Porträt: TSC Eintracht Dortmund

2023 feierte der Dortmunder Großsportverein sein 175-jähriges Bestehen. Trotz zahlreicher Feiern, Ehrungen und Veranstaltungen hat der TSC Eintracht Dortmund das Jubiläumsjahr genutzt, um sich nachhaltiger aufzustellen.

Ehrungen, Veranstaltungen, eine sechsteilige Dokumentation, Projekte und Pläne: Der TSC Eintracht Dortmund hat auch in seinem Jubiläumsjahr groß aufgefahren und neben diversen Veranstaltungen zum 175. Geburtstag des Dortmunder Großsportvereins auch zahlreiche Projekte in Angriff genommen, über all denen ein übergeordnetes Ziel steht: Mehr Nachhaltigkeit.

Am 15. Juli 1848 von 20 jungen Turnern gegründet, ist der TSC Eintracht Dortmund heute nicht nur einer der ältesten, sondern mit derzeit rund 9.000 aktiven Mitgliedern auch der größte Sportverein Dortmunds. Der „TSC Eintracht 1848/1895 Korporation zu Dortmund“ erhielt von Kaiser Wilhelm im Jahr 1876 die Rechte einer juristischen Person und wurde zur Korporation – ein Rechtsstatus, der bis heute Gültigkeit hat. Die Jahreszahl „1895“ im Vereinsnamen ist indes auf die Fusion des TSC Eintracht Dortmund mit dem Dortmunder Sportclub von 1895 zurückzuführen.

Herzstück der TSC-Anlagen: Das Sportzentrum samt Hockeyfeld.
Herzstück der TSC-Anlagen: Das Sportzentrum samt Hockeyfeld. Bild: TSC Eintracht Dortmund

Seit der Einweihung der ersten vereinseigenen Turnhalle am Ostwall im Jahr 1868 hat sich – nicht nur infrastrukturell – einiges beim TSC Eintracht Dortmund getan: Seit seiner Gründung zeigt sich der Verein bestrebt, seine infrastrukturellen Voraussetzungen kontinuierlich zu verbessern und somit das sportliche Angebot für Mitglieder und Nicht-Mitglieder zeitgemäß zu halten und auszubauen. Der rasante Wiederaufbau kriegsbeschädigter Sportanlagen nach dem 2. Weltkrieg, sowie der Neubau zahlreicher Sportanlagen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zeugen von diesen Bemühungen – beispielsweise die Errichtung eines neuen Bootshauses im Jahr 1959, der Anbau eines Fitnessstudios inklusive Sauna, Gymnastikhallen und Physiotherapie im Jahr 1995 oder der Neubau einer Sportanlage für die Fußballabteilung im Jahr 2012. „Ein weiterer Kraftakt war sicherlich der bislang letzte Standortwechsel“, bemerkt Vorstandsvorsitzender Dr. Alexander Kiel. „Von der Beschlussfassung im März 1979 dauerte es nur zwei Jahre bis zum ersten Spatenstich und zwei weitere bis zur Einweihung im September 1983.“

Aber auch organisatorisch hat der Verein seit seiner Gründung einige Umstrukturierungen erlebt: Nach der Fusion mit dem Dortmunder SC im Jahr 1969 kam es in den Folgejahren zu mehreren Satzungsänderungen, die bis heute die tägliche Arbeit der rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der 9.000 Mitglieder sowie der mehr als 1.000 Ehrenamtlichen prägen. Mit der ersten Satzungsänderung im Jahr 1971 hat sich der Verein mit der Einführung eines gewählten Präsidiums und eines bestellten Vorstands eine moderne Struktur gegeben, die bis heute Bestand hat und lediglich durch eine weitere Satzungsänderung im Jahr 1991 um eine Delegiertenversammlung erweitert wurde.

