Sandplatz: Vorbereitung auf den Winter

Damit der Tennis-Sandplatz auch im Frühjahr wieder in gewohnter Qualität bespielbar ist, müssen im Herbst und Frühjahr einige vorbereitende Pflegemaßnahmen durchgeführt werden.

Auch wenn es die aktuellen Außentemperaturen noch nicht erahnen lassen, neigt sich die Tennissaison im Freien langsam aber sicher dem Ende entgegen. Je nach Temperatur und Wetterlage werden die meisten Tennisclubs zwischen Anfang und Mitte November von den Freiplätzen in die – falls vorhanden – Tennishallen umziehen. Aufgrund der aktuell hohen Auftragslage und den damit verbundenen langen Vorlaufzeiten bei der Beauftragung von Handwerkern und Pflege-Dienstleistern sollten sich Vereine, die nicht über die nötigen Ressourcen verfügen, die nötigen Arbeiten selbst durchzuführen, spätestens jetzt mit den vorbereitenden Maßnahmen für den Winter befassen.

Der Sandplatz: Der Klassiker und Allrounder unter den Tennisplätzen.
Der Sandplatz: Der Klassiker und Allrounder unter den Tennisplätzen. Bild: Sportplatzwelt

Kein Weg vorbei am Sandplatz

Wie die Ergebnisse des Tennisreport 2021 von Sportplatzwelt zeigen, ist Sand bzw. Asche in Deutschland weiterhin der König unter den Tennisböden. Insgesamt 84,2 % aller Tennisplätze setzen auf das rote Ziegelmehl als Bodenbelag. Die Pole Position hat der Klassiker unter den Bodenbelägen dabei vor allem seinem Status im Outdoor-Bereich zu verdanken. 94,6 % aller Outdoor-Plätze in Deutschland sind Sandplätze, Hartplätze machen hier lediglich einen Anteil von 3,9 % aus. Während sich die vergleichsweise pflegeleichten Hartplätze deutlich einfacher fit für den Winter machen lassen – sie sollten bis zum Eintritt des ersten Schneefalls regelmäßig von Laub und Verschmutzungen befreit werden, um die Moosbildung zu verhindern –, gestalten sich die durchzuführenden Arbeiten am Sandplatz im Winter und Frühjahr deutlich anspruchsvoller.

Sandplätze auf den Winter vorbereiten

Vor und nach der Winterpause sind verschiedene, intensivere Pflegemaßnahmen nötig, um den Sandplatz zum einen fit für den Winter zu machen und zum anderen eine möglichst hohe Qualität zum Saisonstart im Frühjahr zu gewährleisten. Je professioneller und gewissenhafter diese Maßnahmen durchgeführt werden, desto besser steht der Sandplatz zum Saisonauftakt da und desto schneller kann er wieder bespielt werden. Die wesentlichen Instandhaltungsmaßnahem der Wintervorbereitung und anschließenden Frühjahrsinstandsetzung betreffen dabei die Vor- und anschließende Aufbereitung der oberen Schichten des Sandplatzes.

Mit der Vorbereitung für den Winter sollte am besten bereits im Herbst begonnen werden. Zu empfehlen ist hierbei vor allem eine Erneuerung der Deckschicht, da die niederschlagsreichen Herbst- und Wintermonate die natürliche Setzung und Verdichtung der Deckschichten begünstigen.

Im Rahmen der Wintervorbereitung sollten im ersten Schritt zunächst alle Netze, Pfosten, Bänke und sonstige Ausstattung entfernt und eingelagert werden. Die Vorbereitung des Platzes selbst beginnt damit, dass Laub, Äste und jegliche andere Verunreinigungen vom Platz entfernt werden, um die Bildung von Flechten, Moosen und Pilzen in den niederschlagsreichen Herbstmonaten möglichst zu vermeiden. Der Auftrag entsprechender Mittel  Zudem sollte loses Ziegelmehl, das sich im Saisonverlauf aus der Deckschicht gelöst hat, gewissenhaft mit entsprechenden Scharrierhölzern, Ziegelmehlschiebern oder Motorbesen abgetragen werden.

