Fußball: Spielfeld und Pflege

Wo das Wetter Schwierigkeiten verursacht und man die erforderliche Pflege nicht leisten kann, hat es der Naturrasen schwer. Dies sind aber nicht zwingend Gründe, auf Kunststoffrasen umzusteigen. Entscheidend sind das Know-how bei Bau und Unterhaltung des Fußballplatzes und die Anpassung an örtliche Verhältnisse.

Wer einen Sportplatz neu baut oder über die Zukunft seines Bestandes nachdenkt, steht das Spielfeld betreffend immer vor der grundsätzlichen Entscheidung zwischen Naturrasen und Kunststoffrasen. Hybrid-Varianten seien an dieser Stelle ausgeklammert, da diese Systeme fast ausschließlich im Profi-Bereich gebaut werden. Der Tennenbelag sei der Vollständigkeit halber erwähnt, doch wird dieser Altbestand nach und nach in die anderen Versionen umgewandelt.
Der Kunstrasen ist mit der Hoffnung verknüpft, dass das Spielfeld jederzeit bespielbar ist, und dies ganzjährig. Grundsätzlich erlaubt er eine höhere Nutzungsintensität als das Naturprodukt, doch ist diese, insbesondere im Winter, auch unmittelbar an den Betrieb einer Flutlichtanlage geknüpft, die die Rechnung als erheblicher Kostenfaktor belasten kann.

Wertvolles Hintergrundwissen rund um die relevantesten Themen für Fußballvereine finden Sie im neuen Standardwerk FUSSBALL KOMPAKT.

FUSSBALL KOMPAKT kann im Online-Shop zum Preis von nur 12,90 Euro bestellt werden. Abonnenten von Sportplatzwelt+ erhalten kostenfreien Zugriff auf die eBook-Version.

Auf der anderen Seite sind Naturrasenplätze, die unter günstigen Bedingungen betrieben und stets fachgerecht gepflegt werden, unter Umständen über Jahrzehnte bespielbar. Dem gegenüber steht beim Kunstrasen ein vorhersehbares Ende der Lebenszyklen – und ein Kostenfaktor für Sanierungen, Neubauten und Entsorgung. Während die Basis-Schichten durchaus Jahrzehnte halten können, muss der Teppich voraussichtlich nach spätestens 15 Jahren und ggf. das Infill permanent ausgetauscht bzw. erneuert werden. Und auch die Unterhaltspflege wird hier häufig unterschätzt. Der offenkundige Zustand vieler Kunstrasen-Plätze spricht für sich. Hilfestellung bei der richtungsweisenden Entscheidung bieten Fachleute aus dem Sportplatzbau und den Verbänden (siehe Abbildung Entscheidungsmatrix des DFB), die alle Punkte einer Vollkostenrechnung kennen. Herauszufinden, welche Spielfelder über die kommenden Jahrzehnte mit welchem Nutzungskonzept benötigt werden, zählt indessen zu den Hausaufgaben des Bauherrn bzw. Betreibers.

Bei korrekter Pflege erstrahlt der Naturrasen in sattem Grün.
Bei korrekter Pflege erstrahlt der Naturrasen in sattem Grün. Bild: Sportplatzwelt

Angesichts der stetig wachsenden Zahl von Kunstrasenplätzen in Deutschland, ob als Neubauten oder als Umwandlungen, kann der Eindruck entstehen, man folge vielerorts einem verheißungsvollen Trend, um zukünftig sorgenfrei an 365 Tagen 24 Stunden Fußball spielen zu können – und dies über wie viele Jahre? Bekanntlich endet der Lebenszyklus der oberen Schicht in absehbarer Zeit, vielleicht in 10 bis 15 Jahren. Ist der dann erforderliche Neueinbau des Teppichs im Budget enthalten? Hat man sich Gedanken über die Rezyklierung des Bestandes gemacht? Man sollte sich anhand einschlägiger Modellrechnungen ein Bild darüber machen, wie der Vergleich auf der wirtschaftlichen Seite voraussichtlich ausfallen wird. Dem gegenüber steht immer, dass ein fachgerecht und mit zum Standort passenden Aufbau erstellter Naturrasenplatz grundsätzlich über Generationen genutzt werden kann. Dies freilich mit entsprechender Pflege und Instandhaltung; zugleich darf immer auch kritisch hinterfragt werden, wo die tatsächlichen Ursachen für den Niedergang eines Naturrasenplatzes liegen. Stimmt wirklich der Aufbau? Wird die Pflege fachgerecht durchgeführt? Wird Krankheiten entgegengewirkt? Ist eine Beregnungsanlage nach Stand der Technik installiert?

