„Eine frische, integrierende und verbindende Sportstätte“

Im Interview spricht Dr. Egbert Schulz, Mitgeschäftsführer der tfa tennis für alle GmbH und 1. Vorstand der tennis akademie südniedersachsen e.V., über die Besonderheiten des neugebauten „H.O.T. Home of Tennis“ – die modernste Tennishalle in Göttingen.

Dr. Egbert Schulz
Dr. Egbert Schulz Bild: privat
Sportplatzwelt: Unter dem Namen „H.O.T. Home of Tennis“ entsteht in Göttingen derzeit eine neue Tennishalle. Warum wird dieser Neubau so dringend benötigt? Wie ist der aktuelle Stand des Projekts?
Schulz: Über Jahrzehnte hat Göttingen einen Rückbau der Tennishallenplätze erfahren. Bis heute wurden in der Region insgesamt über 20 Hallenplätze abgebaut oder einer anderen Nutzung zugeführt. Gleichzeitig erfährt der Tennissport seit Jahren einen stetigen Aufschwung. Wenn zunächst im Durchschnitt häufiger pro Woche gespielt wurde, verzeichnet der DTB aktuell erstmals seit über 20 Jahren wieder einen Zuwachs an Mitgliedern.

Besonderer Bedarf besteht zudem an barrierefreien Sportstätten in der Region und in ganz Deutschland. Inklusionssport spielt gesellschaftlich eine große Rolle, ist aber infrastrukturell absolut unterversorgt. Der mit uns kooperierende Tennisverein und direkte benachbarte Göttinger Tennis Club hat eine besondere Trainer-Expertise für inklusives Tennis.

Zuletzt: Tennis ist in Deutschland ein Hallensport. Die Hallensaison umfasst sieben, die Freiluft-Saison nur fünf Monate, von denen 20 bis 30 Prozent wetterbedingt auch in der Halle gespielt werden.

Sportplatzwelt: Was sind die wesentlichen Ausstattungsmerkmale der neuen Tennishalle? Was macht die neue Halle zu einer der modernsten Deutschlands?
Schulz: Es handelt sich um zwei hintereinander angelegte Tennisplätze, Kopf an Kopf; das heißt, wir haben wesentlich größere seitliche Auslaufflächen als bei nebeneinander positionierten Plätzen. Das Center-Court-Gefühl wird durch den trennenden Mittelbau mit Umkleiden, Zuschauerempore und WC noch gesteigert. Das besondere an der Hallen-Konstruktion ist das Pultdach, was den Spielern eine enorme Höhe und Weite vermittelt. Selbstverständlich verwenden wir neueste LED-Technologie eines Tennis-Spezialisten, wobei je nach Nutzung – Freizeit, Training oder Wettkampf – die Helligkeit gewählt werden kann.

Für Rollstuhl-, Freizeit- und Leistungstennis ist der gewählte Boden das Non Plus Ultra: Original Rebound Ace mit einem gelenkschonenden Holzschwingboden. Geheizt wird mit einem nachwachsenden Rohstoff: Holzpellets. Die mobilen aber zugleich Wettkampf-zertifizierten Netze ermöglichen zudem Konditionstraining und Ausgleichssport wie Basket-, Fußball oder Hockey.

Dazu kommen technische Sonderausstattungen wie ein Wingfield-Court für Spielanalyse und offizielle LK-Matches sowie die Möglichkeit der Video-Aufzeichnung und Live-Übertragung in das ca. 40 Meter entfernte Clubhaus. Buchung und Lichtsteuerung erfolgen ausschließlich online mit etennis.

Das Team hinter H.O.T.: stehend: Dr. Lennart Neumann (tennis für alle GmbH), Alessa Brill (onp-Schwieger GmbH), Simon Enslin (1. Vorsitzender Göttinger Tennis Club, Cheftrainer Göttinger Tennisschule); sitzend: Christian Retkowski (tennis für alle GmbH/Göttinger Tennis Club), Dr. Egbert Schulz (1. Vorsitzender tennisakademie südniedersachsen/tennis für alle GmbH).
Das Team hinter H.O.T.: stehend: Dr. Lennart Neumann (tennis für alle GmbH), Alessa Brill (onp-Schwieger GmbH), Simon Enslin (1. Vorsitzender Göttinger Tennis Club, Cheftrainer Göttinger Tennisschule); sitzend: Christian Retkowski (tennis für alle GmbH/Göttinger Tennis Club), Dr. Egbert Schulz (1. Vorsitzender tennisakademie südniedersachsen/tennis für alle GmbH). Bild: H.O.T. Home of Tennis Göttingen

