Der TEV Miesbach im Porträt

Der TEV Miesbach ist einer der größten Eissportvereine in Südbayern und einer der wenigen verbliebenen Clubs, der noch über ein eigenes Eisstadion verfügt. Dieses Eisstadion hat der Verein in den vergangenen drei Jahren in Eigenregie energetisch saniert.

Der 1928 gegründete Tennis- und Eissportverein Miesbach e.V. ist einer der ältesten Eissportvereine Deutschlands und eines der Aushängeschilder des südbayerischen Amateur-Eissports. In drei Abteilungen können die derzeit rund 900 Vereinsmitglieder den Sportarten Eishockey, Eiskunstlauf und Eisstockschießen nachgehen. Die 1. Eishockey-Herrenmannschaft des Traditionsvereins trägt ihre Partien derzeit nicht nur in der Eishockey-Bayernliga aus, sondern – wie die übrigen Abteilungen des Vereins – auch im vereinseigenen Eisstadion Miesbach, dem „Miahelfnzam Stadion“ (bayerisch für: „Wir helfen zusammen“).

Der Name sei dabei nicht nur auf eine Solidaritätsbekundung in Zeiten einer weltweiten Pandemie zurückzuführen, sondern stehe sinnbildlich auch für den vereinsinternen Zusammenhalt während der in Eigenregie durchgeführten Großsanierung des Eisstadions, so Vereinsvorstand Dieter Taffel: „Der Anstoß zur Umbenennung des Stadions kam von der örtlichen Sparkasse, einem der Hauptsponsoren des Vereins. Idee war, das Stadion zum Symbol der Solidarität aller gesellschaftlichen Gruppen in Zeiten der Corona-Krise im Landkreis zu machen. Gleichzeitig steht die Namensgebung für die gemeinsame Kraftanstrengung bei der energetischen Sanierung des Stadions – ein Projekt, das der Verein nur mit Hilfe privater Spender und Sponsoren aus der Wirtschaft sowie Zuschüssen der Stadt und des Landkreises Miesbach stemmen konnte.“

Das Eisstadion Miesbach ist auch unter dem Namen Miahelfnzam-Stadion bekannt.
Das Eisstadion Miesbach ist auch unter dem Namen Miahelfnzam-Stadion bekannt. Bild: TEV Miesbach

Der Nachwuchs steht im Fokus

Sportlich erfolgreich sei der TEV Miesbach vor allem im bayerischen Eissportgeschehen, wie Vereinsvorstand Dieter Taffel erklärt: „Zahlreiche Meisterschaften in allen Altersklassen und den höchsten bayerischen Spielklassen von den Bambinis bis zu den Senioren im Eishockey und Eiskunstlauf zeugen von der großen Kontinuität in der Nachwuchsarbeit.“

Von den aktuell rund 900 Mitgliedern sind rund 250 in den drei Eissportabteilungen des Vereins aktiv. Über seine Rolle als einer der mitgliederstärksten Sportvereine im Landkreis hinaus, ist es vor allem die zuvor erwähnte Nachwuchsarbeit, die den Verein zum sportlichen Aushängeschild der Region macht. Taffel: „Der TEV ist durch Partnerschaften in allen Bereichen der regionalen Wirtschaft vernetzt und ist obendrein Organisator zahlreicher weiterer Events auch außerhalb des Eissports. Der Verein bringt Eissport zu den Kindern, indem er kostenlose Eislaufkurse, Kindergarten- und Schulsporteinheiten anbietet. Er betreut Kinder und Jugendliche nach der Schule und bei den Hausaufgaben und ermöglicht vielen Kindern damit überhaupt erst die Teilnahme am nachmittäglichen Trainingsbetrieb.“

Das Eisstadion besteht seit 1986 in seiner heutigen Form.
Das Eisstadion besteht seit 1986 in seiner heutigen Form. Bild: TEV Miesbach

