Studie: Herausforderungen für Amateurfußball & Co.

Im zweiten Teil der FanQ-Studie zu den Herausforderungen im Amateursport wirft Sportplatzwelt einen Blick auf die Herausforderungen in den Amateursportarten Fußball, Handball, Basketball, Eishockey und Volleyball.

FanQ, die Voting-Plattform im Sport, und SPM Sportplatz Media mit ihrer Teamorganisations-App SpielerPlus haben in einer groß angelegten Studie insgesamt 10.542 Amateursportlerinnen und Sportler zu den aktuellen Herausforderungen im Amateursport befragt. Nachdem Sportplatzwelt im ersten Teil der Studie exklusiv die Ergebnisse für den Amateursport insgesamt unter die Lupe genommen hat, beschäftigt sich der zweite Teil der Studie mit den Ergebnissen für einzelne Amateursportarten und klärt, inwieweit sich die im ersten Teil der Studie ermittelten Herausforderungen für den Amateursport sportartenspezifisch unterscheiden.

Soziodemografische und verhaltensbezogene Merkmale

Von den insgesamt 10.542 Befragten gaben 88,7 % (9.351) an, Sport im Verein zu treiben. Diese 9.351 Vereinsmitglieder wurden in der Folge nach ihren Einschätzungen zu den aktuellen Herausforderungen in ihren jeweiligen Amateursportarten befragt. Insgesamt wurden im Rahmen der Studie 6.790 Amateurfußballer, 1.160 Amateurhandballer, 222 Amateurbasketballer, 163 Amateur-Eishockeyspieler und 1.016 Amateurvolleyballer befragt. Die Ergebnisse der FanQ-Studie geben einen Überblick über die aktuellen individuellen Herausforderungen, mit denen sich die jeweiligen Amateursportarten derzeit konfrontiert sehen.

Die befragten Vereinsmitglieder sind dabei nicht nur als Sportlerinnen aktiv, sondern teilweise auch ehrenamtlich im Verein engagiert und nehmen auch als Zuschauer mehr oder weniger regelmäßig an Spielen und Wettkämpfen in ihrer jeweiligen Amateursportart teil. In letzterem Punkt liegen vor allem der Amateurfußball und Amateurhandball deutlich vor den anderen Sportarten: 56,3 % (Fußball) bzw. 53,8 % (Handball) der Befragten gaben an, wöchentlich Spiele oder Wettkämpfe in ihrer jeweiligen Amateursportart zu besuchen. Im Basketball (33,8 %) und Eishockey (34,4 %) ist die wöchentliche Teilnahme an Wettkämpfen und Spielen als Zuschauer deutlich niedriger. Auf dem letzten Platz landet hier der Amateurvolleyball – lediglich 23,5 % der befragten Amateurvolleyballer gaben an, wöchentlich Spiele im Amateurbereich als Zuschauer zu verfolgen. Die Zuschauerbeteiligung insgesamt ist indes beim Amateurhandball am höchsten – lediglich 2,2 % der Befragten Amateurhandballer gaben hier an, nie Spiele im Amateurbereich als Zuschauer zu verfolgen. Beim Basketball (8,2 %), Eishockey (9,2 %) und Volleyball (9,8 %) ist der Anteil an Vereinsmitgliedern, die nie Spiele im Amateurbereich als Zuschauer verfolgen, deutlich höher.

Ehrenamt und Finanzen größte Herausforderungen

Die Ergebnisse der FanQ-Studie zeigen, dass das ehrenamtliche Engagement im Eishockey am höchsten ist: 67,9 % der befragten Amateur-Eishockeyspieler gaben an, ehrenamtlich in ihrem Verein tätig zu sein. Auf dem zweiten Rang folgt der Amateurhandball, hier gaben 61,6 % der Befragten an, ehrenamtlich im Verein aktiv zu sein. Am geringsten fällt das ehrenamtliche Engagement im Amateurbasketball aus: Hier ist mit 49,2 % der befragten Vereinsmitglieder lediglich die Hälfte der Amateurbasketballer auch ehrenamtlich in ihrem Verein aktiv.

Zwar wird mangelndes ehrenamtliches Engagement von den Vereinsmitgliedern (fast) aller Sportarten als derzeit größte Herausforderung für den Amateursport in Deutschland bewertet, der Amateur-Eishockey scheint hierbei allerdings eine Ausnahme zu bilden: Parallel zum oben erwähnten hohen ehrenamtlichen Engagement im Amateur-Eishockey bewerteten lediglich 29,8 % der Befragten Eishockey-Spieler mangelndes ehrenamtliches Engagement als größte Herausforderung im Amateur-Eishockey – der niedrigste Wert unter allen fünf Sportarten. Im Gegensatz zum Amateurfußball, -handball, -basketball und -volleyball bewerteten die befragten Eishockey-Spieler vor allem den Punkt „Finanzen“ als derzeit größte Herausforderung für den Amateur-Eishockey in Deutschland (31,3 %).

