„Frühzeitig die kommunale Verwaltung ins Boot holen“

Im Interview spricht Matthias Prinz, Geschäftsführer der McArena GmbH, über verschiedene Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten beim Bau von Freilufthallen.

Matthias Prinz
Matthias Prinz Bild: McArena GmbH
Sportplatzwelt: Die Finanzierung von Sportstätten stellt Vereine und Kommunen immer wieder vor Herausforderungen. Inwieweit lässt sich der Bau einer Freilufthalle – sei es durch Vereine oder die Kommune selbst – durch Landesmittel bezuschussen? Was gilt es hierbei zu beachten?
Prinz: Die Förderung von Sportanlagen auf Landesebene stellt einen wichtigen Baustein für viele unserer Projektpartner dar. Unterschieden werden muss hier einerseits zwischen der kommunalen Sportstättenförderung, welche von Städten und Gemeinden genutzt werden kann. Auf der anderen Seite werden in vielen Bundesländern auch Landesmittel über die jeweiligen Landessportbünde direkt an die Vereine ausgeschüttet.

Hinzu kommen in den einzelnen Bundesländern auch eine Vielzahl von Sonderförderprogrammen. In Nordrhein-Westfalen wurde mit Moderne Sportstätte 2022 ein sehr vielfältiges Förderprogramm ins Leben gerufen. Neben einer hohen Förderquote für die jeweiligen Projekte zeichnet sich dieses meiner Meinung nach damit aus, dass hier sehr unbürokratisch finanzielle Mittel für den Sportstättenbau durch Vereine zur Verfügung gestellt werden.

In Anbetracht der Tatsache, dass die Sportstätteninfrastruktur in vielen Teilen Deutschland einen deutlichen Modernisierungs- und Erweiterungsbedarf aufweist, wäre es wünschenswert, wenn hier weitere Bundesländer nachziehen. Sport und Bewegung sind zentraler Bestandteil für eine gesunde Bevölkerung. Die entsprechenden Rahmenbedingungen durch geeignete Sportstätten zu schaffen, ist von großer Bedeutung – jetzt und auch für kommende Generationen. Sport braucht einfach auch Räume.

Freilufthallen bieten vielfältige Nutzungskonzepte.
Freilufthallen bieten vielfältige Nutzungskonzepte. Bild: McArena GmbH

Sportplatzwelt: Neben Zuschüssen aus der klassischen Sportförderung auf Landesebene besteht insbesondere für vereinseigene Anlagen auch die Möglichkeit, Zuschüsse aus Mitteln des Landkreises oder der Kommune zu beantragen. Was gilt es hierbei zu beachten? Welche Nutzungs- und Finanzierungsmodelle sollte der Verein in Betracht ziehen, um die Förderbereitschaft der zuständigen Kommune zu erhöhen?
Prinz: Das Sportangebot eines Vereins richtet sich ja immer an die lokale Bevölkerung. Daher ist es natürlich absolut sinnvoll, dass die kommunale Verwaltung und die Vereine – in der Regel ja die wichtigsten Sportanbieter in einer Region – Hand in Hand arbeiten. Die Erfahrung zeigt, dass es wichtig ist, frühzeitig in einen gemeinsamen Planungsprozess zu kommen. Zusammen lassen sich Sportstättenprojekte häufig viel einfacher umsetzen.

Was wir in den vergangenen Jahren sehr stark wahrnehmen, ist eine hohe Bereitschaft der Kommunen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten bei den jeweiligen Projekten einzubringen. Dies umfasst einerseits finanzielle Zuwendungen wie Fördermittel, aber auch konkrete Unterstützung durch die Übernahme von Planungsmaßnahmen, Erschließungsarbeiten und baulichen Aufgaben.

Was sicherlich die Wahrscheinlichkeit für Zuwendungen verbessert, ist von Anfang an ein Konzept aufzuzeigen, von dem viele unterschiedliche Nutzergruppen profitieren können. Multisoziale Nutzungskonzepte von denen Schul-, Vereins- und Freizeitsport gleichermaßen profitieren, sind hier ein sehr nachhaltiger Ansatz. Sport hat nun mal viele Gesichter. Wenn von einem Sportstättenprojekt viele Zielgruppen profitieren, ist auch die Finanzierung deutlich einfacher herzustellen.

Eine Freilufthalle von McArena in Heidelberg.
Eine Freilufthalle von McArena in Heidelberg. Bild: McArena GmbH

Sportplatzwelt: Im Rahmen der Strukturfonds der EU können Kommunen im Rahmen von Regionalentwicklungsprogrammen auf Fördermittel der EU zugreifen. Was gilt es hierbei zu beachten? Können unter Umständen auch Vereine von einer Förderung auf EU-Ebene profitieren?
Prinz: Fördermittel aus EU-Töpfen gehören nach wie vor zu den Exoten im Bereich Sportstättenbau. Es gibt hier mit ELER und anderen Programmen sicherlich sehr vielversprechende Ansätze. Allerdings ist der Aufwand für Verwaltung und Beantragung doch auch relativ hoch. Hinzu kommen regulatorische Beschränkungen bei Vergabe und Umsetzung.

Spannend ist hierbei auch die Fragestellung der Kombinatorik von Fördermitteln. Nicht jedes Förderprogramm lässt sich mit anderen Mitteln z.B. des Landes kombinieren, so dass hier eine frühzeitige Prüfung erforderlich ist.

