„Wir kontrollieren uns immer selbst“

Andreas Kranich
Andreas Kranich Bild: TSC Eintracht Dortmund
Im Interview erklärt Andreas Kranich, Vorstand Öffentlichkeitsarbeit beim TSC Eintracht Dortmund, die rechtlichen und organisatorischen Hintergründe einer Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs in Zeiten von Corona.

Sportplatzwelt: Wie sieht das Hygiene-Konzept ihres Heimatvereins, des TSC Eintracht Dortmund, aus?
Kranich: Es ist ein dynamisches Konzept, dass sich stetig weiterentwickelt und sich den Lockerungen oder Änderungen der Landesregierung Nordrhein-Westfalens anpasst. Zum einen möchten wir das Risiko vor Ort weitestgehend reduzieren, um die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich zu halten. Hier gelten die üblichen Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln, die wir auch in anderen Lebensbereichen mittlerweile schon gut kennengelernt haben. Auf der anderen Seite ist es unser Ziel, im Fall eines Verdachts oder einer Infektion möglichst schnell zu reagieren, um dann alle weiteren notwendigen Schritte einzuleiten.

Sportplatzwelt: Wie läuft aktuell das Mannschaftstraining ab? Worauf müssen die Sportler besonders achten?
Kranich: Das Infektionsgeschehen in Nordrhein-Westfalen lässt Kontaktsport von bis zu 10 Personen im Indoorbereich beziehungsweise bis zu 30 Personen im Outdoorbereich zu. Insofern wurden schon wichtige Schritte zu einem geregelten Sportbetrieb unternommen. In der letzten Stufe der schrittweisen Öffnung steht noch die Wiederaufnahme des Wettkampfbetriebs an. Wir hoffen natürlich auf weitere Lockerungen. Klar ist aber auch, dass die Gesundheit unserer Sportlerinnen und Sportler an oberster Stelle steht.

Viele unserer Kampfsportabteilungen nutzen unsere Außenanlage, um bei gutem Wetter unter freiem Himmel zu trainieren. Unter Beachtung der weiteren Hygiene- und Schutzmaßnahmen ähnelt so der Trainingsbetrieb dem Sport vor dem coronabedingten Shutdown.

Sportplatzwelt: Welche besonderen Anschaffungen und Installationen mussten Sie tätigen, um den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen zu können?
Kranich: Die besondere Herausforderung bestand in der schnellen Erstellung eines individuellen Konzepts auf Basis der teilweise recht kurzfristig kommunizierten Veröffentlichungen der Landesregierung, die zum Teil auch Raum für Interpretation zuließen. Die Umsetzung der Maßnahmen, die sich aus unserem Konzept ergeben (z.B. Einbahnstraßensystem im Sportzentrum, Einhaltung des Mindestabstands, Sperrung von Duschen und Umkleiden etc.), sind an sich in unserem Sportzentrum, wenn auch mit leichten Einschränkungen, gut umsetzbar. Wie viele andere auch hatten wir zum Re-Start ab dem 11. Mai Schwierigkeiten ausreichend Flächen- und Desinfektionsmittel zu bekommen. Am Ende ist uns aber auch das glücklicherweise gelungen.

Das TSC-Stadion an der Flora ist die Heimat des TSC Eintracht Dortmund.
Das TSC-Stadion an der Flora ist die Heimat des TSC Eintracht Dortmund. Bild: Jan Weckelmann

Sportplatzwelt: Wie kommunizieren Sie Ihren Mitgliedern die Hygiene-Regeln?
Kranich: Wir berichten auf unserer Vereinshomepage und haben im Sportzentrum Plakate angebracht, die über die wichtigsten Auflagen und Regelungen informieren. Darüber hinaus werden unsere Trainer*innen und Übungsleiter*innen über Online-Videos geschult und erhalten in regelmäßigen Abständen wichtige Tipps zur Umsetzung.

Sportplatzwelt: Wird die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln behördenseitig kontrolliert?
Kranich: In unserem Verein ist mir noch keine offizielle Kontrolle bekannt. Eventuell gab es Besuche, die aber inkognito stattgefunden haben. Wir wissen von anderen Großsportvereinen, die durch das Ordnungsamt oder durch die Polizei kontrolliert wurden und ihre Konzepte darlegen mussten.