Das Jubiläumsjahr war vor allem von zahlreichen Veranstaltungen geprägt.
Das Jubiläumsjahr war vor allem von zahlreichen Veranstaltungen geprägt. Bild: TSC Eintracht Dortmund

Aktuelle Herausforderungen

Wie an allen Vereinen im Bundesgebiet sind auch die vergangenen drei Jahre voller Krisen und Herausforderungen nicht spurlos am TSC Eintracht Dortmund vorbeigegangen. Viele Vereine haben vor allem im Zuge der Corona-Pandemie zahlreiche Mitglieder verloren und erholen sich nur langsam wieder von den Auswirkungen der weltweiten Pandemie. Der TSC sei hingegen gestärkt aus den jüngeren Krisen hervorgegangen, wie Kiel erklärt: „Zuletzt waren sicher die Corona-Pandemie sowie die Energiekrise Herausforderungen, die unmittelbar auf das Vereinsleben eingewirkt haben. Vor Corona hatten wir knapp 7.000 Mitglieder. Mittlerweile sind wir rund 9.000. Das heißt, wir sind in den vergangenen zwei Jahren nochmal richtig explodiert, was wiederum bedeutet, dass wir in dieser schwierigen Zeit viele Dinge richtig und auch richtig gut gemacht haben.“

Derzeit sind beim TSC insgesamt 78 Personen hauptamtlich entweder in Teil- oder Vollzeit beschäftigt – der größte Teil als hauptamtliche Trainer bzw. Übungsleiter, in Vorstand und Verwaltung sowie als Platz- oder Hallenwarte. Das Rückgrat des Sports stellt aber auch beim TSC das Ehrenamt dar: Mehr als 1.000 Ehrenamtliche arbeiten beim Dortmunder Großsportverein in der Verwaltung oder als Trainer und Übungsleiter. Auch Kiel betont die Bedeutung ehrenamtlichen Engagements für seinen Verein: „Ohne Ehrenamt würde unsere Eintracht nicht funktionieren.“

Um der landesweit zu beobachtenden sinkenden Bereitschaft zur Übernahme eines Ehrenamts entgegenzuwirken, setzt man beim TSC vor allem auf die kontinuierliche Verbesserung von Arbeitsabläufen und den systematischen Einsatz projektbezogener Engagements: „Unsere ehrenamtlich geführten Abteilungen arbeiten sehr selbständig und werden durch unsere moderne, hauptberufliche Verwaltung bestmöglich unterstützt. Was nicht heißt, dass es an einigen Stellen nicht noch besser laufen könnte. Das Thema ‚Freiwilliges Engagement‘ ist Aufgabe des Vorstands und soll in Zukunft systematisch weiterentwickelt werden, um ungenutzte Potenziale bestmöglich zu nutzen. Denn auch aus wissenschaftlicher Sicht zeigt sich, dass freiwilliges Engagement weiterhin von der Gesellschaft als wichtig und lohnenswert angesehen wird. Gerade projektorientiertes, befristetes Engagement ist nach wie vor attraktiv und kann ein Türöffner für längerfristiges Ehrenamt sein.“

Infrastruktur

Nach den Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte kann der TSC Eintracht Dortmund seinen rund 9.000 Mitgliedern in den 30 Abteilungen und Fachbereichen ein umfangreiches Angebot aus mehr als 100 Sportarten bieten. Dabei können die einzelnen Abteilungen auf insgesamt 24 Sporthallen und 10 Sportplätze – teils im Eigentum der Stadt, teils dem Verein gehörend – zurückgreifen, um ihrer jeweiligen Sportart nachgehen zu können. An vereinseigenen Anlagen kommen unter anderem zwei Dreifach-Sporthallen, zwei Dreifach-Gymnastikhallen, zwei Gymnastikräume, ein Fitnessstudio inklusive Outdoor-Fitness-Park, ein Kanuzentrum, ein Generationen-Spielplatz, eine Trainingsanlage für Highland-Games, ein Gartentreff sowie zwei Beachvolleyballfelder hinzu.

In der Dreifachhalle Ost wurde ein neuer Parkettboden installiert.
In der Dreifachhalle Ost wurde ein neuer Parkettboden installiert. Bild: TSC Eintracht Dortmund

Der Neubau der Kunstrasenanlage für die Fußballabteilung stellt dabei einen der baulichen Meilensteine der jüngeren Vergangenheit dar: Seit dem Jahr 2012 existiert hier eine moderne Anlage mit einem Großspielfeld, zwei Kleinspielfeldern und einem Streetballplatz, die zusammengenommen über eine Kunstrasenfläche von mehr als 11.000 m² verfügen. Seit August 2017 umfasst das Gelände an der Victor-Toyka-Straße außerdem eine moderne Multi-Außensportanlage mit einem Kunstrasen-Großspielfeld für Hockey und Lacrosse, einem Kunstrasen-Kleinspielfeld für Hockey, zwei Beachvolleyballplätzen, einem Outdoor-Fitness-Park sowie zahlreichen leichtathletischen Anlagen. Um die ganztägige Nutzung der Anlage zu ermöglichen, wurde jüngst zudem eine energiesparende LED-Flutlichtanlage auf dem Gelände installiert.

