Hintergrundwissen: Was ist Nachhaltigkeit?

Nachhaltiges Handeln, Planen und Bauen sind unumgänglich – nicht nur, um den ökologischen Impact künftiger Sportstätten-Infrastruktur zu minimieren, sondern auch, um allen Gesellschaftsschichten Zugang zu Sport und Bewegung zu geben.

Nicht nur der globale Klimawandel, sondern vor allem auch dessen Auswirkungen auf das regionale Mikroklima in Form von zunehmenden Extremwetter-Ereignissen werfen ihre Schatten auch auf den Sportstättenbau und -betrieb. Eine Reformierung der Baubranche und ein Umdenken der bundes-, landes- und kommunalpolitischen Akteure mit einem deutlich stärkeren Fokus auch auf den nachhaltigen Sportstättenbau stellt für künftige Projekte nicht nur die Kür, sondern eine Pflichtaufgabe dar, wenn man den bereits heute spürbaren Auswirkungen der zunehmenden Flächenversiegelung, sinkender Grundwasserspiegel und des ineffizienten Umgangs mit natürlichen Ressourcen der vergangenen Jahrzehnte durch adäquate und zeitgemäße Konzepte begegnen will.

Schlussendlich sollte auch die aktuelle Energiekrise dazu beigetragen haben, dass der energetisch ineffiziente Gebäudebetrieb, der vor allem in Deutschland mit Sicherheit auch eine Folge des allgemeinen Sanierungsstaus und den mangelnden Investitionen in eine zukunftsfähige Sportstätteninfrastruktur der vergangenen Jahrzehnte geschuldet ist, für Kommunen wie Vereine erstmals auch finanziell in aller Deutlichkeit spürbar wurde. Diese Publikation soll Vereinen, Sportämtern und anderen Akteuren aus dem organisierten Breitensport in verschiedenen Themenbereichen Ansatzpunkte für ein nachhaltigeres Handeln bei der Planung, beim Bau und beim Betrieb verschiedener Sportstätten sowie für die tägliche Arbeit im Sportamt und Verein liefern.

Nachhaltigkeit: Drei Dimensionen

Nachhaltigkeit beschränkt sich dabei nicht nur auf ökologische Aspekte wie den schonenden Umgang mit begrenzten Ressourcen und der Minimierung von Umwelteinflüssen beim Bau und Betrieb von Sportstätten, wie ein Blick auf das häufig im Zusammenhang mit nachhaltigem Handeln genannte „Drei-Säulen-Modell“ zeigt: Die nachhaltige Entwicklung in allen Bereichen des Breitensports lässt sich grundlegend in drei Dimensionen verorten, die es nicht nur bei der Konzeption und Planung neuer bzw. Sanierungsmaßnahmen an bestehenden Sportstätten, sondern vor allem auch bei der täglichen Arbeit im Sportverein bzw. im Sportamt in Einklang zu bringen gilt – ein mitunter schwiergier Spagat, bei dem es eine Vielzahl möglicher Auswirkungen zu bedenken gilt.

Ökologie, Ökonomie und Soziales – diese drei Dimensionen der Nachhaltigkeit, die bereits 1987 im Bericht „Unsere gemeinsame Zukunft“, auch bekannt als Brundtland-Bericht, der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen definiert wurden und noch heute den wesentlichen Standard für nachhaltiges Handeln repräsentieren, sollten bei jedem Projekt und jeder Maßnahme gleichrangig behandelt werden und ihre Berücksichtigung zentraler Punkt jedes neuen Projekts sein. Abgeleitet aus diesen Dimensionen des Nachhaltigkeitsbegriffs stellen die ökologische, ökonomische, soziokulturelle, (sport-)funktionale und technische Qualität sowie die Prozess- und Standortqualität die wesentlichen Kriterien für nachhaltige Sportstättenprojekte in den meisten Bewertungssystemen dar.

Die ökologische Dimension beinhaltet in erster Linie den schonenden Umgang mit Ressourcen und Natur, die Minimierung von Klima- und Umwelteinflüssen beim Bau und Betrieb sowie den Schutz von Flora und Fauna, den Erhalt der Biodiversität und den verantwortungsvollen Umgang mit Abfall.

Die zahlreichen Förderprogramme rund um den umweltfreundlichen Sportstättenbau und -betrieb sowie die vielfältigen Bemühungen von Politik, NGOs und anderen Institutionen, nachhaltiges Bauen und Betreiben sowie die nachhaltige Produktion von Baumaterialien und anderen Produkten voranzutreiben, legt nahe, dass die Bedeutung der ökologischen Nachhaltigkeitsdimension in vielen Köpfen bereits angekommen ist.

