Spezielle Anforderungen für Tennishallen

Der Tennissport mit seinen speziellen Anforderungen benötigt eigene Hallen – Raumhöhe, Boden, Beleuchtung sind nur einige der wesentlichen Faktoren. In besonderem Maße geht es um die Auswahl der am besten geeigneten Bodensysteme.

Anders als bei Mehrfach-Sporthallen müssen die Wände und Dachkonstruktionen bei Tennishallen außer der Beleuchtung und Trenn-Netzen wenig Gewicht tragen. Es sind für die Stabilität der Konstruktion vornehmlich Wind- und Schneelastberechnungen maßgeblich. Zahlreiche Versionen von Leichtbauhallen sind sehr gut für Tennis geeignet oder sogar auf die spezifischen Anforderungen des Sports hin entwickelt. So kommt es unter anderem auf die Höhe an und die Dimensionen, die für die Tennisplätze inklusive deren Auslaufzonen dimensioniert sein müssen – Funktionsräume, Umkleiden und Sanitärbereiche können integriert werden.

Solche nicht standortgebundenen Lösungen sind schnell gebaut, ebenso schnell wieder entfernt und dabei wieder verwendbar, sodass sogar eine gewisse Auswahl auf dem Gebraucht-Markt zu finden ist. Man bindet sich also nicht an eine kostspielige Immobilie, und die Kauf- oder Leasing-Preise stellen, sofern das Betriebskonzept erfolgreich ist, eine mittelfristige Amortisation in Aussicht. Die Unterscheidung zwischen temporären, semi-temporären und permanenten Bauten ergibt sich hier weniger aus der jeweiligen Konstruktionsweise, sondern vielmehr aus der Art der Bau- beziehungsweise Ausführungsgenehmigung. So können „Fliegende Bauten“ (siehe auch Landesbauverordnungen und „Richtlinie Fliegende Bauten” – FlBauR) unter gewissen Umständen auch permanent bzw. über einen längeren Zeitraum genutzt werden.

Für den saisonalen Einsatz und den wiederholten Auf- und Abbau, also zum Beispiel dort, wo ein Außen-Spielfeld in der Wintersaison nutzbar gemacht wird, sind Konstruktionen aus dem Zeltbau oder luftgestützte Kuppeln typisch. Das mit Membranen bespannte Stahlgerüst ist in sofern variabler, als dass die Wände schnell geöffnet und geschlossen werden können, um je nach aktueller Wetterlage vollständig indoor oder „halb outdoor“ zu spielen. Das Plus an Ventilation kann zudem helfen, einen überdachten konventionellen Tennenplatz im optimalen Zustand zu halten. Air Domes hingegen bieten unter anderem den Vorteil, bis auf die Bodenanker, die im Erdreich verbleiben, ohne Montage-Arbeiten und Metallbau über den Sommer vollständig in einem kleinen Lager verstaut werden zu können. Aluminium-Hallen mit festen Kassettenwänden oder andere, vergleichbare Bauweisen bieten sich hauptsächlich als dauerhafte Einrichtungen an. Vor der Entscheidung für den einen oder den anderen Hallentyp muss Klarheit darüber bestehen, ob die saisonale Nutzung vorgesehen ist oder der ganzjährige Betrieb. Nicht allein die Behandlung des Themas bei der zuständigen Baubehörde erfordert diesen Weitblick, sondern auch die Planung der Hallen-Ausstattung, begonnen bei der Wahl des geeigneten Bodens.

Tennishallen stellen eine Sonderform des Sporthallenbaus dar.
Tennishallen stellen eine Sonderform des Sporthallenbaus dar. Bild: Schöpp-Sportboden GmbH

Lösungen aus dem Baukasten

Temporäre Hallen werden von diversen Herstellern mit unterschiedlichen Spezifikationen angeboten; gemeinsames Kennzeichen von Produkten dieser Art ist vor allem eine modulare Bauweise: Standard-Elemente ermöglichen günstige Produktionsverfahren und eine rasche Montage. Die Konstruktionen lassen sich im festgelegten Raster erweitern – im Gegensatz zum klassischen Massivbau entfällt, sofern eine sorgfältige Bedarfsanalyse ein klares Anforderungsprofil ergeben hat, der aufwendige Planungsprozess.

