„Wollen Sportorte schaffen, die ein Erlebnis generieren“

Im Interview mit Sportplatzwelt spricht Thorsten Grießer, Geschäftsführender Gesellschafter der GainCube GmbH, über moderne und nachhaltige Lösungen für Outdoor-Fitness-Anlagen im öffentlichen Raum.

Thorsten Grießer
Thorsten Grießer Bild: GainCube Solutions GmbH

Sportplatzwelt: In den vergangenen Monaten ist die Nachfrage nach informellen Trainings- und Bewegungsangeboten im öffentlichen Raum stark angestiegen. Warum sind Outdoor-Gyms und ähnliche Bewegungsangebote im öffentlichen Raum kein kurzfristiger Trend, sondern eine langfristige Entwicklung, derer sich Kommunen nicht verschließen sollten?
Grießer: Es gibt in Deutschland aktuell zwischen 4.500 und 5.500 Bewegungsparks  – leider kennt keiner die genauen Zahlen – Outdoor-Spots, Bewegungsangebote und Mehrgenerationenplätze, mithilfe derer man versucht, Menschen ein Areal für niederschwellige und auch sportliche Ertüchtigung zur Verfügung zu stellen. Ergänzt werden diese Plätze meist mit Tafeln, auf welchen einzelne Übungen beschrieben sind, die an den Geräten durchgeführt werden können. Die eingängige Meinung ist, dass eine solche Infrastruktur ausreichend ist, um Menschen nachhaltig zum Sporttreiben zu aktivieren. Dem ist aber leider nicht so. Wir haben viele solcher Plätze stichprobenartig genauer angesehen, Auslastungslisten geführt und vielerorts nur eine geringfügige und nicht zufriedenstellende Auslastung festgestellt. Dennoch werden solche Anlagen gebaut. Wirtschaftlich und nüchtern betrachtet handelt es sich aus unserer Sicht häufig um Fehlinvestitionen.

Wir wollen Sportorte schaffen, die auch tatsächlich genutzt werden – nicht nur von Jugendlichen, sondern von allen Generationen und Bevölkerungsgruppen. Dafür bieten wir Lösungen, mit einem ganzheitlichen Betreuungs-, Trainings- und Kommunikationskonzept. Für uns ist es aufgrund der Entwicklungen im Outdoor Fitness und Gesundheitsmarkt eine logische Konsequenz, diese Thematik neu zu denken, zu professionalisieren und letztlich auch umzusetzen.

Vandalismussicher und teilautark betreibbar: Der MyGreenestClub Tree Top von GainCube Solutions.
Vandalismussicher und teilautark betreibbar: Der MyGreenestClub Tree Top von GainCube Solutions. Bild: GainCube Solutions GmbH

Sportplatzwelt: Die Kommune muss also Personal für die Betreuung der Outdoor-Sportorte bereitstellen?
Grießer: Das ist eine Frage des Konzepts. Sollte Ja – müssen Nein. Bei heutigen Outdoor-Fitness-Anlagen stellen Kommunen die Fläche bzw. Infrastruktur sowie Geräte zur Verfügung und kümmern sich um die Instandhaltung der Anlage. Hinsichtlich der Betreuung stellt sich die Frage: Warum nicht mit gemeinnützigen Betreibern und/oder privaten Anbietern zusammenarbeiten? Das können Großsportvereine, kleinere Vereine vor Ort oder Fitnessstudios sein. Unter Umständen können sich auch mehrere Betreiber die Anlage teilen und Betreuungszeiten ähnlich der aktuellen zum Teil digitalen Sportstättenvergabe vergeben.

Viele unserer Konzepte und Lösungen – beispielsweise der MyGreenestClub – können aber auch 24/7 teilautark betrieben werden, ohne dass ständig Personal anwesend sein muss. Um das Angebot für künftige Nutzer jedoch so attraktiv wie möglich zu gestalten, empfehlen wir, eine persönliche Einweisung aller Nutzer ähnlich eines „Outdoor Fitness-Führerscheins“ durchzuführen und zumindest zeitweise Betreuer und Trainer hinzu zu buchen – beispielsweise aus den bereits genannten Kapazitäten der lokalen Verein oder dem örtlichen Fitnessstudio. Die Ausgaben hierfür lassen sich einfach gegenrechnen. Denn um neue Sportorte auch künftig zu attraktiven Bewegungssportorten zu machen, braucht es eine Betreuung, Interaktion und eine dauerhafte Community. Es sollte es einer Kommune wert sein, hier zu investieren und weitere Stakeholder aus dem Fitness- und Gesundheitsmarkt zu „umarmen, um mit öffentlichen Anlagen auch auf lange Sicht Bürgerinnen und Bürger zu inspirieren und zu aktivieren.

