„Stuttgart ist eine Sportstadt“

Im Interview spricht Daniela Klein, Leiterin des Amts für Sport und Bewegung der Stadt Stuttgart, über aktuelle Trendthemen und die besonderen Herausforderungen der Corona-Krise.

Daniela Klein
Daniela Klein
Sportplatzwelt: Seit dem 1. Januar 2020 leiten Sie das Stuttgarter Amt für Sport und Bewegung. Was waren Ihre ersten Eindrücke, Aufgaben und Ziele?
Klein: Gleich zu Beginn meiner Amtszeit hat die Corona-Pandemie den Stuttgarter Sport auf eine harte Probe gestellt. Die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus stellen uns nach wie vor vor nie dagewesene Herausforderungen. Gleichzeitig zeigt die aktuelle Situation umso deutlicher, welchen Stellenwert Sport und Bewegung für eine Stadtgesellschaft haben. Gemeinsam mit den Sportvereinen haben wir direkt nach dem Shut Down reagiert. Allen Widrigkeiten zum Trotz haben zahlreiche Sportvereine bei unserer Aktion „sport@home“ mitgemacht. Hier wurde täglich eine Übungsstunde von einem Verein in die Stuttgarter Wohnzimmer übertragen.

Damit haben wir ein tolles Angebot geschaffen und die Sportvereine blieben im Corona-Alltag der Menschen präsent. Mit durchschnittlich 3.100 Klicks pro Folge war die Aktion ein voller Erfolg. Außerdem haben wir eine neue Plattform „Stuttgart bewegt sich“ geschaffen, um auch unsere Angebote wie zum Beispiel „Sport im Park“ schrittweise unter den neuen Rahmenbedingungen wiederaufzunehmen und gemeinsam mit den Vereinen offene Bewegungsangebote für die Stuttgarterinnen und Stuttgarter vorzuhalten.

Stuttgart bewegt sich – Sport und Bewegung sind elementar für Gesundheit und Gesellschaft – gerade in Zeiten von Corona. Neben dem Abbau des Sanierungsstaus steht vor allem die Schaffung urbaner Bewegungsräume auf der Agenda des Stuttgarter Amts für Sport und Bewegung.

Sportplatzwelt: Wie beurteilen Sie das Sportinteresse der Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger?
Klein: Stuttgart ist eine Sportstadt. Das Angebot an Sport- und Bewegungsmöglichkeiten in Stuttgart ist vielfältig und bietet für jedermann etwas. So ist jeder vierte Stuttgarter in einem der rund 300 Sportvereine organisiert, insgesamt sind rund 600 Sport treibende Organisationen wie Spielgemeinschaften oder Betriebssportgruppen in Stuttgart aktiv. Unsere Breitensportprogramme wie „Sport im Park“ erfreuen sich größter Beliebtheit, unsere Sportveranstaltungsstätten sind zu Nicht-Corona-Zeiten wöchentlich mit begeisterten Sportfans gefüllt, ich sehe auf meinen Weg zur Arbeit immer mehr Radfahrerinnen und Radfahrer.

Sportplatzwelt: Was sind aktuelle Trendthemen in Stuttgart?
Klein: In den letzten Jahren lag ein Schwerpunkt unserer Arbeit in der Sanierung alter, abgespielter Kunstrasenfelder – mittlerweile haben wir fast alle umgewandelt. Ein weiterer Schwerpunkt ist seit einigen Jahren die finanzielle, aber auch beratende Unterstützung der Vereine bei der energetischen Verbesserung ihrer Sportanlagen. Starker Partner ist hier das Amt für Umweltschutz der Landeshauptstadt. Mit den Kollegen optimieren wir in einem stetigen Prozess und mit großem Erfolg auch den Energieverbrauch unserer eigenen Sportstätten. Zum Beispiel in den zwei Eishallen der Eiswelt Stuttgart: Der Stromverbrauch der beiden Eishallen auf der Waldau konnte im Jahr 2019 im Vergleich zu 2013 um 34 % gesenkt werden. Erreicht wurde dies unter anderem durch den Einsatz von LED-Beleuchtung in beiden Hallen, Bewegungsmeldern für die Beleuchtung und die Nutzung der Abwärme der Kälteerzeugung in der Eiswelt selbst – zum Beispiel für deren Heizungssysteme. Finanziert wurden diese Maßnahmen über stadtinternes Contracting. Dieses Darlehen des Amts für Umweltschutz wird durch die Kosteneinsparungen im energetisch optimierten Gebäudebetrieb refinanziert.

Sportplatzwelt: Der VfB Stuttgart und die Stuttgarter Kickers gelten als sportliche Leuchttürme der Stadt. Welche Rolle spielen Sie für Stadt und Bevölkerung?
Klein: Beide Clubs sind wichtige Aushängeschilder der Sportstadt Stuttgart. Sie sind identitätsstiftend und stärken die Zugehörigkeit der Bürgerinnen und Bürger zum Sport und zur Stadt. Doch auch über den Fußball hinaus ist Stuttgart Heimat vieler höherklassiger Sportvereine, die ebenso in unserem Fokus stehen und oft professionell aufgestellt sind. Zu nennen sind hier der Allianz MTV Stuttgart aus der Volleyball Bundesliga, der TVB 1898 Stuttgart aus der Handballbundesliga sowie die Wasserballer des SV Cannstatt, die aktuell in der 2. Bundesliga Süd aktiv sind.

Sportplatzwelt: Warum hat man von der ursprünglich geplanten Bewerbung um ein Formel-E-Rennen abgesehen?
Klein: Es gab eine kontroverse Debatte im Stuttgarter Gemeinderat und letztendlich den Beschluss, sich nicht zu bewerben. Hierbei haben vor allem die hohen Kosten und Nachhaltigkeitsaspekte eine Rolle gespielt. (Sportplatzwelt, 05.11.2020)

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