„Kooperation trifft den aktuellen Zeitgeist“

Im Interview spricht Bernard Kössler, Vorstand und Referatsleiter Sportinfrastruktur beim Hamburger Sportbund, über die Kooperation des Verbands mit dem Energiedienstleister Greenpeace Energy und die Rolle des Sports beim Thema Nachhaltigkeit.

Bernard Kössler
Bernard Kössler Bild: Hamburger Sportbund
Sportplatzwelt: Der HSB arbeitet seit Jahresbeginn eng mit Greenpeace Energy zusammen, um die Klimafreundlichkeit der mehr als 800 Hamburger Sportvereine zu verbessern. Wie kam die Kooperation zustande und inwiefern profitieren die Hamburger Sportvereine von der Zusammenarbeit?
Kössler: Der HSB arbeitet im Sinne der Bereitstellung attraktiver Stromtarife immer schon mit Energieversorgern zusammen, um Rahmenvereinbarungen mit günstigen Konditionen zwischen den Vereinen und den Stromversorgern zu schaffen. Als Referat Sport und Infrastruktur haben wir bereits vorher im Sinne der nachhaltigen Energiewirtschaft mit anderen Energieversorgern – damals Hamburg Energie – zusammengearbeitet, um Vereine von den Vorteilen des Ökostroms zu überzeugen. Man merkt deutlich, dass die Sensibilität für eine nachhaltige Energiewirtschaft in den Vereinen zugenommen hat.

Wir sind deshalb stets auf der Suche nach Kooperationspartnern, mit denen wir bestimmte Themenfelder gemeinsam umsetzen können. Dabei fiel die Wahl auf Greenpeace Energy, die seit einigen Jahren nicht nur als Ökostrom-Versorger auftreten, sondern auch aktiv den Ausbau von nachhaltigem, selbsterzeugtem Strom als Dienstleister unterstützen. Die Vereine profitieren somit nicht nur von günstigen Manteltarifen, sondern auch von einer kostenlosen Beratung durch Greenpeace Energy.

Diese Kombination war für uns hochinteressant, da wir selbst Vereine schon immer in puncto Anlagentechnik beraten – und hier ist die nachhaltige Erzeugung eigenen Stroms natürlich die Vorgehensweise schlechthin.

Sportplatzwelt: Mit welchen konkreten Maßnahmen und Projekten sollen Klimafreundlichkeit und Energieeffizienz der Hamburger Sportvereine in den kommenden Jahren verbessert werden? Welchen Beitrag leistet hier der neue Partner?
Kössler: In Vorbereitung der Kooperation mit Greenpeace Energy haben wir uns darauf geeinigt, den Vereinen ein klares Produkt zur Verfügung zu stellen. Deshalb konzentrieren wir uns zunächst auf die Möglichkeit, Photovoltaik-Anlagen zur hausinternen Stromversorgung zu montieren und den gewonnen Strom gegebenenfalls für angrenzende E-Mobilitätsstationen nutzen zu können.

Die Kooperation trifft dabei den aktuellen Zeitgeist: Die einzelnen Bundesländer sind aktuell dabei, eigene Klimagesetze zu verabschieden – in Hamburg ist dieses bereits in kraft getreten. Aufbauend auf dem Hamburger Klimagesetz schreibt die neue Verordnung für nachhaltige Energie vor, dass ab 2023 bei neuen Bauanträgen in Hamburg zwingend eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach installiert werden muss.

Sportplatzwelt: Warum sind gerade Sportstätten prädestiniert für die Installation von Photovoltaik und E-Mobilitätsstationen? Welche Vorteile bergen kombinierte Installationen für die Vereine selbst, aber auch für die Bevölkerung?
Kössler: De facto ist es so, dass die Sportvereine Organisationen sind, die eine gewisse gesellschaftliche Verantwortung tragen – beispielsweise in den Bereichen Integration und Inklusion. Diese gesellschaftspolitische Funktion gilt selbstverständlich auch für das nachhaltige Handeln der Vereine. Es muss für die Sportvereine zum Selbstverständnis gehören, dass neben den originären sozipolitischen Funktionen der Vereine auch eine Verantwortung in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz besteht. Hier können Sportvereine wichtige Impulse setzen und erfüllen eine gesellschaftliche Vorbildfunktion. Wir als Dachverband sehen uns mit der Aufgabe betraut, die Vereine hierbei bestmöglich zu unterstützen. Parallel steigt auch in der Bevölkerung die Sensibilisierung für Themen wie Nachhaltigkeit. Die Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten kann sich somit zusätzlich positiv auf das Image des Vereins und seine Anerkennung in der Bevölkerung auswirken.

In der Praxis profitieren Vereine zunächst natürlich vom selbsterzeugten Strom. Wird der Strom gänzlich vom Energieversorger zur Verfügung gestellt, sind die Kosten aufgrund von Steuern und Abgaben erheblich und nehmen seit Jahren zu – eigens erzeugter Strom bietet hier die deutlich kostenstabilere Alternative. Vereine begehen zu Beginn des Vorhabens zwar ein gewisses Investitionsrisiko, sind aber in den Folgejahren deutlich unabhängiger von den aktuellen Marktpreisen und Gebühren. Dies macht es für Vereine auch aus wirtschaftlicher Sicht sehr attraktiv, in nachhaltigen Strom zu investieren.

Die Kombination mit E-Mobilitätsstationen soll dabei nicht nur ein Zeichen für die dringend nötige Mobilitätswende setzen. Sinn dieser Kombination ist es auch, den auf dem eigenen Dach gewonnen Strom an die Vereinsmitglieder weitergeben zu können – beispielsweise zum Laden von E-Autos oder -Rollern. Die Idealvorstellung: Für Null Euro eigenen Strom erzeugen und für Null Euro den eigenen Mannschaftsbus betanken.

Sportplatzwelt: Inwieweit unterstützen Sie und Greenpeace Energy die Umsetzung von Klimaprojekten auch abseits von Beratungsdienstleistungen – beispielsweise durch finanzielle Zuschüsse?
Kössler: Die von Greenpeace Energy angebotenen Beratungsdienstleistungen sind bereits eine Art finanzieller Zuschuss: Üblicherweise erfolgt die Beratung für ein solches Photovoltaik-Konzept durch externe Berater zu den marktüblichen Kosten – diese Erstberatung ist dank der Kooperation zwischen dem HSB und Greenpeace Energy für Hamburger Sportvereine kostenfrei.

Zusätzlich führt der HSB selbst ein Förderprogramm zur nachhaltigen Sanierung von Gebäuden und Modernisierung haustechnischer Anlagen. Unser Ziel ist es deshalb, Vereine, die sich im Rahmen der Kooperation haben beraten lassen, auch in diesem Förderprogramm unterzubringen. Die Förderquoten betragen hierbei bis zu 50 % der Kosten. Darüber hinaus stehen die Ingenieure unseres Referats den Vereinen stets beratend zur Seite, wenn es darum geht, valable Kostenrahmen von geplanten Projekten zu ermitteln und zu prüfen, inwieweit eine geplante Maßnahme für den jeweiligen Verein sinnvoll ist. (Sportplatzwelt, 09.08.2021)

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