Fehlendes ehrenamtliches Engagement scheint dabei vor allem im Amateurbasketball ein großes Problem zu sein: Ganze 40,6 % der befragten Amateurbasketballer sehen das fehlende ehrenamtliche Engagement als größte Herausforderung für den Amateurbasketball in Deutschland, die finanzielle Situation im Amateurbasketball stellt indes nur für 17,9 % der Befragten die größte Herausforderung im Amateursport dar.

Dass das fehlende ehrenamtliche Engagement im Amateurbasketball ein längerfristiges und bereits seit einiger Zeit bestehendes Problem zu sein scheint, legen indes die Ergebnisse zur Frage nach der zahlenmäßigen Entwicklung des Ehrenamts in den vergangenen zwei Jahren nach. Denn obwohl 17,0 % der befragten Basketballer von einem Anstieg des ehrenamtlichen Engagements in den letzten zwei Jahren berichten, bewerten sie den Mangel an Ehrenamtlichen wie oben erwähnt nach wie vor als mit Abstand größte Herausforderung.

Rückgänge beim ehrenamtlichen Engagement konnten indes vor allem die Amateurfußballer und -handballer beobachten: 40,3 % (Fußball) bzw. 43,4 % (Handball) der befragten Sportler gaben an, dass die Anzahl Ehrenamtlicher in ihren Vereinen in den letzten zwei Jahren gesunken sei. Am stabilsten scheint die Lage indes im Eishockey zu sein: 38,5 % der befragten Eishockeyspieler gaben an, dass sich die Zahl der Ehrenamtlichen in den vergangenen zwei Jahren nicht wesentlich verändert hätte. Dies deckt sich mit der zuvor beschriebenen Tatsache, dass die Eishockeyspieler den Mangel an Ehrenamtlichen – im Gegensatz zu allen anderen Amateursportarten – nur auf Platz zwei der größten Herausforderungen für den Amateursport sehen, sowie dem allgemein hohen ehrenamtlichen Engagement im Eishockeysport von 67,9 % der befragten Vereinsmitglieder, die auch ehrenamtlich in ihrem Verein tätig sind.

Energiekrise auch im Amateursport angekommen?

Von infrastrukturellen Herausforderungen sieht sich indes vor allem der Amateurvolleyball betroffen: 10,6 % der befragten bewerteten das Thema „Infrastruktur“ als größte Herausforderung für den Amateurvolleyball.

Eng mit der infrastrukturellen und finanziellen Situation der Amateurvereine verknüpft sind selbstverständlich die finanziellen Auswirkungen der derzeitigen Energiekrise. Wenig überraschend sehen sich hier vor allem die Amateur-Eishockeyspieler in besonderem Maße von den derzeit hohen Energiepreisen betroffen. Grund hierfür könnte vor allem der äußerst energieintensive Betrieb von Eissportanlagen sein. So gaben insgesamt 59,5 % der befragten Eishockeyspieler an, dass ihr Verein derzeit „sehr stark“ (27,6 %) oder „eher stark“ (31,9 %) von den derzeit hohen Energiepreisen betroffen sei – der mit Abstand höchste Wert.

Mitgliederrückgang vor allem beim Fußball und Handball

Auch wenn sich viele Vereine und Sportarten allmählich von den coronabedingten Mitgliederrückgängen erholt zu haben scheinen, sehen vor allem die Amateurfußballer und -handballer den Mitgliederrückgang als derzeit größte Herausforderung in ihrer jeweiligen Sportart an (Fußball: 23,3 %; Handball: 25,9 %). Die Sportarten Eishockey und Volleyball scheinen – zumindest nach Einschätzung der Sportler selbst – derzeit weniger von problematischen Mitgliederrückgängen betroffen zu sein. So gaben lediglich 18,2 % (Volleyball) bzw. 16,0 % (Eishockey) der befragten Amateursportler an, hier die derzeit größte Herausforderung für ihre Sportart zu sehen.

