Gastbeitrag: Nachhaltige Beschaffung im Sport

Trainingsequipment, Trikots und Co. – auch im Breitensport ist der Einsatz von Textilien groß. Im Gastbeitrag liefert Lara Schröder vom cum ratione einen Blick auf ökologische und soziale Aspekte bei der Beschaffung von Textilien & Co. im Sportverein.

Immer wärmere Temperaturen, extreme Wetterereignisse wie Dürresommer oder Flutkatastrophen und immer mehr Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind. Weltweit besteht Einigkeit darüber, dass die Folgen des Klimawandels eine der größten Bedrohungen unserer Zeit darstellen. Doch was können wir dagegen tun? Unter anderem sollen die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, auch Sustainable Development Goals bzw. SDGs genannt, als Leitbilder für die Zukunft wirken. Für verschiedene Bereiche wie Hunger und Armut, Geschlechtergerechtigkeit, Bildung und Energie werden dabei Ziele aufgelistet, die bis 2030 zu einer nachhaltigeren und gerechteren Welt führen sollen. Deutschland versucht, diese Ziele im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsstrategie zu erfüllen und betont in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung des Sports. Dass hier ein großes Potenzial besteht, verdeutlichen die folgenden Zahlen eindrucksvoll: Mehr als 50 Millionen Menschen in Deutschland treiben Sport und über 27 Millionen davon sind in einem der etwa 90.000 Sportvereine Mitglied. Und auch wer nicht selbst sportlich aktiv ist, beteiligt sich beispielsweise durch den Kauf eines Trikots seines Lieblingsvereins an den Einnahmen der Sportartikelindustrie.

Alles rund um den Themenkomplex Nachhaltigkeit im Sportverein erfahren Sie im neuen Kompendium Nachhaltigkeit. Hier finden Sie zum Beispiel eine Übersicht der wichtigsten Siegel und Labels.

Das neue Standardwerk von Sportplatzwelt kann ab sofort im Online-Shop vorbestellt werden kann.

Nachhaltigkeit hat viele Gesichter

Sportkleidung spielt in diesem Beitrag eine große Rolle. Denn je nach Sportart, die ausgeübt werden soll, wird dafür oft eine spezielle Kleidung benötigt, die individuell oder über die Trainingsgruppe bzw. den Verein erworben werden muss. Diese wird in den meisten Vereinen und Trainingsgruppen häufig über bekannte Marken bezogen, die sich schon lange auf die Bedürfnisse bestimmter Sportarten spezialisiert haben. Mit Blick auf den oben bereits angesprochenen Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit im Sport sollten neben der Eignung für die jeweilige Sportart, der Qualität und dem Aussehen aber auch die Produktionsbedingungen eine immer größere Rolle spielen.

Wichtig ist dabei, dass nicht nur auf das Material geachtet wird, wenn von Nachhaltigkeit die Rede ist. So sollte bei einem T-Shirt aus Bio-Baumwolle unbedingt auch geprüft werden, unter welchen Arbeitsbedingungen dieses hergestellt worden ist. Leider ist es nämlich auch heute noch so, dass hinter den Trikots, mit denen zum Beispiel im Handball, Fußball oder Volleyball die entscheidenden Tore oder Punkte erzielt werden, die Geschichte einer Näherin steht, die trotz Vollzeitstelle und exzessiven Überstunden nicht weiß, wie sie sich und ihre Familie ausreichend ernähren kann. Neben den Löhnen, die nicht annähernd zum Leben reichen, gibt es viele weitere Probleme: Gesundheitsgefährdende oder sogar lebensgefährliche Arbeitsplätze, (sexualisierte) Gewalt gegenüber Frauen oder unterdrückte Gewerkschaftstätigkeiten.

Und nicht nur die Menschen in den weltweiten Produktionsstätten leiden, auch die ökologischen Folgen sind teilweise verheerend: Zwischen 1.200 und 1.715 Mio. Tonnen Treibhausgas-Emissionen werden jährlich mindestens durch die Produktion unserer Kleidung verursacht. Das ist mehr CO2 als alle internationalen Flüge und die Seeschifffahrt zusammen! Bis zu einem Viertel der Chemikalien, die eingesetzt werden und in die Flüsse gelangen, sind giftig.

Nicht nur bei der Beschaffung von Bällen & Co. sollte auf entsprechende Nachhaltigkeitszertifizierungen geachtet werden.
Nicht nur bei der Beschaffung von Bällen & Co. sollte auf entsprechende Nachhaltigkeitszertifizierungen geachtet werden. Bild: Sportplatzwelt

Auf Siegel achten!