Betreut werden die Mannschaften in der Bayernliga und Bezirksliga aber auch die Jüngsten von derzeit insgesamt zehn Trainern und Übungsleitern, zwei davon in Festanstellung. Vier Mitarbeiter in Teilzeitbeschäftigung sind mit der Pflege der Eisflächen im Eisstadion betraut, Vorstand und Verwaltung bestehen derzeit aus sieben Mitarbeitern. Insgesamt stehen rund 10 % der Vereinsmitarbeiter in einem hauptberuflichen Arbeitsverhältnis. Entgegen dem landesweiten Trend sei der TEV Miesbach bislang vergleichsweise gut durch die Corona-Pandemie und die mit ihr einhergehenden Einschränkungen und Auswirkungen gekommen, wie Vereinsvorstand Dieter Taffel erklärt: „Wir hatten keine Rückgänge zu beklagen. Die Kinder wurden in Online-Trainingseinheiten beschäftigt.“ Von Seiten der Politik sei der Verein „ausreichend und schnell unterstützt worden“.

Fluch und Segen zugleich

„Das ‚Miahelfnzam‘-Stadion ist die größte überdachte Sportanlage zwischen München, Bad Tölz und Rosenheim“, so Taffel. Auch wenn sich die Anfänge des Miesbacher Eisstadions bereits in den 1960er Jahren finden, als das 1960 errichtete Kunsteisstadion Schritt für Schritt erweitert wurde, wurde es erst durch das Anbringen einer Dachkonstruktion im Jahr 1986 in seine heutige Form gebracht – zumindest bis zur großangelegten Sanierung im Jahr 2019. Das Miesbacher Eisstadion ist eines der letzten Eisstadien in ganz Deutschland, das sich noch vollständig im Besitz eines gemeinnützigen Sportvereins befindet.

Das Eisstadion Miesbach ist die größte Eissporthalle in der Region.
Das Eisstadion Miesbach ist die größte Eissporthalle in der Region. Bild: TEV Miesbach

Ein großer Vorteil für den gesamten Verein und insbesondere den Nachwuchs, wie Taffel erklärt: „Der Beginn der Eisbereitung im Sommer und die Länge der Eissaison obliegen allein dem Verein und können nach rein sportlichen Erfordernissen variiert werden. Auf politische Vorgaben oder auf die Kassenlage der Kommune muss dabei keine Rücksicht genommen werden. Durch die eigene freie Vergabe und Einteilung der Belegungszeiten kann insbesondere der Nachwuchs optimal mit Eiszeiten gefördert werden.“

Zwar konnte der Betrieb vor allem an Spieltagen durch die Implementierung des Online-Ticketing-Service Tickethome.at entscheidend entlastet werden, wie Taffel erklärt: „Natürlich war die Pandemie auch der Hauptgrund für die Einführung des Online-Ticketings, da man zur Kontaktverfolgung ohnehin die Kontaktdaten der Zuschauer erfassen musste. Jetzt ist es ein fest integriertes Tool, das uns die Tagesarbeit vor allem an der Abendkasse deutlich erleichtert.“

Der Betrieb der Eissporthalle stelle aber weiterhin eines der größten Arbeitsfelder im Verein dar, wie Taffel erklärt: „Der für den Betrieb eines Eisstadions erforderliche besondere technische und auch wirtschaftliche Sachverstand ist in erster Linie in der Verantwortung der Vorstände oder muss gegebenenfalls ‚zugekauft‘ werden. Die Gewinnung und Motivation von ehrenamtlichen Mitarbeitern werden zunehmend schwieriger. Das Sportanlagenmanagement beansprucht rund 50 % der ehrenamtlichen Arbeitszeit der Vorstände.“

„Zukunft des Eisstadions wäre ohne diese Maßnahmen nicht gesichert gewesen“ – Im Interview mit Sportplatzwelt geht Dieter Taffel, Vorstandsmitglied beim TEV Miesbach, auf die in Eigenregie durchgeführte Sanierung des Miesbacher Eisstadions ein und erklärt, welche Maßnahmen im Detail umgesetzt wurden.

