„Bedarf an Individualsport hat enorm zugenommen“

Im Interview mit Sportplatzwelt spricht Jana Neumann, Projektverantwortliche im Referat für Sport und Bewegung der Stadt Bochum, über die Realisierung verschiedener niedrigschwelliger Sportangebote im Volkspark Langendreer.

Jana Neumann
Jana Neumann Bild: Stadt Bochum
Sportplatzwelt: Die Stadt Bochum hat zuletzt durch mehrere Projekte die Entwicklung des Freizeit- und Individualsports vorangetrieben. Welche Bau- und Sanierungsmaßnahmen wurden in diesem Zusammenhang im Volkspark Langendreer durchgeführt?
Neumann: Mit der Erneuerung des Volksparks im Rahmen des Stadterneuerungsprozesses wurden viele neue Angebote und attraktive Aufenthaltsflächen auf dem Parkgelände geschaffen. Seit August zählen hierzu auch zwei neue Sportangebote.

Direkt neben dem erst kürzlich eröffneten Kinder- und Jugendfreizeithaus wurde ein bestehender alter Bolzplatz saniert und funktional aufgewertet. Mit einer vorhandenen Platzgröße von ca. 36 x 50 Meter bestand an diesem Standort ausreichend Raum für eine bedarfsgerechte und nachhaltige Neugestaltung der Fläche nach den Wünschen der Nutzer*innen.

Auf der gesamten Größe des „alten“ Bolzplatzes sind nun zwei Sportflächen entstanden auf denen unabhängig voneinander Basketball und Fußball gespielt werden kann. Das 34 m x 20 m große Basketballfeld besteht aus einem Kunststoffbelag. Das Fußballspiel findet weiterhin auf Tenne statt (34 m x 18 m). Ein kleiner Wall zwischen beiden Feldern dient als Trennlinie und gleichzeitig als Tribüne und Aufenthaltsbereich mit Sitzfelsen. Der neue Wall ist begrünt und wird im Herbst mit Sträuchern bepflanzt.

Finanziert wurde diese Maßnahme aus dem Investitionsprogramm „Multifunktionale Kleinspielfelder“. Bereits 2016 hat die Sportpolitik dieses Investitionsprogramm zur Schaffung multifunktionaler Kleinspielfelder aufgestellt. Insgesamt fünf Kleinspielfelder konnten über dieses Programm mittlerweile errichtet werden.

Ebenfalls im Volkspark neu entstanden ist eine Discgolf-Anlage. Der Ausbau der Anlage erfolgt unter Einbeziehung eines durch die Stiftung „Sicherheit im Sport“ erstellten Gutachtens, welches konkrete Handlungsempfehlungen zur sicheren Gestaltung und zum sicheren Umgang mit der Discgolfanlage im Volkspark Langendreer gibt.

Der Discgolf-Parcours besteht aus insgesamt zwölf Bahnen, die abwechslungsreich und interessant, querfeldein, zwischen Bäumen hindurch in den Volkspark integriert sind. Discgolf wird nach ähnlichen Regeln wie Golf gespielt. Mit einer Scheibe, die einer Frisbee-Scheibe stark ähnelt, versucht man von einer festgelegten Abwurfstelle mit möglichst wenigen Würfen in einen Fangkorb zu treffen. Discgolfscheiben gibt es in verschiedenen Größen und mit unterschiedlichen Flugeigenschaften. Die Bahn ist zu Ende gespielt, wenn die Scheibe im Fangkorb versenkt wurde. Gewonnen hat der mit den wenigsten Würfen bis zum Ziel.

Der Parcours ist frei zugänglich, kostenlos und ohne Vorkenntnisse nutzbar. Von Mai bis September besteht die Möglichkeit Discgolfscheiben bei dem ebenfalls im Volksparkt beheimateten Minigolfverein auszuleihen.

Verschiedene im Park aufgestellte Hinweisschilder dienen der Orientierung auf dem Discgolfparcours und weisen Parkbesucher auf die Discgolfanlage und die erforderliche gegenseitige Rücksichtnahme hin. An den Abwurfstellen sind zudem Erläuterungsschilder für jede einzelne Spielbahn aufgestellt.

