Pflegemaschinen: Klarer Trend zum Roboter

Auf dem Sportplatz führt das Rasenmähen die Liste der regelmäßig zu erfüllenden Pflege-Maßnahmen an. Moderne autonome Mähroboter sind erwiesenermaßen effizient, wirtschaftlich und in der Gesamtbetrachtung nachhaltig. Fachleute gehen davon aus, dass dieser Teil der Rasenpflege nach und nach flächendeckend automatisiert wird.

Mitte der 1990er Jahre, hier gilt der Solarmower von Husqvarna von 1995 als erster entscheidender Meilenstein, beginnt die Geschichte der autonomen Mähroboter. Es ist eine Erfolgsgeschichte, die nicht nur bis heute anhält, sondern zuletzt noch einmal Fahrt aufgenommen hat. Schon im ersten Modell, das auf den Markt ging, spielten mit der integrierten Photovoltaik clevere Energie-Konzepte ihre Rolle. Die nächste Generation konnte eigenständig die Ladestation ansteuern und damit auch auf Energie aus dem Netz zugreifen.

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Der heutige Stand der Technik macht sich vieles von dem zunutze, was in vielen Bereichen für Veränderungen sorgt – so eine auch im zivilen Alltagsleben verfügbare höchst präzise Satelliten-Navigation in Verbindung mit fortgeschrittener Konnektivität in Mobilfunk- und WLAN-Netzen. Hiermit in unmittelbarem Zusammenhang stehen zeitgemäße Steuerungs- und Diagnose-Funktionen als schlanke App-Lösungen. Die Kern-Technologie rund um das Rasenmähen konnte ebenfalls optimiert werden.

Für Privat-Haushalte ist der fleißige Helfer, der seinem Betreiber die Wochenenden für andere Beschäftigungen freihält, immer mehr zur Selbstverständlichkeit geworden. In der kommunalen Grünpflege steigt der Anteil nach wie kontinuierlich an, wobei der Unterhalt von Naturasen-Sportplätzen und Golf-Anlagen besonders hohe Anforderungen stellt. In Profi-Stadien ist das Anforderungsprofil speziell, und die Budgets für Maschinen und Manpower liegen auf einem anderen Niveau als im Breitensport. Dass bislang noch in wenigen Profi-Stadien automatisiert gemäht wird, hat unterschiedliche Gründe – fast alle Vorbehalte, die sich lange hielten, sind allerdings auch hier mittlerweile ausgeräumt.

Satelliten-Navigation und systematischer Schnitt

Esmat Pieck, Marketing Manager Pro Robotics bei Husqvarna, nennt wichtige Entwicklungsschritte aus der jüngeren Vergangenheit, die dazu beitragen konnten: „Ein wichtiger Schritt war das ‚Exact Positioning Operating System‘, kurz EPOS. Diese satellitenbasierte Technologie erlaubt es den Geräten, ohne physische Begrenzung, auf die sie früher angewiesen waren, zu arbeiten. Im Profi-Sektor und der gewerblichen Rasenpflege hat CEORA™ den nächsten Entwicklungsschritt für den Einsatz als Großflächenmäher herbeigeführt. Diese Mäher erzielen heute beste Ergebnisse mit systematischem Schnitt in Bahnen. Auch der kleine Automower 550 EPOS kann das schon und der AM 550 EPOS mit dem Fairway-Kit. Drittens haben wir Entwicklungsarbeit in die Mähtechnik für Golfplätze investiert, so dass wir die Schnitthöhe bei den CEORA-Mährobotern von 10 mm aufwärts in Schritten von einem mm nach Bedarf präzise einstellen können. Wer auf dem Golfplatz besteht, besteht überall. Deswegen ist es uns sehr wichtig, hier Maßstäbe zu setzen.“

Vergleichbare Weiterentwicklungen bei allen Herstellern sorgen nun für einen nachhaltigen Aufwärtstrend und beim Kunden endgültig für eine Akzeptanz und Bereitschaft zu entsprechenden Investitionen. Es sei auch erwähnt, dass für die Kunstrasenpflege heute ebenfalls autonome Geräte auf dem Markt sind und damit der Bedarf an schweren Traktoren und Schleppgeräten ebenfalls zurückgefahren werden kann. Hier, wie vor allem beim Naturrasen, gilt, dass nach wie vor intensive Pflegemaßnahmen mit schwerem Gerät (das sich oft im Besitz beauftragter Dienstleister befindet) geleistet werden müssen, die tägliche bis regelmäßige Unterhaltspflege aber im Mähen besteht.