Vorm Winter sollte der Sandplatz noch einmal gründlich abgezogen und bearbeitet werden.
Vorm Winter sollte der Sandplatz noch einmal gründlich abgezogen und bearbeitet werden. Bild: Sportplatzwelt

Zurück bleibt die feste obere Deckschicht, die – durch die hohe Beanspruchung in der vergangenen Saison – jedoch an vielen Stellen recht uneben sein kann. Jegliche Unebenheiten sollten deshalb ausgeglichen werden: Kleinere Unebenheiten (bis 1 cm Tiefe bzw. Höhe) können dabei in der Regel wie bei den regelmäßigen Sanierungsarbeiten in der laufenden Saison mit dem Standard-Pflegeequipment ausgeglichen werden, stark verdichtete Problemstellen (z.B. an den Grundlinien) müssen entsprechend aufwendiger ausgebessert werden. Allerdings gibt es einen kleinen aber feinen Unterschied: Die ausgebesserten Stellen werden mit geringfügiger Überhöhe eingebaut und nur leicht verdichtet – schließlich erfolgt die Verdichtung der ausgebesserten Bereiche dann im Winter „automatisch“. Zudem sollte der Deckschicht zunächst kein Streumaterial hinzugefügt werden – dies geschieht erst im Frühjahr in Vorbereitung auf die neue Saison. Zurück bleibt somit eine deutlich dichtere Spieldecke als während der Saison.

Eine große Gefahr für die Deckschicht geht in den Wintermonaten von den Grund- und Seitenlinien aus: Nach Möglichkeit sollten diese in der Wintervorbereitung entfernt werden, um zu verhindern, dass Schmutz, Staub und andere Verunreinigungen im Winter in die Ziegelmehldecke eingearbeitet werden. Können die (Kunststoff-)Linien nicht entfernt werden, sollten sie zumindest abgedeckt werden – beispielsweise mit übrig gebliebenem Ziegelmehl.

Im nächsten Schritt muss die Platz-Bewässerung und -Entwässerung auf die kalte Jahreszeit vorbereitet werden: Bewässerungsanlagen samt den meist unterirdisch verlegten Rohren müssen, insofern sie nicht frostfrei bzw. selbstentleerend verlegt sind, vollständig geleert werden, um zu verhindern, dass sie im Winter zufrieren und dadurch Schaden nehmen. Selbes gilt für die vorhandenen Entwässerungslösungen: Etwaige Entwässerungsrinnen müssen noch einmal abschließend von Laub und Unrat befreit sowie gereinigt werden.

Linien sollten vor dem Wintereinbruch entweder entfernt oder abgedeckt werden.
Linien sollten vor dem Wintereinbruch entweder entfernt oder abgedeckt werden. Bild: Sportplatzwelt

Sandplätze auf die neue Saison vorbereiten

Wurden all diese Maßnahmen fachmännisch und gewissenhaft durchgeführt, sollte der Sandplatz den Winter nicht nur unbeschadet überstehen, sondern auch schnell wieder fit für die neue Saison im Frühjahr sein – vorausgesetzt, die dann anstehende Frühjahrsinstandsetzung wird in derselben Qualität durchgeführt. Nach wie vor geben viele Vereine die Frühjahrsinstandsetzung bei externen Fachunternehmen nach VOB (Verdingungsordung für Bauleistungen) in Auftrag. An dieser Stelle zu sparen macht nur dort Sinn, wo im Verein geschulte und erfahrene Kräfte bereitstehen, die die Arbeiten sachkundig ausführen können. Ist dies nicht der Fall, besteht immer die Gefahr, das Bodensystem zu beschädigen.

Die Frühjahrsinstandsetzung trägt einen maßgeblichen Anteil daran, in welchen Zustand sich ein Platz während der gesamten Saison und in den Folgejahren befindet, also ist es unabdingbar, alle Schritte mit der nötigen Sorgfalt und Geduld durchzuführen.

Der Maßnahmenkatalog in der Saisonvorbereitung erfordert viel Sachverstand und Feingefühl, beginnend bei der Entscheidung für den richtigen Zeitpunkt zum Start der Arbeiten. Die Frühjahrsinstandsetzung darf keinesfalls zu früh vorgenommen werden. Die Plätze dürfen nicht durchweicht sein – in diesem Zustand ist sogar das Betreten untersagt – und der Unterbau hat komplett frostfrei zu sein. Ist dies nicht der Fall, fließt überschüssiges Wasser nicht durch den Baugrund und die Drainage ab, sondern bleibt im System stehen.

Somit ist unter Umständen auch mit Verzögerungen zu rechnen, wenn der Zeitpunkt für die Instandsetzung eigentlich festgelegt wurde, die Witterungsbedingungen aber wieder umschlagen und der Platz erneut friert oder im Regen versinkt. Jeder Platz hat trotz DIN-gemäßen Aufbaus individuelle Eigenschaften – unter anderem je nach Alter und Lage.

