„Denken auch in schwierigen Zeiten an unsere Mitglieder“

Im Interview spricht Gunter Archinger, Geschäftsführer des SV Bayer Uerdingen 08, über das neue Vereinsmagazin des größten Schwimmsportvereins Deutschlands. Archinger blickt zudem auf ein turbulentes Jahr 2020 zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Monate.

Gunther Archinger
Gunther Archinger Bild: Stadionwelt
Sportplatzwelt: Demnächst erscheint die erste Ausgabe des neuen Vereinsmagazins NULL8 des SV Bayer Uerdingen 08. Was führte zu der Entscheidung, dieses Medium nach vielen Jahren ohne eigenes Vereinsmagazin wieder aufleben zu lassen?
Archinger: Das Thema lag bei uns die letzten zwei, drei Jahre auf Wiedervorlage – jetzt haben wir es geschafft, das Projekt umzusetzen. Wir sind einer der größten Vereine in NRW und unabhängig von schwindenden Auflagezahlen bei Printmedien ist es einfach wichtig, ein solches Medium für seine Mitglieder bereitzustellen.

Sportplatzwelt: Erstellen Sie das Heft in Eigenregie oder arbeiten Sie diesbezüglich mit einem externen Dienstleister zusammen? In welcher Auflage wird das Heft erscheinen? Welche Kanäle nutzen Sie für die Vermarktung?
Archinger: Wir haben großartige und motivierte Mitarbeiter, aber wir wollten bei einem völligen Neustart nicht auf externe professionelle Unterstützung verzichten. Redaktionelle Themen und auch Fotos produzieren wir fast alle selbst. Auch lag die Projektleitung zu 100% in unserer Hand. Beim Layout und bei der Vermarktung werden wir (noch) durch Dienstleister unterstützt. Bezüglich der 1. Ausgabe war es uns wichtig, dass wir jedem Mitgliedshaushalt ein Exemplar zur Verfügung stellen. Insofern liegt die Auflage bei 5.000 Exemplaren.

Unseren diesjährigen Vereinsjubilaren und unseren Partnern aus der Wirtschaft schicken wir das Magazin per Post zu. Teilweise dienen letztgenannte auch als Distributoren. Die Verteilung an die Mitglieder sollte aber hauptsächlich durch Auslage in der Vereinsanlage passieren. Wir haben eine sehr aktive Mitgliedschaft, die regelmäßig unsere Schwimmanlagen nutzt. Leider ist dieses aber aufgrund des aktuellen Lockdowns bis Ende 2020 nicht möglich.

Insofern haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht. Wir werden bis kurz vor Weihnachten so vielen Mitgliedern wie möglich die Vereinszeitschrift nach Hause bringen. Unsere Mitarbeiter werden mit E-Bikes unsere Mitglieder abfahren und das Magazin in den Briefkasten werfen.

Wir möchten damit zeigen, dass wir auch in schwierigen Zeiten an unsere Mitglieder denken. Außerdem sind wir ein Sportverein und Menschen zusammen in Bewegung zu bringen, ist unser ureigener Zweck.

NULL8 – das neue Vereinsmagazin des SV Bayer Uerdingen 08.
NULL8 – das neue Vereinsmagazin des SV Bayer Uerdingen 08. Bild: SV Bayer Uerdingen 08
Sportplatzwelt: Welchen Mehrwert bietet das Heft für Vereinsmitglieder, welchen für Nicht-Mitglieder? Was sind – abseits von Corona – aktuelle Trendthemen, mit denen sich der Verein im Heft beschäftigt?
Archinger: Das Magazin wird zweimal pro Jahr erscheinen. Zur Jahresmitte und zum Jahresende erhält das Mitglied eine komprimierte Zusammenfassung wichtiger Themen, die im vergangenen Halbjahr passieren. Außerdem wird ein Ausblick auf die kommenden Monate gegeben. Wir haben aus allen Abteilungen und Fachbereichen die wichtigsten Informationen zusammengetragen und somit erhalten auch interessierte Nicht-Mitglieder einen guten Einblick in das Vereinsgeschehen.