Wirtschaftlichkeit hat sich erwiesen

Dass die Roboter kleiner und leichter sind, liegt auf der Hand – aber wie steht es um deren Nachhaltigkeit in allen Belangen von der Wirtschaftlichkeit für den Betreiber bis hin zu der ökologischen? Die Fachleute sind sich heutzutage darin einig, dass die Nachhaltigkeit insgesamt gegeben ist. Hierfür gibt es mittlerweile Erfahrungswerte und Zahlen. Dr. Harald Nonn, Vorstand bei der Deutschen Rasengesellschaft und Experte bei EUROGREEN, berichtet: „Wir haben mit EUROGREEN vom Öko-Institut eine Studie durchführen lassen, die unseren CutCat mit dem klassischen Aufsitzmäher verglich. Das Ergebnis war, dass man hier bei der Hauptpflege für Naturrasenplätze, dem Mähen, die Kosten um rund 50 % reduzieren kann. Dies gilt für den Amateurbereich, wo es auch von besonderer Bedeutung ist, da die Bereitschaft zu Ausübung des Ehrenamtes nachlässt und aus dem Verein heraus weniger Aufgaben erledigt werden können. Die Vergabe an einen Dienstleister ist teuer. Für Kommunen, die beispielsweise 10 Plätze betreiben, ist es aber eine Einzelfallentscheidung, welches Investitionsvolumen man leisten kann und will. Für einen oder zwei Plätze reicht ein Roboter. Bei mehr Fläche muss man am Standort prüfen, ob man mehrere Automower anschafft oder die bestehende Mähkolonne weiterfahren lässt.“

Dominic Heiler vom Sportplatzbau-Unternehmen heiler GmbH & CO. KG, das über zahlreiche Projekte im kommunalen Bereich und Profi-Fußball Einblick in alle Belange des Greenkeeping hat, meint: „Es ist als langfristiger Trend klar abzusehen, dass Mähroboter auf jeden Fall überall zum Einsatz kommen werden, wo Sportrasen gepflegt wird. Gerade wenn eine Stadt eher wenige Plätze zu betreuen hat, zeigt sich dann auch die Nachhaltigkeit, indem man sich wenig ausgelastete Traktoren und Mähdecks sparen kann. Die Investitionen, um auf diese Weise einen kommunalen Fuhrpark zu ersetzen, wären derzeit noch zu hoch. Aber mit der Zeit werden sich die Roboter endgültig durchsetzen.“

Infrastruktur in den Kommunen steht

Auf infrastruktureller Seite sind die Voraussetzungen, um ein übergreifendes Mäher-Netzwerk zu betreiben, heute in der Regel gegeben. In den Städten sind Schlüsseltechnologien wie 4G RTK-GPS mittlerweile verfügbar. Es kann also überall eine Basis-Station mit einer Reichweite von 15 km eingerichtet werden. Die Basis sendet die Korrekturdaten mit Hilfe der 4G Daten an einen Webservers. Ganze Roboterflotten können so über eine einzelne Basis bedient werden. Auf diesem Weg können Gemeinden Kosten sparen. Alternativ können WLAN RTK-GPS Basis-Station aufgestellt werden, die eine Reichweite von max. 500 m haben und um die 2.100 Euro kosten. In Großstädten bräuchte man unter Umständen mehrere davon, jedenfalls bekommt man die Fläche sicher abgedeckt.
Gesteigerte Effizienz

Generell ist festzustellen, dass die Industrie die Bilanz zugunsten der Roboter noch weiter verbessern konnte. Die Fähigkeit zum systematischen Mähen hat die Flächenleistung noch erhöht, während dabei der Verschleiß abgenommen hat. Früher konnte ein Gerät maximal zwei Plätze bearbeiten, heute schafft ein Roboter bis zu vier Plätze. Die Effizienz ist erheblich gestiegen, und schon ab zwei Plätzen lohnt sich die Anschaffung eines Mähroboters sofort.
Im Sinne der Nachhaltigkeit ist aber auch die Bauweise dieser Geräte von Vorteil. „Roboter sind viel einfacher gebaut und haben viel weniger Teile als konventionelle Traktoren und Spindelmäher“, sagt Andreas Beck, Geschäftsführer von ECHO Motorgeräte. „Die sind auch viel schwerer und haben Motoren, die mit Diesel oder Benzin angetrieben werden. Solche Maschinen bringen aber auch schon in der Produktion einen viel höheren CO2-Ausstoß mit als die Roboter mit ihrer Leichtbauweise aus Aluminium und Kunststoffen.“

