„Nachhaltigkeit von Beginn an berücksichtigt“

Im Interview mit Sportplatzwelt spricht Ute Feinweber, Projektverantwortliche im Referat für Sport und Bewegung der Stadt Bochum, über den geplanten Um- und Ausbau des Lohrheidestadions und dessen Bedeutung für Freizeit- und Individualsportler.

Ute Feinweber
Ute Feinweber Bild: Stadt Bochum
Sportplatzwelt: In diesem Sommer hat die Stadt Bochum mit ihrem wohl ambitioniertesten Bauprojekt begonnen – dem Umbau des Lohrheidestadions. Welche Sanierungs-, Modernisierungs- und Umbaumaßnahmen sollen hier bis 2025 umgesetzt werden?
Feinweber: Die Stadt Bochum beabsichtigt, das Lohrheidestadion als einen Ort für sportliche und kulturelle Großevents umzubauen. Vor diesem Hintergrund und mit dem Ziel, das Stadion insgesamt als einen einzigartigen Veranstaltungs- und Begegnungsort zu etablieren, ist eine umfangreiche Objekt- und Standortoptimierung notwendig.  Zur Erreichung der gesetzten Ziele werden mehrere Maßnahmenbausteine notwendig. Die einzelnen Bausteine werden sich räumlich auf zwei Bereiche aufteilen, die durch einen auf einem ehemaligen Bahndamm gelegenen Fuß- und Radweg des Regionalverbandes Ruhr getrennt sind. Nordöstlich des Fuß- und Radwegs befindet sich das Stadion selbst mit Nebengebäuden und einer Turnhalle sowie der Bereich „Esbeloh“ mit einem Rasenspielfeld und einem Werferplatz. Das Stadion und der Bereich „Esbeloh“ werden hauptsächlich durch den TV Wattenscheid 01 Leichtathletik e.V. und die SG 09 Wattenscheid e.V. (Fußball) genutzt.

Hier sind folgende Maßnahmenbausteine vorgesehen: Der Neubau der Westtribüne und die erstmalige Herstellung von Hospitality-Bereichen und Funktionsräumen im Stadionkörper, eine Überdachung der Stehplatztribünen, der Neubau des Umkleidebereichs an der Turnhalle Lohrheidestraße, die Sanierung des Daches an der Osttribüne, die Schaffung zusätzlicher Parkplatz- und Aufstellflächen sowie Anpassungen im Bereich Werferplatz „Esbeloh“.

Lohrheidestadion Bochum, Planungs- und Entwurfskonzept: Hellmich Unternehmensgruppe / HPP Architekten Bild: Hellmich Unternehmensgruppe / HPP Architekten

Sportplatzwelt: Nach der Sanierung des Stadions soll auch das umliegende Areal ein „Facelifting“ erhalten. Welche Baumaßnahmen sind hier geplant und wie profitieren Bevölkerung, Vereinssport und andere Akteure vom neuen Stadionumfeld?
Feinweber: Südwestlich des Fuß- und Radwegs, auf dem sich zuvor zwei Tennenplätze und das Vereinsheim des Fußballvereins Sportfreunde Rot-Weiß Leithe 1919 e.V. befanden, werden mit einer Kampfbahn Typ B (Kunstrasenplatz und sechs Rundlaufbahnen), dem integrativen Begegnungszentrum RW Leithe sowie einer Freilufthalle bauliche Anlagen entstehen, die einen hohen Mehrwert für die ansässigen Vereine und das umgebende Quartier bieten. Die Sportanlagen stellen wesentliche Bausteine mit Fokus auf den Breitensport und einer gesundheitsorientierten Stadtentwicklung in Bochum-Wattenscheid dar. Durch die neuen, attraktiven Sport- und Bewegungsangebote werden weitere Ziel- und Altersgruppen angesprochen und die Vereinsarbeit vor Ort gestärkt.

