Sportamtsreport 2024: Kommunale Sportstätteninfrastruktur

Im ersten Teil des Sportamtsreport 2024 wirft Sportplatzwelt zunächst einen Blick auf die infrastrukturellen Voraussetzungen der deutschen Sportverwaltung: Vom allgemeinen Zustand kommunaler Sportstätten bis hin zur Finanzierung und Förderung.

Sportstätteninfrastruktur

Der allgemeine Sanierungsstau macht sich auch im Sportamtsreport 2024 wieder bemerkbar: Im Schnitt bewerteten die befragten Sportämter den Zustand ihrer kommunalen Sportstätten nur mit 5,9 auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) und damit ähnlich wie im vergangenen Jahr (Sportamtsreport 2023: durchschnittlich 5,8).

Auffällig ist hierbei, dass in diesem Jahr vor allem die befragten Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern den allgemeinen Zustand ihrer Sportstätten mit einer durchschnittlichen Bewertung von 6,1 im Schnitt etwas besser bewerteten als Städte mit weniger als 100.000 Einwohnern (2024: 5,7). Dass es im vergangenen Jahr vor allem die Sportämter in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern waren, die ihre Sportstätten mit einer durchschnittlichen Bewertung von 5,2 deutlich besser bewerteten als Städte mit weniger als 100.000 Einwohnern (2023: 5,9), legt nahe, dass diese Städte im vergangenen Jahr überdurchschnittlich hohe Investitionen getätigt haben, um den allgemeinen Zustand ihrer Sportstätten zu verbessern.

Die Ausgaben für Sanierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen im Jahr 2023 legen dies zwar nicht nahe, lagen sie mit einem durchschnittlichen Wert von 2,85 Mio. Euro in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern doch deutlich unter den Vorjahreswerten (Sportamtsreport 2023: 3,15 Mio. Euro). Zahlreiche Großbauprojekte mit Investitionsvolumen zwischen 30 Mio. Euro und 100 Mio. Euro in einigen der befragten Großstädte ziehen in diesem Jahr aber nicht nur die durchschnittlichen Investitionen für Neubauten in die Höhe (2024: 18,4 Mio. Euro; 2023: 2,99 Mio. Euro), sondern auch die durchschnittliche Bewertung des allgemeinen Zustands der kommunalen Sportstätten, der in den befragten Großstädten, die im vergangenen Jahr Großbauprojekte in die Wege geleitet haben, teils deutlich gestiegen ist.

Kommunen, die im vergangenen Jahr Sanierungen und Modernisierungen an ihren kommunalen Sportstätten vorgenommen haben, haben dabei überwiegend in Sanitär- und TGA-Projekte sowie Planungsleistungen investiert. 48,4 % der befragten Kommunen haben im vergangenen Jahr Modernisierungen an der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) ihrer städtischen Sportstätten vorgenommen. Planungsleistungen (42,1 %), Maßnahmen an Sanitäreinrichtungen (40,2 %), LED-Flutlichtprojekte (37,0 %) sowie „Sonstige“ Maßnahmen (32,5 %) zählten im vergangenen Jahr bei mindestens einem Drittel der befragten Kommunen zu den Top-3-Investitionen. Unter dem Punkt „Sonstige“ wurden vor allem Modernisierungsmaßnahmen an Umkleidekabinen, Grundsanierungen, PV-Anlagen und Schwimmbadtechnik sowie Dachsanierungen genannt.

Förderung und Finanzierung

Dass zusätzlich zum allgemeinen Sanierungsstau vor allem die angespannte und teils intransparente Fördersituation auf Bundes- wie Landesebene die Sportämter vor enorme Herausforderungen bei der Bewältigung von Sanierungsrückständen stellt, zeigt ein Blick darauf, wer im vergangenen Jahr für die oben beschrieben Investitionen „zur Kasse gebeten“ wurde: Die befragten Sportämter gaben an, dass im Schnitt nur rund 21 % der im Jahr 2023 getätigten Investitionen durch staatliche Förderprogramme abgedeckt wurden.