MyGreenestClub: Der nachhaltige, vernetzte Outdoor-Sportort der Zukunft.
MyGreenestClub: Der nachhaltige, vernetzte Outdoor-Sportort der Zukunft. Bild: GainCube Solutions GmbH

Sportplatzwelt: Welche Standorte im urbanen Raum eignen sich am besten für die Installation einer Outdoor-Fitness-Anlage? Worauf sollten Kommunen bei der Standortwahl achten?
Grießer: Das hängt natürlich in erster Linie von den örtlichen Gegebenheiten ab. Wir verfolgen mit unseren Konzepten verschiedene Ansätze:

Zum einen präferieren wir den maximalen „10 Minute Walking Rule“ – also Flächen, die von Personen schnell zu Fuß oder mit dem Rad erreicht werden können. Die Wissenschaft hat diese Regel bereits bestätigt. Potentielle Nutzer haben dann keine Ausrede mehr, den Sportort nicht in Anspruch nehmen zu können.

Zum anderen hängen mögliche Standorte von vorhandener Infrastruktur ab. Mögliche Flächen vorhandene Spielplätze, Neubaugebiete oder auch ausgewählte Park- und Grünanlagen. Hier können Areale für eine nachhaltige Bewegungsform geschaffen werden. So werden die Parks nicht mehr rein als Erholungsort genutzt, sondern erfahren durch durchdachte Trainingsareale in wunderschöner Umgebung ganz neue Aktivierungs- und Trainingspotenziale für Alle. Solche Grünflächen sind in jeder Kommune vorhanden. Ideal für die Aktivierung und Finanzierung eines solchen Projekts in neu zu entwickelnden, städtischen Grünanlagen sind beispielsweise Landes- und Bundesgartenschauen.

Zusätzlich bergen Outdoor Fitness Club-Anlagen auch in Sachen Sportstättensanierungsstau große Potenziale: hier haben wir eine Lösung, mit welcher wir im Umfeld maroder Sportstätten intelligente, moderne Bewegungsorte wie den MyGreenestClub schaffen und eine Trainingsfläche anbieten können, die beworben, aktiviert, betreut und von Profis sauber und sicher gehalten wird. So können alte Sport- und Bolzplätze zu modernen und vor allem nachhaltigen und ökologischen Bewegungsorte recycelt und umgestaltet werden. Solch marode Flächen – die wir übrigens in unserer neuen DARE-O App kartographieren und analysieren können – sind in jeder Stadt vorhanden.

Uns ist es wichtig mit neuen Outdoor-Sportorten und unseren Konzepten völlig neue Nutzergruppen zu aktivieren, zu begeistern, um dauerhaft Sport und Training zu betreiben.

Mobil und flexibel: Das Outdoor-Gym FITFINITY.
Mobil und flexibel: Das Outdoor-Gym FITFINITY. Bild: GainCube Solutions GmbH

Sportplatzwelt: Wie intensiv gestalten sich der Instandhaltungs- und Pflegeaufwand aus Sicht der Kommune?
Grießer: Der Aufwand ist nicht intensiver als es heutzutage bei vielen kleinen bestehenden Anlagen der Fall ist – wahrscheinlich sogar geringer. Ziel ist wie bereits erwähnt die Zusammenarbeit der Kommune mit einem Betreiber oder Konsortium, der die Anlage betreut und sich u.a. auch um die Sauberkeit und Sicherheit kümmert. Sportvereine haben in der Regel die nötige Erfahrung durch den Betrieb ihrer vereinseigenen Anlagen.

Auch bauseitig erleichtern unsere innovativen Outdoor-Fitness-Anlagen die Pflege und Instandhaltung: Es fliegen keine Holzschnitzel herum und dank der Umzäunung können Tiere wie z.B. Hunde nicht auf das Gelände gelangen. Des Weiteren erkennen wir durch den Einsatz moderner IT Ecosysteme, welches Gerät wie häufig genutzt wird und können z.B. Wartungsintervalle planen. Wir sind überzeugt, dass der Pflegeaufwand dadurch erheblich reduziert und effizienter gestaltet werden kann. Die Zusammenarbeit mit einem externen Betreiber kann die Kommune schlussendlich gänzlich von betrieblichen Aufgaben und der Haftung entkoppeln. Wir unterstützen Kommunen gerne bei der Gesamtplanung und Umsetzung bis hin zum erfolgreichen Betrieb.

Sportplatzwelt: Ein großes Problem öffentlich zugänglicher Anlagen ist häufig das Thema Vandalismus. Durch welche baulichen Lösungen versuchen Sie, Ihre Produkte möglichst sicher gegenüber Vandalismusschäden zu machen? Wie kann ich als Betreiber bzw. Kommune dafür sorgen, dass öffentlich zugängliche Fitness-Anlagen auch dauerhaft zu ihrem ursprünglichen Zweck genutzt werden?
Grießer: Das ist genau das Thema: Viele Kommunen sind der Ansicht, mit Calisthenics-Arealen, Skateparks und Bouldertürmen die Welt nachhaltig bewegungsaktivierend für viele Menschen gestalten zu können. Prinzipiell finde ich es gut, dass man in diesem Bereich versucht, etwas zu verändern. Schlussendlich bleibt es aber meist beim Versuch. Klassische Calisthenics-Anlagen aktivieren größtenteils nur einige Jugendliche – das aber auch nur, solange die Angebote vor Ort spannend bleiben.

