„Stromerzeugnis von 370.000 kWh pro Jahr“

Im Interview spricht Dieter Freytag, Bürgermeister der Stadt Brühl, über die aktuellen Photovoltaikprojekte der nordrhein-westfälischen Stadt Brühl.

Dieter Freytag
Dieter Freytag Bild: Stadt Brühl
Sportplatzwelt: Die Stadt Brühl möchte die Stromerzeugung aus regenerativen Energien weiter vorantreiben und will deshalb vermehrt Photovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden installieren. Auf welcher Grundlage entscheiden Sie, welche Gebäude für eine Installation in Frage kommen?
Freytag: Von den städtischen Gebäuden werden die Dachflächen auf Ausrichtung, Verschattungen, baulichen Zustand geprüft sowie die Statik des Daches bewertet. Dabei wurde bezüglich der Ausrichtung bereits ein Kataster erstellt. Die übrigen Faktoren werden peu à peu im Rahmen anstehender Realisierungen geprüft. Weiterhin wird der Eigenanteil am Verbrauch des Photovoltaikstroms des Gebäudes bewertet.

Clemens-August-Forum

In den vergangenen Monaten wurde in Brühl eine Einfachsporthalle durch eine moderne Mehrzweckhalle ersetzt – das Clemens-August-Forum. Da die Dachflächen der neuen Halle nach Ansicht der Stadt Brühl ideale Voraussetzungen für eine nachhaltige Energiegewinnung bieten, wurde hier eine Photovoltaikanlage mit einer Solarstromgewinnung von etwa 59.000 kWh pro Jahr installiert, um den Großteil des Energiebedarfs der Halle in Höhe von 85.000 kWh pro Jahr zu decken. Etwa 58 Prozent des gewonnenen Stroms werden in der Halle verbraucht, der Rest fließt ins öffentliche Netz. Es ist bereits die dritte gemeinsame Photovoltaikanlage der Stadt Brühl und der Stadtwerke Brühl.

Sportplatzwelt: In welcher Größenordnung bewegt sich das Vorhaben? Wie viele Gebäude sollen eine Anlage erhalten, wie groß sollen die einzelnen Anlagen ausfallen, mit welchen jährlichen Kilowattstundenwerten rechnen Sie?
Freytag: Die Projekte bewegen sich in einer Größenordnung von 10 kWp bis 100 kWp. Drei Projekte in einer Größenordnung von rund 105 kWp konnten bereits in der Vergangenheit umgesetzt werden, vier Projekte mit einer Gesamtleistung von rund 330 kWp werden aktuell geplant und geprüft. Insgesamt rechnen wir für alle Projekte mit einem Gesamtstromerzeugnis von 370.000 kWh pro Jahr.

Weitere Projekte

Die Stadt Brühl hat bereits weitere städtische Gebäude im Blick, die ideale Voraussetzungen für die Installation einer Photovoltaikanlage bieten: In den kommenden Monaten sollen auch die Dreifachturnhalle der Gesamtschule Brühl-Süd sowie die Grundschule St.-Albert-Straße mit einer modernen PV-Anlage ausgestattet werden.

Sportplatzwelt: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen den Stadtwerken und der Stadt Brühl? Wo liegen die Verantwortlichkeiten in Bezug auf die einzelnen Projekte?
Freytag: Die jeweiligen Verpächter – dies können auch die Stadtwerke selbst sein – planen, bauen und betreuen die entsprechenden Anlagen. Die Stadt Brühl stellt die Dächer sowie die nötige Infrastruktur zur Einspeisung des Stroms zur Verfügung. Auch die Anlagen selbst werden von der Stadt Brühl betrieben, die den dort produzierten Strom im jeweiligen Gebäude selbst und zur Einspeisung ins öffentliche Netz nutzt.

Energiewende – auch privat

Nicht nur an öffentlichen Gebäuden will die Stadt Brühl die Energiewende vorantreiben. Mit dem Angebot der Stadtwerke "BrühlStrom Solar" unterstützen Stadt und Stadtwerke die Bürgerinnen und Bürger dabei, ihr Photovoltaik-Projekt einfach, schnell und vor allem preiswert umzusetzen. Auch hier soll der erzeugte Strom überwiegend im eigenen Haus verwendet werden, Überschüsse werden ins öffentliche Netz eingespeist und vergütet.

Sportplatzwelt: Wie hoch sind die Gesamtkosten für die geplanten Anlagen und wie soll das Vorhaben finanziert werden?
Freytag: Die Stadt Brühl betreibt die Photovoltaikanlagen im Pachtmodell: Investitionskosten, Wartung und Instandhaltung werden vom Verpächter übernommen. Die Stadt Brühl pachtet die Anlagen mit einer monatlichen Rate über einen Zeitraum von 18 Jahren. Durch den eigenverbrauchten Photovoltaikstrom im Gebäude wird ein Stromersparnis erzeugt und zusätzlich eingespeister Strom wird nach EEG-Vorgaben zugunsten der Stadt Brühl vergütet. Somit kommt das Projekt ohne Fördermittel aus. (Sportplatzwelt, 17.11.2020)

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