Vor allem in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern gestaltet sich die Fördersituation allem Anschein nach deutlich angespannter als in kleineren Städten: Während Kommunen mit mehr als 100.000 Einwohnern von durchschnittlichen finanziellen Zuschüssen aus staatlichen Förderprogrammen in Höhe von rund 12,9 % der förderfähigen Kosten sprechen, sind es in Städten mit weniger als 100.000 Einwohnern im Schnitt rund 25,3 % der förderfähigen Gesamtkosten, die von Bund oder Land übernommen wurden.

Kongruent hierzu gestaltet sich auch die Bewertung der Fördersituation durch die Kommunen, die mit einer durchschnittlichen Bewertung von 3,4 auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) zwar insgesamt schon sehr niedrig ist, beim Blick auf die Größe der befragten Kommunen (>100.000 Einwohner: 2,9; <100.000 Einwohner: 3,4) die angesichts der Einwohnerzahl bestehenden Unterschiede aber noch einmal mehr verdeutlicht.

Die Verantwortlichen in den Sportämtern bemängeln sowohl auf Bundes- wie auch auf Landesebene vor allem die fehlende Transparenz, den hohen Bürokratieaufwand und die allgemeine schlechte Finanzierungslage als größte Probleme der Sport(stätten)förderung in Deutschland – so das Stimmungsbild der abgegebenen Kommentare im Sportamtsreport 2024.

„Die Fördersituation ist sehr diffus und verschiedene Förderprogramme stellen Antragstellende vor sehr hohe Hürden. Außerdem ist teilweise die Vergabe der Zuwendungen nicht transparent“, erklärt Christian Schaefer, Bereichsleiter Sport bei der Landeshauptstadt Hannover. Jürgen Sonneck, Sportamtsleiter der Stadt München: „Antragsverfahren sind zu aufwändig, insgesamt stehen deutlich zu geringe Mittel zur Verfügung, um den Investitionsstau der Kommunen zu beseitigen.“ Philipp Parzer, Stadt Mosbach: „Trotz der verschiedenen Fördermöglichkeiten sind Investitionen in Sportanlagen aufgrund der kommunalen Haushaltssituation und anderer kommunaler Pflichtaufgaben schwierig.“

Andere Sportämter bemängeln zudem die fehlenden Sanierungsprogramme für den Erhalt der deutschen Bäderlandschaft. Oliver Klostermann, Sportamtsleiter der Stadt Krefeld: „Vorgesehene Sanierungsprogramme von Bund und Land müssen dringend aufrechterhalten und weitere Förderpakete geschnürt werden – insbesondere für die Sanierung von Schwimmbädern.“ Jörn Tuttlies, Abteilungsleiter Schule und Sport der Hansestadt Stralsund, verweist hingegen auf die vergleichsweise gute Fördersituation im Bereich des Schulbaus: „Grundsätzlich sieht man die Bemühungen auf Bundes- und Landesebene. Sie sind jedoch bestenfalls lediglich ein ‚Tropfen auf den heißen Stein‘. Wenn überhaupt, gelingt es über Schulbauprojekte, Mittel in die Sportstätten zu lenken.“

Andere Sportämter hingegen bewerteten die Fördersituation auf Landesebene mitunter besser als die auf Bundesebene. Pierre Hein, Fachdienstleitung Sportmanagement der Stadt Neumünster: „Im Land ist die Situation besser als im Bund. Auf Bundesebene gibt es fast keine Fördermittel mehr. Wenn mal eine Förderung vom Bund kommt, sind die Voraussetzungen oft sehr streng und unrealistisch.“

Weitere Kommentare zur Fördersituation für die deutsche Sportstättenlandschaft betonen vor allem die fehlenden finanziellen Mittel im Allgemeinen oder fehlende Mittel für spezielle Bereiche wie Sporthallen, Leichtathletikanlagen oder Schwimmbäder. Andere Sportämter bezeichneten die derzeitige Fördersituation in Bund und Land schlichtweg als „ausbaufähig“ oder „geradezu lächerlich“. (Sportplatzwelt, 01.03.2024)

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