Im ersten Teil des Vereinsreport 2021 wirft Sportplatzwelt einen Blick auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Großsportvereine: Mitgliederentwicklung, Digitalisierung und Kosten für Hygienekonzepte.
Die Corona-Pandemie hat vor allem den deutschen Breitensport hart getroffen. Fehlende Neuanmeldungen und vermehrte Vereinsaustritte sorgen für sinkende Mitgliederzahlen und demnach auch geringere Einnahmen im Bereich der Mitgliedergebühren. Die Tatsache, dass viele Vereine in den vergangenen Monaten auf die Erhebung von Mitgliedsbeiträgen verzichtet haben, verschärft die finanzielle Lage vieler Clubs ungemein. Hinzu kommen fehlende Einnahmen aufgrund nicht durchführbarer Kursangebote, deren Teilnahme nicht immer unbedingt eine Vereinsmitgliedschaft zugrunde liegen muss.
Nachdem aktuelle Bestandserhebungen der einzelnen Landessportbünde einen durchschnittlichen Mitgliederrückgang zwischen drei und fünf Prozent ermittelt haben, haben viele Großsportvereine in den vergangenen Monaten moniert, deutlich schwerer von den pandemischen Einschränkungen betroffen zu sein als es bei kleineren Vereinen der Fall sei.
Mitgliederentwicklung
Bild: Sportplatzwelt
Im Schnitt haben die im Vereinsreport 2021 befragten Großsportvereine im Vergleich zum Vorjahr rund 14 % Ihrer Mitglieder verloren. Vereine, die insgesamt mehr als 20 Sportarten anbieten, sind im Schnitt mit 15 % Mitgliederrückgang deutlich stärker von den Auswirkungen der Pandemie betroffen als Vereine, die weniger als 20 Sportarten anbieten (Mitgliederrückgang um 11 %).
Grund für diesen prozentual deutlich höheren Rückgang als in kleinen bis mittelgroßen Sportvereinen dürfte die Tatsache sein, dass vor allem Großsportvereine über vielfältige Kurs- und Sportangebote verfügen, die in den vergangenen Monaten in besonderer Weise von den Sportstättenschließungen im Rahmen der Corona-Schutzverordnungen betroffen waren – etwa aufgrund der maximalen Personenzahl in Indoor-Sportstätten.
Mit 45,83 % der befragten Vereine gab rund die Hälfte an, die meisten Mitglieder im Fitnessbereich verloren zu haben. Grund hierfür sind vor allem die flächendeckenden Schließungen vereinseigener Fitnessstudios und die daraus resultierenden Vereinsaustritte. Hinzu kommen die fehlenden Neuanmeldungen, die die normale Mitgliederfluktuation in den vergangenen Monaten nicht wie gewohnt kompensieren konnten. Weitere Abteilungen, die in besonderem Maße von Mitgliederrückgängen betroffen sind, sind der Gesundheitssport – 16,67 % der Vereine haben hier am meisten Mitglieder verloren –, der Kindersport (12,5 %), der Schwimmsport (8,34 %), Turnen (8,34 %) und Gymnastik (8,33 %).
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Corona, Sport und die Digitalisierung
Zwangsweise hat die Corona-Pandemie in vielen Bereichen des Lebens Digitalisierungsprozesse forciert – so auch in den Sportvereinen. So setzen mittlerweile rund 84 % der befragten Vereine auf digitale Lösungen – sei es in der Sportstätten- oder Vereinsverwaltung. Die am häufigsten zum Einsatz kommenden Anwendungen stammen dabei aus dem Bereich der Online-Terminverwaltung (z.B. zentrale Termin- oder Trainingskalender) sowie der Buchungs- und Finanzverwaltung.
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Die Frage, ob Corona ein Treiber für solche Digitalisierungsprozesse war bzw. ist, bewerteten die Vereine im Schnitt mit 6,12 (auf einer Skala von 1 bis 10). Dies spiegelt sich auch darin wider, wie die befragten Großsportvereine mit den pandemiebedingten Einschränkungen umgegangen sind: Jeder der befragten Vereine hat in den vergangenen Monate Online-Angebote ins Leben gerufen, um für seine Mitglieder auch in Zeiten geschlossener Sportstätten so präsent wie nur irgend möglich zu bleiben. Stellen solche Online-Trainingsangebote wie beispielsweise Online-Fitnesskurse für 21,05 % der Vereine nur einen Notbehelf in Pandemiezeiten dar, sehen ganze 63,16 % der Vereine solche Online-Formate als innovative Möglichkeit, ihre Sportangebote auch nach der Pandemie zu diversifizieren. Viele Vereine gaben in der Befragung an, aktuell Konzepte für Hybridlösungen – also Kombinationen aus Präsenz- und Online-Angeboten – zu erarbeiten. 15,79 % sind sich indes noch unsicher, wie sie mit ihren Online-Angeboten nach Ende der Pandemie verfahren wollen.
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Während der Sport an sich somit die Transformation in digitale Welten gemeistert zu haben scheint, sieht es im Bereich digitaler Veranstaltungen deutlich anders aus: Zwar gewährt die Bundesregierung per bis Jahresende befristeten Gesetzesentwurf erstmalig, dass Mitgliederversammlungen auch ohne Satzungsgrundlage als Online-Veranstaltung abgehalten werden können, aus Sicht der Vereine stellt dies aber maximal einen temporären Notbehelf dar: Mit einer durchschnittlichen Bewertung von 3,22 (auf einer Skala von 1 „deutlich schlechter“ bis 10 „deutlich besser“) erachten die Vereine solche Online-Veranstaltungen als die deutlich schlechtere Alternative gegenüber klassischen Präsenzveranstaltungen.
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Nicht nur fehlende Einnahmen aus Mitgliederbeiträgen, Kurs- und Sportstättennutzungsgebühren haben vielerorts tiefe Löcher in die Vereinshaushalte gerissen. Um Sportangebote – falls überhaupt erlaubt – auch in Zeiten der Pandemie zumindest in einem Mindestmaß durchführen zu können und die Infrastruktur für Online-Angebote zu schaffen, haben die Vereine viel Geld in die Hand genommen. Im Schnitt wurden während der Pandemie 38.382 Euro in die Umsetzung von Hygienekonzepten investiert – hierzu zählen beispielsweise Ausgaben für Plexiglastrennwände, Desinfektionsmittel und ähnliche pandemiebezogene Ausstattungsobjekte. Dass diese Ausgaben stark mit den örtlichen Gegebenheiten sowie der Zusammensetzung der Sportangebote vor Ort zusammenhängen, zeigt ein Blick auf die weite Streuung der Werte: Haben einige Vereine im vergangenen Jahr unter 10.000 Euro investiert, lagen die Ausgaben für Hygienekonzepte und deren Umsetzung bei anderen Vereinen sogar im sechsstelligen Bereich. (Sportplatzwelt, 22.07.2021)