Die Kosten für eine Freilufthalle können bezuschusst werden.
Die Kosten für eine Freilufthalle können bezuschusst werden. Bild: McArena GmbH

Sportplatzwelt: Welche weiteren Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten können bzw. sollten Bauherren – Vereine wie Kommunen – in Betracht ziehen?
Prinz: Ein Baustein für die Projektfinanzierung, der häufig übersehen wird, ist die lokale Wirtschaft. Ein attraktives Sport- und Freizeitangebot in einer Region ist zweifelsohne ein wichtiger Standortfaktor. Nachdem mehr und mehr Unternehmen vor der Herausforderung stehen, Fachkräfte für sich zu gewinnen, kann hier ein gemeinsames Handlungsfeld entstehen. Sowohl inhaltlich z.B. in Form von Betriebssportangeboten aber natürlich auch durch die Einbringung von finanziellen Mitteln für Planung und Bau von Sportprojekten. Im anglo-amerikanischen Raum ist diese Beteiligung von Wirtschaftsunternehmen sehr verbreitet. Es wäre sicherlich sinnvoll, diesen Ansatz auch in Deutschland vermehrt aufzugreifen, denn es entsteht eine klare Win-Win-Situation.

Spannend sind auch Finanzierungsansätze über Stiftungen. In Deutschland existiert eine Vielzahl von Stiftungen, die ihren Handlungsschwerpunkt im Bereich Kinder- und Jugendarbeit setzen. Nachdem Sport oft ein zentrales Element für Begegnung, Prävention und soziales Miteinander ist, können hiermit Synergien hergestellt werden.

Im Jahr 2019 durften wir für die Stadt Mülheim a.d. Ruhr eine McArena Freilufthalle im Sportpark Styrum umsetzen. Auch hier war es so, dass sich mit dem Unternehmen Tengelmann Unternehmensgruppe und der Leonhard-Stinnes-Stiftung zwei starke Partner eingebracht haben. Die Freilufthalle trägt daher auch den Namen „Tengelmann-Arena“.

Die Tengelmann-Arena im Sportpark Styrum.
Die Tengelmann-Arena im Sportpark Styrum.

Sportplatzwelt: Die Beantragung von Fördermitteln aus verschiedenen Programmen stellt sich mitunter als komplexes, bürokratisches Verfahren dar, bei dem keine Fehler passieren sollten. An wen können sich Vereine wenden, um Hilfe bei der Beantragung von Fördermitteln zu erhalten? Inwiefern ist hier die Finanzierungs- und Nutzungskostenermittlung im Vorfeld der Beantragung entscheidend für eine Bewilligung?
Prinz: Für jedes Bauprojekt sollte eine transparente Kostenberechnung im Vorfeld selbstverständlich sein.  Dass auch die Fördermittelgeber in diesem Bereich eine verlässliche Planungsgrundlage erwarten, ist absolut nachvollziehbar. Es werden ja häufig auch Steuermittel eingesetzt und daher ergibt sich eine Verpflichtung für eine schlüssige Darlegung der Mittelverwendung. Die bürokratischen Hürden und der Aufwand für die Bearbeitung der entsprechenden Formulare sind teilweise wirklich sehr hoch. Hier bildet der Sportstättenbau nun mal leider keine Ausnahme.

Entscheidend ist es meiner Meinung nach daher umso mehr, nicht nur einen transparenten Kostenrahmen für Baumaßnahmen zu erstellen, sondern ebenso ein klares Nutzungs- und Betriebskonzept zu erarbeiten. Sportstätten haben sehr lange Lebenszyklen, da gilt es, die mittel- und langfristigen Unterhaltskosten in seine Planungen einfließen zu lassen.

Anlaufstellen für Fördermittel sind die jeweiligen Träger der Programme, im Falle der Vereine oftmals der Landessportbund. Allerdings ist es unbedingt zu empfehlen, frühzeitig die kommunale Verwaltung ins Boot zu holen.

Nicht nur der Vereinssport, sondern auch der Schul- und Freizeitsport können von Freilufthallen profitieren.
Nicht nur der Vereinssport, sondern auch der Schul- und Freizeitsport können von Freilufthallen profitieren. Bild: McArena GmbH

Sportplatzwelt: Inwieweit lassen sich die Betriebskosten einer Freilufthalle durch geeignete Betriebs- und Nutzungskonzepte nachhaltig senken?
Prinz: Freilufthallen von McArena haben wir für den Betrieb optimiert. Dies einerseits im Bereich der Unterhaltskosten, z.B. durch geringe Strom- und Energiekosten und eine Gebäudeautomatisierung. Andererseits bieten wir mit digitalen Lösungen für Verwaltung, Buchung und Bezahlung eine Schnittstelle, damit Sportlerinnen und Sportler einen einfachen Weg erhalten um ihre individuellen Wunschzeiten für die nächstgelegene McArena zu buchen.  Mit diesem Ansatz erreichen wir eine hohe Auslastung der jeweiligen Anlagen und erschaffen gleichzeitig eine nationale Sporthallen-Infrastruktur, die von allen Sportlerinnen und Sportlern genutzt werden kann. (Sportplatzwelt, 09.03.2021)

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