Geht am selben Ort ein anderer Club schon die Saison, muss dies noch nicht der richtige Zeitpunkt für eine benachbarte Anlage sein. Die Deckschicht aus Ziegelmehl ist ein Gefüge, das sich erst durch die Anwendung gezielter Maßnahmen festigt. Durch den Abtrag der obersten Deckschicht Millimeter für Millimeter wird es bei der Frühjahrsinstandsetzung aber zunächst zerstört.

Dieser Teil der Instandsetzung wird gelegentlich unterschätzt, in der Tat kommen aber 1,5 bis 2,5 Tonnen an zu entsorgendem Abfall pro Platz zustande, und in etwa dieselbe Menge an frischem Ziegelmehl wird neu aufgetragen. Exakte Angaben können im Voraus meist nicht gemacht werden, da die Abtragmenge von Platz zu Platz, je nach Verunreinigungen und Witterungseinflüssen, unterschiedlich sein kann. Ein Container für das Altmaterial in möglichst großer Nähe zu den Plätzen und Zufahrtsweg für die Zugmaschine sind auf jeden Fall einzuplanen.

Zwischen Abtrag und dem Einstreuen des neuen Ziegelmehls erfolgen das Einschleifen und die Egalisierung der gesamten Fläche (Einschleifen und Abziehen). In bestimmten Zonen eines Platzes, die dann auch eine Sonderbehandlung erfahren, bilden sich durch die intensivere Bespielung Mulden, dies insbesondere an den Grundlinien und an den T-Linien. Hier kann in jeweils einem Arbeitsgang nur eine begrenzte Menge an Ziegelmehl eingestreut werden, da zu dicke Anhäufungen des neuen Sandes keine Bindung eingehen und nicht dauerhaft bestehen.

Das Einstreuen per Hand und die Verdichtung der Deckschicht ist die schwierigste Aufgabe im Rahmen der Frühjahrsinstandsetzung und wird entweder trocken vorgenommen, mit anschließender Wässerung und Walzung oder per Einschlämmung unmittelbar nach dem Streuen. Es kann als Richtlinie gelten, dass bei trockenen Platzverhältnissen bevorzugt auch trocken gearbeitet und bei hoher Feuchtigkeit eingeschlämmt wird.

Zentrales Ziel aller Maßnahmen ist es, dass die Deckschicht bindet und sich ausreichend verdichtet. In diesem Sinne wird mit einer Walze kreuzweise über den Platz gefahren. Bei diesem Punkt warnen Experten davor, Vorgänge mit der Walze zu erzwingen, die nur das richtige Zusammenspiel von Bewässerung und Wärme durch die Sonneneinstrahlung sowie ein wiederholtes Abschleppen mit dem Netz leisten können.

Je nach Bedingungen vor Ort müssen Auftrag und Verfestigung in mehreren Durchgängen beziehungsweise Schichten erfolgen. Die Motorwalze soll aber nicht mehr verwendet werden, wenn der Platz ausgehärtet ist, weil der Materialverbund sonst wieder gelöst werden könnte. Zwei Wochen oder länger kann es letztendlich dauern, bis der Platz bespielbar ist. Aber auch dann ist die Frühjahrsinstandsetzung noch nicht vollständig abgeschlossen.

Für etwa zwei Monate, nachdem der Spielbetrieb wieder aufgenommen wurde und der Aushärtungsprozess der Decke läuft, muss weiterhin Sand eingestreut und eingeschwemmt werden – insbesondere an den Grundlinien.

Sonst besteht die Gefahr, dass sich Vertiefungen bilden, die in einer abgebundenen Spielfelddecke nicht mehr behoben werden können. Bei allen Arbeiten am Sandplatz kommt ein ganzes Arsenal an kleinen und größeren Geräten zum Einsatz; es sind jedoch auch Kombi-Geräte erhältlich, die am Schlepper viele Arbeitsschritte in einem Durchgang erledigen können.

Wenn der Platz für die Freiluft-Saison eröffnet wird, müssen auch die Linien wellenlos verlegt sein. In der Regel handelt es sich hier um Kunststoff-Profile, die an den Ecken im Boden verankert sind. Es ist ratsam, die Linien bei Außerbetriebnahme eines Platzes im Herbst gleichmäßig zu beschweren und abzudecken. So kann in einem gewissen Maße verhindert werden, dass die Markierungen frieren und sich Hohlräume bilden oder Schäden entstehen.

Während der Frühjahrsinstandsetzung gehört die Kontrolle und gegebenenfalls Ausbesserung der Linien oder deren Austausch zum Programm. Sie werden, sofern erforderlich, vorsichtig mit einer Walze behandelt. Auch die Säuberung der Entwässerungsrinnen ist in den meisten Fällen Bestandteil des Auftragspakets. (Sportplatzwelt, 06.09.2022)

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