Studie: Sportstättenförderung wirkt sich positiv auf Gehälter aus

Ein Forschungsteam der Universitäten Tübingen und St. Gallen hat einen bisher kaum untersuchten Zusammenhang zwischen der Sportstättenförderung und den Gehältern in der jeweils geförderten Kommune aufgedeckt.

Fördert eine Gemeinde ihre Sportstätten mit vergleichsweise hohen Beträgen, hat die ansässige Bevölkerung mittel- bis langfristig mehr Geld in der Haushaltskasse. Das Nettoeinkommen der Haushalte kann bis zu 5,8 Prozent höher ausfallen als bei geringer Sportstättenförderung. Dieser Effekt geht allerdings fast ausschließlich auf Gehaltssteigerungen bei Männern zurück. Das ergab eine Untersuchung von Professor Tim Pawlowski und Tim Wallrafen (Institut für Sportwissenschaft an der Universität Tübingen) sowie Professor Michael Lechner und Dr. Carina Steckenleiter (Institut für Empirische Wirtschaftsforschung der Universität St. Gallen). Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördert.

Die in der Fachzeitschrift Labour Economics veröffentlichten Ergebnisse legen nahe, dass vorrangig Männer die lokale öffentliche Sportinfrastruktur nutzen. Die dadurch erreichte Steigerung ihres gesundheitlichen und sozialen Wohlbefindens schlage sich in einem größeren Erfolg auf dem Arbeitsmarkt nieder, so das Forschungsteam.

„Die direkten Arbeitsmarkteffekte von öffentlichen Ausgaben für Bildung oder Arbeitsmarktprogramme wurden schon häufiger untersucht, nicht jedoch die indirekten Effekte von öffentlichen Ausgaben für Sport“, berichtet Tim Pawlowski. Und das, obwohl die Politik solche Ausgaben häufig mit positiven Effekten auf beispielsweise die Gesundheit oder das Sozialkapital begründe, was wiederum nachweislich positiv auf den Arbeitsmarkterfolg wirke.

Die Datengrundlage für die neue Studie bildete das Sozioökonomische Panel (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, in dem ausgewählte Privathaushalte seit 1984 jährlich wiederholt unter anderem zu soziologischen, gesundheitlichen und ökonomischen Themen befragt werden. Für den ausgewählten Zeitraum von 2001 bis 2012 wurden diese Daten mit den jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben für örtliche Sporteinrichtungen der über 12.000 Gemeinden in Deutschland verbunden.

Individuelle Vergleiche im großen Datenbestand

„Dass in Kommunen mit hohen Ausgaben für die Sportstätten die Haushalte mehr Geld zur Verfügung haben, kann viele verschiedene Gründe haben. Daher war es sehr aufwendig, den ursächlichen Zusammenhang zu identifizieren“, erklärt Pawlowski. Vereinfacht sei die Vorgehensweise so, dass das Forschungsteam in dem großen Datenbestand jeweils Personen vergleiche, deren Merkmale sowie ihre persönlichen und lokalen Rahmenbedingungen sich zu Beginn des Beobachtungszeitraums möglichst stark ähnelten. Nur lebten sie in Kommunen, die unterschiedlich viele Finanzmittel in ihre lokalen Sportstätten stecken. „Mit dieser Methode versuchen wir zu kontrollieren, wie sich die Gehälter im zeitlichen Verlauf ohne Einfluss der Sportstättenförderung entwickeln. So können wir beispielsweise auch sicherstellen, dass das Ergebnis nicht über den Zuzug von Personen mit höheren Gehältern in die Gemeinden mit gut finanzierten Sportstätten zustandekam.“

Über den deutlichen Effekt auf den Arbeitsmarkterfolg bei hoher Sportförderung war auch das Team zunächst überrascht. „Daher haben wir zahlreiche andere Modellspezifikationen getestet und die Ergebnisse miteinander verglichen“, sagt Pawlowski. Das Hauptergebnis blieb indes gleich. Die Personen in Kommunen mit höheren Ausgaben für Sportstätten erzielten ein um mehr als fünf Prozent höheres Gehalt als in Kommunen mit weniger Ausgaben für Sportstätten. „Auch die Geschlechterdifferenz blieb bestehen“, sagt er. „Wir gehen davon aus, dass die Männer stärker von den örtlichen Sportanlagen profitierten, weil Frauen dieser Altersklasse allgemein weniger Sport treiben und entsprechend auch öffentliche Sportstätten seltener nutzen.“

Während ein Zusammenhang zwischen sportlicher Aktivität und Arbeitsmarkterfolg bereits bekannt war, hat das Forschungsteam erstmals die gesamte Kausalkette von der Finanzierung der Sportinfrastruktur bis zum Arbeitsmarkterfolg in den Blick genommen. „Unsere Studie zeigt, dass es auch aus ökonomischer Sicht sinnvoll ist, ausreichend Geld in eine gute Sportstätteninfrastruktur zu stecken“, fasst Pawlowski die Erkenntnisse zusammen.

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