Eissportanlagen: Empfehlungen zum Energiesparen

Im Gastbeitrag liefert Peter Lautenschlager, 1. Vorsitzender des Vereins der Eismeister e.V. (VDEM), einen Katalog an Maßnahmen, die zur Senkung des Energieverbrauchs von Eissportanlagen beitragen.

Eissportarten sind die energieintensivsten Sportarten. Ob Eishockey, Eiskunstlauf, Eisstockschießen oder auch nur der öffentliche Eislauf. Nach jeder Nutzung heißt, es die Eisfläche für die nachfolgenden Belegungen frisch aufzubereiten, heißt bis zu 700 Liter Wasser innerhalb weniger Minuten in hartes Eis zu verwandeln. Hinzu kommt, dass die Eissaisons sich zeitlich immer mehr in die Länge ziehen. An manchen Standorten geht das in Richtung Ganzjahreseis. Wobei bei höheren Umgebungstemperaturen bzw. Außentemperaturen natürlich der Energieaufwand für ein gutes Eis steigt.

Die Krise in der Ukraine und die damit verbundene teilweise horrende Steigerung der Energiepreise hat viele Kommune vor großen Herausforderungen gestellt. Insbesondere die Eissportanlagen mit Stromverbräuchen an einem Tag, die ein Einfamilienhaus in einem Jahr verbraucht, wurden intensiv beleuchtet. Sie gelangten auf den Prüfstand, ob der Betrieb finanziell gestemmt werden kann. Aus der einen oder anderen Schlagzeile in der Presse konnte man entnehmen, dass der Betrieb einzelner Anlagen aus diesen Gründen eingestellt wurde. Für die betroffenen Sportler, Jugendliche und öffentliche Eisläufer natürlich eine Katastrophe. Die nächste Eisbahn zur Sportbetätigung auf dem Eis ist unter Umständen nur durch längere Anfahrtswege erreichbar, sofern es dort überhaupt noch freie Eislaufkapazitäten gibt.

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Die meisten Eissportanlagen in Deutschland sind älter als 30 Jahre, ja teils schon seit 50 Jahren in Betrieb. Aufgrund der meist veralteten Technik bleiben oft wenig Möglichkeiten, um wirklich große Einsparungen generieren zu können. Die Finanzmittel für grundlegende Sanierungen sind dünn gesät, bzw. bei den Kommunen nicht vorhanden. Um diesen immensen Sanierungsstau zu beseitigen und die alten Anlagen tatsächlich fit zu machen für die kommenden Jahrzehnte, werden Milliarden notwendig sein.

Wenn man in der glücklichen Lage ist, derzeit einen Neubau zu planen, sollte unbedingt der Fokus auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz liegen. Hundertprozentige Nutzung der Abwärme aus der Kältetechnik, Heizsysteme aus regenerierbaren Energiequellen, Vermeidung fossiler Brennstoffe, CO2-Neutralität usw. sollten als Schlagwörter für die Planung ganz oben stehen.

Aber auch in den Bestandsanlagen gibt es viele Möglichkeiten, durch kleine Maßnahmen sofort Erfolge im Energiesparen zu feiern, ohne gleich tief in die Kasse greifen zu müssen. Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Gehen Sie mit allen Sinnen durch Ihre Eissportanlagen – und Sie werden sicherlich noch viele weitere Ansätze für energiesparende Maßnahmen finden. Im Nachfolgenden möchte ich Ihnen einige solcher Möglichkeiten aufzeigen.

Ein Werkzeugkasten zur Energieeinsparung

Allgemein

  • Energieeinsparungen sind durch einen sensiblen Betrieb aller technischen Anlagen im Haus möglich.
  • Achten Sie auf die Außenwitterung. Hohe Luftfeuchte in der Halle führt zwangsläufig zu mehr Energiebedarf für das Eis sowie für die Luftentfeuchtungsanlagen.
  • Außentüren Ihrer Eissportanlage und Türen zur Eishalle geschlossen halten.
  • Überprüfen Sie mehrmals am Tag Ihre Regelparameter und Einstellungen der Regelungen in den technischen Anlagen.
  • Stellen Sie die Regelparameter auf den Betrieb ein.

