„eSport kann ein Tool zur Mitgliedergewinnung sein“

Martin Müller, Vizepräsident des eSport-Bund Deutschland e.V. und Vorsitzender des Magdeburg eSports e.V., über die Professionalisierung der neuen Sportart und Ihr Potenzial für traditionelle Vereine.

Martin Müller
Martin Müller Bild: Jonas Junge
Sportplatzwelt: Welches Potenzial sehen Sie im eSport für den Breitensport? Warum sollten sich Vereine eSport gegenüber offen zeigen?
Müller: In Deutschland werden etwa 3 bis 4 Millionen eSportler gezählt, die größtenteils unter 35 Jahren alt sind. Diese Spieler, die sich an Wettbewerben in Videospielen beteiligen, sind aktuell eher lose und häufig online organisiert. Sportvereine können hier Mehrwerte bieten, die in der bisherig vorherrschenden Online-Organisation nicht umsetzbar sind. Wird ein Trainingsraum geschaffen, eine lokale Infrastruktur aufgebaut und ein organisiertes Training angeboten, besteht für einen Sportverein die Möglichkeit, eSportler aus der Umgebung zu binden, eigene Teams aufzubauen und auch die Spieler positiv in ihrer Entwicklung zu begleiten. Je nach Ausrichtung des Vereins kann eSport damit ein Tool zur Gewinnung neuer Mitglieder sein, die eine hohe Motivation zur Organisation und gleichzeitig umfangreiches Digitalisierungs- sowie eSport-Wissen mitbringen.

Sportplatzwelt: Welche Herausforderungen kommen auf Vereine zu, wenn sie eine eSport-Abteilung gründen wollen? Was müssen die Vereine vorab wissen?
Müller: Die größte Herausforderung für einen Verein ist die Aufstellung eines tragfähigen Konzeptes unter Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen. Insbesondere die ersten Schritte in den eSport sind für traditionelle Vereine nicht immer einfach, da der Bereich in vielfacher Hinsicht komplex ist. Es ist also wichtig, sich zuerst einen Überblick über die Sportart als Ganzes zu verschaffen und die Ziele des Vereins zu definieren. Darauf aufbauend sollte das Vereinsumfeld auf vorhandenes Know-how geprüft werden. Die größte Herausforderung ist in der Folge der Betrieb und die Aufrechterhaltung von Mehrwerten für Spieler und Verein. Dabei ist der Trainingsraum ein zentraler Punkt, der letztendlich finanziert und auch betrieben werden muss.

Sportplatzwelt: Wie hoch ist der finanzielle und zeitliche Aufwand? Und lohnt sich dieser Aufwand?
Müller: Der zeitliche und finanzielle Aufwand hängt stark vom Konzept des Vereins ab. In der einfachsten Variante mit zwei Konsolen in einem Vereinsheim ist der Aufwand, wie auch die Chancen für den Verein, überschaubar. Organisiertes Training in Team-Spielen jedoch erfordert zwei bis drei Trainingseinheiten je Woche, idealerweise in einem Vereinstrainingsraum, der zudem gewartet werden muss. Grundsätzlich kann jeder Verein den finanziellen und zeitlichen Aufwand selbst steuern. Mit einem umfassenden Wissen über eSport und engagierten Vereinsmitgliedern ist der Start einer eSport-Sparte fast ohne finanzielle Mittel möglich.

Sportplatzwelt: Welche Unterstützungsmöglichkeiten können Sie anbieten?
Müller: Wir können grundsätzlich Wissen zur Verfügung stellen und Kontakt zu anderen Vereinen mit eSport-Erfahrung herstellen. Abhängig von freien personellen Kapazitäten beraten wir zusätzlich Vereine bei konkreten Fragen. Die Vereine der Abteilung Breitensport des ESBD befinden sich zudem im ständigen Austausch miteinander und unterstützen sich beispielweise bei Events. Unser Verband als solcher arbeitet derweil am Ausbau der eSport-Strukturen und ist eine zentrale Anlaufstelle für die Anliegen von Vereinen.

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