„Sportbauprogramme müssen verschoben werden“
Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf den lokalen Breitensport? Sportplatzwelt sprach darüber mit Jürgen Sonneck, Leiter Geschäftsbereich Sport im Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt München.
Sportplatzwelt: Wie ist der Breitensport in Ihrer Stadt bislang durch die Pandemie und die mit ihr einhergehenden Einschränkungen gekommen?
Sonneck: Die Vereine leiden unter Mitgliederverlusten. Erschwerend kommt hinzu, dass es keine Neuanmeldungen von Mitgliedern gibt. Die Sportgroßvereine haben enorme Aufwendungen für Personal und ihre Sportanlagen.
Sportplatzwelt: Unterstützen Sie Vereine in Ihrer Stadt finanziell über die beschlossenen Bundes- und Landeshilfen hinaus – etwa durch städtische Sonderförderprogramme? Inwieweit greifen Sie Vereinen darüber hinaus unter die Arme – etwa durch den Erlass der Sportstättennutzungsgebühr oder durch individuelle Beratungsangebote?
Sonneck: Die Vereine werden durch die LH München durch die Sportbetriebspauschale und die Unterhaltspauschale (jeweils 3 Mio. €) finanziell unterstützt, Es ist angedacht, die städtischen Förderpauschalen wie im Jahr 2020 wieder früher auszuzahlen, um die Liquidität der Vereine zu sichern. Weitere Maßnahmen, wie sie bereits im vergangenen Jahr erfolgten, sind der Verzicht auf Nutzungsentgelte für städtische Sportanlagen aufgrund Corona-bedingten Schließungen.
Sportplatzwelt: Inwieweit haben sich die pandemiebedingten Einschränkungen auf geplante und in der Ausführung befindliche Bauvorhaben Ihrer Stadt im Bereich städtischer Sportstätten ausgewirkt?
Sonneck: Sportbauprogramme müssen verschoben werden, sofern sich diese nicht bereits in einem größeren Baufortschritt befinden (u.a. Sporthallen- und Schwimmbadbau, Sanierung kommunaler Bezirkssportanlagen). Städtische Groß- und Sonderprojekten (u.a. Actionsportzentrum in Pasing und Regattaanlage in Oberschleißheim) werden zunächst in kleineren und kostengünstigeren Varianten umgesetzt.
Sportplatzwelt? Was sind aktuelle Trendthemen in Ihrer Stadt?
Sonneck: Der Bau von Kunstrasenplätzen wird gefördert (30% Zuschuss, 30% Darlehen), sofern umweltfreundliche Materialien verwendet werden.
Sportplatzwelt: Sie sprachen die Mitgliederverluste an Können Sie das konkretisieren?
Sonneck: Die großen Münchner Sportvereine haben im letzten Jahr einen Mitgliederverlust zwischen 8% und 16% zu verzeichnen. Die Prozentzahlen beziehen sich auf die Mitgliederverluste (die fehlenden Neueintritte sind hier nicht berücksichtigt). Unterschiede bei den einzelnen Sportarten lassen sich nicht erkennen. Ausnahme bildet die Sparte Tennis, hier liegt ein Mitgliederzuwachs von knapp 10% vor. In kleinen Vereinen fallen die Mitgliedsverluste prozentual geringer aus als in den größeren Vereinen.
Sportplatzwelt: Hat die Pandemie eventuell auch dazu beigetragen, Digitalisierungsprozesse in den Vereinen und Ihrem Sportamt weiter voranzutreiben?
Sonneck: Dieses ist derzeit noch nicht erkennbar.
Sportplatzwelt: Viele Vereine haben im Rahmen der Pandemie innovative Online-Angebote geschaffen, um für Ihre Mitglieder auch in Zeiten der Pandemie präsent zu bleiben. Gibt es Projekte, die Sie hier besonders hervorheben wollen?
Sonneck: Die Angebote in München sind vielfältig, auch beim städtischen Freizeitsportprogramm auf Youtube. (Sportplatzwelt, 14.04.2021)