Vereinsreport 2023: Auswirkungen der Energiekrise

Im zweiten Teil des Vereinsreport 2023 wirft Sportplatzwelt einen Blick darauf, wie die deutschen Großsportvereine die ersten Auswirkungen der jüngsten Energiekrise wahrgenommen haben und welche Maßnahmen zu ihrer Bewältigung getroffen wurden.

Maßnahmen zur Bewältigung der Energiekrise

Der DOSB hatte den Vereinssport im Herbst 2022 dazu aufgerufen, kurzfristig mindestens 20 % Energie einzusparen, um den zweiten „Sport-Lockdown“ nach der Corona-Pandemie zu verhindern. Vor allem Großsportvereine und Vereine mit eigenen Sportanlagen, die dadurch im Wesentlichen selbst für die Betriebskosten ihrer Sportstätten aufkommen müssen, sahen sich aufgrund der steigenden Energiepreise mit empfindlichen Mehrkosten konfrontiert.

Die Bekanntmachung des Bundes, dass die Ende letzten Jahres verabschiedete Gaspreisbremse auch für Sportvereine gelte, sorgte hier zwar für eine gewisse Entlastung, bei weiteren Hilfen müssen die Sportvereine allerdings auf Soforthilfepakete und Finanzspritzen der Länder vertrauen.

Nichtdestotrotz galt es für die Vereine zunächst, so viel Energie wie nur irgend möglich einzusparen. Hierzu haben die Sportvereine nach den Empfehlungen des DOSB und der Landesverbände verschiedene Maßnahmen ergriffen, die kurzfristig Einsparungen bringen sollten. Zeitgleich galt es aber, den Komfort bei der Sportausübung und den Sportstättenbetrieb generell nach Möglichkeit ohne größere Einschränkungen aufrecht zu erhalten – ein mitunter schwieriger Spagat.

In erster Linie haben die Vereine hier in den vergangenen Monaten ihre Mitglieder und Kursteilnehmer in die Pflicht genommen: 83,3 % der befragten Vereine gaben an, durch eine entsprechende Nutzersensibilisierung Mitglieder und Kursteilnehmer zum Energiesparen zu animieren. Weitere Energiesparmaßnahmen betrafen vor allem die Raumtemperaturen in Sporträumen (80,1 %), Umkleiden (61,2 %), Büros und Verwaltungsräumen (47,1 %) sowie die Wassertemperaturen in Dusch- und Sanitärbereichen (42,3 %) sowie – falls vorhanden – Schwimmbecken (19,7 %).

Auswirkungen auf Mitgliederzahlen

Rund 35,6 % der Vereine mussten zur zusätzlichen Kompensation der Mehrkosten durch gestiegene Strom- und Gaspreise auch ihre Mitgliedsbeiträge erhöhen bzw. eine entsprechende Energieumlage einführen. Rund 17,2 % haben zusätzlich die Gebühren für Kurse und vergleichbare Angebote für Nicht-Mitglieder angehoben. 14,3 % der befragten Vereine befürchteten, dass diese Preiserhöhungen zu einem vermehrten Mitgliederaustritt führen könnten. Den weitaus größeren Grund für mögliche Mitgliederrückgänge (41,8 %) sahen die Vereine allerdings in der allgemeinen Inflation und dadurch sinkenden Kaufkraft vieler Mitglieder.

Auch wenn die langfristigen Entwicklungen noch nicht abzusehen sind, sind die befürchteten Mitgliederrückgänge und die Angst, auf die teils massiven Mitgliederrückgänge von bis zu 20 % in den Großsportvereinen im Verlauf der Corona-Pandemie könnte direkt die nächste große Krise für den organisierten Vereinssport folgen, in den vergangenen Monaten bei den befragten Vereinen allerdings (noch) nicht eingetreten.

