Zertifikate: Nachhaltiges Bauen und Betreiben

Verschiedene Zertifizierungen, Siegel und Labels helfen Vereinen und Kommunen bei der Suche nach nachhaltigen Baumaterialien und Produkten. Mitunter stellen solche Zertifikate auch eine Voraussetzung für Fördermittel dar.

Qualitätssiegel, Labels und Zertifikate von (möglichst) unabhängigen Prüfstellen, Instituten oder staatlichen Institutionen bescheinigen Bauherren wie beispielsweise Kommunen, dass die ausgeschriebenen Projekte auch wirklich nachhaltig realisiert wurden. Dabei können verschiedene Labels und Nachhaltigkeitszertifizierungen von öffentlichen Auftraggebern als wesentliches Zuschlagskriterium bzw. Bescheinigung darüber, dass das vom Architekten oder Bauunternehmen konzipierte Projekt auch den Nachhaltigkeitskriterien der Kommune entspricht, im Ausschreibungsprozess festgelegt werden.

Alles rund um den Themenkomplex Nachhaltigkeit beim Sportstättenbau und -betrieb erfahren Sie im Mitte April erscheinenden Kompendium Nachhaltigkeit.

Das neue Standardwerk von Sportplatzwelt kann ab sofort im Online-Shop vorbestellt werden kann.

Im Folgenden listet Sportplatzwelt einige der wichtigsten Labels, Siegel und Zertifizierungen, mit denen sich Kommunen und Vereine bei nachhaltigen Bauprojekten, dem nachhaltigen Betrieb und der nachhaltigen Beschaffung von Baumaterialien im Alltag konfrontiert sehen können.

Nachhaltige Gebäude

Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG)

Das „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“ ist ein staatliches Siegel für Gebäude. Voraussetzung für die Vergabe ist ein Nachweis der Erfüllung allgemeiner und besonderer Anforderungen an die ökologische, soziokulturelle und ökonomische Qualität eines Gebäudes. Bei der Bewertung der Nachhaltigkeitsperformance eines QNG-zertifizierten Gebäudes spielen somit alle Nachhaltigkeitsaspekte eine Rolle – von der Verwendung nachhaltiger Baumaterialien über Wirtschaftlichkeitsaspekte bis hin zu sozialen Nachhaltigkeitsaspekten wie beispielsweise Barrierefreiheit und Komfort. Die Vergabe erfolgt durch vom Bundesbauministerium beauftragte unabhängige Stellen nach Fertigstellung des Gebäudes. Das QNG-Siegel wird in die Stufen „Plus“ und „Premium“ unterteilt. Um das Qualitätssiegel zu erhalten, muss ein ganzer Katalog an Anforderungen erfüllt werden – in seiner Bewertung achtet das zuständige Prüfinstitut deshalb vor allem auf die Verwendung zertifizierter nachhaltiger Bauprodukte. Als Instrument der Qualitätssicherung ist das QNG-Siegel eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine Förderung im Rahmen der Programme „Klimafreundlicher Neubau“ (KFN) und „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG).

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)

Ursprünglich für Bundesbauten entwickelt, können über das vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen entwickelte „Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen“ (BNB) mittlerweile auch nachhaltige, öffentliche Bauprojekte aus den Bereichen Büro- und Verwaltungsgebäude, Unterrichtsgebäude, Laborgebäude und Außenanlagen bewertet und zertifiziert werden. Das Bewertungssystem wurde zusammen mit der DGNB entwickelt und wird kontinuierlich weiterentwickelt. Die Kriterien für eine Zertifizierung ähneln denen des DGNB-Systems und bewerten die ökologische, ökonomische und soziokulturelle Qualität, die Prozessqualität und Standortmerkmale.

