Diskussion hat sich die Landeshauptstadt Dresden vorausschauend umgestellt, Alternativen geprüft und entsprechend umgesetzt. Damit ist Dresden einer der Vorreiter in ganz Deutschland. Vorreiter waren wir auch, als wir bereits seit 2010 kein Altgummi-Granulat mehr als Füllmaterial für Kunstrasenplätze verwendet haben.“

Die Nachhaltigkeit steht dabei nicht nur bei den genannten Kunstrasenprojekten im Vordergrund, wie Gabriel erklärt: „Wo immer es möglich ist, setzt der Eigenbetrieb Sportstätten auf nachhaltiges Bauen, unabhängig von politischen Visionen oder Beschlüssen.“ Neben der bereits erwähnten Photovoltaik-Anlage auf dem Tribünendach des Heinz-Steyer-Stadions erhielt etwa auch das Kältehaus an der Eisschnelllaufbahn eine neue Photovoltaik-Anlage. Kommunale Nutzfahrzeuge sollen in absehbarer Zeit durch Elektrofahrzeuge ersetzt werden und auch bei Sporthallenprojekten soll künftig nachhaltiger gebaut werden, wie Gabriel erklärt: „In Bauprojekte werden begrünte Dächer und die Nutzung von Erdwärme eingeplant, wo es möglich ist.“

Im vergangenen Jahr konnten zudem eine neue Calisthenics-Anlage im Sportpark Ostra sowie ein neuer Schwimmhallen-Komplex – bestehend aus Schwimmhalle, Sprunghalle und Freibad – in Betrieb genommen werden. Weitere Bau- und Sanierungsprojekte, die in den kommenden Jahren ganz oben auf der Agenda des EBS stehen sind der Ausbau der Margon Arena mit dem Ziel, die Bedingungen für die dort beheimateten Bundesliga-Volleyballerinnen des Dresdner SC zu verbessern, sowie die Modernisierung der JOYNEXT Arena, um diese für den DEL-Spielbetrieb der aufstiegsambitionierten Dresdner Eislöwen fit zu machen.

All diese Projekte sowie die fortlaufende Sanierung von Sportplätzen und Funktionsgebäuden anhand des Dresdner Sanierungskonzepts müssen natürlich finanziert werden. Um ihre ehrgeizigen Ziele realisieren zu können, ist auch die Landeshauptstadt Dresden auf finanzielle Unterstützung des Landes Sachsen und des Bundes angewiesen. Gabriel: „Allerdings fallen oft geplante und beantragte Baumaßnahmen aus den Förderprogrammen von Bund und Land. Ohne Hilfe aus den Förderprogrammen ist das Ziel, den Sanierungs- und Entwicklungsstau abzubauen, ein schwieriges Unterfangen.“ (Sportplatzwelt, 08.07.2022)

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