Wie stark der Mangel ehrenamtlich Engagierter derzeit den Handball zu beeinflussen scheint, legt die Tatsache nahe, dass die befragten Amateurhandballer den Mitgliederrückgang trotz starker Verluste in den vergangenen zwei Jahren (33,4 % der Befragten gaben an, die Mitgliederzahlen seien in den vergangenen zwei Jahren gesunken), immer noch deutlich unproblematischer bewerten als den Mangel an ehrenamtlichen Engagement. Zur Erinnerung: 40,6 % der Amateurhandballer bewerteten fehlendes ehrenamtliches Engagement als größte Herausforderung und nur 25,9 % den Mitgliederrückgang.

Den größten Zuwachs an Mitgliedern hat nach Ansicht der Sportler aber der Amateurbasketball verzeichnet: 45,0 % der befragten Basketballer berichten von gestiegenen Mitgliederzahlen in den vergangenen zwei Jahren, 22,3 % von einem Rückgang.

Digitalisierung

Auch die zunehmende Nachfrage nach digitalen Angeboten stellt viele Vereine auf die Probe. Den größten Zuwachs an digitalen Angeboten gab es in den letzten zwei Jahren im Amateur-Eishockey: Insgesamt 49,6 % der Befragten berichten hier von einer „stark gestiegenen“ (16,1 %) bzw. „etwas gestiegenen“ (33,5 %) Anzahl digitaler Angebote in ihrem Verein. Die anderen Sportarten haben hier zwar mit einem deutlich größeren Anteil in Sachen „etwas gestiegener“ digitaler Angebote in den vergangenen zwei Jahren insgesamt zwar auch zugelegt, hier berichten aber deutlich weniger Sportler von einem „starken“ Anstieg wie es die Eishockeyspieler tun.

Auch die Qualität bestehender digitaler Angebote wurde von den Eishockeyspielern im Schnitt am höchsten bewertet: Insgesamt 56,9 % der befragten Eishockeyspieler bewerteten die digitalen Angebote ihres Vereins mit 4 Sternen (32,4 %) oder sogar 5 Sternen (24,4 %) auf einer 5-Sterne-Bewertungsskala.

Amateursport gewinnt an Bedeutung

Insgesamt hat die Bedeutung des Amateursports für die befragten Vereinsmitglieder in den vergangenen zwei Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen: In allen fünf untersuchten Sportarten berichtet in etwa die Hälfte der Befragten, dass die Bedeutung des Amateursports in ihren Augen „stark gestiegen“ oder zumindest etwas „gestiegen sei“. Die Nase vorne haben hier der Amateurbasketball und der Amateur-Volleyball: Insgesamt 55,2 % bzw. 52,5 % der befragten Sportler berichten, dass die Bedeutung des Amateursports „stark gestiegen“ oder „etwas gestiegen“ sei.

Allgemeine Lage der Vereine

Trotz der zahlreichen in der FanQ-Studie ermittelten Herausforderungen scheint die Lage der einzelnen Amateursportarten aus Sicht der Vereinsmitglieder insgesamt recht positiv zu sein. Rund die Hälfte (Fußball) bzw. sogar mehr als die Hälfte der befragten Sportler schätzen die derzeitige Lage ihres Vereins insgesamt als „positiv“ oder sogar „sehr positiv“ ein und verdeutlichen damit, dass der Amateursport den aktuellen Herausforderungen wie dem mangelnden ehrenamtlichen Engagement, der Energiekrise, den Mitgliederrückgängen und auch infrastrukturellen Problemen in den vergangenen zwei Jahren trotzen konnte. Vor allem der Amateur-Eishockey sticht hier heraus: Ganze 15,0 % bewerteten die derzeitige Lage ihres Vereins als „sehr positiv“, weitere 44,4 % als „positiv“.

Und auch im Hinblick auf die kommenden 12 Monate sind die Erwartungen der Vereinsmitglieder eher positiv als negativ: Etwas weniger als die Hälfte (Fußball: 46,9 %) bzw. mehr als die Hälfte (Handball: 52,4 %; Basketball: 55,8 %; Eishockey: 56,5 %; Volleyball: 53,6 %) gehen hier mit „positiven“ oder sogar „sehr positiven“ Erwartungen in die kommenden 12 Monate. Etwas mehr als ein Viertel der Befragten bewertete die in den nächsten 12 Monaten zu erwartende Lage ihrer jeweiligen Amateurvereine zumindest als „neutral“. Die größten negativen Erwartungen für die nächsten Monate sind indes beim Amateurfußball zu verzeichnen: Hier gehen mit insgesamt rund 21,8 % der Befragten Amateurfußballer im Schnitt die meisten Vereinsmitglieder mit „negativen“ (17,9 %) oder sogar „sehr negativen“ (3,9 %) Erwartungen in die kommenden 12 Monate. (Sportplatzwelt 04.08.2023)

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