„Den Rest schaffen wir jetzt auch noch!“

Im Interview spricht Daniela Klein, Leiterin des Amtes für Sport und Bewegung der Landeshauptstadt Stuttgart, über die aktuelle Situation angesichts der Pandemie, den Zustand der Stuttgarter Sportstätten sowie innovative Angebote von Vereinen.

Das Interview wurde ursprünglich im März im Rahmen des KOMPENDIUM Vereinsmanagement & Sportverwaltung geführt. Hier geht es direkt zum Shop.

Daniela Klein
Daniela Klein Bild: Sportamt Stuttgart

Sportplatzwelt: Wie ist der Breitensport in Ihrer Stadt bislang durch die Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen gekommen? Welche Erwartungen haben Sie an die Zukunft?
Klein: Die Corona-Pandemie war und ist eine Herausforderung für die Stuttgarter Sportvereine – sowohl finanziell als auch organisatorisch. Hygienekonzepte mussten und müssen kurzfristig erarbeitet und umgesetzt werden. Die Vereine haben hier viel geleistet und gelernt. Seitens des Amts für Sport und Bewegung haben wir uns um bestmögliche Unterstützung bemüht und versorgen die Vereine kontinuierlich mit relevanten Informationen zu den geltenden Regelungen.

Finanziell hat ein Beschluss des Stuttgarter Gemeinderats über strukturelle und existenzielle Hilfen in Höhe von insgesamt 2 Mio. Euro besonders hart getroffene Stuttgarter Sportvereine und Bundesligisten aller Sportarten unterstützt. Wir haben diese Hilfen schnell und unbürokratisch umgesetzt. Der Breitensport wurde hier mit einer Kopfpauschale von sieben Euro pro Mitglied bedacht.

Für die Zukunft hoffe ich auf eine schnelle Rückkehr zu einer Normalität im Sportbetrieb, bin mir aber bewusst, dass der verbleibende Weg dorthin nicht einfach sein wird. Gemeinsam mit den Vereinen haben wir in den vergangenen 12 Monaten viel geschafft – den Rest schaffen wir jetzt auch noch!

Sportplatzwelt: Inwieweit haben sich die pandemiebedingten Einschränkungen auf geplante und in der Ausführung befindliche Bauvorhaben Ihrer Stadt im Bereich städtischer Sportstätten ausgewirkt?
Klein: Für Bauprojekte, bei denen die Stadt als Bauherrin fungiert, konnten kaum Corona-bedingte Verzögerungen festgestellt werden. So liefen zum Beispiel der Bau einer Sporthalle und unser Sanierungsprogramm von Kunststoffrasenplätzen ohne große Einschränkungen weiter. Auch die Bau- und Sanierungsprojekte der Schulturnhallen, die wochentags ab 17:15 Uhr für den Vereinssport genutzt werden, konnten in der Regel ohne Beeinträchtigung fortgeführt werden. Kleinere Bauvorhaben, bei denen die Stuttgarter Sportvereine Eigenleistungen eingeplant hatten, kamen hingegen ins Stocken oder mussten auf Grund der geltenden Kontaktbeschränkungen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.

Die komplette Umfrage unter Sportämtern mit weiteren Stimmen aus Bremen, Chemnitz und Bremen finden Sie im KOMPENDIUM Vereinsmanagement & Sportverwaltung. Hier geht es direkt zum Shop.

Sportplatzwelt: Wie bewerten Sie den Zustand der städtischen Sportstätten in Ihrer Stadt? Macht sich ein Sanierungsstau bemerkbar?
Klein: Der Sanierungsbedarf ist enorm. Die Stadt sieht seit Jahren im Erhalt und in der Modernisierung ihrer Sportstätten eine ganz zentrale Aufgabe. Gesamtstädtisch wird mit speziellen Sanierungsprogrammen versucht, den eingetretenen Sanierungsstau bei Sportplätzen, Turn- und Sporthallen und anderen Anlagen Zug um Zug abzubauen. Im Bereich der Liegenschaften in direkter Verwaltung des Amts für Sport und Bewegung arbeiten wir aktuell daran, die notwendigen Sanierungsmaßnahmen systematisch zu konkretisieren und zu monetarisieren, um diese dann priorisiert abzuarbeiten.

Sportplatzwelt: Viele Vereine haben im Rahmen der Pandemie innovative Online-Angebote geschaffen, um auch in Zeiten der Pandemie präsent zu bleiben. Gibt es Projekte, die Sie hier besonders hervorheben wollen?
Klein: Seit Anfang Februar 2021 bieten die Stuttgarter Sportvereine den Bürgerinnen und Bürgern mit Online-Livekursen und Fitness-Videos zahlreiche Möglichkeiten, in Bewegung zu bleiben. Gemeinsam mit dem Sportkreis Stuttgart hat das Amt für Sport und Bewegung im Rahmen der Aktion „Zuhause aktiv“ über 200 Bewegungsangebote von rund 30 Vereinen gesammelt und diese auf www.stuttgart-bewegt-sich.de zentral zur Verfügung gestellt. Damit zeigen die Sportvereine auch in der Corona-Krise ihre hohe Leistungsfähigkeit und erfüllen ihre Rolle in der Stadtgesellschaft, indem sie die Menschen online zusammenbringen.

Ebenfalls gemeinsam mit den Sportvereinen haben wir schon direkt nach dem ersten Shutdown im Frühjahr 2020 reagiert. Im Rahmen der Aktion „sport@home“ wurde täglich eine Übungsstunde von einem Verein in die Stuttgarter Wohnzimmer übertragen. Damit haben wir ein tolles Angebot geschaffen und die Sportvereine blieben trotz und im Corona-Alltag der Menschen präsent. Mit durchschnittlich 3.100 Klicks pro Folge war die Aktion ein voller Erfolg.

Sportplatzwelt: Nehmen Sie für die Zukunft Learnings oder positive Aspekte aus der Pandemie mit?
Klein: Ein positiver Aspekt war sicherlich die Wirkung der Pandemie als Katalysator für die Digitalisierung. Insgesamt möchte die Landeshauptstadt Stuttgart ihre Dienstleistungen durch Digitalisierung bürgerfreundlicher gestalten – in der Umsetzung hoffe ich nun auf eine neue Dynamik. Für den Sportbereich betrifft dies im ersten Schritt das Thema Raum- und Sportstättenbelegung und wird ergänzt durch zahlreiche Serviceleistungen für die Bürgerschaft und unsere Sportvereine.

Gleichzeitig ist von der Digitalisierung auch unsere tägliche Arbeit betroffen, die viele Kolleg*innen aktuell im Homeoffice, am Telefon oder per Videokonferenz leisten. Persönlich schätze ich die Begegnungen mit Kollegen und Partnern sehr. Der Verzicht auf solche Begegnungen zeigt eindrucksvoll, wie wertvoll sie sind. Für die Zukunft kann ich mir gut vorstellen, dass uns eine hybride Arbeitsform mit ihrem Zugewinn an Flexibilität erhalten bleibt. (Stadionwelt, 30.04.2021)

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