Wenn im Verein also neue Trikots, Bälle und Co. besorgt werden, sollte immer darauf geachtet werden, dass soziale und ökologische Aspekte berücksichtigt werden. Dabei können verschiedene Siegel helfen, die bestimmte Standards sicherstellen sollen. Leider existiert bisher noch kein Label, das ökologische und faire Kriterien entlang der gesamten Wertschöpfungskette berücksichtigt.

Deshalb sollte bevorzugt nach einer Kombination aus Siegeln gesucht werden. Viele Vereine führen beispielsweise Fanartikel, die sowohl das Fairtrade Cotton als auch das GOTS-Siegel tragen. Der Labelchecker der Christlichen Initiative Romero bietet einen schönen Überblick darüber, auf welche Siegel vertraut werden sollte. Außerdem bietet die Produktliste der Kampagne Sport handelt fair für Vereine auf der Suche nach fair gehandelter und ökologischer Sportkleidung einen guten Überblick, was bereits auf dem Markt zu finden ist.

Damit nicht jede Mannschaft alleine auf die Suche nach nachhaltiger Sportbekleidung und -ausrüstung geht, kann es auch hilfreich sein, Personen im Verein zu bestimmen, die als Verantwortliche für den Gesamtverein oder die Vereinssparte beschaffen und sich näher mit der Herkunft der Produkte auseinandersetzen.

Wenn die Arbeit für eine Person zu viel ist, kann sich auch ein Nachhaltigkeitsteam dazu bereit erklären, das im Idealfall Richtlinien für den Verein aufstellt. Eine solche Nachhaltigkeits-AG kann sich auch mit der nachhaltigen Ausrichtung von Turnieren oder Vereinsevents oder einer umweltfreundlicheren Anreise zu Auswärtsspielen bzw. -turnieren beschäftigen.

Außerdem sollte im Verein mehr darauf geachtet werden, dass Trikotsätze und andere Bekleidung im Verein weitergereicht werden und sie nicht unbenutzt in der Ecke landen, wenn sie zu klein für ein Jugendteam sind. Eine schöne Idee ist auch die Durchführung einer Tauschbörse, bei der nicht mehr benötigte Kleidung und Spielausrüstung in glückliche andere Hände gelangen kann.

Tipps auf einen Blick

- Beim Kauf neuer Trikots & Trainingsausstattung auf ökologische & soziale Kriterien achten
- Es empfiehlt sich eine Kombination aus Siegeln, z.B. GOTS & Fairtrade oder Fair Wear Foundation
- Liste mit fair gehandelter & ökologischer Sportkleidung auf www.sporthandeltfair.de 
- Richtlinien für ökofaire Beschaffung von Sportkleidung & -ausrüstung für den Verein aufstellen
- Eine Nachhaltigkeits-AG im Verein gründen
- Eine Tauschbörse veranstalten
- Sich andere Vereine zum Vorbild nehmen, z.B. den FC Internationale Berlin

Mit gutem Beispiel vorangehen

Was möglich ist, wenn sich der Sportverein entscheidet, auf mehr Nachhaltigkeit zu setzen, zeigt der FC Internationale Berlin: Als erster Amateurklub Deutschlands wurde der Verein im April 2021 vom TÜV für Nachhaltigkeit zertifiziert, danach folgten der Zukunftspreis des Berliner Sports und ebenso der DFL-Stiftung und im Januar 2023 sogar die Auszeichnung des Großen Sterns des Sports in Gold für herausragendes Engagement im Bereich Nachhaltigkeit. Am Beispiel des fairen Beachdays, der von der Kampagne Sport handelt Fair ins Leben gerufen wurde, zeigt sich, dass auch in anderen Sportarten Veränderungen stattfinden. Lasst uns alle diese Beispiele, die zeigen, wie Sport und Nachhaltigkeit vereint werden können, zum Vorbild nehmen und uns für Fairness und Gerechtigkeit als Werte auch in den globalen Lieferketten stark machen.

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Titel: KOMPENDIUM NACHHALTIGKEIT
Veröffentlichungsdatum: April 2023
Autor: Stadionwelt / Sportplatzwelt
Sprache: Deutsch
Format: DIN A4
Umfang: 148 Seiten

(Sportplatzwelt, 02.06.2023)

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