Sicher haben viele Vereine das Problem mit dem Ehrenamt und Engagement in eigenen Reihen, und dort, wo man von der Kommune abhängig ist, mag man womöglich keinen Zugriff haben, um die Dinge zu verbessern. Aber dann darf immer auch die Frage erlaubt sein, ob unter diesen Umständen ein Kunstrasenplatz am Ende tatsächlich besser dasteht und nachhaltiger betrieben werden kann.

Die korrekte Bewässerung stellt eine der grundlegendsten Pflegemaßnahmen dar.
Die korrekte Bewässerung stellt eine der grundlegendsten Pflegemaßnahmen dar. Bild: Sportplatzwelt

Dr. Harald Nonn, Vorsitzender der Deutschen Rasengesellschaft e. V. (DRG), gibt zu bedenken: „Ich sehe viele gute, meist normgerecht aufgebaute Plätze auch in kleineren Gemeinden. Oft engagiert sich hier ein Platzwart ehrenamtlich und der Rasen sieht dort so aus, dass man ,Sie‘ zu ihm sagen kann. In vielen Kommunen werden nun einmal Personaleinsparungen durchgeführt, und die Rasenpflege muss gegenüber vermeintlich wichtigeren Aufgaben zurücktreten. Ich kenne auch viele Verantwortliche, die einfach zu viele Aufgaben haben, um den Spielfeldern ihre ganze Aufmerksamkeit zu widmen. Aber da frage ich: Darf die Rasenpflege derart vernachlässigt werden, dass es zu Schäden kommt und die Nutzung eingeschränkt ist? So ein Fußballplatz hat Steuergelder gekostet, und es wäre sträflich, im Unterhalt nachlässig mit dieser Investition umzugehen. Das darf nicht sein.“ Diese Gefahr besteht indessen auch beim Kunstrasen, und angesichts der Realität vieler Plätze nach wenigen Jahren der Nutzung stützt den Verdacht, dass man vielleicht auch hier aus den einen oder anderen Gründen mit der Unterhaltspflege überfordert ist.

Alles rund um die Pflege von Kunst- und Naturrasen sowie zu den Grundlagen des Sportplatzbaus finden Sie im KOMPENDIUM Sportplatz.

Das KOMPENDIUM Sportplatz kann im Onlineshop bestellt werden.
 

Unter dem Zeichen des Klimawandels?

Nun mehren sich aber bereits seit einigen Jahren die Anzeichen dafür, dass der Klimawandel sich in Gestalt extremer Wetterlagen und Wetter-Ereignisse bemerkbar macht. Anhaltende Hitze und Trockenheit wechseln mit Phasen ständiger Niederschläge oder bekanntlich auch Starkregenereignissen. Die bekannten Jahreszeiten scheinen nicht mehr das zu sein, was sie einmal waren, sodass auch die Winter in vielen Zonen nur noch ein verlängerter Herbst bzw. verfrühter Frühling sind – unterbrochen wiederum von möglichen Frostperioden, die dann unerwartet eintreten.

Optimale Bauweise und Bewässerung

Die wichtigsten Grundlagen für einen nachhaltigen, über Jahrzehnte nutzbaren Fußballplatz, der allen Widrigkeiten trotzt (wobei immer gesagt werden muss, dass bei einem Naturrasen Platzsperren nie ganz zu vermeiden sind) liegen in einem Schichtaufbau, der zu den örtlichen Gegebenheiten passt und der richtigen kontinuierlichen Pflege. Selbstverständlich ist auch die Bewässerung ein zentrales Thema. Wo also, vielleicht schon vor Jahren, der Platz nicht in der am jeweiligen Standort besten Bauweise angelegt wurde, stehen die Chancen selbst bei mustergültiger Pflege nicht gut, jemals einen optimalen Platz herstellen zu können.