Auch wenn der Betrieb und Unterhalt nach Aussage von Vereinsvorstand Taffel nach wie vor eine der größten Herausforderungen darstelle, mit denen sich der TEV Miesbach konfrontiert sehe, gehe der Spiel- und Trainingsbetrieb in einem vereinseigenen Stadion auch mit finanziellen Vorteilen einher, wie Taffel erklärt: „Die Erlöse aus der Vermarktung von Werbeflächen und Events sowie aus der Vermietung von Eiszeiten verbleiben allein beim Verein. Die ehrenamtliche Mitarbeit im Stadion spart etwa 50 % der Personalkosten gegenüber vergleichbaren kommunalen Sportanlagen. Wir kommen mit der Hälfte an Vertragsmitarbeitern aus. Notwendige Ein- und Umbauten erfordern keine zeitraubenden Genehmigungsverfahren. Die Nutzer der Sportanlage – sowohl Sportlerinnen und Sportler als auch Besucherinnen und Besucher – identifizieren sich mit dem Verein und dem Stadion, nehmen besser Rücksicht und behandeln das Stadion pfleglicher. Sach- und Dienstleistungen können gespendet werden.“

Mia helfn zam – beim TEV Miesbach mehr als nur der Name des Stadions.
Mia helfn zam – beim TEV Miesbach mehr als nur der Name des Stadions. Bild: TEV Miesbach

Demgegenüber stehen vor allem die nötigen infrastrukturellen Investitionen, im Rahmen derer der Verein auf sich allein gestellt ist. Taffel: „Sämtliche wirtschaftlichen und technischen Risiken beim Betrieb des Stadions trägt der Verein und die ehrenamtlichen Vorstände haften dafür. Sämtliche finanzielle Mittel für aufwändige Sanierungs- und Erhaltungsinvestitionen müssen vom Verein aufgebracht werden. Seit 2010 waren das rund 1 Mio. Euro – etwa für Eismaschinen, Bandenverglasung, Brandschutzmaßnahmen, die zweimalige Leimbindersanierung sowie die jüngste energetische Sanierung.“

Problematisch sei dabei bis vor wenigen Jahren vor allem die mangelnde Unterstützung seitens der Politik gewesen. Taffel: „Die Krux: Eisstadien werden vom Freistaat Bayern erst seit 2018 gefördert – bis dahin waren Eisstadien explizit von jeglicher Förderung ausgenommen.“ Bis zum Jahr 2018 musste der Verein deshalb jegliche Sanierungsarbeiten am Stadion aus eigener Tasche bezahlen – allen voran die Hallendachkonstruktion aus Holzleimbindern, die „in den vergangenen zehn Jahren bereits zweimal saniert werden“ musste.

Sanierung des Eisstadions in Eigenregie

Seit der Aufnahme von Eisstadien in die Förderrichtlinien des Freistaats Bayern hat sich auch der TEV Miesbach konkreter mit dringend nötigen Sanierungsvorhaben am eigenen Eisstadion befasst und das Miahelfnzam-Stadion in den vergangenen Jahren umfassend energetisch saniert. In drei Bauabschnitten wurden so sämtliche Beleuchtungsanlagen in und um das Stadion auf energiesparende LED-Technik umgerüstet, Heizungs- und Sanitäranalgen energetisch modernisiert, raumlufttechnische Anlagen und Entfeuchtungstechnik ausgetauscht und erste Maßnahmen zur Gebäudeautomation eingeleitet. Ein alternativloser Schritt, wie Taffel erklärt: „Die Zukunft des Eisstadions wäre ohne diese Maßnahmen nicht mehr gesichert gewesen. Die Energiekosten, insbesondere für Strom, sind in den vergangenen zehn Jahren um 50 % gestiegen. Diesen hohen Energiekosten hätten wir andernfalls nur über eine Ausweitung der jährlichen eisfreien Zeiten begegnen können. Dies hätte allerdings zwangsläufig zu Einschränkungen beim sportlichen Angebot für Kinder und Jugendliche geführt. Eine umfassende energetische Sanierung war deshalb alternativlos.“