Eine semi-temporäre Sporthalle kann von einem einzigen Spezialanbieter schlüsselfertig gebaut werden, in Standardgrößen sogar innerhalb von drei bis vier Tagen zuzüglich ein bis zwei Wochen der Nacharbeiten, je nachdem, wie aufwendig der Innenausbau ist. Auch auf diesem Sektor des Sporthallenbaus ist jede Form der Individualisierung möglich – in Gestalt von Gebäudeteilen, die vom Raster abweichen oder auch der verfeinerten Ausstattung in Sachen Beleuchtung, Klimatechnik, sanitärer Infrastruktur oder multifunktionaler Boden- und Tribünensysteme. Je länger die vorgesehene Nutzungsdauer ausfällt, desto mehr empfehlen sich auch Investitionen in zeitgemäße Bautechniken, um im Betrieb Energiekosten zu sparen.

Klar ist jedoch auch, dass ein Bauherr sich mit jeder Verfeinerung der Spezifikationen wieder ein Stück von der Idee mancher Baukasten-Systeme wegbewegt, die in erster Linie darin besteht, überhaupt kurzfristig und günstig eine Sportstätte möglich zu machen.

Um den Kostenrahmen eines semipermanenten Sporthallenbaus abzustecken und bei Anbietern Angebote abzufragen, sollte ein möglichst detailliertes Konzept für die spätere Nutzung stehen. Letztlich ist die Liste an Ausstattungsdetails umfangreicher als gedacht, wenn allein schon eine „einfache“ Tennishalle Gegenstand der Betrachtung ist. Ob die Halle mitsamt kompletter Ausstattung von einem Anbieter bereitet wird oder das Projekt auf mehrere Auftragnehmer aufgeteilt wird, ist freilich ein weiterer entscheidender Punkt, der in die Kalkulation einfließt. Ferner kann die gesamte Anlage oder einzelne Komponenten unter Umständen gekauft, geleast oder gemietet werden.

Klassiker in deutschen Tennishallen: Der Velours-Belag.
Klassiker in deutschen Tennishallen: Der Velours-Belag. Bild: Schöpp-Sportboden GmbH

Tennisboden: Komfort, Tempo und Ballsprungverhalten

Beim Tennisboden steht die Bewertung des Ballsprungverhaltens und der Ballgeschwindigkeit im Vordergrund. So kategorisiert auch die ITF die Tennis-Böden gemäß ihrer Oberfläche in Typen von A bis J und kennt darüber hinaus fünf Geschwindigkeitsabstufungen. Nahezu jedes auf dem Markt erhältliche Produkt wird von der ITF entsprechend einsortiert. Zumindest in Deutschland zeichnet sich seit einiger Zeit ein klarer Trend ab, der elastischen Unterkonstruktion in Hallen mehr Beachtung zu schenken als zuvor. Durch die Fachberatung versierter Tennisanlagenbauer bieten sich schon bei der Wahl der Unterkonstruktion Möglichkeiten, die elastischen Eigenschaften des Gesamtsystems zu steuern. Heutige flächenelastische Bodenkonstruktionen ermöglichen Komfort für die Spieler, ohne ein träges Ballsprungverhalten zu bewirken.

Im Bereich der reinen Hallenböden ist die fast flächendeckend starke Präsenz des Teppichs in Form verschiedener Velours-Beläge eine Besonderheit Deutschlands, die dadurch zu erklären ist, dass einige deutsche Teppich-Fabrikanten sich auf den Tennis-Markt begeben und diese Ausrichtung konsequent fortgeführt haben.

Bei der Ausstattung von Tennishallen bietet sich die Auswahl zwischen unterschiedlichsten Belagssystemen vom nicht mehr so stark gefragten klassischen Velour über verschiedene Strukturveloure mit oder ohne Granulateinstreuung bis hin zum Granulatbelag, die auf Wunsch zudem mit alternativen Rückenbeschichtungen von unterschiedlicher Elastizität ausgestattet werden können. Die Anzahl von Indoor-Kunstrasenflächen ist stark rückläufig.

Mit der Auswahl des Bodens gibt der Betreiber ein gutes Stück weit die Nutzungsart seiner Tennishalle vor. Während Teppichböden einen hohen Komfort bieten und daher auch von Senioren als sehr angenehm und gelenkschonend empfunden werden, sprechen Hartplätze eher für den wettkampforientierten Sport. Die Teppichausstattung sorgt darüber hinaus aber auch für ein wohnlicheres Ambiente in der Halle, wozu auch die Schalldämmung beiträgt. Hierbei ist allerdings anzumerken, dass in Deutschland durchaus hochkarätige Turniere auf Teppich gespielt werden und dieser Bodenbelag dem leistungssportlichen nicht per se widerspricht.