Ähnliches gilt für die ökonomische Perspektive, die gerade bei kommunalen Sportstättenprojekten stets einen wesentlichen Bestandteil der Projektplanung sowie der Ausschreibungsverfahren und Beschaffungsmaßnahmen darstellt. Da gerade der Sport über eine außerordentliche gesellschaftliche Bedeutung und die Fähigkeit verfügt, Menschen unterschiedlichsten Alters, sozialen und ethnischen Hintergrunds zusammenzubringen und einen wesentlichen Beitrag für ein nachhaltiges und körperlich gesundes Leben leisten kann, sollte vor allem die soziale Nachhaltigkeitsdimension bei keinem Sportstättenprojekt hintangestellt werden.

Social Development Goals

Um die nachhaltige Entwicklung weltweit voranzutreiben, haben die Vereinten Nationen ihre insgesamt 17 Social Development Goals (SDGs) geschaffen, an deren Umsetzung sich alle UN-Mitglieder beteiligen. So auch die Bundesrepublik Deutschland, die sich im Rahmen der Agenda 2030 zu einer Umsetzung der 17 Hauptziele und mehr als 160 Unterziele bis zum Jahr 2030 verpflichtet hat. Viele der Ziele befassen sich vor allem mit gesellschaftlichen und politischen Problemen, die bis zum Jahr 2030 weitestgehend beseitigt werden sollen.

UN: Relevante SDGs für Kommunen und Vereine

SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen
Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.

SDG 5: Geschlechter-Gleichheit
Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen erreichen.

SDG 6: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten.

SDG 7: Bezahlbare und saubere Energie
Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern.

SDG 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur
Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen.

SDG 10: Weniger Ungleichheiten
Gleiche Möglichkeiten für alle Menschen – unabhängig von Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung, Behinderung, Ethnizität, Religion, Herkunft oder sozialem/wirtschaftlichem Status.

SDG 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden
Inklusive und nachhaltige Stadtplanung, verbesserte Luftqualität und Abfallbehandlung, Zugang zu sicheren Grünflächen und öffentlichen Räumen.

Nachhaltiger Konsum und Produktion
Natürliche Ressourcen nachhaltiger und effizienter nutzen, Abfälle vermeiden oder recyceln, Food-Waste reduzieren, Bevorzugung nachhaltiger Produkte bei der behördlichen Beschaffung.

SDG 13: Maßnahmen zum Klimaschutz
Behörden, Institutionen, Vereine, Politik und Privatwirtschaft sollen umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels ergreifen.

SDG 15: Leben an Land
Intakte Landökosysteme erhalten, wiederherstellen und nachhaltig nutzen, Biodiversitätsverlust verringern und Ökosystemwerte in Planung, Strategien und Rechnungssysteme einbeziehen.

SDG 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele
Nationaler Beitrag von Ländern und Kommunen zur Erreichung der SDGs durch Fachaustausch, Partnerschaften und Öffentlichkeitsarbeit.

Einige der Ziele sollten aber im kleinen Maßstab, beispielsweise bei der Konzeption und Planung von Sportstätten oder der täglichen Arbeit im Sportverein, Berücksichtigung finden. Im Sinne des SDG 3 „Gesundheit und Wohlergehen“ gilt es, den allgemeinen Zugang zu sportlichen Betätigungsmöglichkeiten zu verbessern, gesundheitsfördernde und komfortable Sportstätten zu bauen und so die gesundheitlichen Vorteile des regelmäßigen Sporttreibens allen Teilen der Bevölkerung zugänglich zu machen. SDG 5 „Geschlechter-Gleichheit“ und SDG 10 „Weniger Ungleichheiten“ spielen vor allem bei der integrativen und inklusiven Arbeit der Sportvereine eine entscheidende Rolle.

Die Politik, Kommunen und Stadtplaner sind als Hauptverantwortliche für die kommunale Sportstättenplanung und deren Wasser-, Wärme- und Energieversorgung im Wesentlichen beim Erreichen des SDG 7 „Saubere und bezahlbare Energie“, SDG 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“, SDG 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“ sowie SDG 15 „Leben an Land“ gefragt und können durch die nachhaltige Planung, den umweltfreundlichen Bau mit nachhaltig produzierten Baustoffen, dem ressourcenschonenden Betrieb und schlussendlich dem schadstoff- und abfallarmen Rückbau bzw. der Umfunktionierung am Ende des Lebenszyklus einer Sportstätte einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen dieser Ziele leisten.

Da sich der Meinung vieler Experten zufolge, die auch im KOMPENDIUM NACHHALTIGKEIT auf die genannten Themen eingehen werden, vor allem nachhaltige Gebäude nicht mehr nur in Einzelprojekten realisieren lassen, gilt es auf Seiten der Kommunen, künftig deutlich enger und ämterübergreifender zusammenzuarbeiten, um umfängliche und vor allem zukunftsfähige städtebauliche Konzepte zu entwickeln, um den Weg zur nachhaltigen Kommune zu meistern: Für jedermann zugängliche Sportangebote in klimaneutralen Sportstätten, ausgestattet mit energiesparender Technologie, die am Ende ihres Lebenszyklus umweltfreundlich zurückgebaut und recycelt oder für einen neuen Verwendungszweck umfunktioniert werden können.

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