Lange Lebenserwartung

Hinsichtlich der Lebenserwartung von Mährobotern liegen laut Beck mittlerweile ausreichend Erfahrungen vor, um sagen zu können, dass sie in etwa mit den Traktoren gleichauf liegt. Es gebe relativ wenige Verschleißteile, und sowohl Traktoren als auch Roboter würden kalkulatorisch gleichermaßen auf 10 Jahre gerechnet – bzw. über 5 bis 6 Jahre in der Finanzbuchhaltung, wobei die Lebensspanne aber länger anhält. Dafür, dass die gegebene Lebensspanne von den Betreibern voll ausgenutzt wird, spricht, dass es nur einen sehr überschaubaren Gebrauchtmarkt gibt. Dieser wird laut der Einschätzung von Beck vornehmlich von Besitzern gespeist, die vorzeitig ihre Flotte auf RTK-Roboter erneuern. Und wo Geräte endgültig außer Betrieb gehen, werden bestimmte Komponenten noch als Ersatzteile ausgeschlachtet.

Die Entwicklung der konventionellen Geräte zu Rasenpflege wurde fortgeführt, während der Boom der Roboter in Gang kam. Somit sind sie ebenfalls energieeffizienter geworden – doch speziell im Sportplatzbereich haben die Roboter, wobei neben den Mähern auch autonome Geräte zur Kunstrasenpflege zu erwähnen sind, mittlerweile so viele Vorteile, dass sich die Fachwelt weitgehend darin einig ist, dass die Mähroboter weiterhin einen starken Schub haben und die Vereinswelt nach und nach vollständig umsteigen wird. Lediglich Standorte, wo die Pflege nicht regelmäßig ausgeführt wird oder beispielsweise ein einzelner Platz problemlos von einem bestehenden Traktor übernommen werden kann, mögen keinen Bedarf sehen. Es wäre durchaus auch denkbar, den klassischen Traktor ebenfalls als autonomes Gerät auszustatten, nur sehen die Hersteller hierfür offenbar keinen Markt.

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Vorteile für die Rasenqualität

In Bezug auf Tendenzen in Sportplatzbau und -pflege, die sich aus Nachhaltigkeitsaspekten unter dem Eindruck des Klimawandels ergeben, erwähnt Andreas Beck, dass „der mit dem Roboter gemähte Rasen 20 % weniger Düngemittel benötigt, da das Gerät den Rasen durch die kontinuierliche Bearbeitung verdichtet und damit eine höhere Speicherfähigkeit von Feuchtigkeit und Nährstoffen erzielt sowie und das fortwährende Mulchen mit Grünschnitt die Nährstoff-Versorgung verbessert“. Dies gelte auch für neuartige Rasenmischungen, mit denen man heute und in Zukunft auf geänderte Rasen-Anforderungen reagieren wird.
Mit der Möglichkeit, den Arbeitsbereich der Roboter auch kabellos, per GPS und Funkstation, abzustecken, ist der Material- und Arbeitsaufwand für die autonomen Pflegegeräte weiter gesunken. Sofern die Kalkulation ergibt, dass sich die Investition lohnt – ggf. in Verbindung mit weiteren Anwendungen – können Betreiber auch in Erwägung ziehen, den Energieverbrauch der Roboter über eine Photovoltaik-Anlage zu bedienen.

Bei den Robotern ist die Technik den Experten zufolge mittlerweile so weit, dass das Format der Geräte grundsätzlich ausentwickelt ist, also keine nennenswert anderen Formate oder auch Gewichtsklassen mehr zu erwarten sind. „Wer sich heute für einen Mähroboter entscheidet, hat die Sicherheit, dass das eine zukunftssichere Investition ist“, sagt Andreas Beck. Es gebe bei den Akkus, die allerdings bereits auf hohem Niveau lägen, noch etwas Potenzial, aber echte Game Changer seien jetzt nicht mehr zu erwarten.