Auch im Eingangsbereich hat sich einiges getan.
Auch im Eingangsbereich hat sich einiges getan. Bild: TSC Eintracht Dortmund

Und auch abseits des Hockeyfelds gab es in jüngster Vergangenheit einige infrastrukturelle Anpassungen an den vereinseigenen Sportanlagen des TSC: Böden in Umkleiden und Fluren wurden erneuert, der Aufzug im Hauptgebäude ausgetauscht, ein neues Blockheizkraftwerk installiert, der Sportboden in der Dreifachhalle Ost und der Gymnastikhalle Ost wurde vollständig ausgetauscht, der Clubraum saniert und eine neue Photovoltaik-Anlage installiert. Auch der Bau des Outdoor-Fitness-Studios „Kraftfeld“, des Generationen-Spielplatzes und eines Gartentreffs mit zwei Gewächshäusern sind infrastrukturelle Projekte der jüngeren Vergangenheit, mit Hilfe derer der Verein seine Angebote über die eines klassischen Sportvereins hinaus zu erweitern versucht.

Umkleiden und Flure wurden umfangreich saniert.
Umkleiden und Flure wurden umfangreich saniert. Bild: TSC Eintracht Dortmund

Mit Erfolg, wie ein Blick auf die bereits erwähnte Mitgliederentwicklung der vergangenen Jahre zeigt. Kiel: „Die steigenden Mitgliederzahlen zeigen, dass wir auf einem guten Weg sind und unser Angebot von den Menschen in und um Dortmund als attraktiv wahrgenommen wird. Auf den Erfolgen werden wir uns sicher nicht ausruhen, sondern weiter versuchen, möglichst viele Menschen für Sport in unserem Sportverein zu begeistern.“ In den kommenden Monaten soll zudem der Haupteingang neugestaltet, Lüftungszentralen und Brandschutzklappen saniert sowie die WLAN-Abdeckung im Sportzentrum verbessert werden.

Bei einigen seiner Projekte konnte der TSC Eintracht Dortmund auf finanzielle Unterstützung des Staates setzen: So hat der Verein zuletzt rund 60.000 Euro Fördermittel aus dem Programm „Digitalisierung gemeinnütziger Sportorganisationen in NRW“ erhalten. Die Fördergelder wurden überwiegend für die Modernisierung des Schließsystems als Teil eines digitalen Gebäudemanagements, den Ausbau eines flächendeckenden WLAN-Netzes auf der gesamten Sportanlage sowie in die Anschaffung leistungsstarker Tablets investiert. Kiel: „Diese Maßnahmen sollen die Zusammenarbeit zwischen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden verbessern und das Freizeit-, Schul-, Trainings- und Wettkampfangebot im Sportzentrum noch attraktiver gestalten. Die Förderung war enorm wichtig, um sich in Richtung einer digitalen Zukunft weiterzuentwickeln.“

Es gab einiges zu feiern im vergangenen Jahr.
Es gab einiges zu feiern im vergangenen Jahr. Bild: TSC Eintracht Dortmund

Nachhaltigkeit

Während bei vielen infrastrukturellen Projekten der jüngeren Vergangenheit – nicht nur infolge stark gestiegener Betriebskosten durch die Energiekrise – vor allem die Aspekte Nachhaltigkeit und Energiesparen im Vordergrund standen, endet der Themenkomplex Nachhaltigkeit für die Verantwortlichen des Dortmunder Großsportvereins nicht an der Seitenauslinie: Um den CO2-Fußabdruck aller Tätigkeiten in und um den Verein zu ermitteln, hat sich der TSC im vergangenen Jahr mit Sports for Future, myClimate und anderen Großsportvereinen zusammengetan, um erstmals einen speziell auf die verschiedenen Szenarien in einem Sportverein zugeschnittenen CO2-Rechner zu entwickeln.

