Naturrasen: Der Weg zum perfekten Spielfeld

Ob Fertigrasen von der Rolle oder die Ansaat mit anschließender Einpflege – verschiedene Wege können zum neuen Spielfeld führen. Auch beim Naturprodukt Rasen sind die Prozesse weitgehend standardisiert und genormt.

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Bei der Sanierung oder dem Neubau eines Naturrasenplatzes bieten sich grundsätzlich zwei Möglichkeiten für die Erstellung der Rasenschicht. Sie kann auf dem entsprechend präparierten Boden gesät oder als Fertig-Rollrasen verlegt werden. Das Endergebnis unterscheidet sich nach einer Weile nicht mehr.

Steht wenig Zeit zur Verfügung, zeigt der Rollrasen seine Vorteile am deutlichsten. Beim Einsatz entsprechender Produkte und Arbeitsweisen ist das Spielfeld binnen weniger Tage bereit, die Zeitersparnis macht sich jedoch – zunächst – auf der Kostenseite bemerkbar. Hierin liegt der Grund dafür, dass diese Methode hauptsächlich in den Stadien der Profi-Ligen zum Einsatz kommt. Aber auch Trainingsplätze hoher Qualität für den ambitionierten Sport, die zudem intensiv genutzt werden, profitieren vom Fertigrasen.

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Weniger finanziellen Aufwand, dafür aber wesentlich mehr Zeit erfordert die Ansaat. Unter Umständen kann die Einpflege einer Ansaat so aufwändig sein, dass sich auch im kommunalen Bereich der Fertigrasen lohnt. Bei einer solchen Berechnung spielt auch mit hinein, dass eine Ansaat mit sorgfältiger Einpflege zu einer monatelangen Platzsperre führen kann und dieser Ausfall im Trainings- und Spielbetrieb der Vereine kompensiert werden muss.

Fertigrasen werden von Zuchtbetrieben produziert, die Rasensorten für verschiedene Verwendungszwecke großflächig auf landwirtschaftlichen Flächen anbauen. In dieser Branche gibt es ausgewiesene Experten für den Fußballrasen. Es ist langjährige Erfahrung erforderlich, um alle Prozesse in solcher Weise zu steuern, dass ein perfekter Sportrasen mit verschiedenen gewünschten Eigenschaften heranwächst. Das Rezept des Experten kann etwa darin bestehen, statt einer fertigen Regalsaatgutmischung zunächst nur eine Sorte zu säen, damit diese nicht verdängt wird und die andere(n) anschließend beizugeben.

Die Konfektionierung erfolgt in verschiedenen Schälstärken von 2 cm (Dünnsoden) bis hin zu 4,5 cm und mehr (Dicksoden). Die Rollenbreite variiert zwischen 60 cm und über 200 cm. Die größeren und dickeren Rollen bringen erheblich mehr Wurzelmasse und Erdreich mit. Folglich ist auch ein erheblich höheres Gewicht und mehr Volumen zu transportieren und mit Spezialmaschinen zu verarbeiten. Der Preis fällt daher entsprechend höher aus, allerdings ist diese Ware auch robuster und bietet in den ersten Tagen weniger Angriffsfläche, wie sie ein Platz aus schmalen Rollen mit weitaus mehr hervorstehenden Graten vorweist.

Rollrasen oder Saatgut? Die Entscheidung hängt von vielen Faktoren ab.
Rollrasen oder Saatgut? Die Entscheidung hängt von vielen Faktoren ab. Bild: Sportplatzwelt

Bei der Planung muss berücksichtigt werden, dass das vorherige Abschälen der Altnarbe und das Vorbereiten der Fläche zur Verlegung ebenfalls zum Komplettaustausch gehört – und nicht zu vergessen: auch der Unterbau gemäß DIN 18035 inklusive Drainschicht und Drainage muss vorhanden sein. Zu den Vorarbeiten für die Verlegung der neuen Sode gehören anschließend die Auflockerung des Bodens und das Errichten einer 0,8-prozentigen Steigung der Fläche von den Längsseiten zum Mittelpunkt. Ob die „Sandwich-Bauweise“ in Betracht kommt, also die Verlegung der Rollen auf der bestehenden Rasenfläche, muss ein Rasenfachmann anhand der örtlichen Gegebenheiten beurteilen.

Die ein bis zwei Tage nach der Verlegung werden gerne für die Fertigstellungspflege genutzt. So werden die einzelnen Bahnen mithilfe einer Walze festgedrückt. Um ein schnelles Anwachsen zu fördern, wird die Rasenfläche aerifiziert – man stanzt mit einer Walze Löcher in den Boden, damit Luft und Sand an die Wurzeln gelangen können. Auch das richtige Maß an Bewässerung ist unverzichtbar. In der Bundesliga wartet allerdings der Platzwart manchmal schon ungeduldig mit dem Markiergerät, während die letzte Rolle noch vom Gabelstapler kommt. Eine genaue Planung aller Vorgänge ist unbedingt erforderlich. Dass in den ersten Tagen nach der Verlegung noch die Nähte zwischen Rollen erkennbar sind, sollte deren Bespielbarkeit nicht beeinträchtigen. Allein schon das Eigengewicht einer Dicksode hält das Material fest an Ort und Stelle.