Ein Blick auf die örtlichen Zielgruppen im Tennis und sicher auch das Gespräch mit maßgeblichgen Vertretern trägt dazu bei, die beste Wahl zu treffen. Da in der Regel ohnehin nicht von einem einzelnen Court die Rede ist, sondern von einer Anlage mit mehreren Feldern kann es, und dies liegt auch im Trend, durchaus Sinn machen, sowohl den wettkampforientierten Hartplatz als auch den komfortableren Teppich einzubauen.

Tennishallen sind heute keine Selbstläufer mehr wie während des großen Booms in den 1980er und 1990er Jahren. Was aber auch bedeutet, dass die verbliebene Klientel anspruchsvoll ist und neue Kunden schwerlich mit mit einer veralteten Infrastruktur gewonnen werden können. Michael Schöpp vom führenden deutschen Tennisbelag-Hersteller, der Schöpp-Sportboden GmbH, sagt: „Sofern eine Halle über eine zufriedenstellende Auslastung verfügt ist es daher wichtig, die Erfolgsfaktoren zu pflegen und auf aktuellem Standard zu halten. Und ein wesentlicher Erfolgsfaktor einer Tennishalle ist eben der Tennisboden.“ Insofern sind heute dort, wo ein älteres Publikum Tennis spielt, Böden gefordert, die komfortbetont sind und einen eher langsamen, sandplatzähnlichen Ballsprung bieten, damit längere Ballwechsel möglich sind, die wiederum den eigentlichen Spielspaß ausmachen.

Die Frage, welche Arten von Tennis-Böden dem Betreiber zur Auswahl stehen und welche Aspekte er bei der Entscheidungsfindung mit einbeziehen sollte, sagt Schöpp: „Vor dem Hintergrund, dass das Anforderungsprofil komplex sein kann, haben wir verschiedene Belagsysteme, vom klassischen Velour, über verschiedene Strukturveloure mit oder ohne Granulateinstreuung bis hin zum Granulatbelag im Programm, die auf Wunsch zudem mit alternativen Rückenbeschichtungen von unterschiedlicher Elastizität ausgestattet werden können. Aus dieser Produktvielfalt können Vereine bzw. Hallenbesitzer den Belag auswählen, der Ihren spezifischen Anforderungen und Ihren finanziellen Möglichkeiten bestmöglich entspricht. Wichtig ist, dabei möglichst genau die Anforderungen der eigenen Spielerschaft zu ermitteln und auch die Situation der regionalen Wettbewerber zu berücksichtigen, von denen man sich gerade über die Eigenschaften des Tennisbodens abheben kann.“

Freilich baut kein Betreiber eine Tennishalle nur für die laufende Saison. Mit der Investition in eine neue Halle und auch nur in den neuen Boden ist eine hohe Erwartung übder dessen gesamten Lebenszyklus verbunden. Somit ist der Investor gut beraten, sich nicht an allzu schnellebigen Trends zu orientieren. Aber Michel Schöpp kann diesbezügliche Bedenken ausräumen: „Als Hersteller sind wir stetig bemüht unsere Produkte zu verbessern und weiter zu entwickeln und dabei natürlich genau auf die Anforderungen des sich verändernden Marktes zu reflektieren. In den letzten Jahren hatten wir einen deutlichen Trend zu komfortbetonten Böden mit nicht zu schnellem Ballsprung, was in Anbetracht der veränderten Rahmenbedingungen stimmig war. Andererseits lässt sich eine Entwicklung zu immer mehr Komfort nicht beliebig fortführen, da die Anforderungen an den Ballsprung sonst vernachlässigt würden.“

Wer sich heute für ein System oder eine Kombination entscheidet muss übrigens nicht befürchten, schon bald nicht mehr aktuell zu sein. Michael Schöpp: „Ich denke, unsere Aufgabe als Hersteller wird es auch künftig sein, unsere Produkte vor dem Hindergrund des ,Komfort-Ballsprung-Konfliktes‘ weiter zu optimieren. Grundsätzlich neue Belagsysteme sehe ich für die Tennishalle eigentlich nicht, da sich Textilbeläge hier aufgrund der guten sportfunktionellen Eigenschaften sowie ihren Vorzügen hinsichtlich Optik und Akustik über Jahrzehnte bewährt haben und sich gegen Systeme wie Hartplatz, Asche- oder Kunststoffbeläge erfolgreich behauptet haben.“

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