Eisfläche

  • Vor der Saison grundsätzlich die Betonpiste vor dem Kühlen gründlich reinigen.
  • Eisstärke regelmäßig messen. Eine Stärke von 3,5 cm ist ausreichend. Bei starkem Betrieb ist evtl. auch mal mehr nötig. Aber Achtung: Jeder Millimeter mehr Eisstärke kostet auch mehr Energie!
  • Die Eistemperaturen auf die verschiedenen Nutzungsarten abstimmen. Nicht jede Sportart braucht -6°C Eistemperatur.
  • Nachtabsenkungen einstellen. Das Eis muss nicht die ganze Nacht auf tiefer Temperatur sein.
  • Türen der Banden geschlossen halten. Damit bleibt der Kaltluftsee über der Eisfläche erhalten! Eisbearbeitungsmaschinen
  • Regelmäßige Wartung der Eisbearbeitungsmaschine ist die Voraussetzung zur Schaffung einer guten Eisoberfläche.
  • Bei jeder Eisbereitung die Waschfunktion der Eisbearbeitungsmaschine nutzen!
  • Überlauf bei der Betankung der Maschine vermeiden.
  • Unmittelbar vor der Eisbereitung tanken. Eine Betankung mit 35°C bis 40°C warmen Wasser ist dann völlig ausreichend.
  • Auf richtige Einstellungen der Hobeltiefen und Wasserauftrag bei jeder Eisbereitung achten.
  • Rechtzeitige Messerwechsel sorgen für einen sauberen Schnitt, schonen die Maschine und sparen Antriebsenergie.

Kältetechnik

  • Regelmäßige Wartung durch Fachfirmen sind unerlässlich für einen energetisch guten und vor allem sicheren Betrieb.
  • Laufende Überprüfung der Vorlauftemperaturen bzw. Saugdrucktemperaturen. Auf die unterschiedlichen Einflüsse von außen, die auf die Eisfläche reagieren (Klima, Besucheranzahl, Sportart). So wenig wie möglich, so viel wie nötig.
  • Über Nacht wärmere Temperaturen fahren.
  • Regulierventile vorhanden und richtig eingestellt. Sollwerte?
  • Differenzdrücke der Pumpen richtig?
  • Regelmäßige Messungen der Eisoberflächentemperatur sorgen für richtige und gleichbleibende Eisqualität.
  • Regelmäßige Entölung der Anlage

Heizungstechnik

  • Regelmäßige Wartung durch Fachfirmen.
  • Sind alle Heizkörper mit Regelventilen ausgestattet bzw. noch vorhanden?
  • Richtige Einstellungen vornehmen. (Heizkurven prüfen)
  • Raumtemperaturen an untere Grenzen regeln.
  • Hydraulischen Abgleich durchführen.
  • Leitungen und Heizkörper bei Beginn der Heizperiode und vor Inbetriebnahme entlüften.
  • Vorsicht: Bei allen Reduzierungen der Raumtemperaturen unbedingt Räume immer wieder kontrollieren! Taupunktunterschreitungen an Wandflächen führen schnell zu Schimmelbildung.

Lüftungstechnik

  • Regelmäßige Wartung durch Fachfirmen.
  • Betrieb auf den Belegungsplan abstimmen.
  • Während der Nacht ggf. Anlagen komplett abschalten.
  • Regelmäßige Überprüfung der Fühler. (Temperatur, Feuchte, usw.)
  • Absenkung der Temperaturen auf unteres Niveau.
  • Filterwechsel zeitig durchführen.
  • Überprüfen der Luftdüsen. Direkte Luftströmung auf die Eisfläche unbedingt vermeiden.

Sanitärtechnik

  • Regelmäßige Wartung durch Fachfirmen.
  • Betrieb auf die Belegungsplanung abstimmen.
  • Fehlende, defekte oder verkalkte Perlatoren tauschen.
  • Hygienespülungen auf das mindest notwendige Maß einstellen.
  • Achtung: Legionellen-Thematik nicht aus den Augen verlieren.
  • Ursachen für Undichtigkeiten, tropfende Wasserhähne oder Duschen sofort beseitigen.