Korrekte Planung und Pflege sorgen für sattes Grün.
Korrekte Planung und Pflege sorgen für sattes Grün. Bild: Sportplatzwelt

Die Verlegung von Dünnsoden mit 2 cm Schälstärke erfordert hingegen unbedingt eine längere Ruhezeit. Es empfiehlt sich, vor der Verlegung die vorbereitete Fläche mit Starterdünger zu düngen und dann den Rollrasen auszulegen. Erst, wenn die Wurzeln des ausgerollten Rasens mit dem Boden der Auflagefläche Verbindung aufgenommen haben und der Rollrasen sich nicht mehr anheben lässt, ist die Fläche bespielbar. Dies kann, je nach Witterung, einige Wochen bis drei Monate dauern. Vom Tag der Verlegung an muss aber jeder Rollrasen gepflegt werden. Besanden, Beregnen, aber auch Mähen und Düngen tragen insbesondere bei der Dünnsode zur Etablierung im neuen Umfeld bei.

Rechtzeitig planen

Eine der wichtigen Fragen auf dem Weg zum neuen Rasen ist auch die nach dem Planungsvorlauf. Ausgehend von dem Fall, dass nicht eine gesamte Anlage mit Nebenplätzen zu bestücken ist, sondern nur das Spielfeld für die 1. Mannschaft, halten sich die Fristen in einem überschaubaren Rahmen. Im Falle des Rollrasens kann davon ausgegangen werden, dass eine ausreichende Menge innerhalb von 48 Stunden an Ort und Stelle sein kann – mit Verzögerungen ist allerdings in den Wintermonaten zu rechnen. Der Zuchtbetrieb der Hersteller ist zwar recht großzügig angelegt, bei Frost kann jedoch die Möglichkeit des Schälens stark eingeschränkt sein.

Grundsätzlich kann bei gefrorenem Boden nicht geschält werden. Zwar verfahren Bundesliga-Stadien – extremen Wetterlagen und extremen Beanspruchungen der Plätze geschuldet – gelegentlich anders, doch geht man von einer Pause aus, die im November beginnt und bis in den März reicht; Fertigrasen soll nicht auf gefrorenem Boden verlegt werden. Bei starker Hitze wiederum muss der Transport in Kühlfahrzeugen erfolgen und die Soden sind möglichst schnell zu verlegen. Hohe Nachfrage zum selben Zeitpunkt kann zu Engpässen auf dem Markt führen. Durch frühzeitige Gespräche und Vorverträge lassen sich unliebsame Überraschungen aber vermeiden.

Im besten Fall werden der Sportplatzbau und der Rasen so geplant, dass die maßgeblichen Experten möglichst früh in den Dialog treten können. Ein Architekt legt bei der Auswahl des Rasens womöglich andere Maßstäbe an als ein Greenkeeper.

Während der Planer sich vielleicht näher an der DIN orientiert, hat der Praktiker einen anderen Zugang zum Thema und wird eventuell beim Produzenten einen Rasen mit Priorität auf die Zerreißfestigkeit bestellen und hat bereits im Hinterkopf, mit welchen mechanischen Maßnahmen er anschließend an der Wasserdurchlässigkeit arbeiten wird.

Ansaat: Winterpause beachten!

Wird ein Spielfeld mit einer Dichte von 30 g/m² eingesät, sind rund 200 kg Saatgut erforderlich. Diese Menge an Standard-Produkten ist im Handel immer verfügbar. Sondermischungen sollten allerdings mit einem Vorlauf von vier Wochen bestellt werden. Die Bauzeit bei der Neuanlage wird mit etwa vier bis sechs Wochen angesetzt, anschließend erfolgt die Ansaat, nach der der Rasen unter den unterstützenden Maßnahmen der Gärtner gedeihen kann. Die Fertigstellungspflege ist bei diesem Verfahren weitaus aufwendiger als bei Fertigrasen.

Eine abnahmefähige und bespielbare Rasenfläche besteht nach sechs bis acht Wochen – vorausgesetzt, dass die Maßnahme optimal in die Vegetationsperiode fällt. Um höchsten Ansprüchen gerecht zu werden, mag der verantwortliche Galabau-Experte sich aber auch längere Zeiträume vorbehalten.Bei einer Ansaat erst Anfang bis Mitte Oktober muss damit gerechnet werden, dass im laufenden Jahr kein abnahmefähiger Zustand mehr erreicht werden kann und das Spielfeld, in Abhängigkeit von den Wetterbedingungen, erst im April oder Mai nutzbar ist.

Werden weitere Flächen begrünt, zum Beispiel der das Spielfeld umgebende Erdwall, ist die Einsaat die gängigere Praxis, da, zum Beispiel zur Böschungssicherung, spezielle Mischungen eingesät werden. Randgrünflächen werden entweder mit Rollrasen belegt oder klassisch eingesät.

Es ist empfehlenswert, Nebenflächen als „Rasenschule“ für das Spielfeld nutzen zu können. Daher sollte zumindest eine dieser Flächen den identischen Aufbau wie das Spielfeld haben. Dies ermöglicht im Falle kleinerer Schäden eine rasche Reparatur der Schäden auf dem Spielfeld. Mit dem Rasenziegelstecher kann ein Fachmann hier erstaunliche Ergebnisse erzielen. Es bleibt festzuhalten, dass jegliche Aufträge im Stadion oder auf der Trainingsanlage nur ausgewiesenen, erfahrenen Experten für Sportrasen anvertraut werden sollten. (Sportplatzwelt, 23.11.2023)

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Titel: KOMPENDIUM SPORTPLATZ 2022
Veröffentlichungsdatum: April 2022
Autor: Stadionwelt / Sportplatzwelt
Sprache: Deutsch
Format: DIN A4
Umfang: 180 Seiten

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