Im Gegenteil scheinen sich die Mitgliederzahlen zum Zeitpunkt der Erhebung weiterhin von den Coronabedingten Mitgliederrückgängen zu erholen. So gaben 32,4 % der befragten Vereine an, dass die Mitgliederzahlen in den vergangenen Monaten zumindest stabil geblieben seien, die übrigen Vereine berichteten von gestiegenen (28,4 %) bzw. stark gestiegenen (39,2 %) Mitgliederzahlen. Ähnlich verhielt es sich in den vergangenen Monaten bei den Kursteilnehmern: 11,2 % der Vereine gaben an, dass die Zahl ihrer Kunden und Kursteilnehmer stabil geblieben sei, 45,9 % berichteten von gestiegenen bzw. stark gestiegenen (42,9 %) Zahlen.

Nachhaltigkeit im Sportverein

Auch wenn die Sportvereine im Großen und Ganzen kurzfristige Maßnahmen ergriffen haben, um den Auswirkungen der höheren Strom- und Energiepreise zu begegnen, haben einige Vereine sich auch mit langfristigen Maßnahmen beschäftigt. So gaben 37,5 % der Vereine an, Energieverbräuche in ihren Sportstätten detailliert dokumentiert zu haben – eine Voraussetzung zur Ermittlung langfristiger Optimierungspotenziale und Investitionen in energiesparende Ausstattung und Technik.

Rund ein Sechstel der befragten Vereine haben indes sogar eine neue Stelle in ihren Vereinsstrukturen geschaffen, die den Verein künftig bei energetischen Themen umfassend unterstützen soll: So gaben 16,8 % der Vereine an, in den vergangenen Monaten einen Energie- bzw. Nachhaltigkeitsbeauftragten benannt zu haben. Ein Blick auf die Frage, ob und wie viele Energie- bzw. Nachhaltigkeitsbeauftragte insgesamt in den Vereinen beschäftigt sind, legt nahe, dass einige Vereine hier bereits vor der Energiekrise entsprechend aufgestellt waren: So gaben insgesamt rund 45,4 % der befragten Vereine an, über einen (26,3 %) oder mehrere (19,1 %) Nachhaltigkeitsbeauftragte zu verfügen. 54,6 % der Vereine haben sich indes (noch) nicht mit der Thematik befasst – 8,1 % der Vereine gaben allerdings an, die Schaffung einer solchen Stelle geplant zu haben.

Nachhaltigkeit beschränkt sich natürlich nicht nur auf den energiesparenden Betrieb von Sportstätten.  Die Themenfelder, in denen sich Vereine vor allem in Sachen sozialer Nachhaltigkeit engagieren können, sind vielfältig – wie auch ein Blick auf die Best-Practice-Beispiele in dieser Publikation zeigen wird. Themenbereiche, in denen sich die befragten Großsportvereine bis dato in Sachen Nachhaltigkeit engagieren, sind dabei allen voran die nachhaltige Beschaffung bzw. Produktion von Textilien – also beispielsweise Trikots, Trainingsbekleidung oder Merchandise-Artikel. 44,4 % der befragten Vereine achten vor allem bei der Ausstattung von Spielern, Trainern und Übungsleitern auf nachhaltig produzierte Textilien.

Auf dem zweiten Rang landen nachhaltig produzierte Lebensmittel: Mit 31,3 % der befragten Vereine achtet rund ein Drittel auf nachhaltig bzw. regionale produzierte Lebensmittel – sei es beim jährlichen Vereinsfest, in den Vereinsgaststätten oder bei sonstigen Veranstaltungen. So sehr die Vereine auf nachhaltige Textilien achten, steht das Thema Nachhaltigkeit bei der Beschaffung von sonstigem Trainingsequipment (z.B. Bälle) bis dato eher noch im Hintergrund: Hier gaben lediglich 11,6 % der Vereine an, sich für Nachhaltigkeit einzusetzen. Über ihre Funktion als klassischer Sportverein hinaus engagieren sich derzeit rund 11,4 % bzw. 11,1 % der befragten Vereine im Rahmen von Workshops oder Veranstaltungen bzw. sozialen Projekten für das Thema Nachhaltigkeit. (Sportplatzwelt, 03.07.2023)

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