Vereinsreport 2022: Vereinsstrukturen deutscher Großsportvereine

Im zweiten Teil des Vereinsreport 2022 wirft Sportplatzwelt einen Blick auf die Vereinsstrukturen deutscher Großsportvereine und analysiert, inwiefern sich diese gegenüber dem Vereinsreport 2021 verändert haben.

Das Ehrenamt stellt auch im Jahr 2022 eine der wichtigsten Stützen für den organisierten Breitensport dar. Dies gilt für den kleinen Verein von nebenan ebenso wie für Großsportvereine. Der Wandel des Sportverhaltens und die zunehmende Professionalisierung des Breitensports stellen neben der wachsenden Rolle von Sportvereinen als Dienstleister – beispielsweise in Form von bezahlten Kursangeboten oder der Vermietung von Sportflächen – eine der größeren Herausforderungen vor allem für Großsportvereine dar. Mit diesen Herausforderungen wachsen auch die Ansprüche an die Professionalität und Ausbildung versierter Fachkräfte und sind oft nur mit hauptberuflichen Mitarbeitern in Voll- oder Teilzeit zu bewältigen.

Sportangebote

Gegenüber den Ergebnissen des Vereinsreport 2021 konnte Sportplatzwelt im Vereinsreport 2022 keine wesentlichen Veränderungen bezüglich der Anzahl der Mannschaften, Sportarten und Abteilungen in deutschen Großsportvereinen beobachten. Minimale Zuwächse in den einzelnen Kategorien legen allerdings nahe, dass sich viele Großsportvereine durch den Ausbau ihrer Angebote langsam wieder von den Auswirkungen der Corona-Pandemie erholen. Im Schnitt haben die befragten Vereine in den vergangenen 12 Monaten 0,19 neue Mannschaften und Abteilungen angemeldet sowie ihre Angebote um durchschnittlich 0,44 neue Sportarten erweitert.

Ehrenamtliches Engagement

Auch unabhängig von den Auswirkungen der Corona-Pandemie beobachten Dach- und Fachverbände seit Jahren einen stetigen Rückgang ehrenamtlicher Mitarbeiter in den Sportvereinen – mit Auswirkungen, die aufgrund der Tatsache, dass das Ehrenamt eine der wichtigsten Stützen für den organisierten Breitensport darstellt, keinesfalls zu unterschätzen sind. Der landesweite Rückgang ehrenamtlicher Mitarbeiter macht sich auch im Vereinsreport 2022 bemerkbar. Einer durchschnittlichen Anzahl von 240,3 Ehrenamtlichen je Sportverein im Vereinsreport 2021 steht nun eine durchschnittliche Anzahl von nur noch 236,9 Ehrenamtlichen je Sportverein gegenüber.

Die Akquise Ehrenamtlicher geht dabei häufig mit großen Aufwendungen seitens der Vereine einher – beispielsweise im Rahmen gezielter Kampagnen oder Veranstaltungen, die in erster Linie Vereinsmitglieder zur Wahrnehmung eines Ehrenamts im eigenen Verein motivieren sollen. Laut Sportentwicklungsbericht 2015/16 des DOSB bestehen diese Maßnahmen zur Bindung und Gewinnung Ehrenamtlicher größtenteils aus persönlichen Motivationsgesprächen (70,4 %), geselligen Veranstaltungen und Gemeinschaftsabenden (62,5 %), der Rekrutierung über bestehende Ehrenamtliche (54,7 %) sowie dem Angebot von Weiterbildungsmaßnahmen (40,6 %).

Bezahlte Mitarbeiter

Aufgrund der mit Größe des Vereins und den oben geschilderten wachsenden Herausforderungen zunehmenden Verantwortung hinsichtlich Verwaltung, Betrieb und Finanzbuchhaltung werden viele Schlüsselfunktionen im Großsportverein von hauptberuflichen Mitarbeitern übernommen, die in der Regel über eine spezifische Berufsausbildung in ihrem jeweiligen Arbeitsbereich oder sogar ein Studium verfügen.

Um einerseits den Anforderungen der zunehmenden Professionalisierung des Breitensports zu begegnen und andererseits die Rückgänge ehrenamtlicher Mitarbeiter in den Sportvereinen abzufedern, haben die im Vereinsreport 2022 befragten Großsportvereine im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt rund 0,1 neue Vollzeitstellen und 0,9 neue Teilzeitstellen geschaffen. Durch den im Vergleich deutlich höheren Rückgang Ehrenamtlicher sinkt der Anteil hauptberuflicher Mitarbeiter in den Vereinen dennoch von durchschnittlich 10,0 % (Vereinsreport 2021) auf nunmehr 9,6 %. Zum Vergleich: Der deutschlandweite Durchschnitt hauptberuflicher Mitarbeiter über alle Vereinsgrößen hinweg liegt laut Sportentwicklungsbericht 2018 des DOSB bei rund 6,4 % (2,1 % Vollzeit; 4,3 % Teilzeit). Im Schnitt beschäftigt jeder im Vereinsreport 2022 befragte Großsportverein 10,0 Mitarbeiter in Vollzeit und 15,1 Mitarbeiter in Teilzeit.

Digitalisierung

Die Digitalisierung spielt nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie eine wichtige Rolle in vielen Lebensbereichen. Auch Sportvereine können durch die Digitalisierung ihrer internen Strukturen nicht nur den Verwaltungsaufwand beim Betrieb und der Vergaben ihrer Sportstätten minimieren, digitale Tools eröffnen eine ganze Bandbreite moderner Anwendungsbereiche – von der Mitgliederkommunikation über das vereinsinterne Finanz- und Rechnungswesen bis hin zu Anwendungen des klassischen Customer-Relationship-Managements. Die Corona-Pandemie machte es zudem vielerorts unabdinglich, sich vermehrt mit Soft- und Hardware-Lösungen für das Remote-Arbeiten zu beschäftigen.

Der Stellenwert der Digitalisierung ist für Großsportvereine im Vergleich zum Vereinsreport 2021 auf einem vergleichbaren Niveau. Die Aussage, welchen Stellenwert die Digitalisierung in der täglichen Arbeit der Vereine einnimmt bewerteten die Vereine auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 10 (sehr stark) im Schnitt mit 6,67 (Vereinsreport 2021: 6,63).

Bereits im Vereinsreport 2021 gaben 84,21 % der befragten Großsportvereine an, zumindest in bestimmten Bereichen auf digitale Lösungen zu setzen. Die am häufigsten genannten Anwendungsbereiche waren damals vor allem Termin- und Trainingskalender zur internen Kommunikation, die Mitglieder- und Vereinsverwaltung, Online-Buchungssysteme, Finanzbuchhaltung und Rechnungswesen, Zutrittsmanagement und CRM-Analysen (die Reihenfolge entspricht der Häufigkeit der Nennungen im Vereinsreport 2021). Viele Vereine haben hier in den vergangenen 12 Monaten noch einmal nachgebessert: So gaben 81,25 % der befragten Großsportvereine auch im Vereinsreport 2022 an, neue digitale Lösungen etabliert zu haben. Die am häufigsten genannten Anwendungsbereiche waren dabei vergleichbar zum Vorjahresreport (in absteigender Reihenfolge): Lösungen für das Remote-Arbeiten, Vereinsverwaltungssoftware, Buchungssysteme, Rechnungswesen, Cloud-Datenmanagement. (Sportplatzwelt, 15.09.2022)

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