„Auf junge Mitarbeiter kann und darf kein Verein verzichten“

Im Interview spricht Andreas Kranich, Projektleiter Nachwuchsführungskräfte beim Freiburger Kreis e.V., über das Nachwuchsführungskräfte-Programm der größten Arbeitsgemeinschaft deutscher Sportvereine.

Andreas Kranich
Andreas Kranich Bild: TSC Eintracht Dortmund
Sportplatzwelt: Seit 2012 bietet der Freiburger Kreis mit seinem Nachwuchsführungskräfte-Programm ein Seminar der besonderen Art an. Können Sie kurz umreißen, worum es in diesem Programm geht? Welche Kompetenzen vermittelt das Programm?
Kranich: 2012 nahm das Programm seinen Anfang, damals noch unterstützt durch Zuschussgeber der öffentlichen Hand. Seitdem haben knapp 350 Nachwuchsführungskräfte aus ganz Deutschland an unseren Veranstaltungen teilgenommen.

Typisch für Sportvereine ist die frühe Bindung junger Talente als Gruppenhelfer, Übungsleiter oder auch Jugendsprecher. Dennoch erfolgt der Aufstieg junger und gut-qualifizierter Menschen in verantwortungsvolle Positionen (ob haupt- oder ehrenamtlich) auch in Sportvereinen nicht selten unerwartet und unvorbereitet.  Um diese Herausforderungen meistern zu können, ist es wichtig, entsprechende Voraussetzungen zu schaffen. Hier versucht das Nachwuchsführungskräfte-Programm, junge Menschen in ihrer Kompetenzentwicklung bestmöglich zu unterstützen.

Die Bausteine des Nachwuchführungskräfte-Programms im Überblick:

a)         Organisation und Durchführung von Seminaren, die auf die Bedürfnisse von Nachwuchsführungskräften in Sportvereinen, ausgerichtet sind
b)         Förderung des Austauschs und der gegenseitigen Unterstützung durch Vernetzung der Nachwuchsführungskräfte auf unterschiedlichen Ebenen
c)         Hilfestellung für eine effektive und zielführende Zusammenarbeit zwischen Nachwuchskraft und Führungskraft im Verein

Sportplatzwelt: An wen richtet sich das Programm? Was sind die Voraussetzungen für eine Teilnahme am Nachwuchsführungskräfte-Programm?
Kranich: Die Zielgruppe sind haupt- und nebenberufliche Mitarbeiter sowie freiwillig Engagierte aus den FK-Vereinen zwischen 20 bis circa 30 Jahren. Die Entscheidung, wer an den Maßnahmen teilnimmt, liegt bei den FK-Vereinen selbst. Viele Vorsitzende und Geschäftsführer wissen dies sehr zu schätzen. Die Seminare sind eine gute Form der Anerkennung und der Austausch unter den Teilnehmern eröffnet so manchem ganz neue Perspektiven für sein eigenes Engagement im Verein.

Sportplatzwelt: Neben fachlichen und methodischen Kompetenzen vermittelt das Seminar vor allem personale und soziale Kompetenzen. Warum sind diese für (angehende) Führungskräfte mindestens genauso wichtig?
Kranich: Gerade junge Mitarbeiter verfügen heute über wichtiges Know-how, was in den Vereinen dringend benötigt wird, um weiterhin als modern und attraktiv wahrgenommen zu werden. Fachwissen allein führt allerdings nicht zum Erfolg. Personale und soziale Potenziale zu erkennen und weiter zu entwickeln sowie die Neugierde, Dinge auszuprobieren, sind wohl mindestens genauso wichtige Bausteine, um als Führungskraft später erfolgreich zu sein.

Sportplatzwelt: Inwieweit können Absolventen des Nachwuchsführungskräfte-Programms über die vermittelten Kompetenzen hinaus vom Seminar profitieren?
Kranich: Gerade die Sportbranche lebt von persönlichen Kontakten. Wir ermutigen unsere Teilnehmer immer wieder, in ihren Netzwerken präsent zu sein und aktiv auf andere zuzugehen. Hier ist vor allem Eigeninitiative gefragt! Aus meiner Sicht kann man nicht früh genug damit anfangen, sich Hilfe zu holen und von den Erfahrungen anderer Kollegen und Vereine zu profitieren.

Andreas Kranich wird auch mit einem Vortrag zum Thema „Fachkräftemangel im Sportverein verhindern“ beim diesjährigen Sportplatzwelt Online-Kongress (29./30. September) zu hören sein. Sichern Sie sich jetzt Ihre Teilnahme!

Sportplatzwelt: Was kann jeder Verein unternehmen, um sich als attraktiver Arbeitgeber für angehende Führungskräfte zu präsentieren?
Kranich: Aufgrund der vielen Studiengänge und Fortbildungen rund um die Themen Sport und Sportmanagement gelangen immer noch jährlich sehr viele potenzielle Mitarbeiter für unsere Vereine auf den Arbeitsmarkt. Eine Garantie, dass dies so bleibt, gibt es selbstverständlich nicht. Auch wir Sportvereine können mittelfristig vom Fachkräftemangel betroffen sein. Viele FK-Vereine haben dies bereits erkannt und sind auf etwaige Engpässe vorbereitet. Sie nutzen die sich bietenden Chancen, um sich insbesondere im Bereich der Mitarbeiterentwicklung weiter zu professionalisieren.

Sportplatzwelt: Wo liegen in alltäglichen Arbeitsabläufen die größten Unterschiede zu vergleichbaren Führungspositionen im Profi-Sport?
Kranich: Ich würde gern einmal bei einem Profiklub über die Schulter blicken, um hier eine fundierte Aussage treffen zu können. Vielleicht ergibt sich einmal eine Möglichkeit. Ich könnte mir gut vorstellen, dass beide Parteien davon profitieren würden.

Sportplatzwelt: Inwiefern kann die deutsche Breitensport-Landschaft von jungen Nachwuchsführungskräften profitieren – gerade hinsichtlich Themen wie der Digitalisierung?
Kranich: Auf junge Mitarbeiter kann und darf wohl kein Verein verzichten. Als „Digital Natives“ verfügen sie über wichtiges Fachwissen, was in den Vereinen benötigt wird. Auf der anderen Seite profitieren junge Mitarbeiter von der Erfahrung der älteren. Im besten Fall steigert sich so der Gesamterfolg des Vereins, im schlechtesten Fall führt es zu einem Generationenkonflikt. Am Ende sind alle gefragt, respektvoll miteinander umzugehen, andere Meinungen und Perspektiven zu schätzen. So profitiert nicht nur der Verein, sondern auch die Mitarbeiter, die darin arbeiten voneinander. (Stadionwelt, 09.09.2020)

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