Ein Schwerpunkt ist die Schwimmausbildung. Unsere Hai-School ist mit fast 6.000 Kursplätzen pro Jahr eine der größten Schwimmschulen in NRW. Ein sehr wichtiges und neues Thema ist die Nachhaltigkeit. Hier werden wir in jeder Ausgabe einen Einblick in unsere Projekte geben, denn da passiert jetzt schon viel und es stehen viele Neuerungen auf der Agenda.

Sportplatzwelt: Mit der Veröffentlichung des neuen Vereinsmagazins neigt sich ein turbulentes Jahr dem Ende entgegen. Das Schwimmbad des SV Bayer Uerdingen war in den Frühjahrsmonaten komplett geschlossen – ein Novum in der 112-jährigen Vereinsgeschichte. Wie blicken Sie auf die vergangenen Monate zurück? Wie haben Sie sich auf den zweiten Lockdown vorbereitet? Mit welchen Erwartungen und Hoffnungen gehen Sie ins neue Jahr?
Archinger: Wie wahrscheinlich die meisten Menschen sehnen die Mitarbeiter und die Verantwortlichen des Vereins das Ende des Jahres 2020 herbei. Die von Ihnen angesprochenen Schließungen im Frühjahr und seit Anfang November haben uns natürlich hart getroffen.

Seit Bekanntgabe des „Lockdown Light“ Ende Oktober haben wir bis zum Ende der Kündigungsfrist innerhalb von drei Wochen fast 100 Kündigungen erhalten. Insgesamt sind unsere Mitglieder sehr treu, aber man kann natürlich verstehen, dass man bei einer solch unsicheren Lage schauen muss, welche Ausgaben unbedingt notwendig sind und welche nicht.

Wir glauben schon, dass bei erneuter Öffnung wieder viele ehemalige Mitglieder zurückkommen werden – aber Garantien haben wir nicht. Aber nicht nur für die Mitglieder war das ein sehr schwieriges Jahr. Auch für unsere Mitarbeiter stellen der Wegfall der Arbeitsgrundlage und teilweise Kurzarbeit eine immense Belastung dar. Insgesamt möchte ich den Kolleginnen und Kollegen ein großes Kompliment aussprechen. Alle haben das Beste aus der Situation gemacht und waren stets flexibel auch zum Beispiel in fachfremden Bereichen mitzuarbeiten. Man hat aber schon gemerkt, dass der zweite Lockdown nicht einfach zu verdauen war bzw. ist. Deswegen ist es mir auch ein Anliegen, auf diesem Weg dem Vorstand des SV Bayer Uerdingen 08 zu danken. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit gibt uns allen Mut und Zuversicht, die nächsten Monate gemeinsam zu stemmen.

Unabhängig davon waren wir auf diesen gut vorbereitet und konnten diverse kleine Sanierungsprojekte vorziehen. Für das nächste Jahr haben wir schon viele Ideen und sind hochmotiviert, diese im Jahr 2021 für unsere Mitglieder umzusetzen. Wir sind alle sehr positiv gestimmt und sind davon überzeugt, dass dieser großartige Verein gestärkt aus der Krise hervorgehen wird.

Sportplatzwelt: Im Vorwort des Vereinsmagazins kündigen Sie große Projekte für die Jahre 2021 und 2022 an. Um welche Projekte handelt es sich hierbei? Wie sollen diese finanziert werden? Inwieweit machen sich hier die Auswirkungen der Corona-Pandemie bemerkbar?
Archinger: Die angesprochenen Projekte stehen schon seit einiger Zeit auf der Agenda. Unsere Neuausrichtung der Energie hätten wir wahrscheinlich schon in diesem Jahr umgesetzt, wenn Corona nicht dazwischengefunkt hätte. Die Sanierung der Technik der 25m-Halle ist überfällig – sie ist immerhin schon 40 Jahre alt – und wir haben mittlerweile auch über das Sportstättenförderprogramm des Landes NRW „Moderne Sportstätte 2022“ eine Zusage über eine ordentliche Finanzierungssumme erhalten – wenngleich auch nur für einen geringen Anteil der Gesamtinvestitionen. Wir werden die gesamte Wassertechnik, die Lüftungs- und Heizungsanlagen erneuern sowie bei allen Becken der 25m-Halle Sanierungen und neue Auskleidungen vornehmen. Das wird ein sehr großes Projekt, das gut vorbereitet sein will – nicht nur finanziell.