Kiel: „Es war ein längerer Prozess, denn so einfach lässt sich der CO2-Fußabdruck nicht ermitteln. Im Internet gibt es zahlreiche Rechner für das Reisen, das persönliche Leben und auch für viele Gewerbe. Als Sportverein mit Hallen, Plätzen, Teambekleidung und Wettkampfmobilität kamen wir zu keinen brauchbaren Werten.“ In der Folge haben die beteiligten Akteure zunächst valide Daten aus verschiedenen Vereinen gesammelt, um am Ende ein brauchbares Tool für Sportvereine zu entwickeln, mit Hilfe dessen Vereine jeder Größenordnung Einspar- und Optimierungspotenziale ermitteln können. Eine der größten Stellschrauben laut Kiel: „Unser größter Hebel für einen klimafreundlichen Sportbetrieb: Weniger Autos, mehr Fahrgemeinschaften, mehr Fahrräder, mehr ÖPNV.“

Die Verantwortlichen des TSC bei der Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises.
Die Verantwortlichen des TSC bei der Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises. Bild: TSC Eintracht Dortmund

Welch hohen Stellenwert das Thema Nachhaltigkeit beim TSC einnimmt, zeigt ein Blick auf die Liste der Nominierten für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis, unter denen auch der Dortmunder Großsportverein und sein Energie- und Umweltprojekt zu finden sind. Kiel: „Im Grunde genommen hat jede Maßnahme, die wir umgesetzt haben, Energie und/oder Wasser gespart. Der Fokus hat sich im Laufe der Jahre etwas verändert, da es nicht mehr darum ging, in kürzester Zeit das Geld wieder reinzuholen. Wir wollten etwas für die Natur tun, auch wenn sich das nicht sofort rechnet.“ So hatte der TSC Eintracht Dortmund bereits 2011 der seit nunmehr fünf Jahren omnipräsenten Debatte um die negativen Auswirkungen von mit Kunststoffgranulat verfüllten Kunstrasenplätzen vorausgegriffen und als erster Verein Deutschlands einen Kunstrasenplatz mit Kork verfüllt. Kiel: „Dafür wurden wir anfangs belächelt. Heute füllen die meisten Kommunen ihre Fußballplätze ausschließlich mit Kork.“

Auch wenn es nach Auffassung Kiels vielen in Dortmund noch nicht bewusst sei, wie sehr sich der TSC über seine Funktion als klassischer Sportverein hinaus auch für gesellschaftliche Themen einsetzt, arbeitet der Dortmunder Großsportverein bereits seit Jahren in zahlreichen Kooperationen mit Schulen, Kindertagesstätten und anderen Bildungseinrichtungen – mehr als 50 an der Zahl – zusammen. Kiel: „Wir sehen uns als wichtigen gesellschaftlichen Akteur der Stadt Dortmund. Mit unseren Maßnahmen möchten wir daher auch einen Beitrag zum Klimaschutz, zu fairen Standards in der Arbeitswelt und gegen Hunger und Armut leisten. Als Wegweiser dienen für uns die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die sogenannten ‚Sustainable Development Goals‘ (SDGs). Um dieses Ziel zu erreichen, müssen jede und jeder ihren Beitrag leisten.“

Auch wenn das rasante Mitgliederwachstum in Krisenzeiten bereits von der großen Bedeutung des Vereins in Dortmund und Umgebung zeugt, wolle der Verein in den kommenden Jahren vor allem daran arbeiten, sich und seine Arbeit abseits des Platzes noch sichtbarer für die Dortmunder Bürgerinnen und Bürger zu machen. Kiel: „In der Zukunft werden wir weiter versuchen, unsere Strahlkraft zu erhöhen. Wir sind als Verein nicht unbekannt. Aber was wir täglich leisten, ist vielen Menschen in und um Dortmund nicht wirklich bewusst – wie zum Beispiel die Zusammenarbeit mit Schulen und Kindertageseinrichtungen. Wir sind ein hauptamtlich geführter, moderner Sportverein, könnten und können aber noch viel mehr schaffen.“ (Sportplatzwelt, 28.03.2024)

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