„Wolfsburg ist Smart-City-Stadt“

Im Interview spricht Reiner Brill, Leiter des Geschäftsbereich Sport der Stadt Wolfsburg, über die Bedeutung des Sports für Wolfsburg, die Sportstätteninfrastruktur und Digitalisierung – und die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Wolfsburger Sport.

Reiner Brill
Reiner Brill Bild: Stadt Wolfsburg
Sportplatzwelt: Seit 2016 bekleiden Sie das Amt als Leiter des GB Sport der Stadt Wolfsburg. Was waren Ihre ersten Eindrücke, Aufgaben und Ziele? Was macht Wolfsburg zur Sportstadt?
Brill: Sport in Wolfsburg ist Spitzen-, Breiten- und Gesundheitssport. Der Sport in Wolfsburg wird einerseits geprägt durch die erfolgreichen Fußballer und Fußballerinnen des VfL Wolfsburg und durch die Grizzlys in der DEL. Andererseits durch rund 109 beim StadtSportBund gemeldete Sportvereine. Sie verfügen über vielfältige, differenzierte Sport- und Bewegungsangebote für ganz unterschiedliche Zielgruppen und entwickeln sie kontinuierlich und bedarfsgerecht weiter. Insbesondere die Großvereine verfügen über ein hohes Innovationspotenzial.

Es gibt einen breiten gesellschaftlichen Konsens in der Stadt zur Bedeutung von Sport und Bewegung für die Gesundheit und das (psychische) Wohlbefinden der Menschen sowie zur integrativen Kraft des organisierten Sports über unterschiedliche soziale, ethnische und kulturelle Milieus hinweg.

Sportplatzwelt: Wie bewerten Sie die Sportstätteninfrastruktur in Wolfsburg generell?
Brill: Wolfsburg verfügt im interkommunalen Vergleich insgesamt über eine überdurchschnittlich gute Ausstattung mit Sportanlagen (Sporthallen, Groß- und Kleinspielfelder, Kampfbahnen) für den Schul- und Vereinssport sowie über bewegungsfreundlich gestaltete Schulhöfe und Außenanlagen von Kindertagesstätten. Bedarf besteht aufgrund der wachsenden Nachfrage aus dem Breiten- und Gesundheitssport weiterhin im Angebotssegment der Einfeldhallen und Gymnastikräume, obwohl in den letzten sieben Jahren zehn neue Objekte gebaut worden sind.

Sportplatzwelt: Inwieweit ist die Digitalisierung wichtig für die Arbeit des GB Sport?
Brill: Wolfsburg ist Smart-City-Stadt. In diesem Rahmen soll über Digitalisierungsprozesse der Zugang und die Beteiligung der Menschen an Sport- und Bewegungsangeboten erleichtert und erhöht werden. Aktuell wird ein digitales Bestandskataster für die städtischen Sportanlagen angelegt, über das die relevanten Sportstättendaten im digitalen Stadtplan für die Nutzerinnen und Nutzer publiziert werden. Eingeführt werden soll zudem eine integrierte digitale Lösung für die Belegung, Buchung, Abrechnung und den Kauf von E-Tickets für die Frei- und Hallenbäder sowie die EisArena.

Sportplatzwelt: Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf die Arbeit im GB Sport aus?
Brill: Die Pandemie beeinflusst die Arbeit tagtäglich. Schon vor dem landesweiten Lockdown haben wir die lang geplante und intensiv vorbereitete Jahrestagung der Deutschen Sportämter vom 29. Bis 30. April in Wolfsburg schweren Herzens absagen müssen. Es folgte später die Absage u.a. des Wolfsburg Marathons, der mit 4.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern größten Breitensportveranstaltung in der Stadt.

Mitte März wurden dann alle Sportanlagen, die Hallenbäder, die EisArena und das BadeLand geschlossen. Mit der schrittweisen Aufnahme des Sportbetriebs Anfang Mai mussten mit jeder neuen Corona-Verordnung des Landes die Verhaltens- und Hygieneregeln für die jeweiligen Sportstätten wieder angepasst, mit den Nutzerinnen und Nutzern kommuniziert und öffentlich gemacht werden.

Besonders herausfordernd war die Öffnung der Wolfsburger Freibäder zum 30. Mai. Es war ein umfangreiches Hygienekonzept zu erarbeiten, zusätzliches Personal zu akquirieren, über Nacht ein Online-Buchungssystem zu realisieren, die Entgeltordnung anzupassen und die sich für die Besucherinnen und Besucher ergebenden Änderungen breit zu kommunizieren.

Aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen gingen und gehen die Gästezahlen in den Freibädern und auch im BadeLand deutlich zurück, was mit erheblichen Einnahmeverlusten verbunden war und ist. Mit geringeren Einnahmen ist außerdem bei den Miet- und Pachtzahlungen sowie den Nutzungsentgelten zu rechnen. Das Lehrschwimmbecken Heiligendorf und das Hallenbad Sandkamp bleiben in der Wintersaison für das öffentliche Schwimmen geschlossen, stattdessen wird das Angebot an Schwimmkursen durch Schulen, Vereine und die Bäderbetriebe selbst erweitert.

Sportplatzwelt: Seit Dezember müssen erneut alle Sportstätten und Schwimmbäder bis auf Weiteres geschlossen bleiben. Inwiefern konnten Sie hier von Ihren Erfahrungen aus dem ersten Lockdown profitieren?
Brill: Aufbauend auf den Erfahrungen im ersten Lockdown haben besonders Großvereine inzwischen differenzierte und  abwechslungsreiche Online-Angebote für unterschiedlichste Alters- und Zielgruppen entwickelt. Die Angebote werden insgesamt sehr gut angenommen. Sie ersetzen allerdings nicht den gemeinsamen Sport und die persönliche Begegnung. Dies trifft sowohl auf die Mannschaftssportarten als auch auf ältere Vereinsmitglieder und Kinder zu, die digitale Angebote deutlich weniger nutzen.

Für den Geschäftsbereich Sport hat der zweite Lockdown neben die organisatorischen Aufgaben, die zu bewältigen sind, wiederum erhebliche finanzielle Einbußen zur Folge. Die fehlenden Einnahmen aus der Vermietung der Sporthallen und -plätze sowie aus den Eintrittseinnahmen in der EisArena, den Hallenbädern und dem BadeLand belaufen sich pro Schließungswoche auf mehrere zehntausend Euro. Finanzielle Hilfen des Bundes für öffentliche Bäderbetriebe und andere Einrichtungen der Freizeitgestaltung wurden beantragt. (Sportplatzwelt, 14.01.2021)

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