Sportplatzwelt: Das Vereinsmagazin ist für Mitglieder kostenlos. Stichwort Mitglieder: Wie hat sich die Corona-Pandemie und die mit ihr einhergehenden, temporären Schließungen auf Ihren Mitgliederbestand ausgewirkt.
Archinger: Wie schon erwähnt, haben wir sehr treue Mitglieder, die auch lange im Verein verweilen. Allein in diesem Jahr hätten wir 295 (!) Jubilare im Rahmen der alljährlichen Jubilar-Ehrung eingeladen. Diese muss zwar Corona bedingt ausfallen, wird aber zu einem geeigneten Zeitpunkt in 2021 nachgeholt. Der Mitgliederbestand ist natürlich unterhalb der geplanten Zahlen, aber wenn wir dann hoffentlich ein einigermaßen „normales“ Jahr 2021 verleben können, dann kommen wir mitgliedertechnisch ganz gut durch. Wir haben vor allem durch unser sehr gutes Hygienekonzept einen sehr vernünftigen Betrieb im Sommer anbieten können. Immerhin fand der Schwimmunterricht in der Hai-School mit 1.000 Kindern statt. Uns ist nicht bekannt, wo man es sonst geschafft hat in diesem Umfang oder überhaupt Schwimmunterricht auf diesem Niveau anbieten zu können. Das war eine organisatorische Meisterleistung. Ich denke, das haben die Mitglieder gesehen und waren sehr dankbar dafür. Ganz anders ist jedoch das Bild bei den Veranstaltungen und verschiedenen, anderen Projekten. Hier haben wir sechsstellige Einnahmeausfälle, die wir dringend wieder benötigen.

Sportplatzwelt: Ein Schwerpunkt im Magazin ist unter anderem das Thema „Nachhaltigkeit zu Beginn und während der Pandemie“. Welche Nachhaltigkeitsaspekte und -projekte konnten Sie trotz – oder gerade wegen – der Pandemie weiter vorantreiben? Warum sollte das Thema Nachhaltigkeit auch in Krisenzeiten nicht hintenangestellt werden?
Archinger: Nachhaltigkeit hat viele Facetten und spricht immer verschiedene Gruppen an. Wir sind als Verein eine Sozialgemeinschaft, die verantwortungsvoll mit der Umwelt, den Mitarbeitern und den Mitgliedern umgehen möchte – völlig unabhängig oder gerade auch in Krisenzeiten. Ich möchten Ihnen ein Beispiel nennen:

Seit einigen Jahren bieten wir unseren Mitarbeitern kostenfreie Gesundheitsleistungen an. Das können die Teilnahme an allen Gesundheitskursen sein, die Nutzung des Fitnessraums, ein regelmäßiges gemeinsames „Gesundes Frühstück“ oder auch kostenfreie Impfungen bei uns im Haus sein. Wir möchten, dass jeder einzelne Mitarbeiter sich bei uns wohlfühlt und sich möglichst dauerhaft an uns bindet. In Zeiten von Fachkräftemangel und eines sich ständig verändernden Arbeitsumfelds ist das schwierig genug. Unser betriebliches Gesundheitsmanagement ist mittlerweile von der „IHK Mittlerer Niederrhein“ prämiert worden.

Als Nächstes bieten wir allen Mitarbeitern an, sich ein E-Bike über den Verein zu Sonderkonditionen leasen zu können oder es wird Bestandteil bei den nächsten Gehaltsgesprächen. Beim letztgenannten Projekt versuchen wir nicht nur, etwas für unsere Mitarbeiter zu tun, sondern schaffen es vielleicht auch, dass der eine oder andere dann lieber das E-Bike anstatt des Autos nimmt, um zur Arbeit zu fahren – somit tun wir auch etwas für die Umwelt. Die notwendigen Ladestationen können dann in Zukunft auch von den Mitgliedern genutzt werden. Nachhaltigkeit kann schon per Definition nur als langfristiges Projekt angesehen werden und das hilft allen im Verein. Zufriedene Mitarbeiter bieten den Mitgliedern den besten Service und das hält die Mitglieder auch lange im Verein. So profitieren alle. (Sportplatzwelt, 01.12.2020)

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