Die neu errichtete Discgolf-Anlage steht im Einklang mit dem Ratsbeschluss „Stadt in Bewegung – Sport im Alltag“ dessen Zielsetzung es ist niederschwellige, kommerzfreie und quartiersnahe Sport- und Bewegungsangebote für die Bürgerinnen und Bürger zu schaffen. Die Finanzierung erfolgte aus den hierfür zur Verfügung gestellten Mitteln.

„Nicht nur Freizeitsportler werden mit der neuen Anlage bedient.“

Sportplatzwelt: Inwieweit kommen die neuen Anlagen nicht nur dem Individualsport, sondern auch dem Schul- und Vereinssport zugute? Inwieweit waren die betroffenen Akteure auch in den Planungsprozess involviert?
Neumann: Der Bolz- und Basketballplatz liegt am Rande des Volksparks und ist jederzeit frei zugänglich. Um neben der öffentlichen Nutzung auch die Bedarfe weiterer Nutzer zu berücksichtigen, wurde ein Beteiligungsverfahren durchgeführt, an dem neben dem benachbarten Kinder- und Jugendfreizeithaus auch die in der Nachbarschaft liegenden Schulen und der Basketballverein BC Langendreer beteiligt waren. Dabei wurde deutlich, dass neben dem Fußballsport insbesondere der Wunsch nach einem attraktiven Outdoor-Basketballplatz sehr groß ist. Der Bedarf an Basketballspielfeldern ist in den letzten Jahren durch die junge und sehr beliebte Spielform 3x3 Basketball deutlich angestiegen. Seit dem Wegfall der Basketball-Spielmöglichkeit auf dem Gelände des ehemaligen Schulzentrums Ost gibt es im Raum Langendreer keine exklusiven Outdoor-Basketballflächen mehr.

Disc-Golf ist ein niederschwelliger Freizeitsport, der generationsübergreifend, vom Grundschulkind bis ins hohe Seniorenalter und ohne Vorkenntnisse ausgeübt werden kann. Die Anlagen sind i.d.R. frei zugänglich, kostenlos nutzbar und verbinden Spiel und Spaß mit sportlicher Betätigung in der freien Natur und das soziale Miteinander.

Aber nicht nur Freizeitsportler werden mit der neuen Anlage bedient. Für die Anlage eingesetzt und an der Planung beteiligt war auch die Discgolf-Abteilung des LFC Laer 06 e.V. Mit viel Engagement verfolgt der Verein das Ziel den Discgolfsport bekannt zu machen und in Bochum eine Anlage zu etablieren, die sowohl die Bedarfe des Vereins an einen Trainings- und Wettkampfbetrieb erfüllt aber auch von Parkbesuchern und Freizeitsportlern genutzt werden kann.

Der LFC Laer e.V. – Abteilung Discgolf - trainiert immer dienstags Abend im Park. Beim Training kann jedermann zuschauen, Fragen stellen oder auch selbst einmal versuchen, die Scheibe fliegen zu lassen.

„Ziel ist es, vermehrt Bewegung in den Alltag zu integrieren und Begegnungen im Quartier zu ermöglichen.“

Sportplatzwelt: Ende August wurde zudem die erste „SportBox“ eröffnet. Inwieweit sind die bisher genannten Maßnahmen wichtiger Bestandteil des Bochumer Programms „Urban Sports – auch im Grünen“?
Neumann: Der Bedarf an Individualsport im Freien hat in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Mit der Eröffnung der ersten Bochumer SportBox greift die Stadt Bochum diese Entwicklung auf.

Die SportBox ist Bestandteil der Kernaktivität „Urban Sports – auch im Grünen“. Im Rahmen des Projektes werden niederschwellige Bewegungsangebote im öffentlichen Raum geschaffen, die gezielt aufgesucht oder „im Vorbeigehen entdeckt“ werden können. Ziel ist es, vermehrt Bewegung in den Alltag zu integrieren und Begegnungen im Quartier zu ermöglichen. (Sportplatzwelt, 21.09.2023)

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