DOSB und dsj treten aus „Bündnis für die junge Generation“ aus

Trotz prominenter Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus Sport, Medien, Kultur, Wissenschaft und Politik habe das Bündnis keine Wirkung entfaltet. DOSB und dsj sowie weitere Jugendverbände treten deshalb mit sofortiger Wirkung aus.

Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ), die Bundesarbeitsgemeinschaft Offene Kinder- und Jugendarbeit (BAG OKJA), die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ), der Deutsche Bundesjugendring (DBJR), die Deutsche Sportjugend (dsj) und die Gemeinsame Initiative der Träger Politischer Jugendbildung (GEMINI) haben Bundesjugendministerin Lisa Paus in einem gemeinsamen Brief informiert, dass ihre Vertreterinnen und Vertreter aus dem „Bündnis für die junge Generation“ der Bundesjugendministerin austreten.

Dazu sagt Stefan Raid, 1. Vorsitznder der Deutschen Sportjugend (dsj): „Ein 'Bündnis für die junge Generation' ist wichtig und richtig, es muss aber auch halten, was es verspricht. Das Bündnis bleibt allerdings stumm, obwohl im Bundeshaushalt massive Kürzungen bei der Kinder- und Jugendarbei sowie den Freiwilligendiensten vorgesehen sind. Das 'Bündnis für die junge Generation' wird zur Farce, wenn ganz offensichtlich die Belange junger Menschen weiterhin nicht priorisiert werden. Im organisierten Sport sind rund 10 Millionen Kinder, Jugendliche und junge Menschen aktiv – Tendenz steigend. Mit unserem Austritt wollen wir ein Zeichen setzen: Jugendarbeit im Sport gibt es nicht zum Nulltarif.“

Die jetzt ausgetretenen Vertreterinnen und Vertreter sind Prof. Dr. Karin Böllert (Vorsitzende AGJ), Prof. Dr. Susanne Keuchel (Vorsitzende BKJ), Volker Rohde (Geschäftsführer BAG OKJA), Daniela Broda (Vorsitzende DBJR), Stefan Raid (1. Vorsitzender dsj) und Hanna Lorenzen (Sprecherin GEMINI). Neben den Initiatorinnen und Initiatoren haben weitere Organisationen den Austritt ihrer Vertreterinnen und Vertreter aus dem Bündnis erklärt, darunter der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und mehrere Jugendverbände.

Das „Bündnis für die junge Generation“

Persönlichkeiten aus Gesundheit und Sport, aus Medien und Kultur, aus Stiftungen und Verbänden, aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie aus Politik und Verwaltung haben im Dezember 2022 die gemeinsame Erklärung des Bündnisses unterzeichnet. Die Initiative sollte ein Netzwerk schaffen, dessen Akteurinnen und Akteure sich im gesellschaftlichen und politischen Diskurs der nächsten Jahre wechselseitig stärken und die Botschaft teilen. Weitere Informationen zum Bündnis von Bundejugendministerin Lisa Paus finden sich auf der Website des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

DOSB-Präsident Thomas Weikert betont: „Wir freuen uns aktuell wieder über einen enormen Zulauf an Kindern und Jugendlichen in die Sportvereine. Das ist insbesondere nach der für die jungen Menschen entbehrungsreichen Corona-Zeit ein gutes Signal. Wenn jetzt aber gleichzeitig im Bundeshaushalt bei der Jugendarbeit und bei den Freiwilligendiensten massiv gekürzt wird, geht das wieder auf Kosten dieser jungen Menschen und der ehrenamtlich Engagierten. Ein 'Bündnis für die junge Generation‘, das nur als Lippenbekenntnis agiert, bietet hier leider keinen Mehrwert.“

Die weiteren Personen sind Susanne Aumann (dbb jugend nrw), Matthäus Fandrejewski (dbb jugend), Rober Jasko (Deutsche Gehörlosen Jugend), Daniel Poli (IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland) und Prof. Dr. Günther Schneider (Deutsches Jugendherbergswerk).

Der Kinder- und Jugendplan des Bundes (KJP)

Auf Bundesebene werden auf Basis § 83 SGB VIII jugendpolitische Maßnahmen vorrangig aus dem Kinder- und Jugendplan des Bundes (KJP) des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Er finanziert Träger der Kinder- und Jugendhilfe wie die Jugendvereinsarbeit, Kinder- und Jugendarbeit (Freizeit- und Erholungsmaßnahmen, Kinder- und Jugendarbeit im Sport, offene Kinder- und Jugendarbeit sowie internationale Kinder- und Jugendarbeit), und außerschulische Kinder- und Jugendbildung (z.B. politische Jugendbildung, kulturelle Kinder- und Jugendbildung), Jugendsozialarbeit und Integration, Hilfen für junge Menschen und Familien sowie weitere bundeszentrale Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe. 2023 verfügt der KJP über 239,1 Mio. Euro. Der Regierungsentwurf für 2024 sieht 194,5 Mio. Euro vor – eine Kürzung um rund 19 %.

Bundesjugendministerin Paus hatte das Bündnis im Dezember 2022 gegründet, um die Anliegen der jungen Generation stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Mit dem Beitritt war die Hoffnung verbunden, Kinder- und Jugendpolitik zu stärken und zu gestalten. Doch das Bündnis sei dem Ziel, jungen Menschen Gehör zu verschaffen, nach Ansicht der jetzt ausgetretenen Parteien nicht nähergekommen. Hingegen soll die Unterstützung für junge Menschen gemäß der aktuellen Haushaltsplanung der Bundesregierung für das Jahr 2024 sogar gekürzt werden.

Trotz prominenter Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus Medien, Kultur, Wissenschaft und Politik habe das Bündnis nach Auffassung der ausgetretenen Akteure keine Wirkung entfaltet. Es habe die Jugendpolitik nicht gestärkt und die grundsätzlichen Anliegen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht aufgegriffen. Die Pläne der Bundesregierung, an Strukturen und Angeboten für Kinder und Jugendliche zu sparen, sei ein weiterer Ausdruck der fehlenden Priorisierung von Kinder- und Jugendpolitik.

Dabei sei es in der aktuellen Lage für den gesellschaftlichen Zusammenhalt umso wichtiger, dass den Stimmen von Kindern und Jugendlichen Gehör verschafft werde, junge Menschen in politische Entscheidungen miteinbezogen würden, in politische und kulturelle Bildungsarbeit sowie in (Sport-)Vereine investiert werde, Angebote für junge Menschen und Projekte von jungen Menschen finanziert würden und die Förderung von sozialem Engagement und Freiwilligenarbeit von jungen Menschen unterstützt werde.

„Die Träger der Kinder- und Jugendhilfe werden weiterhin konstruktiv mit dem Bundesjugendministerium im Interesse junger Menschen zusammenarbeiten“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung. Statt eines losen und unverbindlichen Bündnisses hoffe man künftig auf eine echte Koalition für junge Menschen, die das Bundesjugendministerium und alle relevanten Akteurinnen und Akteure der Kinder- und Jugendhilfe vereint. (Sportplatzwelt, 20.11.2023)

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