Rasenpflege: Sattes Grün trotz heißer Sommer
Mechanische Pflegemaßnahmen, Düngung und Beregnung – gerade in Vorbereitung auf heiße und trockene Sommermonate müssen Greenkeeper einen komplexen Katalog an Maßnahmen in Einklang bringen.
Sofern der Greenkeeper nicht regelmäßig einen bestimmten und umfangreichen Katalog verschiedener Pflegemaßnahmen durchführt, leidet die Qualität und Gesundheit eines Naturrasenspielfelds schnell merklich. Neben den unkritischen mechanischen Verrichtungen spielen vor allen Dingen Wasser und entsprechende Düngemittel eine große Rolle bei der Rasenpflege.
Dieser Komplex erweist sich nicht nur angesichts immer heißer werdender Sommer, die mitunter auch von Starkregenereignissen geprägt sind, als problematisch, auch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeits- und Umweltschutzaspekten sollte in der modernen Rasenpflege eine übergeordnete Rolle spielen. Moderne Technologien und allerlei automatische Helfer unterstützen Greenkeeper bereits heute dabei, die Rasenpflege einerseits so effektiv, andererseits aber auch so ressourcenschonend wie möglich zu gestalten.
Beregnungsanlagen – Adern der Sportplätze
Die für Sportplätze gültigen Anforderungen bezüglich der Bewässerung sind in der DIN 18035-2 formuliert. Hier und in diversen Publikationen werden, auch nach regionalen Niederschlagsmengen sortierte, Empfehlungen gegeben. Tritt allerdings der Fall der extremen Trockenheit ein, bleibt allein die künstliche Bewässerung.
Und spätestens in solchen Situationen zeigt sich die Tauglichkeit der auf jedem Fußballplatz gelebten Praxis, in Anbetracht derer Fachleute allerdings immer wieder verschiedene Beregnungs-Fehler feststellen, die sich überlagern können.
Dabei lässt sich die optimale Beregnung auf Sportplätzen z. B. mit einer 12+3-Regner-Konfiguration gut erreichen – 140 bis 170 m³ Wasser fallen hier in der Regel pro Woche auf einem DIN-konformen Sportplatz mit Dränschicht und sandiger Tragschicht an.
Um das richtige Maß zu finden, können eingebaute Sensoriken und automatisierte Beregnungsanlagen selbst dem erfahrensten Greenkeeper eine enorme Hilfe bieten. Wirtschaftliche Überlegungen sollten dabei nicht im Wege stehen: Rund 15.000 bis 20.000 Euro kostet die Installation einer automatischen Beregnungsanlage für einen Sportplatz, und eine Steuerung zum Preis von ca. 1.000 Euro mit Windund Regensensoren ist hier schon inklusive.
Die Gefahr einer ineffizienten oder fehlerhaften Bewässerung resultiert dann in der Regel nur aus fehlerhaften Einstellungen – beispielsweise bei der Beregnungsdauer oder falsch eingestellten Regnern, die etwa Nebenflächen bewässern.
Dr. Harald Nonn, Vorsitzender der Deutschen Rasengesellschaft e.V. (DRG): „Die Technologien zur Steuerung von Beregnungsanlagen sind bekannt und in der Praxis gut anwendbar. Man sollte aber zugrunde legen, dass pro Anlage eine Messeinrichtung zur Ermittlung der erforderlichen Wassermenge und des richtigen Zeitpunkts nötig ist. Wenn in der Kommune die Anlagen kilometerweit auseinanderliegen, findet man dort jeweils unterschiedliche Gegebenheiten vor: Andere Spielfeld-Aufbauten, Pflege-Konzepte und weitere Punkte, die das Pflege-Management betreffen.“ Auch die modernste Beregnungsanlage ist somit nur so effektiv, wie es die vor Ort gemessenen Daten ermöglichen. Jede Sportanlage, die mit einer solchen Technologie ausgestattet wird, muss somit individuell betrachtet werden, um das bestmögliche und effizienteste Beregnungsergebnis zu erzielen.
„Das Wasser unter den Plätzen ist sauber“ – Im Interview mit Sportplatzwelt spricht Dr. Harald Nonn, Vorsitzender der Deutschen Rasengesellschaft e.V. (DRG), über Erkenntnisse und Weiterentwicklungen, die das natürliche Spielfeld für die Zukunft rüsten können. Ökologische Nachhaltigkeit und Tauglichkeit unter schwierigen Voraussetzungen stehen dabei in einem Zusammenhang.
Nicht zu viel, nicht zu wenig
Auch wenn eine Trockenheit wie im Sommer 2022 dies nicht vermuten lässt, gilt unter Fachleuten gleichzeitig aber auch die Überberegnung als Problem, indem oft zu viel Wasser zum falschen Zeitpunkt gegeben wird. Gleichzeitig gilt es allerdings, so sparsam wie möglich mit dem auch in Deutschland immer kostbarer werdenden Gut Wasser umzugehen. Nonn: „Wasser, vor allem Trinkwasser, ist eine immer knapper werdende Ressource. Zukünftig werden Sportflächen zunehmend oder auch ausschließlich mit anderen Wasserquellen versorgt werden müssen. Eine weitere Möglichkeit, Wasser zu sparen, liegt beim Sportrasen in der Verwendung trockenheitsverträglicher Gräser.“
Es stellt sich also vermehrt die Frage nach alternativen Wasserquellen, um gerade in den immer trockener und heißer werdenden Sommermonaten, die aber – wie die Flutkatastrophe 2021 gezeigt hat – auch immer wieder von punktuellen Starkregenereignissen geprägt sein können, die Versorgung der Regneranlagen sicherzustellen. Eine Möglichkeit, den Verbrauch von kostbarem Trinkwasser zu minimieren, stellen Regenwassernutzungsanlagen dar, die Regenwasser – falls in niederschlagsarmen Regionen und trockenen Monaten überhaupt in ausreichender Menge vorhanden – über (Dach-)Flächen aufnehmen, über Filtersysteme einer Zisterne zuführen und schließlich in das Beregnungssystem einspeisen.