DGNB System

Das Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB e.V.) fußt grundlegend auf drei wesentlichen Paradigmen: Lebenszyklusbetrachtung, Ganzheitlichkeit, Performanceorientierung. Anhand der prozentualen Erfüllung zahlreicher Kriterien in den folgenden 6 Themenfeldern kann das Zertifikat in Bronze (ab 35 %, nur Bestandsgebäude), Silber (ab 50 %), Gold (ab 65 %) oder Platin (ab 80 %) vergeben werden: Ökologische Qualität, ökonomische Qualität, soziokulturelle Qualität, technische Qualität, Prozessqualität und Standortqualität. Um die Nachhaltigkeit eines Bau- oder Sanierungsprojekts ganzheitlich bewerten zu können, werden verschiedene Zertifizierungskriterien individuell auf den jeweiligen Gebäudetyp angewandt – sowohl für Neubauten als auch für Bestandsgebäude und Sanierungsprojekte. Auch der nachhaltige Rückbau bestehender Gebäude kann im Rahmen des DGNB Systems zertifiziert werden.

BREEAM

Das ursprünglich britische Zertifikat „BREEAM“ (Building Research Establishments Environmental Assessment Method) ist eines der ältesten Nachhaltigkeitszertifikate für Gebäude und wird bereits seit 1990 angewendet. Die ursprünglich aus Großbritannien stammende Zertifizierung, die mittlerweile aber auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz Anwendung findet, soll Gebäudeeigentümern dabei helfen, die Nachhaltigkeit eines Gebäudes mit den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen abzugleichen und Verbesserungspotenziale zu ermitteln. Auf Basis eines Punktesystems wird in 10 Beurteilungskategorien (Management, Energie, Wasser, Landverbrauch, Gesundheit und Wohlbefinden, Transport, Material, Verschmutzung, Abfall, Innovation) ein Gütesiegel in 6 Abstufungen vergeben. Das BREEAM-Siegel kann sowohl für Neubau- als auch Bestandsgebäude vergeben werden. Die Vergabe erfolgt in Deutschland über den TÜV Süd.

LEED

Bei „LEED“ (Leadership in Energy and Environmental Design) handelt es sich um ein weltweit verbreitetes, vom US Green Building Council (USGBC) entwickeltes Zertifizierungsverfahren für Neubauten, Sanierungen, Bestandsgebäude und komplette Städte. Die Zertifizierung in 4 Stufen erfolgt anhand eines Punktesystems, das auf den folgenden 8 Kriterien basiert: Infrastrukturelle Einbindung des Standorts, Grundstücksqualität, Wassereffizienz, Energie und globale Umweltwirkung, Materialkreisläufe und Ressourcenschonung, Innenraumluftqualität, Innovationen, Boni für Kriterien mit standortbedingt besonderer Bedeutung. In Deutschland erfolgt die Konformitätsprüfung über die Green Business Certification Inc. (GBCI).

WELL

WELL ist ein internationales Zertifizierungssystem, das sich ausschließlich auf die gesundheitsfördernde und komfortable Gestaltung von Innenräumen und Gebäuden konzentriert. Vergeben wird das WELL-Zertifikat anhand von 7 Kriterien, die es bestmöglich zu erfüllen gilt: Raumluft, Wasserqualität, Ernährung, visueller Komfort, Bewegungsmöglichkeiten, thermischer Komfort, Raum- und Bauakustik, emissionsarme und ressourcenschonende Baumaterialien, Zufriedenheit und Ausgeglichenheit, Innovationsansätze. Die Erfüllung der Kriterien wird durch unabhängige Labore und Prüfstellen kontrolliert, die Vergabe erfolgt über das International WELL Building Institute (IWBI).

Green Globe

Green Globe ist das erste weltweite Programm zur Zertifizierung und Leistungsverbesserung, das speziell für die Reise- und Tourismusindustrie entwickelt wurde. Zum Green Globe Standard gehören 44 Kriterien mit rund 350 Indikatoren, die für eine Zertifizierung von Sportstätten bewertet werden. Für eine erfolgreiche Zertifizierung sind bei allen Kriterien die dazugehörigen Indikatoren zu mindestens 50% zu erfüllen.