Die veraltete Entfeuchtungsanlage (links) wurde im Rahmen der Sanierung durch eine neue Anlage zur Sorptionstrocknung (rechts) ersetzt.
Die veraltete Entfeuchtungsanlage (links) wurde im Rahmen der Sanierung durch eine neue Anlage zur Sorptionstrocknung (rechts) ersetzt. Bild: TEV Miesbach

Im Jahr 2019 wurde deshalb zunächst die unwirtschaftliche HQ-Hallenbeleuchtung durch moderne LED-Systeme mit Lichtsteuerung ersetzt. Durch diese insgesamt rund 32.000 Euro teure Investition kann der Verein nach eigenen Angaben jährlich rund 52.000 kW Energie und 30.000 kg CO2 einsparen. Im zweiten Abschnitt konzentrierte sich der Verein dann vor allem auf die Modernisierung der Anlagen zur Raumluftentfeuchtung: Die Entfeuchtung ist wesentlicher Bestandteil des Erhalts der Holzbaukonstruktion, die alte Anlage erwies sich aufgrund ihrer Bauart im Betrieb allerdings als extrem energieintensiv. Die neue Anlage zur Sorptionstrocknung deckt ihren Energiebedarf nun größtenteils aus der Abwärme, die beim Kühlen der Eisfläche entsteht.

Die alte Heizungsanlage (links) wurde durch eine moderne Anlage (rechts) ersetzt.
Die alte Heizungsanlage (links) wurde durch eine moderne Anlage (rechts) ersetzt. Bild: TEV Miesbach

Des Weiteren wurden in diesem Abschnitt der Sanierung die veraltete Heizungszentrale im Nordteil des Stadions sowie die Sanitäranlagen an der Nordseite erneuert und modernisiert. Kostenpunkt: Rund 308.000 Euro. Durch die Maßnahmen kann der Verein weitere 205.000 kW Energie und 109.000 kg CO2 pro Jahr einsparen. Der letzte Bauabschnitt von April bis Juni 2020 konzentrierte sich dann vor allem auf die Erneuerung der Heizungs- und Sanitäranlagen im Südbereich des Eisstadions sowie auf die Implementierung technischer Voraussetzungen für die Gebäudeautomation.

Auch die Sanitäranlagen wurden saniert.
Auch die Sanitäranlagen wurden saniert. Bild: TEV Miesbach
Alle energetischen Systeme des Stadions agieren seitdem vollautomatisch und können von einem zentralen Punkt aus gesteuert werden. Neben den sanitären Anlagen im Tribünengebäude wurden auch die veralteten Heizungsanlagen und Systeme zur Warmwasserbereitung modernisiert. Die genannten Maßnahmen schlugen mit weiteren rund 257.000 Euro zu Buche, der Verein erhofft sich jährliche Energie- und CO2-Ersparnisse in Höhe von 21.000 kW bzw. 11.200 kg.

CO2-Zertifikat des TEV Miesbach.
CO2-Zertifikat des TEV Miesbach. Bild: TEV Miesbach
Insgesamt hat der TEV Miesbach – unterstützt durch Fördergelder des Landkreises, der Stadt Miesbach und des Bayerischen Landessportverbands – rund 628.000 Euro in die energetische Sanierung seines Eisstadions investiert. Der verbliebene Eigenanteil von 250.000 Euro wurde größtenteils durch private Förderer, Sponsoren und Kooperationspartner, Crowdfunding-Kampagnen und Spenden-Aktionen sowie die Vermarktung von „CO2-Einsparungszertifikaten“ finanziert werden. Taffel: „Auf diese Weise könnten wir den beim Verein verbliebenen Restanteil auf rund 50.000 Euro drücken – und daran arbeiten wir auch noch.“

Der TEV Miesbach stellt ein Paradebeispiel dafür dar, wie Vereine durch die Aktivierung ihrer Mitglieder und Sponsoren über Landes- und Bundesförderprogramme hinaus investive Bau- und Sanierungsvorhaben auch mit geringen zur Verfügung stehenden Eigenmitteln nachhaltig erfolgreich finanzieren können – ganz nach dem Motto „Mia helfn zam“. (07.04.2022)

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