Offener Brief zur Wiedereröffnung der Bäder

Die Bäderallianz Deutschland richtet sich als Sprecher der großen Schwimmverbände und -bäder in einem offenen Brief an Bund und Länder. Bäder fänden bei der Debatte um Wiedereröffnungen wenig Beachtung.

Die Bäderallianz Deutschland als Sprecher aller großen Verbände des Schwimmens und der Bäder nehme mit großer Sorge wahr, dass Bäder in der Debatte der Wiedereröffnungen wenig Beachtung fänden und in den letzten Wiedereröffnungsstufen zu finden seien, heißt es im offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie die Ministerpräsidenten der Länder und die Minister des Bundes.

„Bereits nach der ersten Schließung in 2020 haben Badbetreiber mit professionellen Hygieneplänen bewiesen, dass sie in der Lage sind, einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. In unzähligen Erhebungen der Branche ist selbst bei internationalen Erhebungen kein einziger Fall einer Ansteckung mit dem Covid19-Virus aus Bädern bekannt geworden.“

Die Bäderallianz weiter: „Bäder sind […] ganz offensichtlich keine unsicheren Orte aus Sicht der Pandemie. Sie sind Orte der Schwimmausbildung, der Bildung/Bewegung im Wasser, der Rettungsausbildung, der Lehr- und Fachkräfteausbildung und sind systemrelevant zur Vermeidung des Ertrinkungstodes. […] Bäder dienen aber noch weiter dem gerade in diesen Zeiten so wichtigen sozialen Ausgleich, sind öffentlicher Mehrwert, Bewegungs- und Begegnungsstätte, dienen der Integration, Inklusion und Teilhabe. Sie sind Ort des Breiten-, Leistungs- und Gesundheitssports. Bäder sind als Pflichtaufgabe des Schulsports systemrelevant und die wichtigste Sportstätte der Deutschen.“

Um ihre Aussagen zu untermauern, beruft sich die Bäderallianz in ihrem offenen Brief auf verschiedene wissenschaftliche Studien zum Infektionsrisiko in Schwimmbädern:

Wasser: Bereits am 12. März 2020 habe das Umweltbundesamt in seiner Stellungnahme herausgestellt, dass „die Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik einen weitreichenden Schutz, auch vor unbekannten Organismen und chemischen Stoffen bietet“. Bei geschlossenen Bädern fände eine Verdrängung in natürliche Gewässer statt. Hierzu komme das Umweltbundesamt zum Ergebnis, dass „das Wasser in Bädern mit biologischer Aufbereitung kein Desinfektionsmittel enthält, daher geht von derartigen Bädern ein gewisses Infektionsrisiko aus.“

Luft: „Hallenbäder haben hocheffiziente Lüftungsanlagen“, heißt es im offenen Brief der Bäderallianz, „da sie im Gegensatz zu bspw. Theatern oder dem Einzelhandel für die Entfeuchtung sorgen müssen und damit einen vielfach höheren Luftaustausch von etwa dem vierfachen Austausch pro Stunde haben. In feuchter Luft mit hohen Austauschraten nimmt das Übertragungsrisiko deutlich ab.“

Flächen: „Bäder unterliegen der regelmäßigen Kontrolle der Gesundheitsämter wie keine andere Freizeitstätte“, so die Bäderallianz. „Reinigungs- und Desinfektionspläne und deren Umsetzung sind zwingende Grundlage des Betriebes. Viren sinken in feuchter Luft rascher zu Boden und werden hier weggespült und desinfiziert.“

Nutzer: „Wie in keiner anderen Sport- und Freizeitstätte werden vor der dauerhaften Nutzung etwaig mit Viren anhaftende Kleidungsstücke abgelegt und der Körper ganzflächig gereinigt. Vergleichen wir Auflagen wie etwa das Haarewaschen als Hygienemaßnahmen beim Friseur, so sind viel umfangreichere Maßnahmen in Bädern immer schon Usus.“

Zuletzt bezieht sich die Bäderallianz in ihrem offenen Brief noch einmal exemplarisch auf die umfassenden wissenschaftlichen Ausführungen von Univ.-Prof. Dr. med. habil. Karl-Ludwig Resch, der in seiner Studie „Aktueller Stand der wissenschaftlichen Evidenz zu SARS-CoV-2 und COVID-19 mit besonderem Fokus auf potenzielle Relevanz für Hygienekonzepte im Bereich von Gesundheits- und Freizeitwirtschaft“ laut Bäderallianz „Schwimmbädern einen sicheren Betrieb unter Einhaltung der Hygieneauflagen“ bestätigt hätte.

Die Bäderallianz plädiert abschließend für eine Wiedereröffnung der Freibäder zur Saison 2021 sowie eine Wiederinbetriebnahme der Hallenbäder nach Ostern. Der Schulschwimmsport solle parallel zum Schulstart beginnen und auch der Vereinssport „als wiederkehrende Gruppe mit erfassten Daten und absehbarem Verhalten“ solle von einer kurzfristigen Wiedereröffnung profitieren. (Sportplatzwelt, 02.03.2021)

Quelle Vorschaubild: Bäderallianz Deutschland