 

Nachhaltiger Betrieb

GEFMA 160

Die Richtlinie GEFMA 160 der German Facility Management Association (GEFMA) beinhaltet mit dem Zertifizierungssystem „Nachhaltigkeit im Facility Management“ ein System, das nachhaltiges Facility Management unabhängig von der Nachhaltigkeitsperformance des Gebäudes bewertet. So werden Facility-Services anhand von 24 Kriterien in den folgenden 5 Themenfeldern bewertet und ihre Erfüllung in einem Prozentwert dargestellt: Ökologische Qualität, ökonomische Qualität, soziokulturelle Qualität, Qualität der FM-Organisation, Nachhaltigkeit im Detail verschiedener Facility Services. Die Bewertung erfolgt durch ausgebildete und zertifizierte GEFMA-160-Auditoren.

DGNB System für Gebäude im Betrieb/Klimapositiv

Im Rahmen des DGNB Systems für Gebäude im Betrieb wird vor allem der Ist-Zustand eines Gebäudes unter die Lupe genommen und neben der Nutzungssituation in erster Linie die realen Ressourcen- und Energieverbräuche im Betrieb analysiert und Optimierungspotenziale aufzeigt. Hierbei werden vor allem die folgenden Themen bewertet: Ökologische Qualität (Klimaschutz und Energie, Wasser, Wertstoffmanagement), Ökonomische Qualität (Betriebskosten, Risikomanagement und Werterhalt, Beschaffung und Bewirtschaftung) sowie die soziokulturelle und funktionale Qualität (Innenraumkomfort, Nutzerzufriedenheit, Mobilität). Ab einem Erfüllungsgrad von 35 % über all diese Themenfelder hinweg erhalten Gebäudeeigentümer das DGNB Zertifikat in Bronze, Silber (ab 50 %), Gold (ab 65 %) oder Platin (ab 80 %). Gebäude, die bereits klimaneutral betrieben werden, erhalten zusätzlich die Auszeichnung „Klimapositiv“.

ISO 14001

Die ISO 14001 ist der weltweit akzeptierte und angewendete Standard für betriebliche Umweltmanagementsysteme. Seit 1996 bildet sie die Grundlage für Aufbau, Einführung, Überwachung und Weiterentwicklung von Umweltmanagementsystemen. Sie legt entsprechende Forderungen fest, die auf Organisationen jeder Art und Größe sowie auf unterschiedliche geographische, kulturelle und soziale Bedingungen anwendbar sind. Die ISO 14001 ist gleichzeitig auch die Grundlage für die Zertifizierung.

EMAS

EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) ist ein freiwilliges Instrument der Europäischen Union, das Unternehmen und Organisationen jeder Größe und Branche dabei unterstützt, ihre Umweltleistung kontinuierlich zu verbessern. Die Verantwortlichen bezeichnen EMAS als das weltweit anspruchsvollste System für nachhaltiges Umweltmanagement.

Nachhaltige Baumaterialien

Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes (PEFC)

PEFC ist die größte Institution zur Sicherstellung nachhaltiger Waldbewirtschaftung durch ein unabhängiges Zertifizierungssystem. Holz und Holzprodukte mit dem PEFC-Siegel stammen nachweislich aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger Forstwirtschaft. PEFC Deutschland e.V. wurde 1999 gegründet und entwickelt die Standards und Verfahren der Zertifizierung, stellt der Öffentlichkeit Informationen bereit und vergibt die Rechte am PEFC-Logo in Deutschland. PEFC ist in Deutschland das bedeutendste Waldzertifizierungssystem: Mit über acht Millionen Hektar zertifizierter Waldfläche sind bereits rund drei Viertel der deutschen Wälder PEFC-zertifiziert.

Forest Stewardship Council® (FSC®)

Das international tätige FSC® zertifiziert Unternehmen, die ihre Holzprodukte aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und nachhaltiger Forstwirtschaft beziehen. Drei verschiedene FSC-Zertifikate zeigen dabei, ob die Produkte zu 100 % aus FSC-zertifizierter Forstwirtschaft stammen (FSC 100%), ausschließlich aus Recycling-Material bestehen (FSC Recycled) oder eine Mischung aus Rohmaterialien genutzt wurde (FSC Mix). Bei letzterem Zertifikat stammen mindestens 70 % der verwendeten Hölzer aus FSC-zertifizierter Forstwirtschaft oder wurden aus Recycling-Material gefertigt.

