„Viele merken nun, welche Bedeutung Sport hat“

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf den Breitensport? Welche Learnings wurden aus der Krise gezogen? Wie geht es weiter? Darüber sprach Sportplatzwelt mit dem Sportamt Köln.  

Sportplatzwelt: Wie ist der Breitensport in Ihrer Stadt bislang durch die Pandemie und die mit ihr einhergehenden Einschränkungen gekommen?
Sportamt Köln: Der Breitensport und vor allem die Kölner Sportvereine haben als bedeutender Bestandteil der Stadtgesellschaft erheblich unter den Belastungen der Pandemie zu leiden. Bei den Vereinen sind zunächst die finanziellen Auswirkungen, die die Corona-Lage mitbringt. Das trifft vor allem diejenigen Vereine, die generell einen höheren festen Kostenapparat haben. Aber die Finanzen sind nicht alles. Die Sportler*innen leiden wie wir alle darunter sich nicht oder nur noch sehr eingeschränkt zu ihren Aktivitäten treffen zu können. Das Soziale fehlt. Und – das ist vielleicht zumindest ein gewisser positiver Effekt der Pandemie – viele merken nun, welche Bedeutung Sport und Bewegung auf die Gesundheit haben und welche Folgen es hat, wenn sie fehlen.

Sportplatzwelt: Unterstützen Sie Vereine in Ihrer Stadt finanziell über die beschlossenen Bundes- und Landeshilfen hinaus – etwa durch städtische Sonderförderprogramme? Inwieweit greifen Sie Vereinen darüber hinaus unter die Arme – etwa durch den Erlass der Sportstättennutzungsgebühr oder durch individuelle Beratungsangebote?
Sportamt Köln: Die Gebühren für die Nutzung der städtischen Sportanlagen wurden aufgrund sehr erfreulicher politischer Schritte schon in der Vergangenheit weitgehend abgeschafft. Darüber hinaus haben wir als Stadt Köln einen Rettungsfonds für Kölner Sportvereine mit einem Budget von 600.000 Euro aufgelegt. Hier arbeiten wir eng mit dem Stadtsportbund zusammen, der das Geld des Sportamtes nach Prüfung der Voraussetzungen auszahlt. In diesem Topf ist noch Geld da, gerne können Vereine noch Bedarfe anmelden. Das Hilfsprogramm sieht auch die Stundung der Miet- und Erbbaurechtszinsen vor. Zudem haben wir die Pflege- und Unterhaltungsbeihilfe bereits mit einer Gesamtrate für das ganze Jahr ausgezahlt. Ferner konnten wir eine Rechtsberatung zu allen Fragen rund um Corona mit renommierten Fachanwälten für Sport- und Vereins-, Insolvenz, Arbeits- und Steuerrecht initiieren. Die Rechtsanwälte haben ihre Expertise erfreulicherweise kostenlos zur Verfügung gestellt. Letztlich ist es uns gelungen, die Jugendbeihilfe für die Kölner Vereine Ende des letzten Jahres um eine Million Euro aufzustocken und damit in 2020 fast zu verdoppeln.

Sportplatzwelt: Wie lautet Ihr Appell an die Sportvereine in Ihrer Stadt?
Sportamt Köln: Anstatt eines Appells würden wir den Sportvereinen gerne unseren großen Dank aussprechen. Dank für die Arbeit, die sie jenseits der Pandemie Tag für Tag leisten und Dank für die Beharrlichkeit und Ausdauer, mit der sie die Krise meistern.

