„Sportvereine können nachhaltige und gesellschaftliche Impulse setzen“

Im Interview spricht Alina Cymera, Projektleiterin Nachhaltigkeit beim TSV Bayer 04 Leverkusen, über die Nachhaltigkeitsstrategie des Großsportvereins und erklärt, mit welchen Maßnahmen auch kleinere Vereine ihren Sport nachhaltiger gestalten können.

Alina Cymera
Alina Cymera Bild: TSV Bayer 04 Leverkusen e.V.
Sportplatzwelt: Der TSV Bayer 04 Leverkusen setzt sich bereits seit einigen Jahren für nachhaltigen Sport und nachhaltige Sportstätteninfrastruktur ein. Können Sie einen kurzen Überblick geben, welche Projekte der Verein in den vergangenen Jahren realisieren konnte? Mit welchen Kosten waren die genannten Projekte verbunden?
Cymera: Der TSV Bayer 04 setzt sich schon seit Jahren vor allem im sozialen Bereich stark für Nachhaltigkeit ein. Eins unserer größten Steckenpferde ist die bereits 1950 gegründete Parasportabteilung, die zu einer der größten und erfolgreichsten Deutschlands zählt. Hier finden Behindertensportler abteilungsübergreifende Trainingspartner sowie hochqualifizierte Übungsleiter und Betreuer, die sie in ihren sportlichen Ambitionen unterstützen.

Aber auch in ökologischer Hinsicht haben wir in den letzten Jahren einige Projekte umsetzen können, wie zum Beispiel die komplette Umrüstung aller Hallen auf LEDs – die Erneuerung in den Fluren und Büros erfolgt nach und nach, das 1.899 m² große Dach der Leichtathletikhalle wurde begrünt und das Niederschlagswasser einzelner Gebäude entwässert in Rigolen. All diese Projekte wurden allerdings nach und nach aufgrund von Umbaumaßnahmen umgesetzt, sodass sich die Kosten für uns im Nachhinein schwer einschätzen lassen. Sie sind jedoch über die Jahre betrachtet überschaubar geblieben.

Sportplatzwelt: Welche Rolle nehmen Sportvereine – und speziell der TSV – im gesamtgesellschaftlichen Kontext beim Thema Nachhaltigkeit ein?
Cymera: Sportvereine, so auch der TSV, nehmen gerade im sozialen Bereich einen wichtigen Stellenwert ein. Denn sie sind ein Ort, an dem die unterschiedlichsten Personengruppen aufeinandertreffen und gemeinsam Sport treiben. Vor allem durch ihr vielfältiges Angebot sind sie Multiplikator für hochwertige Bildung, Gesundheit und Wohlergehen, Einbeziehung von schwächeren Gruppen und Partner zur Erreichung der Ziele und bieten ein enormes Potential, um nachhaltige und gesellschaftliche Impulse zu setzen.

Sportplatzwelt: Seit kurzem bietet der TSV Bayer 04 Leverkusen auf seiner Website einen CO²-Rechner für Vereinsmitglieder an. Welche Ergebnisse erhoffen Sie sich aus der Umfrage und welchen Einfluss werden diese auf die zukünftige Ausrichtung des Vereins nehmen?
Cymera: Tatsächlich planen wir einen CO²-Rechner, mit dem der Verein seinen eigenen ökologischen Fußabdruck erstellen kann. Aktuell sind wir noch in der Entwicklungsphase. Unser Verein hat vor zwei Wochen damit begonnen, seine Mitglieder zum Thema „Mobilität“ zu befragen, sprich wie kommen die Mitglieder zum TSV, wie lange ist ihre Anreisestrecke und wie kommen sie beispielsweise zu Wettkämpfen?

Diese Antworten sollen wiederum dazu dienen, den CO²-Rechner zu erstellen, der in einem gemeinsamen Projekt mit dem TSC Eintracht Dortmund sowie den Organisatoren myclimate und sports for future entwickelt wird. Anschließend wird der CO²-Rechner auch kleineren Vereinen zur Verfügung gestellt, sodass diese ebenfalls nachhaltiger handeln können.

Aber auch unmittelbar ist die Umfrage für uns sehr interessant. Denn so erfahren wir, wie unsere Mitglieder zum TSV kommen und wie wir zukünftig Anreize bieten können, um unsere Mitglieder zu ermutigen, beispielsweise mit dem Fahrrad, zu Fuß oder in Fahrgemeinschaften zu kommen.

Sportplatzwelt: Warum funktioniert wirklich nachhaltiger Sport nur über die Vereinsmitglieder?
Cymera: Wie bereits zuvor erwähnt, bieten Sportvereine unterschiedlichen Personengruppen Möglichkeiten, gemeinschaftlich Sport zu treiben und sich sozial zu engagieren. Wichtig hierbei ist das Gefühl von Zusammenhalt, denn nur gemeinsam schafft man es, Ziele zu erreichen und langfristig zu verankern. Somit funktioniert nachhaltiger Sport nur über die Einbeziehung aller Personengruppen in einem Sportverein – also über den Vorstand, die Geschäftsführung, die Mitarbeiter und Mitglieder.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist aber auch zu betonen, dass trotzdem jeder Einzelne etwas Nachhaltiges tun kann – denn wenn jeder etwas Nachhaltiges tut, dann bilden wir ein großes Ganzes mit starkem Wirkungsgrad.

Sportplatzwelt: Die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen muss nicht immer mit großen Investitionen einhergehen. Welche Maßnahmen können Sie auch kleinen Vereine empfehlen, die sich schnell und einfach umsetzen lassen und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit im Verein stärken können?
Cymera: Da gibt es viele Möglichkeiten, wie zum Beispiel:

  • Der bewusste Umgang mit Ressourcen: Lassen sich nicht einige Arbeiten vielleicht digital umsetzen, können alte Sportgeräte eventuell noch weitergegeben werden oder gibt es einen Mehrwegnutzen?
  • Die Mülltrennung oder auch Müllsammelaktionen rund um das Vereinsgelände oder in der Stadt
  • Veranstaltungen könnten nachhaltiger gestaltet werden, indem auf Einweggeschirr und -becher verzichtet wird oder regionale oder biologische Produkte sowie vegetarische oder vegane Speisen angeboten werden
  • Die Biodiversität kann ganz einfach mit Blumenwiesen gefördert werden, die auf dem oder rund um das Vereinsgelände gepflanzt werden
  • Bei der Anschaffung von Sportartikeln und -bekleidung sollte auf die Herkunft sowie Produktion geachtet werden. Außerdem sollte der Fokus auf Langlebigkeit setzen werden.

Sportplatzwelt: Wie bewerten Sie die Unterstützung seitens der Politik bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsprojekten – insbesondere im Hinblick auf aktuelle Fördermöglichkeiten?
Cymera: Wir haben im letzten Jahr eine große Zuwendung aus dem Förderprogramm „Moderne Sportstätte 2022“ für fünf Projekte erhalten – eins dieser Projekte ist die umfangreiche energetische Sanierung der Kurt-Rieß-Halle 10. Dabei wird zum einen an der Fassade und in den Dachluken eine Wärmeschutzverglasung installiert und zum anderen die dahinterstehende Technik erneuert, sodass dank moderner Gebäudeleittechnik die Heizung zum Beispiel registriert, wenn die Fenster geöffnet sind. Neben finanziellen und ökologischen Aspekten hat das auch für den Sportbetrieb positive Auswirkungen, da der Temperaturbedarf der unterschiedlichen Gruppen besser angepasst werden kann. (Sportplatzwelt, 13.04.2022)

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