Darüber hinaus kontrollieren wir uns immer wieder selbst und versuchen so vorbildlich, wie es nur geht, alle Maßnahmen umzusetzen. Ein zweiter Lockdown bedingt durch eine zweite Infektionswelle wäre wohl nicht nur für uns das Worst-Case-Szenario. Daher ist es auch in unserem Interesse dies zu verhindern und alle bestmöglich zu schützen.

Sportplatzwelt: Welche datenschutzrechtlichen Aspekte müssen beachtet werden, wenn es um die Kontrolle und Dokumentierung der Anwesenheitszeiten einzelner Personen geht?
Kranich: Die Weitergabe von persönlichen Daten bilden eine besondere Kategorie innerhalb der DS-GVO, die nur in bestimmten Ausnahmefällen zulässig ist. Wir haben die Maßnahmen durch unseren Datenschutzbeauftragten prüfen lassen. Maßgebend für uns ist, dass einbehaltene persönliche Daten nach Ablauf der vierwöchigen Frist wieder gelöscht werden.

Der TSC Eintracht Dortmund ist mit mehr als 7.000 Mitgliedern der größte Sportverein Dortmunds.
Der TSC Eintracht Dortmund ist mit mehr als 7.000 Mitgliedern der größte Sportverein Dortmunds. Bild: SHA Scheffler Helbich Architekten GmbH

Sportplatzwelt: Während des Trainingsverbots: Mussten Sie Mitgliedsbeiträge erstatten bzw. sind Mitglieder diesbezüglich an Sie herangetreten? Wie gehen Sie mit dieser Thematik um?
Kranich: Wir haben uns unmittelbar nach dem Lock-Down mit diesem Thema intensiv beschäftigt und sind präventiv auf solche Fragen eingegangen. Hierfür haben wir auf unserer Homepage und in den sozialen Medien informiert. Darüber hinaus bestand die Möglichkeit, für Mitglieder ihren Beitrag zu reduzieren beziehungsweise auszusetzen. Erfreulicherweise blieb die Zahl der Vereinsaustritte zur Mitte des Jahres moderat und entspricht den Kennzahlen aus den Vorjahren. Schmerzhaft für uns ist, dass sich die Zahl der Neueintritte (bis zu 200 pro Monat) seit Mitte März drastisch reduziert haben.

Sportplatzwelt: Was geschah mit Mitarbeitern, Trainern und Betreuern während des Spiel- und Trainingsverbots?
Kranich: Aufgrund der aktuell noch nicht absehbaren Entwicklung der Corona-Pandemie gehen wir weiterhin von unterschiedlichen Szenarien aus, für die wir entsprechende Liquiditätspläne entwickelt haben. Zur Abfederung der finanziellen Risiken haben wir mehrere Maßnahmen ergriffen. Einen wesentlichen Teil bildete auch die Anzeige von Kurzarbeit für sozialversicherungspflichtige Mitarbeiter*innen.

Wir gehen davon aus, dass die Nachwirkungen der Krise noch Monate, vielleicht Jahre nach Aufhebung der Einschränkungen für uns spürbar sein werden, daher ist es nun wichtig, dass wir uns finanzielle Spielräume erhalten.

Sportplatzwelt: Die Frühjahrsmonate sind häufig auch die Zeit der Mitgliederversammlungen. Laut Vereinsrecht müssen diese in jedem Fall als Präsenzveranstaltung abgehalten werden, insofern dies in den Vereinsstatuten nicht explizit anders geregelt ist. Wie stehen Sie als Verein zum geplanten Gesetzesentwurf, der es ermöglichen soll, diese Veranstaltungen auch online abhalten zu dürfen? Gab es diesbezüglich bereits konkrete Planungen und Überlegungen?
Kranich: Wir planen aktuell, unsere Delegiertenversammlung Ende September nachzuholen. Aufgrund unserer großzügigen Hallensituation ist dies aus unserer Sicht durchaus realistisch. Eine rein virtuelle Versammlung war bisher noch nicht Thema unserer Überlegungen. (Sportplatzwelt, 08.07.2020)

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