Maßnahmen zur Rasenpflege


- Mähen
- Wässern
- Vertikutieren
- Aerifizieren
- Besanden
- Striegeln
- Tiefenlockern
- Nachsäen
- Düngen
- Pflanzenschutz

Je nach Standortgegebenheiten und Nutzungsansprüchen erlaubt die DIN 18035-4 als für den Naturrasenplatz gültige Norm unterschiedliche Bauweisen, die letztendlich auch zu unterschiedlichen Anforderungen in der Pflege, z. B. beim Bedarf an Beregnungswasser, führen. Ein Konflikt bei Naturrasen-Spielfeldern ist immer die Balance zwischen Wasserspeicherfähigkeit und Durchlässigkeit. Dr. Harald Nonn weiß: „Hierzu laufen Forschungsprojekte, einstweilen aber sollte man im Amateurbereich mit seinen geringeren Budgets gegebenenfalls darauf achten, eher auf die flächige Dränschicht laut DIN 18035-4 zu verzichten und bodennahen Bauweisen den Vorzug zu geben.“ Es komme hierbei vor Ort jedoch immer auf den gegebenen Baugrund an. Im Sinne der Nachhaltigkeit sollte man jedenfalls prüfen, welche Bauweise sich mit Blick auf die späteren Verbrauchswerte empfiehlt.

Wenn man sich für einen weniger durchlässigen Aufbau entscheidet, kann es aber auch, insbesondere im Winter, erforderlich werden, dass man Spiele bei oder nach starkem Regen verschieben muss. Eine Anmerkung von Dr. Nonn hierzu: „Aus Sicht der Platzpflege stellt sich die Frage, ob es nicht nachhaltiger wäre, den Spielbetrieb nur im Sommer durchzuführen. Es ist schon klar, dass alle Spielpläne letztendlich von oben herunter vom globalen Spielplan diktiert werden. Aber man darf den Gedanken dennoch mal aussprechen, denn wenn man nur in den schöneren Monaten spielen würde, hätte man nun einmal bessere Bedingungen.“

Bei der Bewässerung ergibt sich die Problematik, dass eine durchlässige Tragschicht, die man ja haben möchte, um Staunässe und die daraus resultierenden Probleme wie geringe Scherfestigkeit und weniger Pflanzenwachtum zu vermeiden, den Wasserverbrauch erhöht. Außerdem haben durchlässigere Rasentragschichten eine längere Lebensdauer, da durch die fortwährenden Lebenszyklen der Pflanzen permanent organische Anteile in der Rasentragschicht entstehen, diese die Wasserdurchlässigkeit einer Rasentragschicht reduzieren. „Eine zu geringe Wasserdurchlässigkeit ist in nahezu allen Fällen der Grund, eine Rasentragschicht auszutauschen“, weiß Dominic Heiler von der heiler Sportplatzbau GmbH & Co. KG. „Eine von Beginn an durchlässigere Rasentragschicht kann also in jedem Fall einige Jahre länger genutzt werden als eine weniger durchlässige. Das bedeutet entweder einen erhöhten Wasserverbrauch während der Nutzungsdauer oder eine verkürzte Nutzungsdauer und damit einen früheren Austausch der Rasentragschicht.“

In Sanierungen investieren

Aber nicht allein die Feuchtigkeit kann dem Spielfeld zu schaffen machen, sondern auch deren Abwesenheit. Weitere trockene Sommer und die damit einhergehenden Wasserentnahmeverbote können dazu führen, so eine Vorahnung von Heiler, dass sich auch in Deutschland die Zahl der Naturrasenplätze schnell reduziert, so wie dies im westlicheren Teil Europas schon seit Jahrzenten geschieht. „Die Nutzungszeiten von Naturrasen-Spielfeldern könnten 50 % bis 70 % höher sein, wenn man Naturrasenplätze in Intervallen von 20 Jahren sanieren und nach DIN bauen würde. Man würde Platzsperren nicht verhindern können, käme aber wesentlich weiter bis in den Winter“, sagt er.