Sportplatzwelt: Wie sieht das geplante Nutzungskonzept der Halle aus und inwieweit profitieren auch die Göttinger Tennisvereine vom Neubau?
Schulz: Das h.o.t. ist eine frische, integrierende und verbindende Sportstätte. Inklusion, Freizeit- und Leistungssport unter einem Dach. Auch wenn die Tennisschule des benachbarten GTC und ihre Leistungssparte, die Tennis Akademie Südniedersachsen (tas), einen erheblichen Teil der Kapazität mit Training abdecken, ist die Tennishalle für alle Tennis-Begeisterten offen – eine Vereinsangehörigkeit ist nicht erforderlich.

Auch der Hochschulsport wird seine Tenniskurse bei uns absolvieren. Wir planen zudem Punktspiele und LK-Turniere an den Wochenenden. Durch die oben genannten mobilen Netzanlagen und die spezielle Dachform werden auch andere Sportarten und Konditionseinheiten stattfinden können.

Sportplatzwelt: Auf Ihrer Website bezeichnen Sie die neue Tennishalle als „erste barrierefreie Tennishalle in Göttingen“. Mit welchen baulichen und betrieblichen Maßnahmen versuchen Sie, die Barrierefreiheit zu verbessern?
Schulz: Direkt an der Halle werden drei behindertengerechte Parkplätze geschaffen mit direktem ebenerdigem Zugang zu den Tennisplätzen. Die gesamte Sportanlage befindet sich auf einer Ebene. Das WC ist ebenfalls für beeinträchtigte SportlerInnen ausgelegt.

Seit Oktober laufen die Arbeiten an der neuen Halle.
Seit Oktober laufen die Arbeiten an der neuen Halle. Bild: H.O.T. Home of Tennis Göttingen

Sportplatzwelt: Die tfa Tennis für alle GmbH, das verantwortliche Unternehmen hinter dem Neubauprojekt, ist ein Zusammenschluss mehrerer privater Investoren. Inwiefern erhalten Sie im Rahmen des Projekts (finanzielle) Unterstützung seitens der Kommune bzw. des Landes Niedersachsen? Wie gestaltet sich das generelle Finanzierungskonzept der neuen Halle?
Schulz: Es handelt sich bei dem Neubau um eine Vollfinanzierung ausgelegt auf 20 Jahre. Das Bauvolumen beträgt 900.000 Euro. Da wir kein Verein sind, erhalten wir keinerlei finanzielle Förderung. Die kooperierende Tennis Akademie Südniedersachsen e.V. wird das Wingfield-System für „ihren“ Platz beisteuern und erhält eine Förderung durch die NBank für die Digitalisierung von Sportstätten.

Wir sind allerdings der Baubehörde und den Sportfachverbänden sehr dankbar für die Unterstützung bei der Baugenehmigung und der Planung in dieser einzigartigen Lage im Göttinger Stadtwald, einem Naherholungs- und Landschaftsschutzgebiet. (Sportplatzwelt, 02.12.2021)

Weitere News - Tennis

Tennis

Porsche Tennis Grand Prix: Schweizer Bewegungskonzept bereichert Sportevent

Street Racket, ein innovatives Bewegungskonzept aus der Schweiz, begeistert nicht nur Schulen, Vereine und Kommunen, sondern kann auch als attraktives Rahmenprogramm für Sportevents dienen – wie zuletzt beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart. mehr

Tennis

Schweiz: Neues Bewegungskonzept wird Rückschlagspiel Nr. 1

Die Anzahl von permanenten Street Racket Courts wächst rasant. Seit dem Frühjahr 2024 gibt es in der Schweiz, dem Herkunftsland des innovativen Bewegungskonzepts Street Racket, erstmals mehr permanente Street Racket Courts als Tennisplätze. mehr

Tennis

Schweizer Bewegungskonzept fördert Tennis in Deutschland

Street Racket, das innovative Bewegungskonzept aus der Schweiz, ist ab sofort einer von drei Innovationspartnern der Stiftung Tennis-is-us, die sich der Förderung des Tennissports in Deutschland verschrieben hat. Street Racket ermöglicht Rückschlagsport jederzeit und überall. mehr