Beleuchtung

  • Betrieb auf den Belegungsplan abstimmen. Entsprechende Gruppensteuerungen oder dimmen! Nicht jede Trainingseinheit braucht volle Lichtstärke
  • Außenbeleuchtungen nach Betriebsende abschalten.
  • Umkleiden nur bei Belegung einschalten.
  • Zeitprogramme hinterlegen
  • Bewegungsmelder und Dämmerungsschalter lassen sich für kleines Geld nachrüsten und bringen teils hohe Spar-Potenziale.
  • Umrüstung auf LED. Aktuelle Förderprogramme nutzen!

Aufzeichnungen / Statistik

  • Ohne Daten keine Übersicht. Tägliche Aufnahme der Verbrauchswerte für Energie und Wasser. Das verschafft Überblick und bringt Unstimmigkeiten und Fehlfunktionen in technischen Anlagen schnell zutage
  • Aufzeichnen der Betriebsstunden von Maschinen und Fahrzeugen zur gezielten und geplanten Durchführung von Wartungsintervallen.
  • Hilfsmittel zur mittelfristigen Planung von Unterhaltsmaßnahmen. Wie aus den beispielhaften Maßnahmen erkennbar, ist es unumgänglich, den Fokus auf eine intakte Technik zu haben, auch wenn diese vielleicht schon einige Jahre alt ist. Beraten Sie sich mit ihren Wartungsfirmen welche (sinnvollen) Optimierungsmöglichkeiten in Ihrer Anlage möglich sind.

Nutzen Sie dabei Förderprogramme, die insbesondere in Sachen „Energieeffizienz“ immer wieder neu aufgelegt werden. Auch wenn die Beantragung manchmal etwas kompliziert erscheinen mag, es kann sich lohnen. Beispielhaft möchte ich aus den vergangenen Jahren die Förderprogramme zur Umrüstung auf LED-Beleuchtungstechnik nennen.

Aktuelle Fördermöglichkeiten bieten unter anderem z. B. das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (www.bafa.de) oder die KfW (www.kfw.de). Auch Planungsbüros oder Energieagenturen können hierzu wertvolle Tipps geben.

Das wichtigste Glied in all diesen Maßnahmen aber ist die Motivation aller Mitarbeiter vor Ort. Versuchen Sie diese mit ins Boot zu holen und beteiligen Sie diese bei der Erarbeitung weiterer Maßnahmen zur Energiereduktion.

Über einen kleinen Sonderbonus bei erreichten Einsparungsergebnissen freut sich sicherlich jeder Mitarbeiter sehr. Und die beste GLT arbeitet nur so gut, wie sie von kompetenten Mitarbeitern betreut und gesteuert wird. Wer meint, eine programmierte GLT funktioniert immer so, wie sie programmiert wurde, gerät leicht auf den Holzweg. Wie so oft, unterstützt die Technik das Arbeiten, ersetzt werden kann der Mensch aber nicht! Vertrauen Sie Ihren Mitarbeitern und geben Sie ihnen das notwendige Werkzeug an die Hand. Lassen Sie Eingriffe durch Ihre Mitarbeiter in die Regelungen zu. Nur so ist ein aktives, energieeffizientes und am Ende des Tages wirtschaftliches Arbeiten möglich.

Die zertifizierte Fachkraft für Eissportanlagen (ein Fortbildungslehrgang der Handwerkskammer zu Köln in Zusammenarbeit mit dem VDEM, Verein der Eismeister e.V. dessen erster Vorsitzender Peter Lauteschlager ist) hat in dem Kurs das Handwerkszeug mitbekommen, um die vorgenannten Punkte in der Praxis umzusetzen. Der diesjährige Fortbildungskurs, der im April startet, ist bereits ausgebucht. Anmeldungen für den Kurs in 2024 werden angenommen und sind direkt bei der Handwerkskammer zu Köln (www.hwk-koeln.de) möglich. Ich wünsche allen Beschäftigten und Verantwortlichen an den Eisbahnen viel Erfolg bei der Umsetzung der Maßnahmen.

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Titel: KOMPENDIUM NACHHALTIGKEIT
Veröffentlichungsdatum: April 2023
Autor: Stadionwelt / Sportplatzwelt
Sprache: Deutsch
Format: DIN A4
Umfang: 148 Seiten

(Sportplatzwelt, 23.11.2023)

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