„Zukunft des Eisstadions wäre ohne diese Maßnahmen nicht gesichert gewesen“

Im Interview geht Dieter Taffel, Vorstand des TEV Miesbach e.V., auf die in Eigenregie durchgeführte Sanierung des Miesbacher Eisstadions ein und erklärt, welche Maßnahmen im Detail umgesetzt wurden.

Dieter Taffel
Dieter Taffel Bild: TEV Miesbach
Sportplatzwelt: Der TEV Miesbach hat in den vergangenen Jahren seine 1986 errichtete Eissporthalle in Eigenregie saniert. Warum war die energetische Sanierung der Halle ein alternativloser Schritt?
Taffel: Die Zukunft des Eisstadions wäre ohne diese Maßnahmen nicht mehr gesichert gewesen. Die Energiekosten, insbesondere für Strom, sind in den vergangenen zehn Jahren um 50 Prozent gestiegen. Diesen hohen Energiekosten hätten wir andernfalls nur über eine Ausweitung der jährlichen eisfreien Zeiten begegnen können. Dies hätte allerdings zwangsläufig zu Einschränkungen beim sportlichen Angebot für Kinder und Jugendliche geführt. Eine umfassende energetische Sanierung war deshalb alternativlos.

Tatsächlich musste die Hallendachkonstruktion aus Holzleimbindern in den vergangenen zehn Jahren bereits zweimal saniert werden – dies vor allem deshalb, weil Temperatur- und Luftfeuchteschwankungen die Rissbildung im Holz begünstigt haben. Nur durch eine leistungsstarke – aber energieintensive – Raumluftklimatisierung kann dem vorgebeugt werden. In der Folge überschritten die CO2-Emissionen aus der Energieversorgung des Stadions mehr als 300 Tonnen pro Jahr.

Sportplatzwelt: Die energetische Sanierung erfolgte in drei Abschnitten – Beleuchtung, Entfeuchtung und Heizung/Sanitär Nord sowie Gebäudeautomation und Heizung/Sanitär Süd. Auf welcher Grundlage haben Sie die zu sanierenden Gewerke ermittelt?
Taffel: Im Bereich der Beleuchtung verursachte vor allem die bestehende unwirtschaftliche HQ-Beleuchtung der Eisfläche hohe Stromkosten. Auch die oben genannte Raumluftentfeuchtungsanlage zur Leimbindererhaltung verursachte im Betrieb mehr als 70 Prozent der Stromkosten. Gleichzeitig haben wir pro Minute 60 Liter erwärmtes Kühlwasser aus der Pistenkühlung in den benachbarten Bach geleitet. Da lag es nahe, die ungenutzte Abwärme in wertvolle Energie zu tauschen. Die Heizungs- und Sanitäranlagen in den Kabinenbereichen entsprachen nach mehr als 30 Jahren nicht mehr den energetischen Standards in puncto Verbrauchseffizienz, Dämmung und Lüftung.

Im Bereich der Gebäudeautomation sollen die Energiekosten durch eine Vernetzung und automatischen Steuerung aller technischen Systeme von der Kälteanlage bis zum einzelnen Heizkörper weiter gesenkt werden und die laufende Überwachung der Verbräuche vereinfacht werden. Hinzu kommen Sicherheitsaspekte wie die Einbindung einer Schneelastwaage auf dem Hallendach oder die automatische Überwachung der Holzfeuchte der Leimbinderkonstruktion, welche zusammen mit einigen weiteren Parametern die Raumluftoptimierung steuert. Als Vorstände in der Haftung waren uns gerade diese Aspekte besonders wichtig.

Sportplatzwelt: Insgesamt sollen durch die durchgeführten Maßnahmen rund 150 Tonnen CO2 und 280.000 kW Energie eingespart werden. Mit welcher Amortisationszeit rechnen Sie diesbezüglich?
Taffel: Der Eigenanteil an der Gesamtinvestition wird sich bei gleichbleibender achtmonatiger Nutzung „on ice“ und 5 Prozent Energiekostenanstieg pro Jahr in sieben Jahren amortisiert haben. Gerade haben wir den Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt Miesbach bis 2050 verlängert – das sollte also reichen.

Sportplatzwelt: Insgesamt schlug die Sanierung mit rund 580.000 Euro zu Buche. Auf welche Förderprogramme konnten Sie im Rahmen der Sanierung zurückgreifen? Haben Sie diesbezüglich weitere Unterstützung durch andere Akteure (beispielsweise durch die Stadt Miesbach) erhalten – sei es in finanzieller oder beratender Funktion?
Taffel: Zum Schluss waren es sogar 628.000 Euro. Öffentliche Förderprogramme stellten der Freistaat Bayern über den Bayerischen Landessportverband (BLSV) und der Bund über den Projektträger Jülich (PTJ) zur Verfügung. Der BLSV hat die Maßnahmen mit einer Förderquote von jeweils 20 Prozent verteilt auf mehrere sogenannte Kleinanträge gefördert, die Bundesförderung betrug je nach Gewerk zwischen 20 Prozent und 30 Prozent der förderfähigen Bausumme. Die Erstellung und Verfolgung dieser Förderanträge umfasste alleine über 600 Seiten Schriftverkehr, Formulare, Anträge, Beschreibungen. Zwischen Einreichung der Antragsunterlagen und Auszahlung der Fördergelder vergingen im Durchschnitt 200 Tage. Hier hat uns Corona mehrmals einen Strich durch die Zeit- und Kostenpläne gemacht. Mehrmals mussten wir Zwischenfinanzierungen auf die Beine stellen. Den zeitlichen Aufwand haben wir irgendwann aufgehört zu erfassen. Die Stadt Miesbach hat uns genauso finanziell unterstützt wie der Landkreis. Die technische Umsetzung haben wir mit dem renommierten Ingenieurbüro „EST – Energiesystemtechnik GmbH“ hier in Miesbach projektiert.

Sportplatzwelt: Auch abzüglich der zur Verfügung stehenden Fördermittel blieb für den TEV Miesbach ein Eigenanteil von rund 250.000 Euro. Wie haben Sie diesen Eigenanteil finanziert?
Taffel: Wir haben Geld gesammelt – da hatten wir aus den vergangenen Investitionen bereits einige Übung. Wichtigste Partner waren eine Stiftung aus dem Tegernseer Tal, die Stadtwerke München, die Kreissparkasse, die Raiffeisenbank, private Förderer und schließlich viele unserer bereits bestehenden Sponsoren und Werbepartner. Dabei haben wir „CO2-Einsparungszertifikate“ vermarktet, mehrere Crowdfunding-Aktionen durchgeführt und bei allen möglichen Anlässen für unser Projekt geworben und „den Hut rumgereicht“. Auf diese Weise könnten wir den beim Verein verbliebenen Restanteil auf rund 50.000 Euro drücken – und daran arbeiten wir auch noch. (Sportplatzwelt, 07.04.2022)

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