Können so zwar im Regelbetrieb teils erhebliche Mengen Trinkwasser eingespart werden, stellen solche Anlagen, deren Anforderungen in Deutschland in der DIN 1989 festgehalten sind, laut Experten wie Nonn allerdings gerade in Trockenperioden keine geeignete Alternative dar: „Es ist gut und schön, eine Zisterne zu haben. Aber wenn die leer ist, braucht man doch wieder Wasser vom Versorger. Man sollte sich mehr damit beschäftigen, wie man Grauwasser bzw. Brauchwasser auf dem Sportplatz verwenden und damit hochwertiges Trinkwasser sparen kann, das man hierfür nicht benötigt. Einige andere Länder machen das vor. Zum Beispiel in Spanien und Italien, generell in den heißeren Zonen, ist man beim Thema Beregnungsmanagement weiter und setzt mehr Brauchwasser ein. Nach einer Hyigene-Reinigung in einer Kläranlage steht es z. B. auch auf den Anlagen von Golfclubs zur Beregnung zur Verfügung.“
Neben der gezielten und sparsamen Verwendung von Wasser liegt deshalb bei Forschungseinrichtungen und Rasenexperten wie Nonn das Augenmerk auch auf alternativen Rasenmischungen, die nicht nur mit deutlich weniger Wasser auskommen bzw. über eine höhere Trockenstresstoleranz verfügen, sondern durch spezielle Pflanzenzusammensetzungen auch den Nährstoffgehalt des Sportrasens auf natürliche Weise steuern können.
Nonn: „Mit Blick auf die notwendige Versorgung des Sportrasens mit Stickstoff kommt der natürlichen Stickstoffbindung durch Leguminosen eine besondere Bedeutung zu. Bereits seit vielen Jahren gibt es Mischungen aus Gräsern und speziellen Sorten des Weißklees – Trifolium repens –, die zukünftig eine Bedeutung auch im Sportrasen einnehmen könnten.“ In einer Symbiose mit Bakterien nehme der Klee Stickstoff aus der Luft auf und sorge so im Boden für eine natürliche Stickstoffquelle, die auch von den Rasengräsern genutzt werde, so der Rasenexperte. Eine zusätzliche Stickstoffdüngung werde somit weitestgehend obsolet.
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Vorbereitung ist das A und O
Überall dort, wo solche speziellen Saatgutmischungen noch nicht zum Einsatz kommen, steht indes vor allem im Frühjahr die fachgerechte Düngung auf dem Programm. Hier begangene Fehler können sich auch in den heißeren Folgemonaten bemerkbar machen. Auch hier gilt es, ähnlich der Bewässerung, das richtige Maß zu finden. Wird zu wenig oder mit den falschen Substraten gedüngt, sind häufig Schädlings-, Pilz- und Moosbefälle oder andere Schäden die Folge. Wie bei der Beregnung auch, sollte hier aber nie nach dem Motto „viel hilft viel“ agiert werden – im schlimmsten Fall drohen bei einer übermäßigen Verwendung von Düngemitteln Nitratauswaschungen und eine Verunreinigung des Grundwassers.
Grundlegendes Ziel der Düngung ist es, eine dichte, belastbare Grasnarbe zu schaffen, indem der Nährstoffentzug der Gräser ausgeglichen wird, die Gräser bedarfsgerecht ernährt werden, die Regeneration der Gräser gefördert, die Widerstandsfähigkeit erhöht und die Nährstoffzusammensetzung gesteuert wird. Stickstoff ist dabei das wichtigste Nährelement für die Gräser. Ohne ihn kann kein Protein gebildet werden und somit ist auch kein Stoffaufbau möglich. Stickstoff kann daher auch als Wachstumsmotor bezeichnet werden.
Neben der Auswahl des richtigen Düngers und der an die örtlichen Gegebenheiten angepassten Nährstoffzusammensetzung entscheidet vor allem der Zeitpunkt des Einsatzes über den Nutzen. Die Regenerationskraft der Gräser soll mit der Düngung unterstützt werden. So sollte der Rasen in den Vegetationsperioden von Februar/März bis September mit 4 bis 5 g N/m² pro Vegetationsmonat in Intervallen von 8 bis 10 Wochen gedüngt werden, um eine möglichst dichte und gesunde Grasnarbe zu erhalten und den Rasen optimal auf einen heißen und trockenen Sommer vorzubereiten. In der Zeit von Mitte September bis Mitte Oktober sollte keine stickstoffbetonte Düngung erfolgen, um die Anfälligkeit der Gräser für Winterkrankheiten und ihre Winterhärte zu reduzieren.
Als letzte Düngung ist auf stark belasteten Flächen eine kaliumbetonte Herbstdüngung empfehlenswert. Hierbei sollte die Bodentemperatur unter 8°C betragen, damit nicht mehr das überirdische Wachstum angeregt wird. Abschließend lässt sich anmerken, dass selbst der professionellste Düngeplan wirkungslos sein kann, wenn die Düngung nicht auch mit den entsprechenden mechanischen Pflegemaßnahmen einhergeht. (Sportplatzwelt, 05.07.2023)
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