Wir empfehlen einen professionellen Outdoor Fitness Club wie dem MyGreenestCub mit einer vandalismussicheren Umzäunung gepaart mit speziellem Acrylglas auf drei bis vier Metern Höhe zu umbauen. Die Anlage ist überkletterungssicher, verzinkt oder aus Edelstahl und kann bei Bedarf – etwa als Schutz vor Graffitis – speziell behandelt werden. Vor allem schützt der Aufbau vor einer mutwilligen Beschädigung der professionellen Outdoor Fitnessgeräte, die im Übrigen dem Standard der DIN EN 16630 entsprechen. Der Zutritt erfolgt über Drehkreuze bzw. Vereinzelungsanlagen, die mit einem digitalen Check-In-System via QR Code verknüpft sind. Weitere Ausstattung wie intelligente Beleuchtung und ein Datenschutzgrundverordnungskonformes Kamerasystem als Safety as a Service erhöhen die Sicherheit der Anlage noch einmal mehr. Weitere Bewegungsbausteine können in diese neue Sportstätteninfrastruktur mit ähnlichem Konzept integriert werden.

Ideal für Vereine und Fitnessstudios: Das temporäre PopUp Outdoor Gym von GainCube Solutions.
Ideal für Vereine und Fitnessstudios: Das temporäre PopUp Outdoor Gym von GainCube Solutions. Bild: GainCube Solutions GmbH

Sportplatzwelt: Eine weitere Frage, mit der sich Kommunen im Bezug auf die Errichtung öffentlich zugänglicher Sportanlagen häufig beschäftigen, ist die der Haftung. Wer zeichnet sich verantwortlich, sollte es im Trainingsbetrieb zu Verletzungen kommen?
Grießer: Wir haben hier ein völlig neues Konzept für Kommunen – sozusagen eine (R)Evolution der bisherigen Philosophie von Outdoor-Bewegungsorten.

Unsere Vision ist, dass eine Kommune die entsprechende Fläche und das Areal zur Verfügung stellt, den Betrieb und die Betreuung dann aber in die Hände eines oder mehrerer Betreiber gibt die eine ausgewiesene Expertise in der Betreuung und dem Training haben. Die Haftung wird auf die betreuten Trainingszeiten beschränkt. Abseits betreuter Trainingszeiten gilt die Hausordnung, wer die Anlage ohne Betreuung nutzen will, muss sich beim Check-In damit einverstanden erklären, dies eigenverantwortlich zu tun.

Sportplatzwelt: Worin unterscheiden sich die Produkte und Lösungen grundlegend von herkömmlichen Bewegungsparks? Warum sollte ein moderner Outdoor Fitness-Club „vernetzt“ sein?
Grießer: Die größten Unterschiede liegen wohl darin, dass unsere Anlagen konzeptionell von einem Expertenteam komplett durchdacht sind, betreut werden und vollständig vernetzt werden. Wir haben beobachtet, dass die Auslastung der meisten heutigen Bewegungsorten gering ist und diese nur sporadisch genutzt werden – auch wenn viele Kommunen das anders sehen. Die Aktivierung erfolgt insbesondere über digitale, mediale und nachhaltige Kommunikations-Maßnahmen: Eine Vorankündigung, regelmäßige Online-Berichterstattung, eine eigene Website, digitale Buchungssysteme für Nutzer, Trainer und Betreuer – das alles sind Themen, die eine langfristige und nachhaltige Aktivierung potenzieller Nutzer ermöglichen. Bei klassischen Anlagen wissen nur die wenigsten der potentiellen Nutzerinnen und Nutzer, wo sich die Bewegungsorte überhaupt befinden, geschweige denn welche Übungen dort durchgeführt werden können. Der größte Vorteil unserer Lösungen ist, dass wir alle bestehenden Aktivierungsmöglichkeiten nachhaltig und erfolgreich aus einer Hand realisieren und auf langjährige Erfahrungen aus der Fitness-, IT und Gesundheitsindustrie verfügen.

Ohne Vernetzung, ohne ein adäquates, dauerhaftes, intelligentes Marketing und Social Media läuft heute nichts mehr.

Wir wollen neue Sportorte schaffen, die Bewegung zum Erlebnis machen und keine Orte schaffen, die da sind, weil sie halt da sind. Wir wollen Sportorte schaffen, die aktiv genutzt werden und an denen auch Ergebnisse professionell dokumentiert werden können. Apropos Ergebnisse dokumentieren: Wir können dank unseres Konzeptes sehr leicht festhalten, wie intensiv die Anlagen genutzt und welche Übungen an welchen Geräten am meisten durchgeführt werden – selbstverständlich alles im Einklang mit dem Kunden und der Datenschutzgrundverordnung. Wir wollen unsere Projekte zudem universitär begleiten lassen, um erstmals wissenschaftlich validierte Ergebnisse in diesem Bereich zu erhalten und das nicht nur über Befragungen. (Sportplatzwelt, 11.10.2021)

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