Die Rasentragschicht: Der Wurzelhorizont ist ca. 12 cm stark.
Die Rasentragschicht: Der Wurzelhorizont ist ca. 12 cm stark. Bild: Sportplatzwelt

Die passende Bauweise

Wie erwähnt, sollte eine Expertise aus dem Sportplatzbau schon frühzeitig die Weichen richtigstellen und dafür sorgen, dass die Bauweise gut auf die örtlichen Verhältnisse abgestimmt ist. „Zu Beginn eines Sportplatzprojektes“, so Dr. Nonn, „ist es auf jeden Fall sinnvoll, erst einmal eine qualifizierte Standort-Untersuchung durchführen zu lassen und die Beschaffenheit des Baugrundes festzustellen. Sonst steuert man unter Umständen mit der Ausschreibung in eine falsche Richtung. Hierbei ist es wichtig, Fachplaner und Labore zu Rate zu ziehen, die sich mit den Besonderheiten des Sportplatzbaus gut auskennen“.
Die bodennahe Bauweise – in verschiedenen Varianten – stellt den einfachen Typus dar und ist auf einen wasserdurchlässigen oder bedingt wasserdurchlässigen Baugrund angewiesen. Die Dränschicht-Bauweise ist aufwendiger und kann daher auch bei wasserundurchlässigem Grund angewendet werden. Einfache Lösungen außerhalb der Norm, wie so mancher Bolzplatz, sind häufig im Sinne der Nachhaltigkeit nicht zielführend. Der Platz muss dann unter Umständen ohne Schichtaufbau auskommen und ist nur sehr dünn angelegt. Die Strapazierfähigkeit liegt hier am unteren Ende der Skala, Platzsperren im Winter und bei starken Niederschlägen sind die Regel.

Je höher die Anforderungen an den Platz sind, desto aufwendiger ist auch sein Unterbau. Je höher die Spielklasse und Nutzungsintensität im Trainings- und Spielbetrieb, desto häufiger ist die Bauweise mit flächiger Dränschicht und Dränage anzutreffen. Es liegt auf der Hand, dass hier auch der finanzielle Aufwand höher ist. Um aber nicht am falschen Ende zu sparen, ist es wichtig, vor der Ausschreibung oder Auftragsvergabe genau zu prüfen, welchen Anforderungen der neue Platz gerecht werden muss. Niemandem ist geholfen, wenn ein Fußballplatz zum vermeintlichen Schäppchen-Preis den Winter nicht übersteht und nicht die erhofften Nutzungsstunden ermöglicht. Dominic Heiler merkt an: „Im Unterhalt von Naturrasen und zur Reduzierung des Pflegeaufwandes ist eine hochwertige Dränage sehr wertvoll. Ein erfahrenes Unternehmen aus dem Sportplatzbau kann dies kompetenter leisten als ein ungeübter Gartenbauer, der unter Umständen auch auf schlechteren Kies zurückgreift, Gefälle nicht korrekt ausführt oder die Rohre nicht so verlegt, dass eine filterstabile Bauweise garantiert ist, wobei Mängel entstehen, die bald schon behoben werden müssen. Muss die Dränage ausgetauscht werden, muss im Zuge der Maßnahme auch das Spielfeld neu gebaut werden.“

Um auf die anfängliche Frage zurückzukommen, ob der Kunstrasen die sorgenfreie Spielfeld-Variante ist, bei der sich eine solche Problematik gar nicht erst ergibt, ist auf jeden Fall zu sagen, dass auch eine Teilmaßnahme an einem bestehenden Rasen-Spielfeld schon erfolgversprechend sein kann, also in der Kalkulation nicht zwangsläufig Neubau und Neubau gegenüberstehen müssen.

Im Übrigen ist auch für den Kunstrasen bzw. den gesamten Schichtaufbau die Wasserdurchlässigkeit ein wichtiges Kriterium. Bei starken Regenfällen und Überflutungen können die Folgen sogar noch verheerender sein als bei einem Naturrasen, indem das Infill-Material ausgeschwemmt wird oder sich ganze Kunststoff-Bahnen lösen.