Qualitätssicherung Sekundärbaustoffe (QUBA)

Das QUBA-Qualitätszeichen der Qualitätssicherung von Sekundärbaustoffen gewährleistet die Konformität von hergestellten Baustoffen mit den geltenden bau- und umwelttechnischen Regelwerken und stellt die ordnungsgemäße und schadlose Verwertung im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetztes sicher. Seit 2021 nutzt auch die Bundesgütegemeinschaft Recycling-Baustoffe (BGRB) das QUBA-Qualitätszeichen und ersetzt dadurch das bis dato genutzt RAL-Gütezeichen für Recycling-Baustoffe.

RAL Gütezeichen

Die RAL Gütegemeinschaft zertifiziert Produkte und Unternehmen aus verschiedensten Bereichen und bescheinigt den zertifizierten Produkten und Dienstleistungen Qualität und Sorgfalt bei der Produktion. Derzeit existieren mehr als 150 RAL Gütezeichen – von CO2-neutralen Bauwerken aus Holz bis hin zu Sporthallenböden und Sportgeräten. Die Anerkennung folgt für jedes Gütezeichen einem umfangreichen Katalog an individuell festgelegten Anforderungen.

EMICODE©

Die verschiedenen EMICODE©-Siegel kennzeichnen besonders emissionsarme Bauprodukte bzw. die emissionsarme Herstellung von Bauprodukten – von EC2 (emissionsarm) über EC1 (sehr emissionsarm) bis EC1PLUS.  Zertifiziert werden dabei überwiegend Bauprodukte für den Innenausbau – z.B. Boden- bzw. Untergrundvorbereitung, Bodenbeläge, Fliesen und Natursteine, Oberflächenbehandlungsmittel, Lacke, Versiegelungen und Öle, Dämm- und Dichtstoffe, Klebstoffe oder Kunstharzbeschichtungen.

Cradle to Cradle®

Cradle to Cradle® ist ein in den 1990er Jahren von Prof. Dr. Michael Braungart, William McDonough und EPEA Hamburg entwickeltes Designprinzip, das verschiedene Baumaterialien und Produkte kennzeichnet – beispielsweise Fenster- und Fassadenelemente oder Kunstrasensysteme. Alle Inhaltsstoffe der Cradle to Cradle®-zertifizierten Produkte sind chemisch unbedenklich und potenziell vollständig kreislauffähig – ihre einzelnen Bestandteile können also theoretisch vollständig recycelt und (oft in anderen Produkten) wiederverwendet werden.

Weitere News - Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit

In sechs Kursen zum Profi in Sachen Deckenstrahlplatten

Deckenstrahlplatten sind laut Raumklimaspezialist Zehnder die Zukunft der Gebäudetemperierung. Er bietet deshalb Planern, Architekten und Installateuren eine Web-Seminarreihe an. Die halbstündigen Kurse sind kostenlos. mehr

Nachhaltigkeit

Neue Runde für Expertenseminare zur Energiewende

„Wie werde ich ein aktiver Teil der Energiewende?“ – Das erfahren Teilnehmende in der diesjährigen Ausgabe der renommierten Expertenseminarreihe von Kaimann, Oventrop, Reflex, Waterkotte und Zehnder. mehr

Flutlicht

Leuchtenhersteller veröffentlicht mehr als 2.000 EPDs

Signify hat sich verpflichtet, die Umweltauswirkungen seiner gesamten Produktpalette zu veröffentlichen. Das Unternehmen hat bereits über 2.000 Umweltproduktdeklarationen (EPDs) zur Verfügung gestellt, die mehr als 70.000 Produktvarianten weltweit abdecken. mehr