Mit Hilfe des Vorhabens werden wichtige Voraussetzungen zur Bewegungsförderung aller Altersklassen und Teilhabe aller Bevölkerungsschichten am öffentlichen Leben geschaffen. Die nachhaltige Entwicklung dieses Sport- und Bewegungsareals steht aufgrund des besonderen Charakters der Maßnahme im Interesse der Stadt und des Landes NRW und wird aus diesem Grund mit anteiligen Mitteln der Städtebauförderung NRW realisiert werden.

„Im Planungsprozess wurden von Beginn an Maßnahmen der Nachhaltigkeit, zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung berücksichtigt.“

Sportplatzwelt: Inwieweit legt die Stadt Bochum beim Neubau des Lohrheidestadions einen besonderen Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit?
Feinweber: Im Planungsprozess wurden von Beginn an Maßnahmen der Nachhaltigkeit, zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung berücksichtigt. Diese umfassen unter anderem eine Dach- und Fassadenbegrünung sowie die Installation von PV-Anlagen. Alle Warmdächer, z.B. auf der Haupttribüne, dem Vereinsheim und den Umkleiden der Turnhalle, erhalten eine extensive Begrünung. Die Kalthalle erhält zudem an einer Seite eine bodengebundene Fassadenberankung. Auf den neuen Dächern des Stadions sind PV-Anlagen mit einer ausreichenden Kapazität für den Eigenverbrauch vorgesehen. Weitere ca. 5.000 m² Dachflächen sind für die Belegung mit PV-Anlagen vorgerüstet.

Für die Wärme- und Kälteversorgung ist zudem ein Energiekonzept mit Geothermie als regenerativer Energiequelle vorgesehen. Der Wärme- und Kältebedarf soll über eine Geothermie-Wärmepumpe bzw. ein Erdwärmesondenfeld gedeckt werden, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu vermeiden. Hierüber wird mit den Stadtwerken Bochum ein Contracting-Vertrag geschlossen. Lediglich für die Spitzenlastabdeckung wird ein Gaskessel aus dem Bestand verwendet.

Lohrheidestadion Bochum, Planungs- und Entwurfskonzept: Hellmich Unternehmensgruppe / HPP Architekten Bild: Hellmich Unternehmensgruppe / HPP Architekten

Das gesamte Planungsgebiet wurde im Jahr 2014 vom Mischwasserkanal abgekoppelt und in dem Zuge ein neues Regenwasserentwässerungssystem realisiert. Das Regenwasser wird auf dem Grundstück gesammelt und nach Norden in einen offenen Bach abgeführt. Diesem Prinzip folgend werden auch sämtliche neue Regenwasseranschlüsse in dieses System integriert.

Im Rahmen der Umsetzung des Baukonzeptes werden außerdem neue Fahrradstellplätze errichtet und auf dem gesamten Stadion- und Trainingsareal bedarfsgerecht verteilt. Die Fahrradstellplätze werden, ebenso wie die übrigen gepflasterten Flächen, mit wasserdurchlässigem Ökopflaster gepflastert. Zudem sind Vorrichtungen für die Herstellung von E-Ladestationen für Betriebsfahrzeuge der Stadt sowie für die öffentliche Nutzung vorgesehen.

Im Plangebiet befinden sich verschiedene Grünflächen mit unterschiedlicher Biotopqualität und Bäume unterschiedlicher Art und Größe. Ein externes Gutachterbüro wurde bereits mit der Erstellung eines landschaftspflegerischen Begleitplans sowie einem Artenschutzgutachten beauftragt und begleitet die Planungsprozesse.

Des Weiteren wird das Lohrheidestadion im Rahmen des durch den Bund und das Land geförderten Breitbandausbaus in Bochum an das Glasfasernetz angeschlossen. Die Förderantragstellung erfolgt koordinierend durch die Stabsstelle Digitalisierung der Stadt Bochum. Eine Bereitstellung am Übergabepunkt via Glasfaser ist bis Ende 2024 geplant, sodass zukünftig hohe Bedarfe an Bandbreite gedeckt sind und bei Veranstaltungen ein leistungsfähiger Internetzugang vorgehalten wird. (Sportplatzwelt, 26.09.2023)

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