Fußball: Spielfeldberegnung

Auch bei Trockenheit muss nicht die fehlende Menge an Beregnungswasser das Problem sein. Die richtige Menge zum richtigen Zeitpunkt ist entscheidend.
Hierfür sorgt eine Beregnungsanlage nach Stand der Technik. Es kann sich auch die Frage lohnen, welches Wasser für den Fußballplatz genutzt wird.

Die für Sportplätze gültigen Anforderungen bezüglich der Bewässerung sind in der DIN 18035-2 formuliert. Hier und in diversen Publikationen werden, auch nach regionalen Niederschlagsmengen sortierte, Empfehlungen gegeben. Tritt allerdings der Fall der extremen Trockenheit ein, bleibt allein die künstliche Bewässerung. Und spätestens in solchen Situationen zeigt sich die Tauglichkeit der auf jedem Fußballplatz gelebten Praxis, in Anbetracht derer Fachleute allerdings immer wieder verschiedene Beregnungs-Fehler feststellen, die sich überlagern können.

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Auch wenn eine Trockenheit wie im Sommer 2022 und dann erneut 2023 dies nicht vermuten lässt, gilt unter Fachleuten gleichzeitig aber auch die Überberegnung als Problem, indem oft zu viel Wasser zum falschen Zeitpunkt gegeben wird. Dabei lässt sich die optimale Beregnung auf Sportplätzen z. B. mit einer 12+3-Regner-Konfiguration gut erreichen. „Ein dränierter DIN-Sportplatz mit seiner sandigen Tragschicht benötigt pro Woche rund 140 bis 170 m³ Wasser, andere Bauweisen erfordern unter Umständen andere Mengen“, weiß Andreas Liske von der Perrot Regnerbau Calw GmbH. Um auf alle Fälle das richtige Maß zu finden, sei eine eingebaute Sensorik auch für den erfahrenen Platzwart eine große Hilfe. „Sie liefert jederzeit zuverlässige Daten zur Bodenfeuchte auf der gesamten Fläche. Mit Wetterdaten des DWD und zusätzlichen technischen Features für die Steuerung ergibt sich in jeder Hinsicht eine optimierte Lösung für die Sportplatzberegnung“, so Liske. Wirtschaftliche Überlegungen sollten einer zeitgemäßen Anlage eigentlich nicht im Wege stehen; rund 15.000 bis 20.000 Euro kostet die Installation einer automatischen Beregnungsanlage für einen Sportplatz, und eine Steuerung zum Preis von ca. 1.000 Euro mit Wind- und Regensensoren ist hier schon inklusive.

„Die Naturrasenfelder des Amateurfußballs leiden zunächst einmal häufig an einfacheren Beregnungsanlagen, die eher zu wenig Wasser auf den Platz bringen“, meint Dominic Heiler vom Sportplaztzbau-Unternehmen heiler GmbH & Co. KG. Eine ineffiziente Nutzung von Wasser ist ihm zufolge gerade im Amateurbereich aber eher nicht durch technische Probleme begründet, sondern vielmehr durch fehlerhafte Beregnungsdauern und falsch eingestellte Regner, die Nebenflächen mit bewässern. „Dabei ist das Wasser momentan nicht besonders teuer“, sagt er. „Normalerweise müsste der Mechanismus einsetzen, dass das knapper werdende Gut Wasser teurer wird, die Einschränkung der Wassernutzung kommt derzeit aber eher von den Kommunen. Und wenn sie kommt, dann plötzlich. Bis jetzt kommen Verbote spontan im Sommer und gelten dann temporär für einige Wochen. Ein Umdenken etwa in den Bauweisen lässt sich wohl erst erreichen, wenn es grundsätzliche Regelungen gibt, die über einzelne Städte und Kommunen hinausgehen“.

Wasserspeicher praktikabel?

Da zu beobachten ist, dass vermehrt Starkregenereignisse auftreten, liegt der Gedanke nahe, dieses kostbare Gut nutzen zu wollen. Laut Dominic Heiler sind Regenwasser-Zisternen in der Regel aber keine praktikable alleinige Lösung zur Bewässerung, da im Sommer große Mengen Wasser (schnell 100 – 150 m³ pro Woche und Platz) benötigt werden und wenig anfällt, während in den Frühlings-, Herbst- und Wintermonaten viel anfällt und wenig gebraucht wird. Zisternen, die eine relevante Größe haben, also mehrere Tausend Kubikmeter, um die Sommermonate aus den übrigen Monaten zu speisen, müssten so gigantisch sein, dass sie schnell siebenstellige Beträge kosten würden und damit die Kosten eines Sportplatzes vervielfachen würden. Heiler zeichnet hierzu ein Szenario: „Erst eine drastische Steigerung des Wasserpreises, insbesondere auch der Grundwasserentnahme durch eigene Brunnen, könnte diese Betrachtung verändern, wobei dann wohl die meisten Plätze als Kunstrasenplätze umgesetzt werden würden, um den Kosten vollständig zu entgehen. Für etwa 30 % der Sportplätze werden Brunnen gebohrt, sodass man nicht auf das Wasser von der Stadt angewiesen ist.“

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Dr. Harald Nonn von der deutschen Rasengesellschaft fügt einige weitere Aspekte hinzu: „Wasser, vor allem Trinkwasser, ist eine immer knapper werdende Ressource. Zukünftig werden Sportflächen zunehmend oder auch ausschließlich mit anderen Wasserquellen versorgt werden müssen. Es ist gut und schön, eine Zisterne zu haben. Aber wenn die leer ist, braucht man doch wieder Wasser vom Versorger. Man sollte sich mehr damit beschäftigen, wie man Grauwasser bzw. Brauchwasser auf dem Sportplatz verwenden und damit hochwertiges Trinkwasser sparen kann, das man hierfür nicht benötigt. Einige andere Länder machen das vor. Zum Beispiel in Spanien und Italien, generell in den heißeren Zonen, ist man beim Thema Beregnungsmanagement weiter und setzt mehr Brauchwasser ein. Nach einer Hygiene-Reinigung in einer Kläranlage steht es z. B. auch auf den Anlagen von Golfclubs zur Beregnung zur Verfügung. Eine weitere Möglichkeit, Wasser zu sparen, liegt beim Sportrasen in der Verwendung trockenheitsverträglicher Gräser.“ Die Entwicklung letzterer ist eines der Themen der Rasenforschung. Man arbeitet auch an Mischungen mit weniger Bedarf an Stickstoff-Dünger. „Für den Bolzplatz gibt es schon zufriedenstellende Versuche mit Klee und speziellen Rasensorten. Man kann also überlegen, ob man sich für eine solche Lösung entscheidet. Ich finde, man sollte solchen neuen Gedanken immer aufgeschlossen gegenüberstehen“, sagt Dr. Nonn.