Sportplatzwelt: Durch die wieder steigenden Infektionszahlen ist bis dato noch unklar, wann eine Rückkehr zur „Normalität“ wieder möglich sein wird. Inwiefern wirkt sich diese Unsicherheit auf die tägliche Arbeit Ihres Sportamts und auf die Veranstaltungsplanung für das Jahr 2021 aus?
Sportamt Köln: Die Pandemie ist wie in allen Bereichen der Gesellschaft ein prägender Faktor, der uns in der täglichen Arbeit seit einem Jahr begleitet und uns sehr belastet, nicht nur zeitlich. Wir erleben eine große Herausforderung in der Verantwortung für unsere Mitarbeiter*innen und natürlich in unserem Bestreben, die besten Voraussetzungen für den Sport in Köln zu liefern. Gerade die Veranstaltungen sind schwer planbar. Leider mussten in der Vergangenheit zahlreiche Veranstaltungen ausfallen, andere konnten nur ohne Zuschauer*innen stattfinden. Das ist umso bedauerlicherweise, als der Kölner Sportveranstaltungskalender prall gefüllt mit tollen Events war und ist.

Sportplatzwelt: Hat die Pandemie eventuell auch dazu beigetragen, Digitalisierungsprozesse in den Vereinen und Ihrem Sportamt weiter voranzutreiben?
Sportamt Köln: Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 haben wir im Sportamt für alle Mitarbeiter*innen des Sportamtes Laptops beschafft, wodurch wir sehr schnell ohne spürbare Einschränkungen mobil arbeiten konnten. Wir sind so viel wie möglich im Homeoffice, Besprechungen finden virtuell statt. Die Zahl der digitalen Konferenzen hat sich sprunghaft entwickelt. Der persönliche Austausch fehlt uns natürlich sehr.

Die Kölner Vereine können sich in Zukunft auf etwas freuen: Eine der grundlegenden Empfehlungen der Sportentwicklungsplanung ist die Erstellung eines Sportanlagenkatasters und eines Online-Belegungsmanagements, gebündelt in einem Sportstättenmanagementsystem. Das Paket beinhaltet darüber hinaus die Begehung aller Sportanlagen inklusive einer Zustandsbewertung dieser. Zudem werden potenzielle Entwicklungsmöglichkeiten der jeweiligen Sportanlage aufgezeigt. Diese Untersuchung soll auf der Grundlage eines Software-Systems geschehen, in welchem alle Daten der durchgeführten Bestands- und Bewertungserhebung abgerufen werden können. Dieses System soll dann zugleich Grundlage für ein Online-Belegungsmanagement der Sportinfrastruktur sein. Ziel ist dabei, die Belegung der Sportstätten online transparent darzustellen und gleichzeitig über ein automatisiertes Verfahren bezirksübergreifend Nutzungszeiten nach festgelegten Kriterien mit hinterlegten Verträgen, Fakturierungen etc. buchen zu können. Sportvereine profitieren von einer besseren Übersicht, wo sich welche Bewegungsgelegenheiten befinden oder spezielle Sportangebote für Kinder und Jugendliche gegeben oder wo welche Räumlichkeiten barrierefrei zu erreichen sind.

Sportplatzwelt: Viele Vereine haben die Pandemie genutzt, um innovative Online-Trainingsangebote zu schaffen und Ihre digitalen Strukturen zu verbessern. Gibt es Projekte, die Sie in diesem Zusammenhang besonders hervorheben wollen?
Sportamt Köln: Viele Vereine haben tolle Online-Angebote für ihre Mitglieder entwickelt. Das zeigt, wieviel kreatives Potential in den Vereinen steckt. Wir als Sportamt setzen als Reaktion auf den coronabedingten Lockdown schon im zweiten Jahr unter dem Namen „SPORT@HOME“ ein kostenloses Online-Sportprogramm für alle Kölner*innen um. Während die Sporteinrichtungen und Sportplätze in Köln (und deutschlandweit) vielfach geschlossen bleiben mussten, können die Sportler*innen unter der professionellen Anleitung eines Fitnesstrainers kostenlos zuhause gemeinsam per Live-Stream ein etwa 20-25 minütiges Training mitmachen, an dem regelmäßig eine prominente Person des öffentlichen Lebens teilnimmt. Neu in diesem Jahr war eine Erweiterung speziell für Kinder unter dem Namen sport@homekids. Die hohen Teilnahmer*innenzahlen haben uns überrascht, bestärken uns aber auch in unserer Idee. (Sportplatzwelt, 03.05.2021)

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